Ein Beitrag von Goni Boller von More Fun Diving
Hast du schon mal von dem psychedelischen Anglerfisch gehört oder vielleicht vom Ambon Drachenkopf? Diese beiden Fische teilen sich den Heimatort mit vielen anderen raren Unterwasserkreaturen Ambon, einem Paradies für Makroliebhaber und Unterwasserfotografen.
Unter der Meeresoberfläche in Ambon tut sich eine komplett neue Welt auf, welche Tauchern Unglaubliches zu bieten hat.
Tauchen in Ambon: Immer noch ein Geheimtipp
Die Insel Ambon liegt in Nord-Osten Indonesiens in den Süd-Molukken. Viele Taucher kommen nur auf der Durchreise zu den Banda Inseln hier vorbei oder auf einer Tauchsafari zwischen Komodo und Raja Ampat. Andere, vor allem Unterwasserfotografen und Makrobegeisterte kommen um zu bleiben.
Es gibt nur vier Tauchbasen auf der Insel, davon liegen drei in der kleinen Ortschaft Laha in der Nähe des Flughafens und eine auf der entgegengesetzten Seite in einer anderen Bucht.
Somit hast du die Tauchplätze oft für dich alleine. Was gut ist, denn jeder möchte gerne dieselben speziellen Fische anschauen und fotografieren. Die Ausnahme ist die Durchgangzeit der Tauchsafariboote von Komodo nach Raja Ampat und zurück. Die meisten der Boote machen Halt in Ambon und demnach wird es dann etwas voller, vor allem im November und Mai.
→ Tauchen in Indonesien: Die schönsten Tauchziele im Inselreich
Tauchen in Ambon: Viel Sand und Steine
In der Unterwasserwelt von Ambon tummeln sich unzählige komische Kreaturen, so dass du dich als Taucher fühlst wie in einer Miniaturwelt geschaffen von H.R. Gyger (Alien Filme).
Die besten Tauchplätze sehen auf den ersten Blick nicht besonders einladend aus. Oft taucht man über Sand, Kies und Steinen mit nur wenigen kleinen Korallenblobbs dazwischen. Diese spezielle Art des Tauchens nennt man Muck Tauchen. Muck bedeutet Dreck und steht für Tauchen an Plätzen, welche an sich nicht schön sind – also ohne schöne Korallenriffe.
Beim Muck Tauchen geht es darum spezielle Tiere zu finden und meist auch zu fotografieren. Viele der Bewohner dieser kargen Umgebung können nur dort beobachtet werden und hinzu kommt, dass es viel einfacher ist sie im Sand zu finden, als zwischen Korallen.
Ambon zählt, neben Lembeh, zu den weltweiten Top-Plätzen um kleine Kreaturen zu finden – also für Makro oder eben Muck.
Wenn du lieber schöne Korallenriffe sehen möchtest, kannst du dies zwar in Ambon auch, allerdings würde ich dir dann eher eine Destination wie Bunaken für einen Tauchurlaub empfehlen. Wenn du jedoch sowieso in Ambon unterwegs bist und ein zertifizierter Taucher bist, dann lohnen sich ein paar Tauchgänge auf jeden Fall, auch wenn du dich vorher noch nie im Muck Tauchen versucht hast.
Tauchen in Ambon: Anglerfische und Drachenköpfe
Die bekanntesten Bewohner der Unterwasserwelt Ambons sind definitiv die psychedelischen Anglerfische, welche es nur hier zu sehen gibt. Diese sind so etwas wie der heilige Gral der Anglerfische, gerade eben weil sie so rar sind und natürlich auch wegen der besonderen (psychedelischen) Musterung.

Ebenfalls bekannt für die Region ist der Ambon Drachenkopf, dieser kann auch in anderen Tauchgebieten Südostasiens gefunden werden, wurde jedoch hier entdeckt. Deshalb hat man sie nach der Insel benannt, sogar ganz offiziell im wissenschaftlichen Namen; Pteroidichthys amboinensis.

Eine weitere besondere Kreatur hier ist die Rhinopias oder Fransen Drachenkopf. Die Anzahl und die Vielfalt an verschiedenen Farben, in welchen du diese besonderen Fische in Ambon finden kannst, ist unübertroffen.

Beide Arten der Drachenköpfe tarnen sich mit ihrem fransigen Aussehen und mimen Harmloses aus ihrer Umgebung. So sieht man sie hauptsächlich herumsitzen (das mögen Fotografen neben ihrem Aussehen besonders an ihnen) und auf Beute warten. Wenn eine leckere Krabbe oder Garnele in die Nähe kommt schnappen sie mit ihrem riesigen Maul zu.
Tauchen in Ambon; Andere Bewohner der Unterwasserwelt Ambons
Die vielen besonderen Krabben und Garnelen sind ebenfalls beliebte Funde für die Taucher. Davon gibt es in Ambon die unterschiedlichsten Farb- und Formvarianten.



Ansonsten gibt es unterschiedlichste Nacktschnecken (hunderte verschiedene Arten), Sepien, Seepferdchen, Kraken, Aale, Sterngucker, Anglerfische, Bobbit Würmer, Bambushaie und vieles mehr was das Herz des Makrofans höher schlagen lässt.



Besser ist es jedoch ganz ruhig zu bleiben und möglichst wenig Luft zu verbrauchen, denn in Ambon kannst du so richtig lange unter der Oberfläche bleiben.
Tauchen in Ambon: Die längsten Tauchgänge
Die Tauchbasen in Ambon erlauben ihren Gästen lange Tauchgänge zu machen, wie sich das fürs Muck Tauchen gehört. So kannst du, wenn es dein Luftverbrauch zulässt, weit über eine Stunde tauchen. Etwas zu sehen gibt es immer.
Ich habe in Ambon meinen längsten Nachttauchgang mit über zwei Stunden geschafft, langweilig wurde mir dabei nie. Mit der letzten Luft bin ich sogar noch kurz einem schwarzen Anglerfisch hinterher, nur um später festzustellen, dass dieser auf den Fotos nur aussieht wie ein schwarzer Blobb.

Je nachdem mit wem du dich entscheidest zu Tauchen gibt es die Möglichkeit ein Hausriff vom Ufer aus zu erkunden. Zum Beispiel von der Tauchbase Bluemotion aus in der Twilight Zone und in Laha. Ansonsten finden alle Tauchgänge vom Boot aus statt. Viele Tauchplätze sind in kurzen Bootsfahrten, also in weniger als einer halben Stunde, erreichbar.
Tauchen in Ambon: Twilight Zone
Dies ist einer der tollsten, aber leider auch einer der ekligsten Tauchplätze in Ambon. Wenn du jedoch die ersten Nacktschnecken, Aale, Sterngucker und Anglerfische siehst, sind der Benzingeruch (ja, Unterwasser!) und der viele Müll schnell vergessen.
Der Tauchplatz liegt unter einem kleinen Hafen mit Booten und von der Oberfläche aus sieht es hier gar nicht nach Tauchen aus. Die Vielfalt an Leben, welche einem jedoch unterhalb der Boote begegnet ist unglaublich. Alle paar Meter gibt es etwas zu finden. Insbesondere Nachttauchgänge sind hier eindrücklich. Noch nie habe ich so viele Sterngucker gesehen.

Speziell an diesem Platz ist, wie auch anderen Muck Tauchplätzen in Ambon, dass man immer wieder den gleichen Tauchgang machen kann und dabei stets etwas Neues entdeckt. Jedes Mal tummeln sich neue Kreaturen und man wundert sich, wo diese beim letzten Tauchgang waren.
Tauchen in Ambon: Der Müll
Nicht nur in der Twilight Zone ist der viele schwimmende, herumliegenede und gesunkene Müll ein Problem. Während ich normalerweise beim Tauchen Plastik einsammeln würde, wüsste ich in Ambon gar nicht wo ich anfangen sollte. Die Provinz hat zwar erste Projekte gestartet, um den Müll zu reduzieren, doch diese werden wohl noch einige Zeit brauchen, um zu greifen.
Die schrulligen Unterwasserkreaturen scheint dies jedoch nicht zu stören und so scheint man gerade in den schmutzigsten Tauchplätzen die grösste Anzahl Nacktschnecken, bodenbewohnende Fische, Garnelen und Krabben zu finden. Auch als Taucher gewöhnt man sich schnell daran.
Praktisches zum Tauchen in Ambon
Die beste Zeit um in Ambon zu tauchen ist Oktober bis April in der Trockenzeit. Jedoch ist das Wetter oft etwas unberechenbar und es kann in der eigentlichen Regenzeit schön sein und umgekehrt. Warm bleibt es das ganze Jahr über mit Höchsttemperaturen zwischen 27°C und 32°C.
Die Wassertemperaturen liegen normalerweise zwischen 27°C und 30°C, hat man mir gesagt. Als ich dort war im November gab es bis 25°C kaltes Wasser, was jedoch untypisch ist.
Flüge nach Ambon gibt es direkt von Jakarta, Makassar, Manado, Ternate, Sorong und einigen kleineren Städten. Vom Flughafen aus wirst du von der Tauchbasis aus abgeholt. Ansonsten kannst du dich mit kleinen Sammelbussen oder Mototaxis fortbewegen.
Die Unterkünfte sind entweder Tauchresorts oder einfache Homestays. Somit liegen die möglichen Preise für den Tauchtrip nach Ambon sehr weit auseinander. In den beiden Resorts Maluku Divers und Dive Into Ambon gibt es Luxus, während du mit den anderen beiden Tauchbasen in einfachen Homestays in Laha untergebracht wirst und in Warungs essen gehst. Dafür ist die zweite Option sehr günstig und authentischer.
Für Liebhaber der spezieller Unterwasserkreaturen ein Muss
Alles in allem ist Ambon ein Muss für Liebhaber schrulliger und rarer Unterwasserkreaturen, für alle anderen ist es eine tolle Abwechslung zu schönen Rifftauchgängen in anderen Gegenden Indonesiens.
Fotos und Text: Goni Boller
Über die Autorin: Ich reise seit 4 Jahren um die Welt und verbringe einen Grossteil meiner Zeit unter Wasser. Bisher konnte ich über 70 Tauchdestinationen besuchen und in über 1000 Tauchgängen erkunden, viele davon in Indonesien. Als Biologin interessiere ich mich sehr für die verschiedenen marinen Lebewesen und versuche diese in Fotos und Videos bestmöglich einzufangen. In meinem englischsprachigen Tauchblog More Fun Diving schreibe ich über verschiedene Tauchdestinationen, Unterwasserkreaturen und das Tauchen an sich.
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