Ein Gastbeitrag von Kaspar Anderegg
„Kannst du mir einen Rubin mitbringen?“, fragt mich mein balinesischer Grossvater, als ich ihm von meinem Reiseplan nach Südkalimantan erzähle. Banjarmasin, die Hauptstadt der Region gilt als das Edelsteinzentrum Indonesiens. Südkalimantan bietet aber weit mehr als Edelsteine: Auch für Reisende gibt es viele Juwele zu entdecken.
Nasenaffencharaktere in Südkalimantan
Das Sahabat Bekantan ist Kalimantans grösstes Rehabilitationszentrum für die bedrohten Nasenaffen. Ein kleines Guesthouse ist angeschlossen. Ich quartiere mich ein. Neben den Nasenaffen beherbergt das Sahabat Bekantan noch einen Gibbon, einen Makaken und einen Gavial, eine seltene Krokodilsart.

Falls ein verletztes Tier gefunden wird, oder sich ein Affe in die Stadt verirrt hat, bringen die Einheimischen es ins Zentrum. Manchmal werden die Tiere auch von Privatzoos weggekauft. Sobald die Tiere wieder gesund sind, werden sie an einem geeigneten und sicheren Ort ausgesetzt.
Ich füttere die Affen und bin fasziniert: Jedes Tier hat einen völlig anderen Charakter. Ein Affe kriegt nicht genug von meiner Hand, die er schon zehn Minuten lang umschliesst. Ein anderer liebt es auf meinen Arm zu springen, und ihn als Trampolin zu missbrauchen. Der jüngste Affe lutscht an meinem Daumen.
Andere Affen wiederum sind sehr scheu und versuchen jeden Kontakt zu vermeiden. Am kleinen Guesthouseteich schaue ich den Schildkröten zu, und freue mich: Ich habe die perfekte Basis für die Erkundung Südkalimantans gefunden.
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Nach dem schwimmenden Markt die CNN von Südkalimantan
Der Sonnenaufgang auf dem Martapura-Fluss ist magisch. Auf einem Boot fahre ich in Richtung des schwimmenden Marktes. Die Boote reihen sich dicht an dicht. Mit grossen Hüten schützen sich die Verkäuferinnen vor der aufsteigenden Tropensonne.
Ich lasse mich von einer Orangenverkäuferin mitnehmen. Rudernd erkunden wir den Markt. Neben köstlichen Süssigkeiten und dem in Indonesien allgegenwärtigen Nasi Campur, werden vor allem Früchte verkauft.
Ich und meine Freunde sind die einzigen Touristen in der Stadt und eine Sensation. Dauernd werden wir um ein gemeinsames Foto gebeten. Ich fühle mich als unverdienten Star. Als die lokale CNN von uns erfährt, ist es mit der Ruhe endgültig vorbei.
Um weitere Touristen anzulocken und das Sahabat Bekantan und die Wichtigkeit des Tierschutzes bekannter zu machen, wollen sie uns interviewen. Ich erkläre, warum es so wichtig ist, den Regenwald und seine Tierwelt zu schützen. Der Urwald ist die Lebensgrundlage der Region.

Steinwerfende Orang-Utans in Südkalimantan
Die Besichtigung von Orang-Utans ist der Höhepunkt jeder Kalimantanreise. Viele Rehabilitationszentren sind deshalb leider vor allem eines: Ein touristisches Geschäft ohne grosses Interesse an Tierschutz.
Auf einer Insel nahe Plankaraya leben die Orang-Utans frei. Auf der Insel sind die wieder in die Wildnis ausgesetzen Tiere sicher vor Waldbrand und Wilderern. Die Orang-Utans sind wild und mögen anscheinend fremde Besucher nicht besonders: Mit Steinwürfen verteidigen sie ihr Revier.
Eine gesunde Reaktion und ein Zeichen dafür, dass die Auswilderung funktioniert hat. Ein Reisefreund kommt nah genug heran, um einem der Tiere in die Augen zu sehen. Tief beeindruckt meint er:
„Ein Gefühl, als würde ich meine Urahnen treffen“

Die schlimmste Schönheit Südkalimantans
Auf der Insel Liang Toman ist bis jetzt erst ein Weißer gewesen. Er hat hier eine Weile Englisch unterrichtet. Ich laufe durch das kleine, pittoreske Dorf, gefolgt von einer Schar von 30 Kindern. Die mitgebrachten Schulhefte werden begeistert in Empfang genommen. Hier ist Schulmaterial Mangelware.
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- Wie du helfen kannst: Mit ca. 7 Euro ein schülerfreundliches indonesisches Buch finanzieren oder für ca. 200 Euro eine kleine Bibliothek mit deinem Namen eröffnen via green-books.org
Plötzlich ist Valerie aus unserer Reisegruppe verschwunden. Wir entdecken sie wieder in einem Haus. Eine schwangere Frau tastet sie am ganzen Körper ab. Damit die Qualitäten Valeries und auch der französischen Kultur in das ungeborene Kind übergehen. Hier werden die alten Traditionen der indigenen Dayak-Kultur noch immer gelebt.
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Liang Toman liegt in einem riesigen Stausee und ist eine von vielen kleinen Inseln. Für uns Besuchende ist der See wunderschön. Die kleinen, grünen Inseln, die fjordähnlichen, engen Buchten und zuletzt die berühmte Schönheit des indonesischen Sonnenuntergangs machen den Reisetag perfekt.
Für die Einwohner selbst ist der See leider eine Katastrophe. Mehrere Dörfer liegen überflutet auf dem Grund des Sees. Wenn es zulange nicht regnet, bringen Flugzeuge aus Java die Wolken mit Chemikalien zum abregnen. Damit der See das angeschlossene Wasserkraftwerk weiter am Laufen hält.
Trocken ist es dafür dann woanders. Die Elektrizität aus dem Stausee fliesst ausschliesslich in die Städte. Hier leben die Menschen an der grössten Energiequelle Südkalimantans und sind nicht selten ohne Strom.

Bedrohtes Juwel
Zurück in Banjarmasin bin ich überwältigt vom Potential der Region und den vielfältigen Eindrücken. Die Reise war eine Mischung aus wunderschönen Landschaften, faszinierenden Tiererlebnissen, und bedenklichen Informationen über die ökologische Lage der Region.
Südkalimantan ist ein Reisejuwel. Wie lange noch? Auf dem Markt kaufe ich den Rubin für meinen Grossvater, bezahle 30 Cent pro Karat, und fliege heim.
Text und Fotos: Kaspar Anderegg
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