Ein Beitrag von Chicamabel
Süd-Lombok, der „wilde Westen“ Indonesiens?
Seit 17 Jahren reise ich immer wieder durch Südostasien, vor allem Indonesien.
Vor kurzem habe ich Lombok zum zweiten Mal und diesmal intensiver bereist. Fasziniert hat uns vor allem die wilde Schönheit von Süd-Lombok. Solche Traumstrände kann man in Bali lange suchen. Und die Landschaft ist dazu noch relativ unberührt.

Noch mehr Tipps zu Lombok gibt es in dem großartigen Lombok-Inselguide von Home is where your Bag is. Dieser Reiseführer ist mit 280 Seiten der perfekte Begleiter für deine Lombok-Reise und versorgt dich mit vielen Geheimtipps fernab der bekannten Ziele, z.B. die „Secret Gilis“.
Unglaublich erschien uns, dass sich der Tourismus noch nicht allzu stark entwickelt ist.
Nach vielen Gesprächen mit Einheimischen sowie Expats und einigen Erlebnissen wurden uns manche Stolperfallen und Gefahren bewusst, vor denen ich in diesem Beitrag zukünftige Lombok-Reisende warnen möchte.
Bei einigen Reiseführern gibt es Hinweise darauf, bei manchen leider bis jetzt noch nicht.
Vorweg: Das Klischee der bösen Anderen
Wenn du in Bali unterwegs bist, wirst du immer wieder irgendwelche Horrorgeschichten über die Menschen der benachbarten Inseln hören: In Bali sei es absolut sicher, während die Javaner die schlimmsten Diebe seien. In Lombok gibt es haufenweise Malaria, es würden einem die Hände abgehackt oder dergleichen Unfug.
→ 6 Irrtümer über Lombok, die endlich geklärt werden müssen
Balinesen werden so etwas behaupten, obwohl sie noch nie ihre Insel verlassen haben und viele Westler werden ihnen aufgrund eigener Vorurteile zustimmen.
Dabei weiß jeder, der zum Beispiel in Java oder Sumatra war, dass man sehr sicher unterwegs ist (auch und insbesondere alleine als Frau), dass die Menschen sehr freundlich sind und die Gastfreundschaft noch meist unverdorben und unkommerziell ist.
Südostasien gilt unter Reisenden im Allgemeinen als ziemlich sicher. Lombok wiederum scheint für mich als Indonesienreisende etwas aus der Reihe zu tanzen.
Deshalb hier zwei Punkte vor denen Lombokreisende gewarnt sein sollten:
Schwermetallverseuchung auf Lombok

Weite Gebiete in Südwest-Lombok sind durch den illegalen Goldabbau verseucht, da die Menschen mit den Chemikalien, die für den Goldabbau eingesetzt werden, nicht umzugehen wissen.
Die Arbeiter tragen selten Masken und lassen das Quecksilber offen ausdampfen. Das dieser Vorgang gesundheitliche Folgen haben wird, ist vermutlich jedem bewusst – außer den Arbeitern selber!
Außerdem werden quecksilber- und zyanidhaltige Abwässer direkt auf die Felder oder in die Bäche am Straßenrand geschüttet, von wo sie dann in die Buchten gelangen und dort die Fische vergiften.
Die Kinder spielen in den verseuchten Tümpeln. Tiere wie Hühner und Kühe trinken daraus. Reis und Gemüse wächst auf den gleichen Feldern.
Parallel kommen – offenbar völlig unwissend – immer mehr Touristen in diese wunderschöne Gegend in Süd-Lombok ohne sich der gesundheitlichen Risiken bewusst zu sein.
Manche dieser kleinen Betriebe praktizieren Goldabbau direkt am Straßenrand. Man kann die Dämpfe beim Vorbeifahren auf dem Moped quasi direkt einatmen.
Oder die Chemikalien kommen später durch den Wind und die Niederschläge wo anders wieder runter.
Das Problem an der Sache: Man weiß nicht, woher die landwirtschaftlichen Erzeugnisse stammen, die man während seiner Reise konsumiert, oder wo genau das Trinkwasser abgefüllt wird.
In noch größerem Ausmaß wird Gold in den Bergen abgebaut – wo man es nicht sieht – und auch hier werden die Chemikalien direkt in die Bäche geschüttet. Diese führen zu den Buchten, in denen die Touristen schwimmen. Durch die kontaminierten Fische im Meer gelangen die Schwermetalle zusätzlich in die Nahrungskette.
Ähnlich fatale Entwicklungen hat es in Indonesien bereits an anderen Orten gegeben. Zum Beispiel in Kalimantan, wo die Goldminen bereits zu derartigen Verwüstungen der Landschaft geführt haben, dass ganze Gebiete heute als weiße Flecken auf Google Maps zu erkennen sind und die illegalen Goldgräber-Aktivitäten sich sogar bis ins Tanjung Puting Nationalpark erstrecken.
Betroffen sind vor allem die Gebiete der Halbinsel rund um Sekotong, Lembar und entlang der Küste bei den südlichen Gilis bis Are Guling – aber wie wir festgestellt haben auch direkt bis nach Kuta.
Allein auf der kurzen Strecke zwischen Are Guling und Kuta haben wir mindestens sieben solcher (eigentlich illegalen, aber dennoch offen am Straßenrand gelegenen) „Goldwäschereien“ gesehen.
Selbst der Laundry-Service neben unserer Unterkunft auf der Zufahrtsstraße zu Kuta hatte im Hinterhof eine kleine Goldwäscherei aufgebaut.
Doch es gibt Hoffnung: Im Zuge des riesigen Mandalika Projektes im Süden von Lombok hat der Präsident Jakowi angekündigt, die Goldmienen schließen zu lassen.
Das Thema ist zu schwerwiegend um in einem kurzen Artikel behandelt zu werden. Bitte deshalb unter folgenden Links weiter zu lesen:
- A Travellers Journey
- BBC
- The Australian (funktioniert nur mit Chrome)
- NY Times
- SMH
- Tripadvisor
Kriminalität auf Lombok
Auf Lombok wirst du meistens freundlichen Menschen begegnen. Wir haben hier selber einige tolle Freundschaften schließen dürfen. Aber ein paar Warnungen sollten an dieser Stelle ausgesprochen werden:
Die meisten Reisenden machen oftmals die ersten unschönen Erfahrungen bei der Ankunft am Hafen von Lombok mit (für Indonesien) ungewöhnlich aggressiven Schleppern und unehrlichen Minibusfahrern.
Manche Indonesien-Kenner bezeichnen Lombok (vor allem Süd-Lombok) als den „Wilden Westen Indonesiens“.
So ist es uns zum ersten Mal bei einer Reise in Indonesien passiert, dass man uns davor gewarnt hat unser Motorrad (auch tagsüber) unbewacht irgendwo in Süd-Lombok abzustellen.
Oder dass wir nach Einbruch der Dunkelheit nicht aus Kuta rausfahren sollten und möglichst wieder zurück im Hotel sein sollten.
Offenbar sind Motorraddiebstähle sehr häufig, wobei wohl manch ein Verleiher selbst das eigene Motorrad verschwinden lässt. Es gibt dazu Erfahrungsberichte und Warnungen auf TripAdvisor und in Reisebüchern.
→ Roller geklaut in Indonesien: Was nun?
Erschreckender sind bewaffnete Raubüberfälle, die sogar tagsüber vorkommen können, teilweise durch künstliche Straßensperren und seitens mit Macheten bewaffneten Männern.
Ein Guesthouse-Besitzer aus Gerupuk berichtete uns, dass vor einigen Jahren eine große Gruppe bewaffneter Männer ein Hotel überfallen, alle Gäste festgebunden und ausgeraubt hätte. Allerdings konnte ich diesen Vorfall nicht in der Presse finden.
Andererseits ist anzunehmen, dass nicht alle Vorfälle in die Presse oder die Statistik der Polizei gelangen werden. Die Regierung möchte um jeden Preis den Tourismus in dieser Region ankurbeln und hat deshalb wohl auch in den letzten Jahren die Polizeipräsenz aufgrund solcher Vorkommen in der Umgebung von Kuta verstärkt, weshalb die Vorfälle wohl auch schon deutlich zurückgegangen sein sollen.
Dennoch sind z.B. in 2015 bei einem Raubüberfall ein Motorradfahrer von Banditen mit Macheten übel zugerichtet worden (siehe The Intertia) und ein deutsch-britisches Pärchen wurde bei einem Tempelbesuch tagsüber von einer Gruppe von Männern überfallen und mit Stöcken verprügelt (siehe Lonely Planet).
Während unseres Aufenthalts im Dezember 2017 haben wir persönlich zwei Vorfälle mitbekommen. Die zusätzliche zwei Situationen stammen von Indojunkie Lesern, die ihre Erfahrungen nach Veröffentlichung dieses Artikels geteilt haben.
1) Ein deutsches Pärchen – unsere Nachbarn in der Unterkunft – liehen Surfboards aus und sollten einen Schaden bezahlen, den sie nicht verursacht haben. Solche Betrugsversuche haben wir auch in Bali erlebt. Aber einer der jungen Männer hat wohl mit einer Stange angefangen auf die beiden einzuschlagen, als sie sich weigerten zu zahlen. Die Polizei zu rufen wurde ihnen von anderen Anwesenden abgeraten, da sonst „Eskalationen“ zu erwarten sei.
2) Eines frühen Morgens haben wir ein schreckliches Geschrei gehört und sind alle zur Straße gerannt. Eine einheimische Frau wurde von zwei jungen Männern offenbar den gesamten Weg auf ihrem Motorrad verfolgt und gerade vor unserer Unterkunft in Kuta ausgeraubt. Als wir angerannt kamen, sind die Räuber gerade weg. Die Eigentümerin unserer Unterkunft ist dann sofort wieder zurück gerannt. Später hat sie erzählt, dass es sich um einen Ablenkungsmanöver hätte handeln können um ihre Unterkunft auszurauben, sowas käme vor.
3) Zwei Surfer wurden früh morgens um 6 Uhr im Hellen auf dem eignen Roller mit Macheten überfallen. Der Roller wurde den beiden abgezogen, den sie dem Besitzer ersetzen mussten. Auch wenn die Polizei den Roller nicht wieder besorgen konnte, haben sie Anzeige erstattet, damit es wenigstens in den Statistiken auftaucht. Die Locals in Gerupuk waren stinksauer über den Vorfall, da sie wissen, dass sie auf den Surftourismus angewiesen sind.
4) Am helllichten Tage wurde einer jungen Frau im Süden von Lombok beim Rollerfahren mit der Machete eine Tasche vom Rücken geschnitten, was dazu führte, dass die junge Frau stürzte. Eine leichte Schnittwunde blieb am Rücken zurück und die Tasche war natürlich weg. Gottseidank ist ihr nicht mehr passiert!
In manchen Reiseforen wird das Thema Kriminalität in Lombok viel diskutiert.
Für manche liegen die Gründe für die Gewaltbereitschaft an Armut, einer hohen Arbeitslosigkeit und einer großen Anzahl von ungebildeten jungen Menschen, von denen nicht wenige drogenabhängig seien.
Ich kann dazu aus eigener Erfahrung wenig sagen, aber Plakate zur Bekämpfung von Drogen sieht man zumindest überall in Kuta und Lombok.
Oftmals soll es sich auch bei Überfällen um Banden aus dem Landesinneren handeln, die nicht vom Tourismus leben, aber auch ein Stück von der Torte abhaben wollen.
Im Allgemeinen fand ich – als langjährige Indonesienreisende – die Sicherheitssituation in Lombok ungewöhnlich, da ich solchen Zuständen sonst nirgendwo in Indonesien (bis jetzt) begegnet bin.
Zwar nimmt die Kriminalität in Bali auch immer weiter zu. Aber das ist, nach mehr als 40 Jahren relativ unkontrolliertem Massentourismus und unendlichem Hype der Insel, nicht anders zu erwarten.
Fazit: Schattenseiten von Lombok
Generell scheint die am stärksten entwickelte Gegend rund um Senggigi am sichersten für Touristen zu sein.
Mein Tipp für diejenigen, die dennoch Süd-Lomboks zugegebenermaßen herrliche Strände gesehen haben wollen:
Um die Strände westlich sowie östlich von Kuta zu erreichen, muss man mit dem Motorrad relativ menschenleere Straßen entlangfahren. Umso entlegener, um so gefährlicher kann es sein (vor allem wohl die Gegend bei Ekas). Am besten das Motorrad direkt bei der Unterkunft leihen und nur tagsüber und wenn möglich mit anderen Touristen in Gruppen fahren.
Bezüglich des Essens und der gefährlichen Dämpfe durch den illegalen Goldabbau bleibt jedoch das Risiko weiterhin bestehen und ist schwer zu vermeiden.
Kontaminiertes Land lässt sich kaum noch rehabilitieren und langfristig könnte die Problematik das Aus für Süd-Lomboks touristische Entwicklung bedeuten.
Nach meiner Meinung werden die Behörden wiederum nur dann etwas dagegen tun, wenn erstens die Problematik genügend bekannt wird und zweitens die Touristenzahlen anfangen einzubrechen.
Wer also lieber auf Nummer sicher gehen will, muss nicht traurig sein: Indonesien hat noch ein paar tausend andere Inseln zu bieten.
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