Ein Beitrag von Klemens Lühr, Diplom-Psychologen, von psychologen-online.com
Jeder kennt vermutlich das Gefühl von Heimweh und Fernweh. Wie die Gefühle entstehen und was man dagegen tun kann, erfährst du hier.
Fernweh: Ach, Deutschland ist so grau und freudlos
Die Gedanken am Flughafen:
„Ach, Deutschland. Alles ist so grau. So freudlos. Mich hält hier nicht viel.“
Kennst du das? Kaum zurück von einer Reise, könntest du direkt wieder los. Insbesondere in den ersten Tagen zurück ist das Fernweh oft besonders intensiv.
Doch es ist noch schwerer, sich erneut in den Alltag einzufinden, wenn du in Gedanken noch bei den vergangenen Abenteuern bist oder schon die nächste Reise planst.
Tipps gegen Fernweh: Was kann helfen?
Gegen das Fernweh kann helfen, sich folgende Fragen zu stellen (Quelle: Kathrin Hoffmann):
Was genau macht mich auf Reisen so glücklich? Was bedeutet das Reisen für mich? Welche Teile meiner Persönlichkeit lebe ich auf Reisen aus? Was davon lebe ich auch in der Heimat? Wie kann ich mehr davon in meinen Alltag integrieren?
Deine negativen Emotionen bei der Heimkehr könnten darauf hinweisen, dass Reisen für dich eine Art Flucht ist und du mit deinem Alltagsleben nicht glücklich bist. In diesem Fall solltest du überlegen, wie du das verändern kannst.
Wenn du allerdings mit deinem Leben eigentlich ganz zufrieden bist, geht es vielleicht eher darum, das, was dir am Reisen so gut gefällt, in den heimischen Alltag zu integrieren. Also zum Beispiel auch daheim mal was Neues auszuprobieren, Leute kennenzulernen oder unbekannte Orte zu erkunden.
Heimweh: Am Ort der Träume und mit dem Kopf zuhause
Sehnsucht, Unzufriedenheit, häufiges Grübeln… Fern- und Heimweh äußert sich oft ähnlich.
So schön eine Reise auch sein mag, man lässt dabei fast immer auch Familie, Freunde, die vertraute Umgebung oder gewohnte Rituale zurück. Manchmal verspürt man dann Heimweh – die schmerzhafte Sehnsucht nach der Geborgenheit des Vertrauten.
Heimweh kann vielerlei konkrete Auslöser haben (Quelle: Elke Maurer): Wenn man sich nicht gut fühlt, krank oder einsam ist und die Euphorie des Entdeckens für einen Moment nachlässt, wir zur Ruhe kommen oder Schwierigkeiten auftauchen, fehlt oft das Gewohnte.
Auch an besonderen Festtagen, beispielsweise dem Weihnachtsabend, an denen man für gewöhnlich im Kreise der Familie bestimmte Traditionen pflegt, verspürt man oft Sehnsucht nach der Heimat.
Genauso kann das Heimweh durch etwas Vertrautes ausgelöst werden – ein Geruch, ein mit Erinnerungen verknüpftes Lied oder eine nette Nachricht von zuhause.
Gerade Indonesien ist ein Land, das viel Potential für Heimweh birgt. Das tropische Klima macht einem sehr deutlich, dass man weit weg von der Heimat ist. Durch diese Entfernung kann man, wenn einen die Sehnsucht nach Omas Apfelkuchen oder dem verschneiten Advent packt, auch nicht einfach mal eben nach Hause fliegen.
Außerdem sind die dortige Kultur, Religion und auch das Essen aus europäischer Perspektive sehr „anders“. Es ist nicht immer einfach, sie zu verstehen oder sich gar einzufügen. Auch die Sprachbarriere zwischen dir und den Einheimischen spielt da mit hinein.
Instinktiv versuchen viele, das Heimweh mit vielen Telefonaten oder Skype-Sessions zu bekämpfen. Das ist aus psychologischer Sicht allerdings keine gute Idee, es kann das Heimweh sogar noch verstärken. Dadurch wird einem nämlich lediglich all das vor Augen geführt, was man in der alten Heimat verpasst. Für schöne Erlebnisse in der neuen Umgebung bleibt keine Zeit und Energie mehr.
Tipps gegen Heimweh: Was du bei akuten Heimweh tun kannst
Heimweh? Such dir Gleichgesinnte!
Das fremde Umfeld kann dafür sorgen, dass man sich gelegentlich alleine fühlt. Der Mensch ist nun einmal ein soziales Wesen. Fast jedes Erlebnis wird schöner, wenn man es mit anderen teilt.
Such dir also nette Leute, mit denen du etwas unternehmen kannst. Trotz der Kulturunterschiede teilen Menschen unterschiedlicher Länder häufig ähnliche Interessen. Egal ob man gerne Fußball spielt, kocht oder Musik macht – man findet überall Menschen, die ähnlich ticken wie man selbst.
Die Gesprächsbasis ist durch das gemeinsame Hobby schon geschaffen, durch das miteinander Erlebte können daraus Freundschaften entstehen.
Ein guter Anlaufpunkt: Surfcamps, Yogaretreats und Tauchschulen
Heimweh? Schaffe dir ein Stückchen Heimat!
Auch wenn du weit weg von zuhause bist, kannst du dir ein Stückchen Heimat selbst schaffen, beispielsweise indem du Fotos deiner Familie aufhängst.
Hast du eine heimische Leibspeise, die du gerne mal zubereiten möchtest? Vielleicht kannst du dazu ja auch neue Bekannte einladen und ihnen ein Stück deiner fernen Heimat „schmackhaft“ machen.
Heimweh? Lenk dich ab!
Bei Heimweh kreisen die Gedanken meist um das, was wir daheim gelassen haben und was uns nun fehlt. Das führt zu negativen Gefühlen und gedrückter Stimmung. Die sorgen wiederum dafür, dass man noch mehr an die Heimat denkt. Ein klassischer Teufelskreis!
Diese Abwärtsspirale kann unterbrochen werden, indem du dich mit angenehmen Dingen ablenkst. Aktive Beschäftigungen eignen sich dazu meist besser als ruhige, einsame Aktivitäten. Auch wenn du anfangs vielleicht keine wirkliche Lust hast, etwas zu unternehmen – es hilft schon, mit scheinbar kleinen Dingen zu beginnen, die deine Stimmung verbessern.
Das Heimweh hört nicht auf?
Meist verschwindet das Heimweh mit der Zeit von alleine. Wenn du dich allerdings über eine längere Periode hinweg mit diesem Gefühl quälst, solltest du dir professionelle Hilfe, einen Arzt oder einen Psychologen, suchen. Dieser kann abklären, ob vielleicht eine depressive Phase vorliegt.
Quellen:
- Elke Regina Maurer (2012). Heimweh: Geschmack der Heimat
Marion Sommermoser (2014). Schluss mit Heimweh: Was Sie gegen Heimweh tun können – ein Selbsthilfebuch. - M. Terry (2013). Self-compassion as a buffer against homesickness, depression, and dissatisfaction in the transition to college. Self and Identity 2013; 12(3): 278-290
- Kathrin Hoffmann, unter http://www.bento.de/gefuehle/fernweh-was-du-gegen-die-traurigkeit-nach-einer-reise-tun-kannst-1067578/ (abgerufen am 26.08.2017)
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