Ein Beitrag von Anita Fuchs vom Golden Ride Magazine
We travel not to escape life, but for life not to escape us
Auf der Suche nach perfekten Wellen landet man wie die Goldgräber damals meist an Spots, an denen auch andere nach ihrem Glück suchen. Der Mensch ist einfach ein Rudeltier, auch die Surfgemeinde macht da keine Ausnahme.
Wie kann man es sich sonst erklären, dass an einem Spot 30 Leute sitzen, während der Break ein paar hundert Meter weiter komplett leer gefegt ist?

Die Suche nach den versteckten Orten
Wer in die Ferne reist, orientiert sich gern an etwas Bekannten, worüber man schon gelesen hat, Spots aus Videos, Facebook, wo Freunde schon waren oder wo man selbst vielleicht schon mal war.
Denn auch wenn man sich selbst als Abenteurer oder Individual-Surfer sieht, trauen sich doch die wenigsten die ausgetreten Surfer-Pfade zu verlassen. Zu bequem ist die Infrastruktur mit leicht zugänglichen Surfspots, ausführlichen Infos zu den Breaks, stylischen Hostels, Surfcamps, Cafés und mehr oder weniger guter Verkehrslage.
Surf Bali ist der erste umfassende Reiseführer rund um das Surfen auf Bali. Dieses Buch ist der perfekte Begleiter, um die schönsten Ecken und Surfspots der Insel zu entdecken. Zu jedem Ort findest du surfbare Wellen sowie viele Informationen zu Unterkünften, Restaurants und Sehenswürdigkeiten. So ist dieses Buch nicht nur für Surfer, sondern auch für Abenteurer geeignet, die zum ersten Mal auf dem Brett stehen möchten.
Bei einem Trip von zwei bis drei Wochen macht es auch Sinn sich an die altbewährten Spots zu halten, da man so in kurzer Zeit eine hohe Wellenausbeute hat und schnell weiß wo man wann Wellen findet, sich einen Surfguide bucht oder bereits eine Lieblingswelle vom letzten Besuch dort hat.
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Magische, versteckte Orte mit entspanntem Vibe und leeren Line-ups sprechen sich meist schneller rum, als einem oder den kleinen Dörfern lieb ist. So verwandelt sich ein kleines Fischerdorf innerhalb weniger Jahre schnell zu einem Touristenzentrum.
Ein gutes Beispiel dafür ist Kuta Lombok.

Der Teufelskreislauf der Secret Spots
Der Mensch ist eben auch ein Gewohnheitstier, da machen auch Surfer keine Ausnahme. Doch diesen leichten Weg wählen auch die anderen Schatzsucher und so werden die Line-ups in den Surfzentren immer voller und die Wellenausbeute für einen selbst trotz perfekten Bedingungen immer schlechter.
Die Locals freuen sich nicht mehr über den seltenen Gast aus der westlichen Welt und während die Gastfreundschaft langsam auf der Strecke bleibt, steigt die Kriminalität stetig an. Ein Teufelskreislauf, der nicht leicht zu durchbrechen ist, denn je mehr Leute an einen Ort kommen, desto bekannter wird er und desto mehr Menschen zieht er an.
Wie zum Beispiel in Indonesien. Blickt man auf die Landkarte dieses großen Landes, das sich von Sumatra im Westen bis nach Papua im Osten und bis hoch zu den Molukken im Nordosten erstreckt, fällt der Blick bei der Wahl des nächsten Surftrips doch immer wieder zuerst auf Bali.
Die Insel der Götter ist das Symbol für Surfen in Indonesien und spiegelt doch nur einen ganz kleinen Teil des riesigen Potentials des Inselstaates wieder.
Von dem Surfzentrum Kuta, verteilen sich die Crowds radarförmig auf dem Rest der Insel und weiter auf die umliegenden Inseln Java, Lombok und weiter auf Sumatra und Sumbawa.
Lesetipps
- Surfen in West Java: Sanfte Wellen und einzigartiger Vibe in Batu Karas
- Tipps & Tricks fürs Surfen auf Lombok
- Simeulue Island: Ein Juwel für Surfer (und Büffel)
- Surfen in Sumatra: Geheimtipp Nias
Morotai: Ein Trip ins Ungewisse
Je weiter man sich von den Surfzentren entfernt, desto dünner wird die Anzahl der Surfer und desto schlechter die Infrastruktur.
Wer also auf der Suche nach einsamen Wellen ist, muss sich nur weit genug von den bekannten Spots entfernen und sich auf ein echtes Abenteuer off the beaten track einlassen.



Wir haben uns diesen Winter auf entlegene Inseln am Rande Indonesiens gewagt und nach neuen Orten und leeren Spots gesucht.
Als wir mein geliebtes, aber doch sehr volles Bali verlassen hatten, um uns in Richtung der nordöstlichen indonesischen Insel Morotai aufzumachen, bekam ich dieses aufgeregte Kribbeln im Bauch, welches nur ein Trip ins Ungewisse auslösen kann.
Lesetipp: Eine Reise nach Morotai durch Nord Halmahera

Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr, denn in der Regel wusste ich bereits im Vorfeld recht viel über meine nächste Destination. Meist waren Freunde schon da – eigentlich war es jedes Mal so.
Ich wusste schon vorher wie die Wellen heißen, welches Hostel gut ist und was ich am besten an Downdays mache. Dieses Mal war es ganz anders, ich hatte zwar Freunde dabei, die schon öfter auf Morotai waren, aber die Wellen haben noch keine Namen, ich wusste nicht wie groß es werden würde und wie heftig die Wellen sind.

Am anderen Ende Indonesiens
Tausend Ameisen begleiteten mich auf den Trip ins Ungewisse. Wie werden die Wellen dort sein? Gibt es überhaupt Wellen? Und was, wenn wir leere Wellen finden und dort niemand surft?
Traue ich mich überhaupt in einen unerforschten Spot? Ist es nicht zu gefährlich dort zu surfen, wenn man nicht weiß wie die Riffe sind, die Strömung und bei welcher Tide der Spot am besten funktioniert?

Dort am Ende Indonesiens, am Ende der Welt gibt es keine Hostels, kein Warung, kein Handyempfang und erst recht keinen Surfguide.
Ganz ohne Infrastruktur hat man es als 0-8-15-Surfer doch nicht leicht, neue, leere Spots zu surfen. Wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich die Welle auch nicht ganz für mich. Ich teile sie am liebsten mit meinen Freunden und ein paar Locals. Denn wenn einheimische Surfer im Wasser sind, weiß man, dass man am richtigen Spot ist.

Zum Glück hatten wir ein paar quasi Locals dabei, die schon seit mehreren Jahren regelmäßig auf die Molukken kommen.
Die ersten Jahre machten die zwei deutschen Auswanderer Bootstrips zu den einsamen Spots und inzwischen findet man in der Peak Season auch ein paar wenige Boote, welche die Spots rund um die Inselkette anfahren, z.B. das Sama Sama Boot aus Bali.

Der Weg ist das Ziel
Das tropische Paradies mit leeren Wellen liegt unbeachtet zwischen dem Pazifik und der Molukkensee.
Dabei lohnt sich ein genauerer Blick auf die Inselkette vulkanischen Ursprungs. Sattgrüne, kleine Inselchen sind umringt von türkisfarbenen, klaren Wasser, das in der Regenzeit in Form von perfekten Wellen auf die Riffe trifft. Das sind die Molukken.
Noch ganz unbeachtet von der Surfindustrie entwickelte sich auf einer der Inseln, Morotai, eine eigene Surfkultur.
Die Kids bauen sich Surfboards aus Holz, mit und ohne Finnen, auf denen sie die Village-Left surfen.

Das Lachen und die leuchtend weißen Zähne der Kleinen zeigen die pure Freude und den Stoke des Surfens auf ganz unverfälschte Art.
Surfen kann so einfach sein, ohne Crowd, ohne Material-fachsimpeln, ohne Image und ohne Erwartungen – einfach im Wasser spielen und gemeinsam Spaß haben.
Dafür muss man die ausgetretenen Pfade zwar nicht unbedingt verlassen, doch findet man an entlegenen Orten leichter zu sich und der Essenz des Surfens! Der Weg ist das Ziel!
Wer jetzt erwartet hat bestimmte Spots in diesem Artikel verraten zu bekommen, liegt falsch. Es soll eine Motivation darstellen mal wieder über den Tellerrand hinaus zu schauen und die vielen Inseln Indonesiens zu entdecken.
Fotos: Anita Fuchs und Jakob Polacsek (Sama Sama und polacsek.com)
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