Ein Beitrag von Teresa Bouvardien von dreamtravelstories.com
2015 reiste ich vier Monate durch Asien. Zum Abschluss wollte ich nochmal was richtig Verrücktes machen.
Seit ich auf Flores einen Schwaben getroffen hatte, der begeistert von seiner Reise in West-Papua zum Stamm der Korowai erzählte, spukte mir die Idee im Kopf herum: Eine Reise nach Papua.
Als mir dann ein Belgier in Dili Fotos von seiner Wanderung im Baliem-Tal zeigte, war klar: Das mache ich.
Auch wenn die Flüge teuer sind. Scheiß drauf, man lebt nur einmal.
Und Papua bietet unberührte Natur, eine einzigartige Kultur und wilde Tiere.
Papua ist einfach eines der letzten Abenteuer auf dieser Welt.

Die Anreise nach Papua ins Baliem-Tal
Zwar waren wir in Timor Leste, geografisch betrachtet, gar nicht so weit weg von Papua. Aber leider ist der indonesische Teil von Papua ziemlich abgeschirmt und man kommt quasi nur von Bali und Java aus nach Papua.
Hat man es einmal auf die papuanische Insel geschafft, kann man nur fliegen, laufen oder mit Booten Flüsse entlang fahren. Straßen zwischen Städten gibt es im Inland kaum.
Vom Flugzeug aus sieht die Insel fast vollständig unangetastet aus.
Urwald soweit das Auge blickt, keine Dörfer, keine Straßen, keine Anzeichen von Zivilisation.
Bis dann der Flughafen von Jayapura erscheint. Den durften wir uns von oben auch ganz genau anschauen, denn der Pilot setzte drei Mal zur Landung an und zog dann, Meter vorm Boden und mit bereits ausgefahrenen Rädern wieder steil nach oben. Da wurde selbst uns eingefleischten Vielfliegern mulmig.
Beim vierten Versuch landete der Flieger endlich (wir mit geschlossenen Augen und in Notlandehaltung). Butterweich ist anders. Wir haben uns natürlich trotzdem nicht beschwert. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, uns zu freuen, dass wir soeben einen neuen Kontinent betreten hatten!
Papua: Willkommen in Ozeanien
Ja, ganz recht, Papua gehört geographisch nicht mehr zu Asien, sondern bereits zu Ozeanien.
Die Insel hat sich vor Ewigkeiten von Australien abgenabelt. Auf Papua kann man daher auch ähnliche Flora und Fauna (Kängurus!) wie in Australien beobachten. Aber wir sind nicht wegen der Tiere hier.
Wir wollen im Tal des Baliem-Flusses wandern und Naturvölker erleben – oder das, was noch von ihnen übrig ist.
Die Suche nach dem „Surat Jalan“ für Papua
Bevor wir nach Wamena fliegen können, brauchen wir aber ein sogenanntes „Surat Jalan“ (übersetzt: Reisebrief). Um Teile Papuas außerhalb von Jayapura und Sentani zu besuchen, braucht man auch als Tourist eine besondere Genehmigung der Polizei.
Die Regeln hierzu werden im Wochentakt geändert. Wir wissen also zum Zeitpunkt der Landung in Sentani weder wo wir ein Surat Jalan herbekommen, noch was wir dafür benötigen.
Wir versuchen zunächst das Surat Jalan in Sentani am Flughafen zu besorgen – früher ging das wohl. Durch Zufall lerne ich dabei einen seit 20 Jahren auf Papua lebenden Missionar kennen, der bestätigt, dass sich die Regeln rund um den Surat Jalan quasi stündlich ändern. Am Flughafen jedenfalls scheitern wir.
Ein Surat Jalan kann nur in Jayapura beantragt werden, in der Inselhauptstadt. Wir haben keine Wahl. Wir nehmen einen Bus nach Jayapura und lassen uns direkt an der Polizeistation absetzen. Dort stehen wir vor verschlossenen Türen − es ist Sonntag und das scheint man hier ernst zu nehmen.
Na, da hätten wir auch früher drauf kommen können.
Miesepetrig machen wir uns in der schwülen Hitze auf die Suche nach einer Unterkunft.
Erste Impressionen in Papuas größter Stadt, Jayapura
Die Papuaner sehen aus wie Aborigines. Schon äußerlich unterscheiden sie sich also deutlich von Indonesiern auf den meisten anderen Inseln. Ich komme mir noch „exotischer“ vor, als sowieso schon in Asien.
Als ich mich kurz drauf alleine auf den Weg zu einer Unterkunft mache, empfinde ich die Stimmung als seltsam. Für mein Gefühl werde ich aggressiv angesprochen, aber wenn ich dann die Leute anschaue, winken sie mir nett zu und lächeln.
Jayapura ist mit knapp 350.000 Einwohnern die größte Stadt Papuas. Sie besteht überwiegend aus bunten Hütten mit verrosteten Blechdächern. Das einzige renovierte Gebäude scheint die in gold und grün gestrichene Moschee zu sein. Der Hafen ist voller Container – ich stelle mir vor, dass die alle voller Gold sind. Denn Papua hat Unmengen an Gold, das von amerikanischen Unternehmen abgebaut wird, weshalb der Großteil des Reichtums leider nicht den Indonesiern zu Gute kommt – und schon gar nicht den Papuanern.
Auf einem Hügel, der den Hafen überblickt, thront eine alte verrostete Leuchtreklame, die in einzelnen Buchstaben Jayapura schreibt – ganz wie der Hollywood-Schriftzug, nur ohne den Glamour.
Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein, denn ein Kopierladen wirbt damit, dass man schwarz-weiß und sogar in Farbe kopieren kann.
Am nächsten Tag kriegen wir endlich unser „Surat Jalan“, natürlich nicht ohne „zusätzliche Spende“ an die Polizei. Auch dauert der ganze Prozess deutlich länger als erwartet. Wir müssen zum Flughafen rasen, um unseren Flug nicht zu verpassen. Schon wenig später steigen wir in den Flieger und ziehen über viele viele viele Bäume hinweg nach Wamena.
Wendy, unser Guide für den Papua Trip
Am „Flughafen“ Wamena, der eigentlich nur aus einem Stück asphaltierter Straße besteht, wird das Gepäck per Hand entladen und dann mit einem Handwagen zu einem Zaun gebracht. Dort wird das Gepäck dann durch ein Loch im Zaun an die Fluggäste verteilt.
Bereits am Flughafen lernen wir den ersten Guide kennen. Einen Guide wollten wir auf jeden Fall – weil wir keine Lust hatten uns allein in der Wildnis zu verirren und weil man ja nie wissen kann, ob die Naturvölker den Kannibalismus auch tatsächlich abgelegt haben 😉
Für den Fall, dass wir doch auf ein paar Kannibalen treffen, fanden wir eindeutige Kommunikation unverzichtbar.
Im Hotel Nayak schräg gegenüber vom Flughafen checken wir ein. Das Hotel Nayak stufen wir eher so bei Minus drei Sternen ein und vor dem Schlafengehen steht mal wieder Insektenjagd auf der Tagesordnung: Erster Tagesordnungspunkt war eine riesige Kakerlake, die wir aus Mangel an kreativeren Einfällen und Fangvorrichtungen mit einem Besen unter das Klobürstentöpfchen jagen.
Wir bleiben trotzdem im Nayak, da die Lage unglaublich praktisch ist. Denn angeblich sollen die Flieger zurück nach Jayapura oft stundenlang Verspätung haben. Dann warten wir lieber bequem im Hotel als auf dem Rollfeld – wo es natürlich keine Wartehalle oder gar Sitze gibt.
Den restlichen Tag verbringen wir damit, mit Wendy, unserem Guide, einen Preis für die nächsten Tage auszuhandeln. Eigentlich wollen wir uns noch einen anderen Guide anschauen – nur um unsere Optionen zu kennen − aber uns wird wieder Wendy geschickt, der daraufhin ziemlich beleidigt ist.
Wir einigen uns schließlich darauf, dass Wendy uns erstmal die Umgebung zeigt und uns – wenn wir von seinen Fähigkeiten überzeugt sind – bei einer Wanderung tiefer in das Baliem-Tal begleitet.

Ausflug zum papuanischen Markt – Penishülsen für jede Größe!
Am nächsten Morgen holt Wendy uns ab und wir fahren mit einem Bemo zum Markt der Kleinstadt.
Hier sehen wir die ersten Kotekas (Penisfutterale), aber nur zum Verkauf. Kotekas sind die langen Hülsen, die die eingeborenen Papuaner traditionell am Penis tragen – sonst nichts. Die Verkäufer und Käufer auf dem Markt sind eher normal angezogen.
Aber ein älterer Verkäufer macht sich einen Spaß draus, einen ungewöhnlich breiten, riesigen Koteka von etwa 15 Zentimeter Durchmesser umzuschnallen, und wir müssen alle lachen. Verklemmt sind die hier jedenfalls nicht, soviel steht fest.
Außer Penishülsen gibts hier traditionellen Kopfschmuck aus Federn, die an einem Ring befestigt sind (ein bisschen wie ein fedriger Heiligenschein) und Unmengen unbekanntes Gemüse.
Obwohl eigentlich alle Männer westliche Kleidung tragen, kombinieren sie diese gern mit den Federringen auf dem Kopf. Die meisten gehen barfuß. Die Frauen haben sich oft Blüten in das afrikanisch krause Haar gesteckt und ihre Taschen tragen sie mit dem Henkel über die Stirn – die Tasche hängt dann am Rücken. Die Taschen scheinen ein unglaubliches Fassungsvermögen zu haben, denn auch kleinere Kinder werden so transportiert.
Die Menschen sind eher zurückhaltend – wir vermuten, das hat mit der indonesischen Besetzung zu tun – aber sie lächeln alle breit und freundlich zurück, wenn man sie anlächelt und grüßt.
Das hier passt mit Indonesien schon auf den ersten Blick irgendwie überhaupt nicht zusammen. Kein Wunder, dass die Papuaner eigentlich lieber mit Papua-Neuguinea zusammen gehören wollen.
Wawawawa – ein Zeichen von Respekt in Papua
Wenig später sitzen wir in einem Mitsubishi, der sicherlich deutlich älter ist als wir und – milde ausgedrückt –schon bessere Tage erlebt hat: Die komplette Innenverkleidung fehlt, das Lenkrad hat kein Polster mehr, die Polster auf den Sitzen fehlen ebenfalls. Man sitzt teilweise auf blankem Metallgestell, welches an manchen Stellen mit Holzbrettern ausgebessert wurde.

Auch die Seitenwände haben schon Löcher und außer der dreckigen Frontscheibe fehlen auch die Fenster.
Dieses Auto sollte man für Mitsubishi-Werbung benutzen und dann „Fährt und fährt und fährt“ dazu schreiben. Wir sitzen also in diesem Schrotthaufen und harren der Dinge.
Es ist wie bei Warten auf Godot, nur dass wir nicht so richtig wissen, worauf wir warten.
In unser Bemo steigen Leute ein und aus und beäugen uns neugierig. Wir bleiben in unserer sonnenbeschienen Blechbüchse sitzen und es wird immer heißer.
Ein alter Mann steigt ein und schüttelt uns die Hand, dazu sagt er „Wawawawa“. Ein Zeichen von Respekt. Je länger das Wawawa, desto besser. Ich freue mich sehr über meine vier „Wa’s“ und antworte mit „Wawawawawawawa“. Ganz viel Respekt schadet sicher nicht, denke ich. Aber das führt zu allgemeinem Gelächter, offensichtlich habe ich irgendwas falsch gemacht. Kurz drauf steigt auch dieser Mann wieder aus.
Wir kommen uns vor wie in einer Theaterkomödie. Linie 1. Linie Wamena – Mumie. Denn da wollen wir hin.
Kurz darauf werden wir aber für unsere Geduld belohnt. Von unserem mittlerweile liebgewonnenen Autowrack aus haben wir nämlich einen wunderschönen Blick auf die Straße – auf der gerade der für uns erste traditionell „gekleidete“ Papuaner entlang läuft.
Er ist komplett nackt, trägt nur eine Koteka und diesen Federringhut und dazu einen rosa Regenschirm als Sonnenschutz. Uns fallen fast die Augen raus, was für ein Bild!
Kurz darauf kommt auch endlich der Fahrer des Bemos und bringt einen Kanister mit Flüssigkeit mit. Dies ist der Benzintank, wie wir kurz darauf erkennen, ein Schlauchende wird vom Auto in den Kanister gesteckt, und mein Reisebegleiter bekommt den Kanister zwischen die Beine gestellt und soll ihn festhalten. Er ist semibegeistert.
Als der Fahrer dann los fährt und sich auch noch eine Zigarette anzündet, spreche ich im Stillen kurz ein Gebet und witzele:
„Naja, wenn das hier in die Luft fliegt, sind wir wenigstens gleich tot.“
Er findet das irgendwie gar nicht lustig. Wir ignorieren fortan die Gefährlichkeit unseres Reisevorhabens und ruckeln bald über die löchrigen Straßen nach Jiwika.

Station 1 in Papua: Das Dorf Jiwika
Jiwika ist ein Dorf, was sich dem Tourismus verschrieben hat. Hier ziehen die Leute sich extra nackt an (bzw. aus) – so ganz traditionell, wie es früher einst war. Wir wollen trotzdem hin, weil es in Jiwika eine 250 Jahre alte Mumie gibt und die wollen wir sehen.
Wim, die Mumie von Jiwika
Die Mumie heißt Wim Motok Mabel und ist kohlrabenschwarz. Wendy erklärt uns, dass man dem Toten die Eingeweide raus genommen und ihn dann in der Sonne getrocknet hat. Dadurch ist die Mumie so gut erhalten geblieben. Vermutlich gibt es da noch einen anderen Trick dabei, aber den erfahren wir nicht.
Jedenfalls ist Wim die älteste Mumie in der Gegend rund um Wamena. Er sitzt normalerweise mit in der Basthütte des Dorfoberhauptes. Für Touristen wird er raus in die Sonne gebracht – natürlich nur, wenn man nett fragt oder viel zahlt.
Vor uns ist schon eine Gruppe Indonesier da. Die sind nicht so beliebt hier und müssen daher viel Geld zahlen, damit die Mumie raus geholt wird. Davon profitieren dann wir, denn wir halten uns auf Wendys Geheiß im Hintergrund, bis die Preisverhandlungen abgeschlossen sind.
Eintritt müssen wir aber trotzdem zahlen – 100.000 Rupiah pro Person. Dafür dürfen wir von der Mumie so viele Bilder machen, wie wir wollen.
Wir machen ein Selfie mit der Mumie und dem Dorfvorsteher (der die Mumie hält) – nachdem ich kurz innerlich eruiert habe, ob das wohl respektlos sei. Aber schließlich wurde Wim mumifiziert, da er ein berühmter und wichtiger Krieger war, dessen Andenken bewahrt werden sollte. Der Dorfvorsteher hat auch keine Einwände.
Es ist daher doch im Interesse der Sache, wenn ich den wichtigen Krieger auf Facebook verbreite.

Kulturtourismus in Jiwika
Jiwika ist voller (für unsere Begriffe) nackter Menschen.
Die Frauen tragen traditionelle Grasröcke, maximal bis zu den Knien und sonst nichts.
Die Männer tragen nur Koteka und Federhut.
Das wollen wir gern fotografisch dokumentieren. Dafür müssen wir bezahlen, einmalig 10.000 Rupiah oder 5.000 Rupiah pro Klick und pro fotografierte Person. Da kommt schon bisschen was zusammen bei so einem Gruppenfoto.
Ich finde es aber völlig in Ordnung, dass die Papuaner Geld fürs Bilder machen verlangen – schließlich kommt man nur hierher, um sie kennenzulernen. Und ich würde mich auch nur für Geld nackt vor meiner Hütte fotografieren lassen – wenn überhaupt.
Wir machen also ein paar Gruppenbilder; ich mit den Frauen vor den extrem niedrigen Basthütten. Manche der jüngeren Frauen sehen aus, als schämten sie sich. Sie haben sich wohl schon an die Kleidung gewöhnt. Es ist wie die Vertreibung aus dem Paradies.

Das fällt mir allerdings erst auf, nachdem wir die Fotos geschossen haben. Wir beschränken uns daher in der Folge auf je ein Foto mit dem Dorfältesten, der sich in seiner Koteka pudelwohl zu fühlen scheint. Wie alt er ist kann uns keiner sagen, einschließlich ihm selbst. Aber er sieht aus wie mindestens 80.

Ausflug zum „Wunder der Natur“
Dann verlassen wir das Dorf und wandern in Richtung eines Salzwassersees. Eine der Dorfbewohnerinnen führt uns hin.
Wendy erklärt unterdessen, dass nur noch wenige Papuaner traditionell gekleidet sind, vor allem Frauen trügen mittlerweile T-Shirts – wenn auch teilweise mit einem Grasrock kombiniert.
„Wawawa“ sagen wohl auch nur Männer zueinander. Daher hat mein Händeschütteln mit dem alten Mann im Mitsubishi auch zu solchem Gelächter geführt. Naja, woher soll ich das auch wissen? Außerdem, denke ich mir, hat er ja angefangen.
Auf dem Weg zum Salzwassersee stiefeln wir durch die unbarmherzige Hitze, die in der Ebene ungeschützt auf uns niederprasselt. Die Landschaft erinnert irgendwie ein bisschen an Herr der Ringe. Wendy pflückt uns ein paar Kühlungsblätter, wie wir sie nennen – große glatte grüne Blätter, die tatsächlich ganz kühl sind und wie ein Coolpad wirken. Herrlich, was es alles so gibt!
Der Salzwassersee ist mehr eine schlammige Pfütze. Die Dorfbewohnerin weicht irgendetwas darin auf (wohl Zuckerrohr), reibt die Pflanze mit dem Wasser bis diese salzig wird. Ich muss mitmachen und auch ein kleines Stückchen probieren, auch wenn mir das äußerst dubios erscheint. Aber schlimmer als der Benzinkanister mit brennender Zigarette kann es eigentlich nicht mehr werden und Indien habe ich schließlich auch überlebt.
Die Pflanze schmeckt tatsächlich salzig und hat ansonsten einen stark schlammpfützigen Abgang. Wir bewundern das „Wunder der Natur“ und machen uns nach einer kurzen Pause auf den Rückweg.
Auf unserem Programm steht heute noch eine „Brücke“ im Dorf Akima, die nur aus Holzpfählen besteht und sehr wackelig ist. So richtig Hängebrücke ist das noch nicht, aber ein guter Anfang.

Auf der Suche nach Internet für den Rückflug
Zurück in Wamena machen wir uns auf die Suche nach Internet, um unseren Rückflug zu buchen. Mit Wendy haben wir mittlerweile abgemacht, dass wir mit ihm die nächsten drei Tage im Baliem-Tal wandern werden.
Er rennt davon, um eilig alle Vorbereitungen zu treffen. Uns ist nicht ganz klar, wofür wir zwei Gepäckträger brauchen, aber Wendy versichert uns, dass wir zu dritt nicht alles tragen können – also stimmen wir zu.
Internet gibt es allerdings nirgends, nicht einmal in der Zockerhölle mit Playstation und Flatscreens voller Jugendliche. Die Spielezombies bringen uns zu einem Internetcafe, wo Counter Strike gespielt wird. Leider sind alle Plätze besetzt und der Besitzer teilt uns auch mit, dass die Connection heute nicht so gut sei.
Ich frage mich unterdessen, ob jemand schon mal die soziokulturellen Einflüsse der Globalisierung von PC-Spielen untersucht hat – PC-Spielen wird noch mal die Welt vereinen, wenn sogar hier, am Ende der Welt, Leute dieselben Spiele spielen wie überall sonst.
Ein weiteres Internetcafe (Papua.com) hat bereits geschlossen.
Wir kriegen unseren Flug dann aber doch noch am nächsten Morgen vor unsere Abreise am Flughafen direkt gebucht. Leider nur den zweiten Tagesflug, der angeblich oft gecancelt wird, wenn der erste nicht voll ist. Na wir werden sehen. Wir müssen auf alle Fälle rechtzeitig nach Bali zurückkehren um unsere Heimflüge anzutreten.
Während meine Reisebegleitung den Flug besorgt, versuche ich einen traditionellen Papuaner (nur mit Koteka und Federhut bekleidet) zu verstehen, der in unserer Hotellobby wild gestikulierend auf mich einredet. Ich verstehe:
Flugzeug, hoch, runter. Er sieht mich. Foto, 10.000 Rupiah und sehr gut (Daumen hoch).
Insgesamt kann ich mir darauf keinen Reim machen. Gut dass wir die nächsten Tage Wendy als Übersetzer dabei haben!
Jetzt noch schnell Zigaretten zum Verschenken und Trinkwasser für zwei Tage kaufen und dann kanns endlich losgehen.
Unsere Reise ins Baliem-Valley
Wir fünf – mein Reisebegleiter und ich, Wendy und die zwei Jungs, die unser Gepäck tragen – werden mit einem Jeep abgeholt und fahren solange, bis die Straße in einem Dorf namens Kurima im Nichts endet.
Kurz darauf gibt es die erste und einzige Kontrollstelle für unser Surat Jalan, unseren Passierschein.
Mittlerweile weiß ich, dass die indonesische Regierung ganz bewusst weder Journalisten noch Mitarbeitern von NGOs Surat Jalans für das Baliem Valley erteilt. Sie schotten die Papuaner absichtlich vom Rest der Welt ab. Aber darüber machen wir uns hier keine Gedanken. Ich trage bei Beruf „Student“ ein.
Keiner muss meinen richtigen Beruf wissen. Am Ende macht mich das nur für weitere Bestechungs-Möglichkeiten interessant.
Von blühenden Landschaften und Nebel-Magie
Gemütlich wandern wir dann zum ersten Dorf, in dem wir übernachten werden – Kelise. Wir genießen die absolute Ruhe auf dem Weg dorthin, die Landschaft ist wunderschön.
Am Wegesrand stehen Blumen und überhaupt scheint alles zu blühen. Die Papuaner sind (noch) Selbstversorger, sie bauen alles Mögliche selbst an: Bananen, Avocados, Kartoffeln, Tabak. Trotzdem ist nur noch wenig traditionelles Leben übrig. Wie überall sonst, wollen auch alle Papuaner in die Stadt.
Vom Dorf aus machen wir einen kleinen Ausflug in die Umgebung, Wendy zeigt uns, wo auf der anderen Seite des tiefen Tales am nächsten Tag unser Weg entlang führen wird.
Wir saugen die vielen Eindrücke in uns auf.
Als Nebel aufzieht und durch das Tal wabert, sind wir ganz still, so schön ist es.

Unterwegs treffen wir einige Dorfbewohner. Die Frauen tragen ihre Kinder teilweise in diesen Netztaschen, die wir schon vom Vortag kennen, schlafend auf dem Rücken – wie in einer wandelnden Hängematte liegen die kleinen da.
Wir sehen auch Frauen, die ziemlich große Kinder stillen. Wendy erklärt uns, dass Kinder hier traditionell bis zum Alter von zwei Jahren gestillt werden.
Über Steinmauern und Schweinetüren
Die Dörfer sind umrandet von kleinen Steinmauern, die am Weg immer ein Loch haben, wovor ein Brett steht. Wie eine Hundetür. Wendy erklärt matter-of-factly, dass das die Schweinetür sei. Jeden Morgen werden die Schweine raus gelassen, damit sie sich in den blumigen Wiesen ihre Zeit vertreiben können.
Abends kommen sie dann wieder nach Hause und warten vor der Schweinetür, bis jemand aufmacht und sie wieder reinlässt. Wir fragen, ob die Schweine denn von alleine wieder kommen und auch wieder zurück finden. Wendy zuckt mit den Schultern:
“Pig know way out, pig know way home“.

Wir können es nicht so recht glauben. Aber als wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit zurück zum Dorf kommen, warten kleine und große Schweinchen schon ungeduldig vor der Schweintür und wir bekommen grade mit, wie ein Kind die Tür aufmacht und die Schweine rein lässt – alle, bis auf ein dickes, großes, das beleidigt quiekt, als ginge es um sein Leben, weil es nicht durch die Tür passt.
Nach papuanischen Standards scheint es den Leuten hier nicht schlecht zu gehen: Schweine sind in Papua das Zeichen für Wohlstand – je mehr Schweine, desto reicher ist man. Schweine werden auch oft zur Konfliktlösung benutzt. So erzählte uns der Belgier, dass ein Mann, der die Frau eines anderen vergewaltigt, diesem als Entschuldigung ein Schwein geben muss und dann ist wieder alles gut.
Abendessen und Korowai
Während Wendy in einer kleinen, vollständig dunklen Hütte über offenem Feuer ein Abendessen für uns zubereitet, dudelt aus einer der Hütten blecherne Musik aus den 90ern. Vorbei mit der Ruhe, wir finden es amüsant. Während wir eine leckere Gemüsesuppe und unseren frischen Ingwertee schlürfen, taut Wendy etwas auf.
Er erzählt uns, dass er gerne Schildkröte und Krokodil isst und das stets tut, wenn er Touristen bis zu den Korowai begleitet. Die Korowai sind ein Stamm, mitten im papuanischen Dschungel, der erst 1975 mit der Außenwelt in Kontakt getreten ist. Angeblich gibt es dort noch fast nichts aus der Neuzeit, nicht einmal das Rad.
Zu den Korowai wären wir auch gern gereist, aber dafür hat die Zeit nicht gereicht und es ist auch sehr teuer. Von Wamena braucht man nochmal 4 bis 5 Tage, bis man überhaupt bei den Korowai ankommt: Erst fliegt man nochmal mit einem Charterflugzeug (hinter Wamena hören die meisten Straßen auf). Von dort aus nimmt man dann ein Boot und fährt 2 Tage einen Fluss entlang und schließlich wandert man noch 1 bis 2 Tage, bis man ankommt, je nachdem wo man hinwill.
Zehn Tage braucht man für diesen Ausflug also mindestens, die hatten wir leider nicht mehr.
Die Korowai jedenfalls essen noch Krokodil, und angesichts meiner neu aufgeflammten Angst vor Krokodilen kann ich das nicht per se schlecht finden. Essen würde ich es trotzdem nicht. Gut, dass Wendy auf Ausländer eingestellt ist. Statt Krokodil gibt es nämlich Nutella.
Erste Nacht im Baliem-Tal
Wir übernachten in einer Basthütte auf dem Fußboden in Schlafsäcken, die Wendy für uns mitgebracht hat und die von den Jungs getragen wurden. Mittlerweile wissen wir auch, wofür wir unbedingt die beiden Träger brauchen. Wir müssen alles dabei haben – Töpfe, Essen für drei Tage, Trinkwasser für drei Tage, Schlafsäcke usw.
Das hätten wir unmöglich alleine tragen können. Ich komme mir mit zwei Gepäckträgern etwas kolonialistisch vor. Die Jungs, Jaco und Andi, scheinen den Job gewöhnt zu sein und sie verdienen sich damit in den Schulferien das Schulgeld, erklärt Wendy. Der eine ist 17 und der andere 15. Ich hab’ mit 15 deutlich unspannendere Ferienjobs gehabt.
Fließend Wasser gibt es hier natürlich nicht und so müssen wir am Morgen – nachdem Wendy für uns aufwändig Brot getoastet hat – erstmal ungeduscht los und finden uns etwas später in einem eiskalten Fluss, in dem wir baden, nackt wieder. Das Wasser ist eisig, aber klar und glitzernd.
Nach dem Bad fühlen wir uns frisch und so lebendig wie schon lange nicht mehr.
Auf einer wackeligen Hängebrücke überqueren wir den Baliem-Fluss und ein paar Stunden später kommen wir in Sykosimo an.

Begegnungen in Sykosimo
In Sykosimo führt uns Wendy rum und stellt uns allen vor. Wir verschenken diesmal Pflaster anstatt Zigaretten und das führt dazu, dass die Dorfbewohner glauben, ich sei ein Arzt.
Eine alte Frau mit nur noch vier Fingern an einer Hand kommt zu mir und zeigt mir ihr Auge. Ich bin zwar kein Mediziner, aber dass sie grauen Star hat, sieht ein Blinder mit ’nem Krückstock.
Ich sage Wendy, der übersetzt, dass man das operieren kann und dass sie möglichst schnell nach Wamena zum Arzt soll. Dass sie sonst blind wird, behalte ich für mich. Aber die alte Frau winkt ab, Wamena ist zwei Tagesmärsche entfernt und sie ist schon alt. Außerdem hat sie dort keine Übernachtungsmöglichkeit und auch kein Geld, um sich dort etwas zu essen zu kaufen, sagt sie.
Und überhaupt, wer soll sich um Haus und Schweine kümmern?
Es wundert uns, dass sie sich keine Gedanken um die Behandlungskosten macht. Wendy erklärt uns, dass Behandlungen im Krankenhaus in ganz Indonesien seit drei Jahren kostenlos seien.
Wir sind absolut überrascht und im Stillen denke ich mir, dass es doch absolut peinlich für die USA ist, dass ein armes Land mit 230 Millionen Einwohnern seine Einwohner besser medizinisch grundversorgt als ein so reiches Land.

Gedanken über unseren Guide
Wendy scheint jeden gut zu kennen und alle begrüßen ihn herzlich. Er macht den Job bereits seit 15 Jahren. Englisch hat er sich selbst beigebracht. Er ist im Stamm der Lani aufgewachsen, etwas weiter von Wamena weg, als wir zu Fuß in der kurzen Zeit kommen werden. Auch die Sprache der hier lebenden Dani spricht er.
Im Stillen bewundere ich seine Anpassungsfähigkeit – er hat sich den Gegebenheiten angepasst und das Beste draus gemacht.
Er hat wohl, wie unsere beiden Jungs, auch als Träger angefangen. Schwer zu sagen, wann das war, wir können kaum einschätzen wie alt er ist. Ende 30?
Obwohl er ein guter Guide ist und viel Geld damit einzunehmen scheint, erschien es uns im Vorhinein so, als bräuchte er ganz dringend Geld.
Wir haben nicht nachgefragt, aber er entspannte sich jedenfalls deutlich in dem Moment, in dem wir den Trip mit ihm zusagten.
Kultur-Exkurs in Papua
In Sykosimo erklärt uns Wendy einige kulturelle Dinge.
Es gibt hier Männer- und Frauenhäuser. Diese Hütten sind rund und aus einer Art Bast. Männer und Frauen schlafen getrennt. Beide Gruppen kochen aber. Die Hütten sind zweistöckig – unten ist eine Feuerstelle und die Decke ganz verrußt. Ich frage mich, wie man da oben schlafen können soll. Vielleicht ist es aber auch eher eine rauchindizierte Bewusstlosigkeit.
Im Frauenhaus schlafen unten die Schweine, somit sind die Frauen für das Vermögen verantwortlich.
Neben den Frauen- und den Männerhäusern gibt es auch noch ein rechteckiges Küchenhaus. Wozu es das Extra-Küchenhaus gibt, wenn doch jede Hütte eine Feuerstelle hat, kann auch Wendy nicht erklären.

Wenig später sitzen wir im Dunkeln in einem Frauenhaus mit ein paar Dorfbewohnern und schauen uns ihre Produkte an, die sie gerne verkaufen möchten. Es gibt Ketten, Federkränze und diese Fischnetztaschen.
Ich habe bereits in Kelise eine schön verzierte riesige Koteka gekauft und so kauft nur mein Reisebegleiter eine Tasche.
Dies führt zu großer Erheiterung, denn schließlich ist das ja eine Frauentasche. Als er den Henkel über die Schulter legt, brechen die Dorfbewohner in schallendes Gelächter aus. Wendy erklärt, dass nur verheiratete Frauen diese Taschen tragen und immer nur mit dem Henkel auf dem Kopf. Darin kann man dann neben Kartoffeln, Holz und Co. eben auch bis zu zweijährige Kinder transportieren.
Das scheint mir nicht besonders bequem, aber ich probiere es aus und trage so unsere Einkäufe zur nächsten Hütte. Auch das führt zu viel Erheiterung, bin ich doch nicht verheiratet. Wendy meint, dass wäre absolut verrücktes Verhalten für die Dorfbewohner. Die Stimmung ist entsprechend ausgelassen und fröhlich.
Während Wendy kocht, zeige ich im Dorf Fotos von zu Hause, meiner Familie und „meinen“ Schweinen (ein Foto aus dem Internet, was ich als Bildschirmschoner benutze).
Die Dorfbewohner sind sichtlich erheitert, dass ich „meinen“ Ferkeln Klamotten anziehe, aber sie freuen sich, dass ich auch Schweine halte und ich traue mich nicht den Irrtum aufzuklären.
Zufällig habe ich auch Bilder von meiner Wohnung auf dem Handy, die die Frauen total amüsant finden – insbesondere die Küche. Ich verstehe leider nicht, was sie so amüsiert.
Mit im Dorf sind auch zwei Backpacker, die allein los gezogen sind, ohne alles. Ich frage sie, wie sie sich verständigen, und sie sagen, das klappt schon, aber ich bin skeptisch.
Wendy ist auch nicht begeistert – klar, solche Leute bringen ihn um den Job. Aber ich glaube auch wirklich nicht, dass es so sinnvoll ist, hier alleine rumzustiefeln.
Ich bin ja sonst dafür alles alleine zu erkunden, aber wir hätten so viel nicht erfahren ohne Wendy und auch nicht so einen Zugang zu den Leuten erhalten. So wie an diesem Abend, als sich einige Männer aus dem Dorf zum Abendessen zu uns setzen.
Wir erfahren, dass die Papuaner schon seit hunderten von Jahren Tabak rauchen. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass man mit Zigaretten hier schlechte Angewohnheiten mitbringt.
Und Wendy beantwortet alle unsere Fragen bereitwillig, nur Fragen zum Kannibalismus blockt er ab. Den habe es angeblich nie gegeben. Da wir wissen, dass das nicht stimmt, schlussfolgern wir, dass dies ein unangenehmes Thema ist.
Kurz vor unserer Abreise gibt er flüsternd zu, dass man gelegentlich besiegte Gegner verzehrt habe, um ihre Macht zu erhalten, aber auf keinen Fall hätte man regelmäßig andere verspeist.
Wir bleiben skeptisch, aber letztendlich soll es mir recht sein. Wenn die hier nur Krieger essen, ist das Risiko, dass ich im Kochtopf lande minimal.
Trekking-Abenteuer im Baliem Valley
Am nächsten Tag werden wir mit einem fröhlichen „pagi“ begrüßt und bald geht es über Stock und Stein und Schweinetüren und Hängebrücken schweißtreibend den steilen Berg hoch.
Den Jungs und Wendy scheint das alles nichts auszumachen, wir kommen dagegen ganz schön aus der Puste. Trotzdem verschenken wir unsere Oreo-Kekse unterwegs lieber den vielen Kindern, denen wir begegnen, die sich darüber riesig freuen.
Bald wird der Pfad immer schmaler und es passt kaum noch ein Fuß auf den Pfad. Links neben uns fällt der Berg steil ab und der Pfad ist rutschig. Wir schwanken, rutschen und stolpern vor uns hin, während die Jungs und Wendy in ihren Flipflops trotz Gepäck überhaupt keine Probleme zu haben scheinen sich aufrecht zu halten. Später ziehen die drei Profis einfach ihre Flip Flops aus und scheinen Stollen in den Füßen zu haben, die sie im Boden halten. Keiner von ihnen rutscht auch nur einen Millimeter irgendwohin.
Dann fängt es auch noch an zu regnen. Wir halten uns jetzt wortwörtlich an jedem Grashalm fest und Wendy bastelt uns Wanderstöcke. Trotzdem rutschen mein Reisebegleiter und ich wenig später an derselben Stelle aus und schlittern ein paar Meter den Hang herunter – damit sind die Souvenir-Kotekas hinüber. Da Wendy mein Rucksack trug, hat meine Festtagskoteka überlebt.

Selfies in Yuarimo
Völlig erschöpft kommen wir abends in Yuarimo an.
Ein Stuhl ist eine schöne Sache, stellen wir fest, ebenso eine Dusche. Natürlich gibt es keine Dusche, aber man muss das positiv sehen, immerhin kann man sitzen.
Während Wendy kocht, versuchen wir uns wieder den Dorfbewohnern zu nähern.
Hier scheinen fast nur Kinder zu wohnen. Die Kinder hocken in einer großen Gruppe auf einem Stein und schauen uns neugierig an. Wenn ich ein Bild machen will, zerstreuen sie sich in alle Winde.
Dann fängt mein Reisebegleiter an mit ein paar Jungs Fußball zu spielen, und ich zücke wieder mein Handy.
Umringt von Kindern, zeige ich nun Bilder von zu Hause, “meine“ Schweine und auch Videos von der Reise. Das Schweinebild ist wieder besonders beliebt, aber auch die Videos von den Magic Trees in Singapur fesseln die Kinder – vor allem die Disney-Musik dazu.
Schließlich schalte ich auf Kamera und Selfie-Funktion um.
Dutzende Kinder beugen sich nun lachend über mein Handy und stellen immer wieder fest, dass sie sich im Telefon wiedererkennen, und rennen dann kreischend davon.

Später sind die Kids ein wenig aufgetaut, und als wir einen kleinen Spaziergang machen wollen, kommen alle Kinder mit und wollen mit uns Händchen halten – die Jungs mit meinem Kumpel, die Mädels mit mir.
Geschlechtertrennung wird hier anscheinend gelebt. Er zeigt den Jungs, wie man mit einem Grashalm pfeift und die Mädchen pflücken Blumen und schließlich wollen alle mit uns fotografiert werden.
Zurück im Dorf verschenken wir unsere Wachsmaler und mein Kumpel, der Unruhestifter, stiftet die Kinder an mit den Wachsmalern die Hütten zu bemalen, was sie natürlich auch gleich tun.
Das scheint hier aber auch wirklich niemanden zu stören.
Abends brät er deutsche Bratkartoffeln für uns alle, weil Wendy was Neues kochen lernen wollte.
Wendys Resümee: Er wird nie wieder Reis essen.
Abends gibt es essen wie bei Oma: Kartoffeln, Möhren, Bohnen, Kohlsuppe. Ich finde es verrückt, dass die dasselbe Gemüse haben, aber Wendy erklärt, die Holländer hätten Einiges mitgebracht.
Den Abend über sitzen wir noch zusammen am Feuer in der Küchenhütte und quatschen über Gott und die Welt, Wamena, Trekking, Zukunftspläne usw.
Wendy erzählt, dass die Indonesier, wie er sie nennt, in jedes Dorf ein Office-Haus aus Stein setzen und es nun neben dem Dorfältesten auch ein „government chief“ gibt. Die Indonesier laufen hier wohl auch rum und ersetzten die für uns aufregenden, aber gefährlichen Hängebrücken durch Steinbrücken.
Aus dem Gespräch kann man deutlich raus hören, dass die Einmischung der Indonesier hier so gar nicht erwünscht ist.
Solarpanel und Hobbits
Morgens entdecke ich auf dem Weg zum Fluss, wohin ich gehe um mich frisch zu machen, dass manche Hütten Solarpanel und Fernsehantennen auf dem Dach haben. Wendy erklärt, dass die Sonnenenergie von den Dorfbewohnerin mit Autobatterien gespeichert wird. Auch Regenschirme seien weit verbreitet. Kurz darauf kommt ein alter winzig kleiner Mann ins Dorf.
Er ist gut anderthalb Kopf kleiner als ich, und ich bin nicht mal 1,70 groß. Neben ihm komme ich mir vor wie ein Nilpferd, so klein und drahtig ist er. Und seine Füße sind riesig. Er gehört zum Stamm der Yali, erklärt Wendy, die wohnen etwas weiter weg. Er hatte uns schon vorher von den Yali erzählt.
Er meinte, stets amüsiert, bei den Yali wäre alles sehr klein, auch die Hütten, und die Schweine. Wir konnten das nicht recht glauben, aber nun steht er vor uns, der kleine Mann. Und er hat riesige Füße! Wie ein Hobbit.

Ich wusste schon immer, dass Tolkien sich Einiges einfach abgeguckt hat – soviel Phantasie hat ja kein Mensch.
Der Yali trägt nur eine Koteka und eine Jacke, eine beliebte Kombi bei den etwas älteren Herren, die wir schon oft gesehen haben.
Wir verschenken unsere letzten Stifte und ein paar alte T-Shirts und schauen uns gemeinsam mit den Kindern noch mal die Fotos des Vortages an.
Dann verabschieden wir uns schweren Herzens von der fröhlichen Kinderschar und machen uns auf den Rückweg. In nur fünf Stunden geht es von 1800 Metern runter, es ist eine anstrengende Wanderung. Eine Regenwolke zieht mit uns und hüllt die Berge ein.
Völlig fertig kommen wir irgendwann wieder am Jeep an.
Wir verabschieden uns von Jaci und Andi und geben ihnen beiden ein gutes Trinkgeld, damit sie ihr Schulgeld schneller zusammen kriegen.

Abschied von Wendy
Abends gibt’s im Hotel Nayak bedauerlicherweise mal wieder kein heißes Wasser, dafür haben wir plötzlich Wifi, das erste mal seit einer Woche.
Morgens am Flughafen herrscht heilloses Durcheinander, das mit dem morgens um fünf Auf-der-Matte-Stehen, was wir gehört hatten, stimmt nicht. Auch um sechs war noch keiner da.
Während unser Flug Stunden Verspätung hat wartet Wendy noch geduldig mit uns.
Der Abschied ist sehr emotional, wir sind etwas überrascht. Aber auch Wendy hat uns wohl ins Herz geschlossen.
Ein letzter Händedruck durch den Maschendrahtzaun, dann geht es ins Flugzeug zurück nach Jayapura.
Unsere Route durchs Baliem Valley
Wamena – Kelise- Sykosimo – Yuarimo – Kurima (4 Tage).
Wendy ist als Guide wirklich sehr zu empfehlen. Am besten fragt ihr euch einfach zu ihm durch. Wir haben 2015 1,5 Mio. indonesische Rupiah pro Person pro Tag bezahlt (für ihn, die Träger, Verpflegung (außer Wasser) und Unterkunft).
Wenn ihr Fragen habt kommentiert gern den Beitrag oder kontaktiert mich auf Instagram oder über meinen Blog www.dreamtravelstories.com, wo es auch viele weitere Geschichten aus Indonesien gibt.
Die Fotos in diesem Beitrag stammen zum Teil von @yetanotherwannabeglobetrotter.
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