Ein Gastbeitrag von Lisa von Imprintmytravel.com.
Die Gili-Inseln: einsame Strände, pures Robinson Crusoe Feeling, ein wahrgewordener Aussteigertraum oder einfach die Seele baumeln lassen und dazwischen ein bisschen Party machen. Das assoziieren die meisten Reisenden mit diesen drei kleinen Inseln vor der Küste Lomboks.
Die Gili-Inseln gelten also quasi als der Inbegriff der absoluten Traumdestination. Kein Wunder, werden diese drei kleinen Koralleninseln auf sozialen Netzwerken und Blogs doch gehypt wie kaum ein anderes Reiseziel auf der Welt.
Unzählige Bilder von einsamen Stränden, von romantischen Schaukeln im Meer und atemberaubenden Sonnenuntergängen tragen dazu bei, dass eine Bali-Rundreise offensichtlich nur mit einem obligatorischen Stopp auf den Gilis perfekt ist!
Lesetipp: Meine Bali-Rundreise (imprintmytravel)

Hohe Erwartungen an die Gili-Inseln
Auch ich habe mich von diesem Hype anstecken lassen und wollte letztes Jahr im Zuge meines Bali-Aufenthaltes unbedingt auf die Gilis. Einmal das Paradies vor der Nordwestküste Lomboks sehen und mich fühlen wie in der Fernsehwerbung für schokoladenfreie Pralinen, war mein absoluter Traum, den ich mir auf den Gilis erfüllen wollte.
Die Vorfreude war groß und die Erwartungen auf Grund der zahlreichen, begeisterten Berichte im Internet entsprechend hoch.
Zu hoch, wie ich schon bald nach meiner Ankunft feststellen musste.
Als ich endlich da war, landete ich nämlich ziemlich rasch und heftig am Boden der Realität. Denn leider Gottes hatte die Insel, die ich im Zuge meines Besuches kennenlernte, nur mehr sehr wenig mit dem im Internet in den Himmel gelobten Aussteigerparadies zu tun.
Erster Eindruck auf Gili Meno
Und dabei hatte ich mir in weiser Voraussicht extra die kleinste und ruhigste der drei Inseln ausgesucht, um ein paar entspannte Tage mit meiner Reisebegleitung verbringen zu können.
Doch selbst auf Gili Meno ist vom unberührten Inselparadies, das es mit Sicherheit einmal war, nicht mehr viel übrig. Mittlerweile gibt es reichlich Resorts mit Pool und auf den wenigen, unbebauten Flächen prangen riesige Schilder von Immobilienmaklern, welche die paar verbliebenen Grundstücke für gutes Geld an den Mann bringen wollen.

Der Massentourismus ist angekommen und was viele nicht bedenken, oder bei ihrer Reiseplanung einfach ignorieren, ist die Tatsache, dass das enorme Touristenaufkommen der letzten Jahre nicht nur positive, sondern mehrheitlich negative Auswirkungen auf dieses kleine Inselparadies hatte.
Hinsichtlich der Infrastruktur sind die Inseln eigentlich überhaupt nicht auf Massentourismus ausgelegt, was bedeutet, dass es weder ein inselübergreifendes Konzept zur Müllbeseitigung gibt, noch ein funktionierendes Kanalsystem oder gar Kläranlagen für die Abwässer, die tagtäglich produziert werden. Im besten Fall landet das Abwasser noch in einer hauseigenen Senkgrube, oft wird es jedoch einfach nur ins Meer geleitet.
Es gibt vor Ort auch keine funktionierenden Gesetze oder Regeln, um den Tourismus in ertragbare Bahnen zu lenken und die allgegenwärtige Korruption in Indonesien trägt vermutlich das ihre dazu bei, dass sich die Situation wohl auch in den nächsten Jahren nicht wirklich verbessern wird.
All das ist nicht nur ein Problem auf den Gilis, sondern auf vielen indonesischen Inseln. Auf den Gilis kommt es jedoch besonders zum Vorschein.
Warum sich eine Reise auf die Gilis (für viele) nicht lohnt
In diesem Artikel möchte ich dir also nun ein paar Gründe aufzeigen, weshalb es sich trotz (oder gerade wegen) des allgegenwärtigen Hypes – meiner Meinung nach – gar nicht lohnt, auf die Gilis zu fahren, und warum du für einen Badeurlaub woanders vermutlich besser aufgehoben bist.
Ich möchte allerdings auch festhalten, dass es sich hier um meine eigene, persönliche Meinung und meine Eindrücke nach einem mehrtägigen Aufenthalt auf Gili-Meno handelt. Mit diesem Artikel möchte ich weder jemanden davon abhalten, die Gilis zu besuchen, noch in irgendeiner Art und Weise dem lokalen Tourismus schaden.
Mir ist durchaus bewusst, dass die Leute auf den Inseln wirtschaftlich von den Touristen abhängen und auf diese Einnahmen angewiesen sind.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass dringend etwas getan werden muss, denn was bringt es den Bewohnern, wenn die Inseln in zehn Jahren so ruiniert sind, dass gar keine Touristen mehr kommen und die gesamten Einnahmen wegbrechen?
Und hier sollte sich nicht nur die lokale Regierung an der Nase nehmen, sondern ebenso die vielen Touristen, die fernab der Heimat nur allzu gerne eigentlich selbstverständliche Manieren und ein in unserem Breiten längst erlerntes Umweltbewusstsein vermissen lassen.
Einen sehr detaillierten Bericht über meinen Aufenthalt auf Gili-Meno und die Problematik der Social Media Scheinwelt habe ich bereits unter dem Titel „Schattenseiten im Paradies – was dir andere Reiseblogger nicht über die Gili-Inseln erzählen“ vor einigen Wochen bei mir auf dem Blog veröffentlicht.
Was ist es also nun, das mir bei meinem Aufenthalt auf den Gilis so negativ aufgefallen ist?
1. Der Müll ist allgegenwärtig

Am meisten entsetzt auf Gili Meno hat mich der Müll. Klar, Asien hat generell ein enormes Müllproblem und die Gilis sind nicht der einzige Ort auf der Welt, wo Plastikflaschen die Strandidylle stören.
Was das Problem hier allerdings verschärft ist die Tatsache, dass es kein inselübergreifendes Entsorgungssystem gibt. Theoretisch müsste der Müll gesammelt und mit Booten wieder abtransportiert werden. Das ist teuer und mühsam, weshalb er einfach auf riesigen Müllhalden in der Mitte der Insel gebunkert wird.
Anscheinend geht man davon aus, dass sich der Großteil der Touristen eh nicht von den Strandbars und Unterkünften am Meer wegbewegt und so das Mülldrama in der Inselmitte einfach übersieht.

Leider breitet sich der Müll aber mittlerweile auch an den Küstenabschnitten aus, was zusätzlich durch das aus dem Meer angeschwemmte Plastik verstärkt wird.
Unverständlicherweise sehen das viele Leute nicht, oder nehmen die Zustände einfach als gegeben hin. Mich hat es während meines Aufenthaltes wirklich sehr gewundert, dass offensichtlich irgendwie kaum jemand diesen Dreck wahrgenommen hat und Touristen teilweise neben riesigen Müllhaufen am Strand ein Sonnenbad nahmen.
Eine wenige Akteure haben sich der Müllbeseitigung angenommen. Die Trash Heros veranstalten beispielsweise regelmäßig Beach Clean Ups auf Gili Meno. Auf Facebook kannst du dich über die nächste Veranstaltung informieren. Auch die NGO Gili Eco Trust ist super aktiv vor Ort und bietet neben nachhaltigen Schnorcheltouren und Recycling-Workshops auch eine Stand-Up-Paddle-Eco-Safari und Korallen-Restaurations-Workshops an.
2. Die Massenabfertigung ist erschreckend

Als ich mit dem Speedboot auf Gili Trawangan ankam, traute ich meinen Augen nicht, als ich die Menschenmassen entdeckte, die sich dort am Strand angesammelt hatten, um ab-, an- oder weiterzureisen.
Die Schlange bei meiner Ankunft erinnerte mich eher an Springbreak-Impressionen aus Cancún, als an das, was man sich unter einem gemütlichen Aussteigerparadies vorstellt. Unglaublich, wie viele Menschen sich dort aufhielten, um dann irgendwie auf die verschiedenen Boote verteilt zu werden.
Die Massenabfertigung rund um den Anleger auf Gili Trawangan war ein sehr gutes Beispiel dafür, wie stur und unüberlegt die Besucher weiter auf die Inseln gekarrt werden, obwohl diese die Grenzen des Erträglichen schon längst überschritten haben.
Es scheint niemanden zu interessieren, welche Auswirkungen diese Menschenmassen auf diese kleinen Inseln haben und welche Konsequenzen ein weiterhin so rücksichtsloser Tourismus auf die Umwelt und die Gegebenheiten vor Ort hat.
3. Die Strände verschwinden

Dass die Strände verschwinden ist natürlich ein weltweites Problem, das nicht nur auf den Gili-Inseln bemerkbar ist. Trotzdem hat es mich ehrlich schockiert, dass es auf Gili Meno wirklich mit freiem Auge erkennbar war.
Laut meinem Reiseführer hat allein Gili Meno in den letzten sieben Jahren fast fünf Meter an Strand verloren. Damit ist die Insel ein trauriges Paradebeispiel für die Auswirkungen von Massentourismus und Erderwärmung auf unseren Planeten.
Der Hauptgrund für den Landverlust sind die Zerstörung und der Abbau der vorgelagerten Korallenriffe, die als natürliche Barriere dienen und normalerweise verhindern, dass der Sand ins Meer geschwemmt wird.
Der Verlust des Strandes hat zur Folge, dass speziell bei Flut, auf einem Großteil der Insel nur noch ein äußerst schmaler Streifen Strand übrig bleibt, der kaum ausreicht um sich niederzulassen und die Sonne zu genießen.
Vor unserer Unterkunft lag eine Mauer, die das letzte bisschen Sand davon abhalten sollte, ins Meer hinaus getragen zu werden. Ein letzter – und fast ein wenig hilfloser -Versuch, die Folgen der Zerstörung der letzten Jahre einzudämmen.
Bei Ebbe ist es etwas besser, dafür musst du dann hunderte Meter weit ins Meer hineinwaten, bis du endlich zum Schwimmen kommst. Und da sind wir schon beim nächsten Problem.
4. Die Gezeiten machen Baden schwierig bis unmöglich

Die Gezeiten sind auf den Gilis sehr stark ausgeprägt und haben einen großen Einfluss auf dein Badeerlebnis. Schwimmen ist oft nur bei Flut wirklich möglich, da du bei Ebbe kilometerlang ins Meer hineinwaten musst, um überhaupt schwimmen zu können. Wenn du Pech hast und während deines Aufenthaltes untertags Ebbe herrscht, kann es also sein, dass du gar nicht zum Baden kommst oder eben ein ordentlicher Fußmarsch erforderlich ist.
Das der Meeresuntergrund sehr steinig ist bzw. aus Korallen(resten) besteht und auch Seeigel sehr häufig vorkommen, solltest du bei diesem Vorhaben immer Badeschuhe tragen, um Verletzungen zu vermeiden. Glaube mir, ich spreche aus eigener Erfahrung wenn ich sage, dass ein Tritt auf einen Seeigel das Urlaubserlebnis ganz schön trüben kann!
Auf der zum Meer hin offenen Seite ist es zwar besser, dafür ist hier der Wellengang hoch und die Strömung ziemlich stark, was das Schwimmen wiederum gefährlicher macht. Vor allem die Strömung vor und zwischen den Gilis sollte man nicht unterschätzen!
Als reine Badeinseln, wie es zum Beispiel die Malediven sind, kann ich die Gilis also nicht unbedingt weiterempfehlen.
5. Der Strand ist nicht so fein wie er aussieht

Dass die Gilis keine reinen Badeinseln sind, liegt auch am Strand. Auch wenn es auf vielen Bildern so aussieht, einen echten Puderzuckerstrand, wie man ihn aus der Werbung kennt, sucht man auf Gili Meno größtenteils vergeblich.
Da es sich um Koralleninseln handelt, ist der Sand von Korallenbruchstücken durchzogen und daher ziemlich grobkörnig. Das große Korallensterben hat diesen Effekt noch verstärkt und so sind die Strände vielerorts wirklich übersät von scharfen Bruchstücken toter Korallen, was Barfuß laufen ziemlich unangenehm macht. Bei jedem Schritt wird einem zudem bewusst, dass diese toten Korallen am Strand einst wundervolle, lebende Korallen im Wasser waren, die so wichtig für unser Ökosystem sind. Damit kommen wir auch schon zum nächsten und letzten Punkt.
6. Die Korallenriffe sind tot

Die abgestorbenen Korallenriffe habe ich schon angesprochen und auch wenn es der Strand schon erahnen lässt, erst beim Schnorcheln oder Tauchen offenbart sich das ganze Drama.
Unbedarfte Touristen, die auf den Korallen herumsteigen, Boote, die beim Anlegen über die Korallengärten schrammen, die bis vor einigen Jahren allgegenwärtige Fischerei mit Dynamit und natürlich das der Erderwärmung geschuldete Wetterphänomen „El Niño“ haben die Korallen vor den Gili Inseln fast komplett zerstört.
Anscheinend fällt es vielen Besuchern nicht auf, da man beim Schnorcheln immer noch ein paar bunte Fische und ab und zu sogar eine Meeresschildkröte in den Gewässern beobachten kann. Ihr könnt mir aber glauben:
Ein gesundes Korallenriff sieht anders aus als das, was einen in der Unterwasserwelt vor den Gili-Inseln erwartet.
Ihr seht, es ist nicht alles Gold was glänzt und wer einen genaueren Blick wagt und mit offenen Augen über die Inseln geht, wird rasch erkennen, dass die Gilis schon lange nicht mehr das Paradies sind, für das sie immer noch gehalten werden.
Was kann man selbst tun, um die Situation auf den Gilis zu verbessern?
Wenn du dich nun fragst, was du selbst tun kannst, um die Situation auf den Gili-Inseln nachhaltig zu verbessern, hier ein paar Tipps:
- Vermeide verpackte Lebensmittel und versuche generell, so wenig Müll wie möglich zu produzieren (Lesetipp: 6 einfache Tipps für plastikfreies Reisen in Indonesien).
- Vermeide die kleinen Plastikflaschen. Nimm wiederauffüllbare Flaschen z.B. aus Edelstahl mit und kaufe Wasser (wenn möglich) in größeren Kanistern. Wenn es gar nicht anders geht, entsorge deinen Plastikmüll so fachgerecht wie möglich und nimm ihn im Zweifel mit aufs Festland.
- Lass dich nicht von der Wegwerfmentalität anderer anstecken. Nur weil es die Einheimischen oft nicht besser wissen, müssen wir es Ihnen nicht nachmachen. Im Gegenteil, Aufklärung ist das Stichwort!
- Nimm an Beach Clean-Ups teil. Viele (private) Organisationen bzw. Unternehmen wie Tauchschulen etc. organisieren regelmäßig Strandreinigungen. Weitere Infos dazu findest du z.B. bei den Trash Heros.
- Aufklärung und Bildung unterstützen: Mit ca. 7 Euro ein schülerfreundliches indonesisches Buch finanzieren oder für ca. 200 Euro eine kleine Bibliothek mit deinem Namen eröffnen via green-books.org.
- Verzichte auf die Pferdekutschen. Auf den Gilis wirst du immer wieder auf Pferdekutschen treffen, die dir anbieten, dich und dein Gepäck in deine Unterkunft zu transportieren. Aus Tierschutzgründen solltest du wirklich drauf verzichten. Die Distanzen auf den Inseln sind nicht sehr weit und die Pferde werden es dir danken. Leider sehen die meisten Tiere nicht sehr gut aus und vermutlich wird sich erst etwas ändern, wenn die Nachfrage endlich ausbleibt. Du hast es in der Hand, diese Zustände nicht zu unterstützen!
Auch wenn du denkst, das sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Jede Bemühung zählt und am Ende werden wir nur gemeinsam erreichen, dass sich etwas ändert. Lassen wir es nicht soweit kommen, dass diese drei Inseln endgültig dem Massentourismus geopfert werden, sondern versuchen wir zusammen zu retten, was noch zu retten ist.

Noch mehr Tipps zu Lombok gibt es in dem großartigen Lombok-Inselguide von Home is where your Bag is. Dieser Reiseführer ist mit 280 Seiten der perfekte Begleiter für deine Lombok-Reise und versorgt dich mit vielen Geheimtipps fernab der bekannten Ziele, z.B. die „Secret Gilis“.
Warst du schon einmal auf den Gili-Inseln? Wie ist dein Eindruck vom vermeintlichen Paradies?
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Text & Fotos: Lisa Stelzel
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