6 gängige Langzeitfolgen von Langzeitreisen

Wie du dir sicher denken kannst, hat ein Leben ohne feste Bleibe nicht nur Vorteile. Alles hat zwei Seiten. Auch die Freiheit, überall auf der Welt leben zu können.

Mit welchen Langzeitfolgen sollte man also rechnen, wenn man ständig unterwegs ist? Welche Bereiche im Leben leiden unter der Tatsache, dass man immer „on the road“ ist?

Nach vielen Ortswechseln kann ich einige Nebeneffekte von Langzeitreisen aufzählen. Ich freue mich über deine Gedanken unterhalb des Artikels.

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1. Routinen & Gewohnheiten

Jede Woche ins Fitnessstudio gehen. Jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Morgens erstmal vier Stunden am Roman schreiben. Am Abend dann ein Feierabendbier aufmachen.

Wenn man viel unterwegs ist, etablieren sich weder gute noch schlechte Routinen und Gewohnheiten im Alltag. Denn es gibt gar keinen richtigen Alltag. Bei mir verändern sich meine Gewohnheiten gefühlt mit dem Ort und dem sozialen Umfeld.

In Marokko gehe ich fünf Mal die Woche surfen, essen jeden Mittag eine frische Linsensuppe und trinke schwarzen Tee am Nachmittag mit einem Kuchen von meinem Lieblingsbäcker um die Ecke. Ich stehe vor dem Sonnenaufgang zum Schreiben auf, um dann gemeinsam mit lieben Menschen zu frühstücken.

In Deutschland gehe ich fast überall zu Fuß hin, jogge durch den Wald oder am See entlang und koche wieder mehr selber. Ich schlafe länger, weil ich abends länger wach bin. Alle Routinen aus Marokko sind wie weggewaschen.

Auf Bali fahre ich dann überall mit dem Roller hin, wodurch meine täglichen Schritte auf ein absolutes Minimum herunterkrachen. Außerdem esse ich nur noch außer Haus. Und arbeite größtenteils von Cafés aus.

Ich kenne demnach keine normalen Routinen. Dafür habe ich mittlerweile ein Repertoire an Sportarten, Gewohnheiten und Ritualen, die ich quasi überall durchführen kann, wie z.B. Yogasessions mit Mady Morrison.

Außerdem lebe ich immer länger an Orten, wo ich mindestens eine meiner geliebten Sportarten (Surfen, Laufen oder Fitness-Bootcamps) ausüben kann und suche mir immer direkt zu Anfang ein Café, wo ich zum Lesen oder Arbeiten hingehen kann.

TIPP: Etabliere gesunde Gewohnheiten, die du theoretisch überall durchführen kannst. Arbeite außerdem mehr mit deiner Intuition, dann brauchst du weniger feste Routinen. Spüre in dich hinein, wann du Bewegung brauchst, wann du Ruhe brauchst und wann du besonders produktiv sein wirst – oder wann du einfach mal einen Tag mit einem guten Buch in der Hängematte verbringen solltest, um deine Batterien wieder aufzuladen und dann am nächsten Tag richtig durchzustarten.

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2. Nachhaltigkeit

Ich persönlich finde es relativ schwer, wirklich nachhaltig zu leben, wenn ich ständig unterwegs bin und keine eigene Wohnung habe.

Wenn ich in Asien essen gehe, weiß ich nicht, wo die Zutaten herkommen und ob sie vorher in Plastik verpackt waren.

Ich weiß nicht, wo der Strom in der Airbnb, in der ich lebe, herkommt.

Wenn das Leitungswasser nicht trinkbar ist und kein Filtersystem in der eigenen Unterkunft vorhanden ist, kauft man eben Plastikflaschen und trägt somit zur weltweiten Plastikflut bei.

Plastikfreie Shampooalternativen gibt es nicht in jedem Land zu kaufen und in Sachen CO2-Ausstoß ist man als Dauerreisender sicherlich auch kein Vorbild. Zumindest dann, wenn man viel fliegt oder unzählige Kilometer mit dem eigenen Camper zurücklegt.

Selbst, wenn ich beispielsweise vorhabe, dauerhaft auf Bali zu leben, zwingt mich die dortige Visumsproblematik regelmäßig aus dem Land zu fliegen, um legal im Land zu verweilen und nicht irgendwann ungewollt rauszufliegen.

Es gibt jedoch immer einen Weg, um seinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Auf Langzeitreisen braucht es nur ein wenig mehr Energie, Zeit, Kreativität und Aufwand, als wenn man sesshaft ist und sich sein eigenes nachhaltiges Zuhause bereits aufgebaut hat und mit den nötigen Utensilien ausgestattet ist.

TIPP: Idealo hat einen CO2-Rechner entwickelt, der dir ermöglicht, deine Flüge nach CO2-Effizienz zu filtern. Bei einer Flugsuche werden in den Suchergebnissen jene Flüge mit einem grünen Blatt hervorgehoben, die auf einer bestimmten Route weniger CO2 ausstoßen. Beim Klick auf das grüne Blatt kann man den genauen CO2-Ausstoß auf der Route einsehen. Dann weißt du auch direkt, welchen Betrag du kompensieren kannst.

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3. Kochen und gesunde Ernährung

Wenn man seine eigenen vier Wände hat und gerne kocht, besitzt man mit Sicherheit ein großes Sortiment an Gewürzen, Töpfen und Zutaten. Die Grundvoraussetzung fürs Kochen sozusagen.

Wenn man viel unterwegs ist, kann man natürlich nicht ständig einen ganzen Koffer voller Kochutensilien und Zutaten mitschleppen, sondern passt sich den Gegebenheiten vor Ort an.

Dabei ist nicht jede Airbnb-Küche perfekt bestückt. Und nicht in jedem Supermarkt findet man die passenden Zutaten für das Lieblingsrezept. Und man legt sich auch nicht jedes Mal, an jedem neuen Ort, eine komplette Grundausstattung an Gewürzen zu, damit das Gekochte besser schmeckt als „okay“.

Außerdem will man ja auch die lokale Küche erleben. Und noch dazu schmeckt es in Thailand, Indonesien oder Marokko einfach zu gut und das Essen ist so herrlich erschwinglich, dass man einfach sehr häufig dazu verleitet wird, auswärts essen zu gehen.

Bei mir persönlich ist eine Langzeitfolge vom Langzeitreisen demnach, dass ich nicht so gut kochen kann (und nicht so viel Spaß daran habe), da ich selten die Möglichkeit hatte, mich wirklich auszutoben. Ein Nebeneffekt dabei ist auch, dass es etwas aufwändiger ist, sich stets gesund (oder z.B. vegan) zu ernähren.

Deswegen freue ich mich manchmal schon ein wenig, auf meine zukünftige Küche mit unzähligen Gewürzen, frischen Kräutern, einem riesigen Wok und einem Regal mit Einmachgläser voller köstlicher Toppings für mein Porridge am Morgen. Aber alles zu seiner Zeit 🙂

TIPP: Stell dir ein kleines Repertoire an einfachen, gesunden Rezepten zusammen, die du mit handelsüblichen Zutaten zubereiten kannst, damit du unterwegs immer etwas hast, worauf du zurückgreifen kannst.

4. Freundschaften & Beziehungen

Es ist schwer mehr als ein oder zwei Hände voll wirklich enger Freundschaften zu pflegen. Egal, ob man ständig unterwegs ist – oder ein „ganz normales Leben“ mit fester Bleibe hat.

Wenn man irgendwo sesshaft ist, verbringt man vielleicht einen Großteil des Alltags mit seinen Arbeitskollegen, ob man sie mag oder nicht.

Als Vielreisender verbringt man einen Großteil der Zeit mit anderen Vielreisenden und/oder Digitalen Nomaden, die man dann vielleicht nie wieder sieht.

Somit verbringen viele Menschen (egal ob sesshaft oder unterwegs) viel Zeit mit anderen Menschen, die man nicht direkt als enge, wahre Freunde bezeichnen würde.

Die unangenehme Nebenwirkung am Langzeitreisen ist jedoch, dass man seine engen Freunde immer nur phasenweise sieht – und nicht regelmäßig am Wochenende oder abends für ein Weinchen auf dem Balkon. Es sei denn, sie reisen ständig mit einem umher, was jedoch eher seltener der Fall ist.

Somit entstehen auch keine Routinen und Gewohnheiten mit seinen engsten Freunden und man ist kein Teil des Alltags von ihnen. Trotzdem kann man tiefgründige Freundschaften pflegen und aufrechterhalten. Wie beim Thema Nachhaltigkeit muss man auch hier etwas mehr Aufwand betreiben.

Anstelle von regelmäßigen kurzen Treffen im Alltag, verbringe ich beispielsweise oftmals mehrere Tage oder gar Wochen am Stück mit engen Freunden – ob im Urlaub oder beim gemeinsamen Arbeiten und Leben in einer Airbnb oder auf dem Campingplatz.

Dadurch kann man in kurzer Zeit viel nachholen und seine Freundschaft intensivieren und gemeinsame Erinnerungen für die Ewigkeit schaffen. Zwischendurch gibt es natürlich auch viele Telefondates, damit man auf dem neusten Stand der Dinge bleibt.

Trotzdem ist und bleibt es eine Herausforderung für langfristige Freundschaften, wenn man nicht in der Nähe lebt. Meiner Meinung nach ist dieser Punkt die größte Langzeitfolge vom Langzeitreisen.

Was Beziehungen angeht wird es noch kniffliger. Hier macht es meiner Meinung nach nur Sinn, wenn man den gleichen Lifestyle pflegt, da es sonst sehr herausfordernd werden kann.

5. Menschen-Overload

Du triffst viele großartige Menschen im Leben, verbringst die engsten, aufregendsten, intimsten Momente zusammen, öffnest dein Herz und spürst eine wunderbare Vertrautheit und Verbundenheit. Und dann siehst du sie nie wieder, weil die Wege eine andere Richtung einschlagen.

Das ist mir tatsächlich schon relativ häufig passiert. Da draußen gibt es viele Menschen, die viel über mich, wissen – und ich über sie. Seelenverwandte auf Zeit sozusagen. Menschen, die mich auf meiner Reise ein Stück begleitet haben und dann irgendwo im Dschungel der Möglichkeiten des Lebens verschwanden.

Manche traf man nach Jahren wieder und knüpfte dort an, wo man aufgehört hat. Viele verschwanden irgendwo in den Tiefen von Facebook, WhatsApp & Co.

Erst vor Kurzem begegnete mir eine bekanntes Gesicht irgendwo an einem Strand in Portugal. Es war mir so vertraut, aber ich konnte diesen Menschen einfach nicht zuordnen, trotz dem großen Gefühl der Vertrautheit. Ich wusste, dass ich mit diesem Menschen einige wertvolle Stunden verbracht habe. Mein Gehirn konnte jedoch keine Verbindung zu einem Ort aufbauen. Sie half mir auf die Sprünge, es machte Klick.

Das passiert mir manchmal. Und es soll vollkommen normal sein.

Ab einem Bekanntenkreis von mehr als 1500 Personen stößt allein unser Gedächtnis an seine Grenzen. Wir können die dazugehörigen Gesichter vielleicht noch wiedererkennen, ihnen aber kaum noch Namen zuordnen.

Quarks.de

Der Psychologe Dunbar sagt sogar, dass der Mensch lediglich Kapazitäten für 180 Beziehungen hat. Das zählt wohl auch für virtuelle Kontakte. Wenn du viel unterwegs bist und ein relativ sozialer Mensch bist, wirst du ziemlich schnell über diese Zahl kommen.

Eine Langzeitfolge vom Langzeitreisen ist demnach auch, dass man die Kapazitäten an sozialen Kontakten irgendwann erreicht hat und man im Laufe der Zeit überfordert ist, neue Bekanntschaften zu intensivieren.

6. Die Qual der Wahl

Was, wenn du und dein/e Partner/in überall auf der Welt leben können? Was, wenn du deinen Job überall ausüben kannst? Was, wenn deine engsten Freunde überall auf der Welt verstreut sind? Was, wenn deine Heimat als Wohnort nicht mehr in Frage kommt?

Dann hast du die Qual der Wahl. Und das hat nicht nur Vorteile.

Normalerweise zieht man an einen bestimmten Ort, weil man selber oder der/ die Partner/in dort einen Job hat. Oder weil man dort zur Uni gehen möchte. Oder weil dort alle Freunde und die gesamte Familie ist.

Wenn diese Punkte für einen wegfallen, sucht man sich Gründe, warum man irgendwo leben will. Diese sind jedoch etwas bei den Haaren herbeigezogen, wie z.B. gutes Wetter, schöne Natur, ein paar Freunde oder gute Infrastruktur für Digitale Nomaden.

Eine weitere Langzeitfolge vom Langzeitreisen ist demnach, dass man keinen wirklichen Grund hat, irgendwo auf der Welt wirklich sesshaft zu werden.

Das kann auf der einen Seite absolute Freiheit bedeutet. Auf der anderen Seite fällt es schwer, sich auf einen Ort wirklich einzulassen und sich etwas aufzubauen, weil man so viele schöne Orte kennen gelernt hat und jeder Ort irgendwie seine Vor- und Nachteile hat.

Lesetipp: Kennst du die 10 Phasen von Langzeitreisenden?

Ich freu mich auf Ergänzungen von deiner Seite. An welche Langzeitfolgen vom Langzeitreisen denkst du sofort? Her damit in den Kommentaren unterhalb von diesem Artikel.

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Comments

Eine Antwort zu „6 gängige Langzeitfolgen von Langzeitreisen“

  1. Avatar von Lena

    Wow deine Beiträge sind einfach toll! Ich hab mir gerade mehrere Artikel unter deiner „digitalen Nomaden“-Kategorie durchgelesen, weil ich diesen Weg momentan selbst einschlagen will. Da waren wirklich interessante Informationen dabei und ich finde es super, dass du auch kritische Ansätze lieferst und nicht alles nur verherrlichst, welches Gefühl man auf anderen Seiten und Social-Media manchmal hat!

    Und auch mit diesem Artikel konnte ich mich sehr identifizieren! Obwohl ich das Langzeitreisen liebe, ist es manchmal auch schwer, ständig den Ort zu wechseln und gleichzeitig Beziehungen zu Familie und Freunden zu Hause zu pflegen! Und das ich Gesichter nicht wieder erkannt hab oder den Namen nicht mehr zuordnen konnte, ist mir auch schon oft passiert. Mach dir keine Sorgen, ich glaub das geht allen so ;).

    Zu den Gewürzen hab ich übrigens noch eine kleine Anekdote zu erzählen. Ich koche nämlich auch so gerne selber und lege mir immer gleich mehrere Gewürze an, wenn ich irgendwo für längere Zeit verweile. Wenn du mit Gewürzen reist, solltest du dich aber unbedingt über die Zollvorschriften des jeweiligen Landes informieren. Als ich in Neuseeland war und einen kleinen Abstecher in die Cook Islands gemacht habe, habe ich meinen Gewürzbeutel mitgenommen, um dort kochen zu können. Bei der Rückeinreise nach Neuseeland gab es damit aber Probleme. Die gesamte Problematik habe ich hier https://notanotherbackpacker.com/reisepannen/ auch aufgeschrieben, falls es dich interessiert!

    So jetzt muss ich auf mal aufhören, sonst hab ich gleich einen ganzen Roman geschrieben :D. Danke für die tollen Artikel! Mach weiter so und lass dich von Corona nicht einschüchtern, irgendwann geht das Reisen sicherlich weiter! 🙂

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