Ein Beitrag von Marina von Ozeankind
Wenn die Menschheit jemals vor dem jüngsten Gericht stehen würde, dann käme folgendes Urteil: Beihilfe zum Mord.
Wir alle helfen teils wissentlich, teils unwissentlich dabei, unsere Meere zu verschmutzen und somit alle darin lebenden Tiere zu töten. Der Hauptgrund ist Plastik.
Ausmaß des Plastik-Problems
Etwa 70 Prozent der Oberfläche der Erde sind von Wasser bedeckt. Doch heute schwimmen in jedem Quadratkilometer der Meere zehntausende Teile Plastikmüll. Seevögel verenden qualvoll an Handyteilen in ihrem Magen, Schildkröten halten Plastiktüten für Quallen und Fische verwechseln winzige Plastikteilchen mit Plankton.
Laut einer Schätzung der internationalen Meeresschutzorganisation „Oceana“, werden stündlich weltweit rund 675 Tonnen Müll ins Meer geworfen. Der Plastikanteil hierbei beträgt ca. 50%.
Alleine in Indonesien sollen es sechs Tonnen pro Minute sein. Damit gehört Indonesien zu den größten Verursachern für Plastikmüll in den Ozeanen weltweit.
Doch wie gelangt der Müll ins Meer? Ich recycle doch?!

Die Mülltrennung nützt der Umwelt vor allem bei Glas & Papier. Bei Kunststoff und Plastik sind sich die Experten uneinig. Wusstest du, dass das Verbrennen von Kunststoff- und Plastikmüll auch als Recycling durch geht? Also ich nicht.
Plastik verschwindet nicht einfach so, denn es verrottet nicht.
Selbst bei der täglichen Hygiene nutzen wir Plastik: Mikroplastik. Es versteckt sich unter anderem in Duschgel und Gesichtsreinigungsprodukten. Diese Kunststoffe gelangen über unser Abwassersystem in die Kläranlagen. Dort kann man es nur bedingt rausfiltern. Ein Teil wird in unsere Flüsse und somit ins Meer transportiert.
Traurig aber wahr: Müllwirbel in den Meeren
Du hast sicherlich schon von sogenannten Müllwirbel gehört, oder? Hier sammelt sich das ganze Übel.

In einer aktuellen Studie* von der Umweltorganisation „Ocean Conservancy“ in Zusammenarbeit mit „McKinsey“ wird aufgezeigt, dass nicht etwa die westlichen Industrieländer für die schmutzigen Wirbel Hauptverursacher sind. 60% des Plastikmülls in unseren Ozeanen wird durch nur 5 Asiatische Länder verursacht: China, Indonesien, Philippinen, Thailand und Vietnam.
Die Autoren sehen einen Zusammenhang zwischen dem schnellen, wirtschaftlichen Aufschwung und der fehlenden Infrastruktur der Müllentsorgung vor Ort.
Es gibt keine Müllabfuhr wie wir das aus Europa oder Deutschland kennen.
Beispiel Bali
Gerade in der Regenzeit werden die Auswirkungen recht deutlich. Da werden unsere geliebten Urlaubsziele wie zum Beispiel Bali schnell zur reinen Müll-Insel. Der ungeliebte Müll landet vom Hintergarten im Fluss und schließlich im Meer. Die Strände rund um Bali müssen immer öfter wegen der schlechten Wasserqualität geschlossen werden.
Da fliegt man bis ans Ende der Welt, möchte die Schönheit & Kultur des Landes kennenlernen oder einfach am Strand relaxen, stattdessen wird man mit der knallharten, ungeschönten Realität konfrontiert.
Das Müllproblem stellt jedoch nicht nur für den Tourismus und somit für einen wichtigen Wirtschaftszweig in Bali ein Problem dar, sondern auch für die dort lebende Bevölkerung. Die Behörden schauen tatenlos zu.
Das tun die Balinesen nicht. Sie betreiben Hilfe zur Selbsthilfe – ob der Bau einer Kompostierungsanlage in der Nähe des Dorfes Temesi, einem privaten Abfallentsorgungsdienst (eco Bali), dem Aufbau mehrerer Eco-Libraries durch green-books.org, Aktionen gegen die Nutzung von Plastiktaschen (Making Oceans Plastic Free) oder selbst organisierte Beach Cleanups.
Folgendes Video zeigt ein spontan organisiertes Ocean Cleanup von den Trash Heros, an dem einige Autoren von Indojunkie dabei waren.
Ich glaube, dass das Bewusstsein für den Umweltschutz bei den meisten Locals schlichtweg nicht vorhanden ist und das ist das Resultat von zu wenig Aufklärung. Der Wille zur Veränderung ist jedoch spürbar.
Bali ist leider ein beliebig austauschbarer Ort, der unter dem vom Mensch erzeugten Müll zu ersticken droht. Dieser Zustand nimmt an vielen Küsten aller Kontinente zu.
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Beispiel Malediven
Selbst unser Trip im März 2016 auf die Malediven hat mich mit dem Kopf schütteln lassen. Wir waren mit einem Katamaran in der schönen, perfekt wirkenden Inselwelt unterwegs.
Auf den Hotelinseln wird viel unternommen, um die Strände für die gut zahlenden Touristen sauber zu halten. Davon bekamen wir nichts mit.
Wir haben täglich mindestens 4 Stunden im Wasser verbracht. Was uns entgegen schwamm, waren leider nicht nur bunte Fische und Schildkröten: Verschiedene Teile von Plastiktüten, Seile oder Deckel von PET Flaschen. Alles wanderte in unsere Boardshorts um es anschließend an Bord zu entsorgen.
Es macht mich einfach unendlich traurig! Selbst auf den kleinsten, unbewohnten Inseln kann man den Einfluss von uns Menschen sehen, obwohl keiner den Müll hier persönlich zurückgelassen hat.
Kaum gehst du ein paar Meter aus dem Meer über eine kleine Sanddüne und alles ist voll: einzelne Flip Flops, Autoreifen und Plastik soweit das Auge reicht.
Die absolute Höhe war aber folgende Situation:
Ich sitze an Deck des fahrenden Katamaran, schaue über den ruhigen Ozean und bin dankbar diesen Ort live erleben zu dürfen. Plötzlich schwimmt eine geöffnete Dose Thunfisch an mir vorbei und ich frage mich, wo die nun auf einmal herkommt. Ich beugte mich über die Reling und musste feststellen, dass der Koch unten in der Kajüte die Dose Thunfisch einfach aus dem Fenster schmiss.
Ich war geschockt. Bin es immer noch!
Wie kann man nur? Er ist mit seiner Crew täglich in diesem Paradies unterwegs und behandelt es wie den letzten Dreck. Ohne Respekt. Gedankenlos.
Da bekommt der Begriff Wegwerfgesellschaft ein Gesicht.
Doch wir sind nicht völlig hilflos, auch wenn es manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen scheint. Egal wo. Ob zu Hause im Alltag oder im Urlaub als Tourist.
Du machst den Unterschied.
5 einfache Tipps für Zuhause
- Hinterfrage deinen Konsum. Wie oft verwendest du Wegwerfartikel aus Plastik?
- Bring deinen eigenen Beutel mit zum Einkaufen. Muss die Plastiktüte wirklich sein? Muss jedes Stück Obst & Gemüse mit einem extra Plastiksack zur Kasse transportiert werden?
- Checke die Kosmetik die du nutzt. Hierbei hilft der BUND.
- Vermeide synthetische Kleidung. Bei jedem Waschgang löst sich Mikroplastik.
- Sag nein zu Strohhalmen. Der Drink schmeckt auch ohne. Oder nutze unsere Bambus-Trinkhalme.
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Wir von OZEANKIND haben einen Herzenswunsch und DU bist ein Teil davon. Das Meer und dessen Tiere, welche wir lieben, brauchen uns. Jeden Einzelnen. Unsere Vision ist eine intakte Unterwasserwelt, eine atemberaubende Welt, die wir für unsere Kinder, Enkel & Urenkel erhalten wollen.
Auf der ganzen Welt werden Menschen aktiv, wir möchten ein Teil davon sein. Was ist mit dir? Können wir auf dich zählen? Wir lassen unser bisheriges Leben in Deutschland hinter uns & folgen unserem Herzen. Auf unserem Blog www.ozeankind.de sprechen wir mit Menschen, die sich für das Meer einsetzen, zeigen Abenteuer über & unter Wasser, die Schönheit unserer Welt.
Text und Fotos: Marina von Ozeankind

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