Im August 2018 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,9 Lombok. Über 500 Menschen verloren ihr Leben, knapp 400.000 musste von ihrem Zuhause flüchten, über 80.000 Gebäude wurden beschädigt. So kannst du helfen!
Was ist beim Erdbeben auf Lombok passiert?
Am 5. August 2018 gegen 20 Uhr erschütterte ein schweres Erdbeben mit der Stärke von 6,9 den Nordosten der indonesischen Insel Lombok. Die indonesische Regierung gab eine Tsunami-Warnung heraus, die jedoch kurze Zeit später wieder aufgehoben wurde. Bereits eine Woche vorher (am 29. Juli) gab es ein Erdbeben der Stärke 6.4 auf Lombok.
Das Zentrum der Erschütterung (Epizentrum) des Erdbeben vom 5. August lag circa 18 Kilometer im Nordosten der Insel in 15 Kilometern Tiefe. Es folgten unzählige Nachbeben, der Norden war besonders schwer betroffen.
Der Süden blieb weitestgehend unversehrt. Die Zahl der Todesopfer liegt derzeit bei über 500. Die meisten davon starben durch herunterfallende Trümmerteile, hinzu kommen Tausende Verletzte. In einigen Teilen von Lombok wurden unzählige Häuser zerstört. Mehr als 80.000 Menschen haben ihr Zuhause verloren.
Das Beben war auch auf den Nachbarinseln Bali und Java zu spüren. Hunderte Urlauber wurden von den kleinen Gili Inseln evakuiert und zur Hauptinsel gebracht.
Das Auswärtige Amt hat eine Empfehlung ausgesprochen Lombok und die Gili Inseln erstmal zu meiden – aber nicht aufgrund weiterer Erdbeben, sondern aufgrund der zerstörten Infrastruktur vor Ort.
Wenn du auf YouTube „Earthquake Lombok 2018“ eingibst, kannst du Szenen des Erdbeben sehen. Wir haben es „nur“ auf Bali am eigenen Leib gespürt und das war schon wahnsinnig beängstigend. Ansonsten blieb Bali relativ unversehrt und es besteht keine (!) Reisewarnung für die beliebte Urlaubsinsel.
Wichtig ist jetzt vor allem, dass wir den Menschen auf Lombok helfen. Und das können wir am besten mit Geld. Die Menschen leben derzeit noch in Notunterkünften. Da sie keine Küchen haben, fehlt es ihnen an Essen und Trinken. Aber auch Kleidung und Hygieneartikel werden gebraucht.
Lasst uns gemeinsam etwas bewegen und den Menschen auf Lombok helfen, indem wir an eines der unten aufgeführten NGOs einen Beitrag spenden.
Die offizielle Bilanz der Erdbeben auf Lombok
Stand: 29. August 2018
– 396.032 Menschen musste von ihrem Zuhause fliehen
– 560 Menschen sind gestorben
– 83.392 Häuser wurden beschädigt
Quelle: Bali Mount Agung and Lombok earthquake Evacuees



FAQ für Reisende: Wie sicher ist Lombok?
(Quelle u.a. Facebook Gruppe Indonesien Backpacking)
Grundsätzlich ja. Wichtig zu wissen ist, dass über 500 Menschen auf Lombok wegen des Bebens gestorben sind. Dies betrifft allerdings nicht alle Regionen. Im Süden ist das Leben und die Situation absolut normal; es gab kaum bis keine Schäden.
Wenn du also derzeit nach Lombok gehst, reist du offiziell in eine Art Katastrophengebiet. Du wirst davon aber nicht überall etwas merken.
Lombok braucht gerade in Situationen wie jetzt den Tourismus (und die Einnahmen daraus).
Wird es weitere Erdbeben geben?
Leider kann das niemand so genau sagen. Erdbeben sind sehr schwer vorherzusehen. Mehr zur Erdbebenproblematik in Indonesien kannst du hier nachlesen.
Ist der Flughafen in Lombok geöffnet?
Derzeit gibt es keine Beeinträchtigungen im Flugverkehr auf Lombok.
Sollte ich derzeit auf die Gilis fahren?
Die drei Gilis im Nord-Westen Lomboks (Air, Meno und Trawangan) wurden am Tag nach dem Erdbeben evakuiert (siehe dieses Video). Tausende Menschen verbrachten die Nacht im Freien auf dem höchsten Punkt der Insel. Seit dem 6. August gibt es zudem eine Reiseempfehlung vom Auswärtigen Amt, die von nicht erforderlichen Reisen auf die Gili Inseln abrät.
Mittlerweile sind jedoch wieder einige Unterkünfte und Restaurants geöffnet. Wenn du die Gilis so ruhig wie schon lange nicht mehr erleben möchtest, dann wäre jetzt deine Chance. Welche Unterkünfte auf den Gilis wieder geöffnet sind, kannst du hier nachlesen.
Kann ich nach Bali kommen?
Ja. Das Leben auf Bali läuft ganz normal weiter. Es gab vereinzelt leichte Schäden. Bali ist aber nicht wirklich betroffen, auch wenn das Beben stärker war, als es in dieser Erdbeben-Region ohnehin üblich ist.
Folgend findest du ein offizielles Schreiben aus Indonesien vom 12. August 2018.
Hilfe für Erdbebenopfer auf Lombok
Lombok ist mittlerweile stark vom Tourismus abhängig. Derzeit ist Hochsaison. Man kann sich gar nicht vorstellen, in welcher Situation sich nun Tausende Familien auf Lombok befinden: Sie haben ihre Häuser verloren, ihre Einkommensquelle und eventuell sogar Familienmitglieder.
Als Tourist haben wir von der Schönheit Lomboks profitiert. Von den wunderschönen Stränden, den tollen Surfbedingungen und dem faszinierenden Rinjani Nationalpark. Jetzt liegt es an uns etwas zurückzugeben.
Frank Seidel, Gründer von wegweiser-freiwilligenarbeit.com, hat Erfahrung mit Krisensituationen und empfiehlt:
Jetzt spenden, später helfen … aber richtig!
Denn wer nach dem Erdbeben in Lombok sofort in den Flieger steigen und helfen möchte, der sollte bedenken: In solch einer Notsituation werden ausschließlich ausgebildete Fachkräfte gebraucht, die genau wissen, was zu tun ist. Wer keine Erfahrung in Katastrophen-Hilfe hat und nur mit gutem Willen helfen möchte, der steht unter Umständen sogar im Weg herum oder verbraucht Lebensmittel und Trinkwasser, die in diesem Fall dringender woanders gebraucht werden.
Besser spendet man in diesem Fall Geld an anerkannte Hilfsorganisationen, die für diese Krisen-Situationen geschult sind und in der Lage sind, das Geld kurzfristig in konkrete Hilfe umzusetzen. Einige Empfehlungen findest du am Ende des Artikels

Geld und Sachspenden vor Ort
Jeder Rupiah wird derzeit auf der Insel gebraucht. Wenn du dich vor Ort auf Bali oder Lombok befindest, informiere dich, wo du dein Geld Cash abgeben kannst.
Folgende Läden kennen wir persönlich und können sie empfehlen. Bitte kommentiert den Artikel mit weiteren „sicheren“ Adressen, wo Reisende ihre Spendengelder vor Ort abgeben können.
Bali
- Desa Seni Yoga, Berawa
- Samadi Bali, Pererenan
- Luigi’s Hot Pizza, Batu Bolong
- Bali Fitness Village, Jimbaran
- GEO Coffee Bali, Kerobakan
Lombok
- Pipe Dream Hotel
- Palate
- Orchard Bar & Restaurant
- Kura Kura Surfcamp
Online-Überweisung nach Lombok
Folgend findest du ein paar seriöse Adressen für deine Erdbeben-Spende! Jeder Rupiah hilft!
1 | Kura Kura Surfcamp
Die Crew des Surfcamps sammelt Spenden, um Notübergangsunterkünfte für die Regenzeit zu errichten. Außerdem schicken die Köpfe hinter dem Kura Kura Surfcamp regelmäßig Updates via Newsletter raus. Absolut empfehlenswert. Sie arbeiten auch zusammen mit Dome Lombok, die „earth bag housing“ errichten. Mehr dazu hier.
Kura Kura Surf Camp
IBAN DE17 7001 1110 6050 6569 32
BIC: DEKTDE7GXXX
Betreff: Earthquake

2 | GoFundMe Kampagne von Lombok ForgottenChildren
Derzeit läuft eine Go Fund Me Spendenkampagne von Lombok Forgotten Children. Dort kann man relativ einfach eine Spende für Erdbebenopfer durchführen. Die Kampagne wurde uns mehrfach empfohlen. Endri soll super vertrauenswürdig sein!


3 | GoFundMe Kampagne Earthquake Relief for Lombok
Eine weitere Go Fund Me Kampagne findest du unter Earthquake Relief for Lombok. Auch hier steckt Endri hinter. Demnach ist die Kampagne genauso zu empfehlen.


4 | Anak Oasis
Das Bildungsprojekt befindet sich in der Ortschaft Jagaraga, einem sehr armen Dorf von Lombok. Durch das Erdbeben ist vor allem die WG für die Jugendlichen zerstört worden. Auch im Dorf haben viele Familien das Wenige, das sie besaßen, durch das Erdbeben verloren. Unterstützen kannst du die NGO über deren Webseite.


5 | Genius Gili Trawangan
Auch die Gili Inseln wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Laden „Genius Gili Trawangan“ ist eine gute Adresse, wenn du vor allen den Familien der Gilis helfen möchtest! Geld kannst du über das österreichische Konto „Soforthilfe für Lombok“ überweisen. Über Facebook kannst du verfolgen, was mit deinem Geld passiert. Die Crew leistet eine tolle Arbeit.
Soforthilfe für Lombok
IBAN: AT07 3477 0000 0571 7061
BIC: RZOOAT2L770


6 | Pituq Community Foundation
Die NGO geht in die Camps und versorgt die Menschen, die es am härtesten getroffen haben. Alle spenden kommen 100% bei den Bedürftigen an!
Spenden kannst du direkt über PayPal: [email protected]. Mehr Infos gibt es auf Facebook.
Wer kein PayPal hat kann auch an das deutsche Konto von Sophia überweisen. Sie ist Teil unserer Indojunkies Community und eine gute Freundin der Gründerin von Pituq und wird das Geld an die NGO weiterleiten.
Frankfurter Sparkasse
Anne-Sophia Sopp
IBAN: DE81 5005 0201 1202 2877 84
BIC: HELADEF1822


7 | Verein: Ein Stern für Lombok
Niluh, die gute Seele vor Ort, managed das Projekt seit vielen Jahren. Beim Erdbeben hat sie ihr Haus verloren und schläft nun, wie so viele andere, im Zelt. Die Spenden für „Ein Stern für Lombok“ sind natürlich nicht nur für Niluh persönlich, sondern auch für viele andere Familien vor Ort. Spenden kannst du an folgende Kontonummer:
Verein ein Stern für Lombok e. V.
IBAN: DE31513900000070877805
BIC: VBMHDE5F
Verwendungszweck: „Spende 05.08.“
Vielleicht hast du ja auch Lust, ein Fördermitglied im Verein zu werden?


8 | Futura Indonesia®-Bildung für eine bessere Zukunft
Futura Indonesia® e.V. Frankfurt, betreibt auf der indonesischen Insel Lombok eine kostenlose Montessori- Einrichtung für Kinder aus der armen Bevölkerung. Ziel: Die Bildung und Zukunftschancen dieser Kinder nachhaltig zu verbessern. Auf die Kinder von Futura Indonesia sind von dem schweren Erdbeben auf Lombok betroffen. Für sie und ihre Familien werden vor allem Nahrungsmittel, Wasser und Decken benötigt. Helfen kannst du über betterplace.org.


9 | Gili Eco Trust
Die NGO kümmert sich um Tiere der Insel (Pferde, Katzen, Kühe und Ziegen), um Medikamente für die Menschen vor Ort und um den Wiederaufbau beschädigter Gebäude. Mehr Infos auf gilliecotrust.com. Du kannst u.a. via PayPal an [email protected] deine Spende senden.

10 | Peduli Anak Foundation
Die Stiftung kümmert sich um benachteiligte Kindern auf Lombok. Ihre Einrichtung wurden schwer von dem Erdbeben getroffen. Das Gebäude war der Unterschlupf von 80 Straßenkindern. Spenden kannst du via Banküberweisung über pedulianak.org.

11 | Help4Lombok
Ni-Made hat selbst mehrere Jahre auf Lombok gelebt und hilft nun von Deutschland aus. Auf der Facebookseite von Help4Lombok kannst du dich informieren, wohin dein Geld fließen wird. Über Facebook finden u.a. tolle Versteigerungen statt, dessen Geld direkt an Lombok geht. Super kreativ. Daumen hoch dafür!
Waidler helfen e.V.
Verwendungszweck: Lombok
VR GenoBank DonauWald eG
IBAN: DE53 7419 0000 0002 7250 37
BIC: GENODEF1DGV

12 | Bali Mount Agung and Lombok earthquake Evacuees
Das Team konzentriert sich auf die Lieferlogistik für all das, was im gegenwärtigen Moment am meistens gebraucht wird. Auf Facebook kannst du die Aktionen des Teams verfolgen.

13 | Dream Catcher Camp
Das Team vom Dream Catcher Camp unterstützt mit selbstgebauten transportablen Bambus-Hütten die Menschen ohne Dach übern Kopf. Ansprechpartner: Sam von Flüe. Über die Facebookseite des Dream Catcher Camp kannst du ihnen bei ihrem Vorhaben folgen. Spenden kannst du direkt über PayPal. In diesem Post erfährst du mehr Details. Wir selber haben das Team mit 100 Euro unterstützt.
Es gibt noch unzählige weitere NGOs, die vor Ort helfen. Wenn wir noch jemanden hier aufführen können, bitte Kurzinfo in den Kommentaren!
Hilfe vor Ort von Fachkräften
Gesucht werden vor allem medizinische Kräfte wie Ärzte, Krankenpfleger oder Kinderbetreuung. Die indonesische Regierung hat egal mit welchem Visum man eingereist ist, für die helfenden Menschen, das Arbeitsverbot aufgehoben. Inwiefern man dann eine Art Bescheinigung von der Imigrasi braucht wurde bisher noch nicht kommuniziert.
Ein guter Kontakt für Hilfe vor Ort ist u.a. das Yayasan Team Action Amed.
Interview mit Dr. Wolfgang Lenhardt
Im folgenden findest du das Interview mit Dr. Wolfgang Lenhardt, Leiter der Abteilung Geophysik an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien.
Was genau ist bei dem Erdbeben auf Lombok passiert?
Ein Erdbeben entsteht durch mehrere Erdplatten, die aufeinander stoßen. In diesem Fall handelt es sich um eine sogenannte Subduktion aus dem Süden, die bereits seit vielen Millionen Jahren zugange ist. Bei dem Sumatra Erdbeben im Jahr 2004 hatten wir dies aus dem Südwesten.
Das grundsätzliche Problem in dieser Region ist, dass die indonesischen Inseln separiert sind. Sie sind entstanden durch eben dieses Zusammentreffen der Platten. Und deshalb hat man in dieser Region sehr oft sowohl Vulkanismus als auch Erdbeben zu erwarten.
Welche Regionen sind besonders betroffen?
Der gesamte Bereich von den Andamanen über Sumatra, Java und Bali bis nach Neuseeland. Das ist ein Bereich, der ständig von solchen Beben betroffen ist. Ein Erdbeben mit einer Magnitude von 7, wie wir es in Lombok hatten, tritt in Indonesien praktisch einmal im Jahr auf.
Zum Glück trifft es oft Bereiche, wo nur das Meer davon betroffen ist. Das kann aber auch zu Tsunamis führen und damit sind auch wieder die Inseln betroffen.
Im Fall von Sumatra beispielsweise ist die Insel relativ groß und auch die Bereiche, wo die Platten aufeinander treffen. Das macht es seit Jahrtausenden schon sehr problematisch. Es gab viele Beben in der längeren Vergangenheit und Hinweise, dass es da immer wieder Aktivität gegeben hat. Nach dem Verständnis der Plattentektonik ist das auch klar.
Im Fall von Lombok war das Festland selber betroffen.
Erdbeben in dieser Stärke sind also einmal pro Jahr ganz normal?
Ja. Es gibt nur starke Unterschiede darin, welche Effekte das Beben an der Erdoberfläche erzeugt.
Wenn so ein Beben von Magnitude 7 in achtzig Kilometern Tiefe stattfindet und nicht in zehn oder fünfzehn Kilometern, dann ist der Effekt an der Erdoberfläche viel geringer.
In diesem Fall fand das Beben in rund 15 Kilometern Tiefe statt. Und zwar auf der Sunda Seite, dadurch ist es etwas glimpflicher ausgegangen, als wenn es ein Stückchen südlicher passiert wäre. Dann wäre die Insel sowohl von der südlichen als auch von der nördlichen Seite betroffen gewesen. Und auch noch andere Regionen, weil der Tsunami dann vermutlich auch größer gewesen wäre. Denn diesmal ist ja kaum ein Tsunami aufgetreten, es wurde eine Welle mit gerade mal 15 Zentimetern gemessen. Das ist verkraftbar, aber in dem Moment, in dem das einen halben Meter übersteigt, kann das schon lebensgefährlich sein.
Wie sollte man sich als Reisender verhalten, wenn man ein Beben spürt?
In diesen Regionen sollte man sich auf jeden Fall auf höhere Punkte auf der Insel begeben, normalerweise sind die auch ausgeschildert. Ich kenne das von Mexiko oder von Chile, da steht am Strand oder in der nächsten Straße ist ein Schild mit der Evakuierungsroute, der sollte man folgen. Das führt dann bergauf und damit ist man vor einem Tsunami geschützt.
Der Tsunami ist meist die größere Gefahr als das Erdbeben selbst. Denn oft sind die Bereiche des Erdbebens nicht ganz so dicht besiedelt. Ganz anders sah es bei dem Erdbeben in Haiti 2010 aus, da fand das Erdbeben ganz in der Nähe der Hauptstadt Port-au-Prince statt. Bei diesem furchtbaren Erdbeben mit derselben Magnitude wie im Fall Lombok sind 200.000 Menschen ums Leben gekommen.
Weshalb gab es damals so viele Opfer in Haiti?
Sicherlich, weil das Epizentrum nahe der Hauptstadt lag. Trotzdem war die Zahl der Opfer erschreckend. Das hatte sicherlich auch mit der Bauweise zu tun. Man kann sich vor so einem Beben mit einer guten Bauweise schützen. Es hängt aber von den jeweiligen Behörden ab, inwieweit das umgesetzt wird.
Eine Orientierung können Erdbebengefährdungskarten geben, die weltweit veröffentlicht werden. Wir arbeiten laufend an der Aktualisierung dieser Karten. Es ist ein sehr großer Aufwand, alte Daten aus Erdbeben zu evaluieren und diese auf den heutigen Kontext zu übertragen.
Sollte man Touristen mehr auf die Gefahren von Erdbeben hinweisen?
Grundsätzlich sollte bei der Buchung oder bei der Beratung durch Reiseunternehmen ein Beiblatt mit den Gefahren für das jeweilige Reiseland herausgegeben werden. Nur – wenn man ein Beiblatt mit den Gefahren für Indonesien herausgeben würde, dann fährt da keiner mehr hin.
Und genauso sieht es auch in anderen Ländern aus. Es gibt ja nicht nur Erdbeben und Vulkanausbrüche, sondern auch Hurricanes und große Wirbelstürme. In Mexiko ist es zum Beispiel im Oktober nicht verwunderlich, dass ein Hurricane auftritt. Damit muss man rechnen. Und viele Reiseunternehmen bieten dann in diesem Zeitraum auch günstigere Reisen an, weil einige Leute schon wissen, dass es eher keine gute Zeit ist dahin zu fahren.
Lässt sich ein Erdbeben vorhersagen?
Es ist sehr schwierig, ein Erdbeben vorherzusagen. Das kommt von der geringen Geschwindigkeit der Plattenbewegung. Die Platten bewegen sich mit einem Zentimeter pro Jahr. Eine Wetterfront bewegt sich mit rund 10 Kilometern pro Stunde.
Bei Wetterfronten kann man grob vorhersagen, was passiert in 24 Stunden und was passiert in 48 Stunden. Bei Erdbeben erstreckt sich so ein Zeitraum auf Millionen von Jahren. Was hat sich da für Energie angestaut und wann wird sie freigesetzt?
Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 55 Prozent, dass in San Francisco in den nächsten 20 Jahren ein Erdbeben der Stärke 7 auftritt. Mit dieser Information kann niemand etwas anfangen. Wir beobachten zwar diese kleinen Bewegungen und in der Summe ergeben die ein ganz gutes Bild. Aber das bedeutet nicht, dass das morgen passiert. Es kann in zwei Wochen ein Erdbeben geben, aber auch in 287 oder in 2000 Jahren.
Man kann jetzt nicht die Bevölkerung von Los Angeles evakuieren, nur weil es dort schon so lange kein Erdbeben mit der Stärke 7 mehr gegeben hat. Zum Glück sind diese Bewegungen in der Erdkruste sehr sehr langsam, sonst würde das sehr viel öfter passieren.
Kann man sagen, dass normalerweise ein gewisser Zeitraum zwischen zwei Beben liegt?
Nur im Durchschnitt. Und weil solche Ereignisse hundertjährlich oder tausend jährlich auftreten, sind die Abstände dermaßen groß, dass man nicht sagen kann, dass es in drei Wochen oder sechs Monaten wieder passieren wird. Das geht nicht. So ein Bruchvorgang ist extrem komplex. Grundsätzlich kennen Experten fast alle Parameter, mir fällt keiner ein, den ich nicht kenne. Aber dadurch, dass sich diese Parameter entlang der Bruchfläche ständig verändern – räumlich und zeitlich – und den kurzen Zeitraum, den wir durch die messtechnischen Erfassung haben – nämlich gerade mal 120 Jahre – ist es sehr schwierig, Vorhersagen zu machen.
Es geht vielmehr darum, aus der Erfahrung zu lernen, historische Beben zu untersuchen und zu sehen, was dort schon einmal passiert ist. Die Karibik ist zum Beispiel ein ganz vulnerabler Bereich, denn diese Inseln sind durch mehrere Platten unter Druck und dadurch entstehen dort immer wieder extreme Erdbeben, wie in Haiti. Damals hat sich jeder gefragt – warum gab es bei der Stärke des Erdbebens keinen Tsunami?
Das lag daran, dass es sich um eine Horizontalverschiebung gehandelt hat, dabei gleiten die Platten aneinander vorbei und es entstehen keine oder kaum Tsunamis. Das Problem damals war nicht ein Tsunami, sondern die hohe Bevölkerungsdichte im Epizentrum. Da kann ein kleines Beben auch zu sehr großen Schäden führen.
Was für ein Risiko besteht im Moment noch in Indonesien?
Theoretisch liegt die größte Gefahr in Vulkanausbrüchen. Die meisten aktiven Vulkane befinden sich in Indonesien. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dort alle paar Jahre ein völliges Durcheinander entsteht, wenn ein Vulkan ausbricht, weil damit alle Flugverbindungen unterbrochen werden.
Viele Vulkane auf dieser Erde sind heutzutage gut überwacht, so dass man sieht, wenn die Magmablase höher kommt und die Gefahr eines Ausbruchs steigt. In einigen Regionen findet ein solches Monitoring noch gar nicht statt.
In Indonesien war das Sumatra Beben im Jahr 2004 der Anlass, das German Tsunami Warning System einzuführen. Doch mit so einem Überwachungssystem kann man ein Erdbeben nicht verhindern. Man kann nur daraus lernen und Warnungen aussprechen. Wenn man weiß, wo ein starkes Beben stattfindet, kann man ausrechnen, wie lang die Kräfte brauchen, um woanders anzukommen. Und das klappt relativ gut. Aber eine konkrete Vorhersage für die nächsten Reisemonate kann man natürlich nicht aussprechen.
Wie hängen Erdbeben und Tsunamis zusammen?
Dass nach dem Erdbeben auf Lombok sofort eine aktuelle Tsunami Warnung herausgegeben wurde, war klar. Im ganzen pazifischen Raum wird ab Magnitude 7 sofort eine Tsunami Warnung herausgegeben, denn das ist ein weltweiter Standard. Mehr aus rechtlichen, als aus physikalischen Gründen.
Denn es hat sich gezeigt, dass auch ein Beben der Stärke 7 im Nahbereich zu einem Tsunami führen kann. Siehe Messina 1908, damals sind über 60.000 Menschen ums Leben gekommen. Daran denkt natürlich niemand mehr, denn das ist schon so lange zurück und die meisten hatten keine Verwandten dort. Der persönliche Bezug spielt dabei eine große Rolle. Deswegen sehe ich diese Orte immer gerne selbst vor mir und stelle mir vor, was damals passiert ist und wie die Leute damit umgegangen sind. Manchmal wird daraus gelernt und manchmal wird daraus nichts gelernt und man verdrängt es.
Das ist auch gut und liegt in der Natur der Menschheit. Man versucht, schreckliche Ereignisse weg zuhalten und nicht daran zu denken. Es gibt eine zweite Möglichkeit und die ist, etwas zu tun und sich darauf vorzubereiten. Man kann es nicht verhindern, dass es passiert. Und genau das wird oft in dieser Diskussion verschmischt. Warum gibt es überhaupt Erdbebenmesser, wenn man es eh nicht verhindern kann? Sie sind dazu da, zu erkennen, was baut sich da auf und welche Konsequenzen könnte das haben.
Wie stark war das aktuelle Erdbeben auf Lombok also wirklich?
In diesem Fall gab es eine Tsunami Warnung, die wieder aufgehoben wurde. Dies war wie gesagt absehbar, es war eher eine versicherungstechnische Maßnahme. Denn es hat sich aus der Vergangenheit gezeigt, dass es auch katastrophale Folgen an Land geben kann. Ab einer Magnitude 7 und darunter gibt es die meistens nicht. Natürlich gab es Ausnahmen, wenn Erdbeben mit einer Stärke von 6,5 ganz nah an der Küste oder direkt an der Küste stattfanden. Aber die Magnitude 7 ist das untere Level für eine Tsunami Warnung weltweit und das wurde so akzeptiert und wird auch so bleiben.
So schrecklich die aktuellen Folgen mit über 140 Todesopfern waren; es hätte noch schlimmer ausgehen können. Ein Erdbeben mit der Magnitude 7 hat eine Bruchfläche von 40 Kilometer mal 10 Kilometer in die Tiefe. Das ist jetzt vielleicht nicht so vorstellbar, aber es ist ungefähr die Fläche von Wien.
Und bei einem großen Beben wie in Sumatra 2004 war die Bruchfläche über 1000 Kilometer lang und hat 100 Kilometer in die Tiefe hinein gereicht. Die Verschiebungen waren an manchen Stellen 30 Meter, im Durchschnitt über die ganze Bruchfläche 10 Meter. Und dadurch war der Tsunami auch gigantisch.
Hinzu kam, dass das Beben in Sumatra so weit vor der Küste stattfand, dass viele Menschen die Erschütterung nicht wahrgenommen haben. Dadurch konnte die natürliche Reaktion, die der Mensch auf ein Erdbeben hat, nicht ausgelöst werden. Auf BBC wurde berichtet, dass ein Kind den Tsunami-Effekt deshalb erkannt hat, weil es gerade in der Schule gelernt hat, dass zuvor der Wasserspiegel zurück geht. Sie hat ihre Eltern gewarnt, sie sind geflüchtet und eine halbe Stunde später kam die große Welle. Doch das muss nicht so sein. Es kann auch sein, dass man auf der anderen Seite der Verschiebung steht und dort kommt gleich die große Welle.
Kann man sagen, wie schnell der Tsunami einem Beben folgt?
Wenn es ein ernstzunehmender Tsunami ist, folgt er dem Beben innerhalb einer halben Stunde bis Stunde.
Man sollte deshalb umgehend reagieren.
Würden Sie Touristen von einer Reise nach Indonesien abraten?
Ich würde trotzdem nach Bali fahren. Aber ich würde es niemandem per se empfehlen. Für mich persönlich sind die geologischen Informationen dort interessant, das ist Berufsinteresse. Weitere Nachbeben sind zu erwarten. Man kann aber nicht sagen ob ein ganz starkes Erdbeben dort wieder morgen stattfinden wird oder in 100 oder in 200.000 Jahren. Wie gesagt, verschieben sich die Platten um einen Zentimeter pro Jahr.
Und wenn diese kleinen Verschiebungen nicht akkommodiert werden können, dann findet einmal eine große Verschiebung statt, über einen großen Bereich. Und genau das macht das Erdbeben dann aus. Nur wann es stattfindet, kann niemand vorhersagen.
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