Indonesien ist ein wundervolles Land. Und wir schreiben hauptsächlich über die schönen Dinge des Landes.
In jedem Land gibt es Kriminalität. In jedem Land gibt es Probleme. In jedem Land gibt es Betrüger. Und im jedem Land gibt es Opfer.
Auch ich wurde betrogen. Auch ich habe die anderen Seiten des Reisen erlebt und möchte heute darüber sprechen. Denn immer mehr Leser schreiben mir, dass ich auch jene Themen ansprechen sollte. Und ja, sie haben Recht. Ich nenne bewusst keine Orte oder Namen, weil ich hier niemanden ins schlechte Licht rücken möchte und weil ich denke, dass all jene Geschichten überall auf der Welt passieren können.
Außerdem habe ich durch all jene Erfahrungen etwas dazu gelernt, was ich hier mit euch teilen möchte!
„Ich hatte einen schlechten Ojek-Fahrer“
Es war ein großartiger Abend. Wir tranken viel Reiswein. Wir spielten Gitarre mit den Jungs. Wir lachten viel – wie an so vielen Abenden in Indonesien.
Ich wurde müde und fuhr mit dem Roller ins Homestay zurück. Eine französische Freundin, mit der ich zu der Zeit reiste, wollte noch etwas bleiben. Ich trank noch ein letztes Bintang mit dem Staff vom Homestay und beobachtete die Straße. Zu Dritt auf dem Roller kam meine Freundin an mir vorbeigerast. Ich dachte mir nichts dabei. Auch als ich müde ins Bett fiel, waren meine Gedanken noch sanft. Der Morgen brach ein, der Platz neben mir war jedoch immer noch leer. Langsam machte ich mir Sorgen.
Früh morgens gegen acht Uhr öffnete sich meine Zimmertür. Sie kam rein. Eine versteinerte Miene, aufgekratzte Beine. Sie sagte nur: „Ich hatte einen schlechten Ojek-Fahrer“ (In vielen Gebieten Indonesiens nutzt man gerne und häufig Ojeks für kurze Wege als Alternative zum Taxi. Ojeks sind Motorradtaxis).
Zu Dritt fuhren sie nach der Party nach Hause. Ein anderer Reisender wurde zuerst abgesetzt. Meine Freundin musste nochmal zurück in die Bar, weil sie ihr Handy dort vergessen hatte. Sie war leicht angetrunken. Diese Situation erschien dem Ojek-Fahrer als wunderbare Einladung für eine schnelle Nummer. Meine Freundin war bereits Anfang 30, kein naives Mädchen auf ihrer ersten Reise. Sie konnte sich wehren und schlug den Mann in die Flucht. Er lies sie dann im stockdunkeln im Wald zurück. Sie versuchte sich zu orientieren, zurück zur Straße zu finden, vergeblich. Mit ihrer Kamera schoss sie Bilder um feststellen zu können, wo sie sich befindet. Immer noch vergeblich.
Sie gab auf und schlief im Wald – voller Angst, dass der Mann zurück kommt. Er kam nicht zurück. Als die Sonne aufging machte sie sich zu Fuß zurück auf den Weg zum Homestay.
Sie hatte Glück im Unglück. Die Erfahrung hat sie jedoch sehr geprägt.
Ich sah nur die Fotos auf ihrer Kamera und spüre heute noch die Gänsehaut am ganzen Körper.
Als Frau muss man sich einfach bewusst sein, dass es gefährlich sein kann, nach Sonnenuntergang in verlassenen Gebieten allein unterwegs zu sein. Es ist egal wo man ist. Männer sind auf der ganzen Welt gleich. Es gibt solche und solche.
Verzichte auf Motorrad-Taxis im Dunkeln. Verzichte auf betrunkene Alleingänge. Sei dir bewusst, dass du eine fremde, „exotische“ Frau in einem anderen Land bist.
F***, hörst du das?
2 Monate lebten wir in einer wunderbaren, relativ einsamen Gegend in Indonesien. Es war eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Verdammt minimalistisch, aber wahnsinnig intensiv.
Wir schliefen oftmals bereits gegen 9 Uhr, weil hier nichts mehr nach Sonnenuntergang los war. Der Tag begann früh und endete früh. Und das war gut so.
Das einzige was du am Abend durch die Bungalows hörst, sind Hühnergegacker und ab und an ein vorbei fahrendes Moped. Eines Abends hörten wir jedoch mehr – mehr als uns lieb war…
Es begann mit Männergeschnatter. Es folgten Hundegebelle und nervöses Frauengeflüster. Die Männer wurden leiser, die Frau (oder Frauen?) lauter. Ein hysterischer Schrei folgte. Hundegejaule blieb. Dann nur noch Stille.
Jemand lief um unser Bungalow. Ich schlich zu meiner Zimmernachbarin. Verkroch mich in ihr Bett. Leise mussten wir sein – aus Angst, jemand könnte uns wahrnehmen. Heimlich tippten wir eine SMS „Come to our bungalow. Something happened. We are scared“ an den Tauchlehrer der Tauchbasis. Nach etlichen Minuten, die uns wie Stunden – voller Angst – vorkamen, wurden die Geräusche wieder lauter. Diesmal hörten wir auch bekannte Stimmen. Wir öffneten leise die Tür von unserem Bungalow.
Alles war voller Militär. Aber keiner konnte – oder wollte – uns sagen, was passiert ist. Bis heute weiß ich nicht genau, was mit der Frau (oder den Frauen?) passiert ist. Aber angeblich wurde ein Diebstahl mit Selbstjustiz bestraft.
Man sagte uns, als Touristen sei man sicher, denn Indonesien darf sich keine schlechten Geschichten mit Touristen erlauben, weil sonst eine ganze Gegend darunter leiden würde, da viele Gegenden einfach vom Tourismus abhängig sind.
Aber da viele Einheimische nicht auf die Polizei vertrauen, regeln sie Dinge einfach unter sich. Und in vielen Orten wird Diebstahl sehr unschön bestraft.
Wirklich wohl habe ich mich ab diesem Zeitpunkt nicht mehr in meiner Hütte gefühlt.
Eine Rollerfahrt mit Folgen
Ich fahre oft und gerne mit dem Roller in Indonesien. Zu Beginn auch mutig und sicher.
Auch an jenem Tag genoss ich die Fahrt durch das saftige Grün Indonesiens. Es war Regenzeit und es regnete viel. Die Straßen waren nass. Ich entdeckte ein Loch in der Straße, reagierte zu spät, machte eine Vollbremsung, mein Hinterreifen rutschte weg und schwups, passierte es.
Ich schliff eine Weile über die Straße und mein Roller rutschte Richtung Graben. Einige Locals kamen auf mich zu und starrten.
Rollerunfälle sind keine Seltenheit in Indonesien. Ich habe bereits viele gesehen und Indonesier noch um einige mehr. Auf Indonesisch bat ich die Leute darum mir zu helfen. Ob jemand ein Auto hat, wollte ich wissen. Ein Freiwilliger bat sich an, aber nur gegen eine kleine Bezahlung (mit rund 50 Euro). Ich wurde verdammt sauer. Hier wollte jemand Geschäfte mit einem Notfall machen. Ich diskutierte rum und wir kamen auf keinen gemeinsamen Nenner. Aber auf einen Roller wollte ich mich auch nicht mehr setzen.
Nach einiger Zeit (ich lag immer noch auf der Straße) kam ein chinesischer Touristenführer vorbei, hielt an und reagierte sofort. Er trug mich ins Auto (trotz blutiger Beine und beiger Ledersitze).
Was ist mit meinem Roller?
Ich drückte einem der Jungs ein paar Rupiah in die Hand und bat ihn darum, uns mit dem Roller zu folgen (der noch in Ordnung aussah). Wir fuhren zum nächsten Krankenhaus.
Und schwups. Da war der Roller hinter uns verschwunden.
Mittlerweile waren auch meine Freunde am Unfallort eingetroffen und erblickten den jungen Mann, der sich mit meinem Roller aus den Staub machen wollte und fuhren ihm nach. Angeblich hätte er eine Abkürzung nehmen wollen. Blödsinn!
Ich war sehr enttäuscht.
Mir erklärte man im Nachhinein, dass es in vielen Gegenden Indonesiens ein Problem im Gesundheitssystem gibt. Oftmals ist es so: Wenn man einen schwerverletzten ins Krankenhaus bringt, muss man dessen Rechnung zahlen. Vielleicht hatten die Menschen davor Angst, und halfen mir deswegen nicht.
Flirten im Krankenbett
Ich hatte selten Magenprobleme in Indonesien. Aber einmal traf es mich so richtig. Mir ging es verdammt dreckig. Mir wurde ständig schwarz vor Augen, ich musste mich am laufenden Band übergeben und tierische Schmerzen begleiteten das Spiel.
Ein Mann aus der Gegend kam zu mir und versuchte mit Knoblauch und Spucken die „bösen Geister in mir“ zu vertreiben. Er rieb wie wild auf meinem Bein mit der Knoblauchzehe rum, spuckte auf meinen Bauch und sang beruhigende Worte. Tatsächlich verbesserten sich meine Kreislaufprobleme, sodass ich in der Lage war ins Krankenhaus mit dem Roller gefahren zu werden (vorher wäre ich einfach so runter gefallen).
Im Krankenhaus angekommen wurde ich ins Bett gelegt und eine Transfusion wurde angebracht. Der Arzt setzte sich neben mich ans Bett, fragte was los sei. Ich erklärte – so gut es ging – meine Situation.
Statt medizinischer Ratschläge bekam ich Komplimente und wurde nach meiner Handy-Nummer gefragt. Okay, ich fantasiere. Aber nein. Tatsächlich nutzte der Arzt diesen großartigen Moment mit einer westlichen Dame eine Runde zu flirten. Ich erwiderte nur, dass ich nicht mehr im Stande sei zu reden und ob er bitte etwas tun könnte. Er verabreichte mir ein paar Medikamente, aber der Small Talk ließ nicht nach. Irgendwann schlief ich ein.
Als ich aufwachte saß eine alte Dame an meinem Bett. „Man darf nicht alleine krank sein„, flüsterte sie und hielt meine Hand… Mir ging es schnell besser und am nächsten Tag konnte ich bereits am Nachmittag wieder raus.
Ob es jetzt böse Geister oder eine Nahrungsmittelvergiftung war? Die Krankenhausrechnung war zumindest nicht gerade klein.
Fiese Kinderstreiche
Es regnet wie aus Eimern. Wir verkriechen uns ins Zimmer und spielten mit dem Handy. Ein kleiner Junge guckt ins Fenster rein (welches keine Gläser hatte). „Darf ich rein kommen? Mir ist kalt„, fragte er frech. Draußen gab es jedoch genug Möglichkeiten für einen Unterschlupf und uns war die Situation unangenehm. Deswegen verneinten wir.
Als der Regen nachließ verließen wir das Zimmer zum Aufenthaltsraum. Als wir zurück gingen war das Handy weg. Wir lassen oft unsere Wertgegenstände im Zimmer. Und das Handy lag – relativ einfach zu greifen – in der Nähe des Fensters. Die Bungalows standen jedoch im Nirgendwo und daher hatten wir eigentlich keine Sorge, dass etwas wegkommen könnte.
Wir dachten natürlich sofort an den Jungen. Er hatte uns mit dem Handy gesehen. Er hat uns vermutlich beobachtet, als wir das Bungalow verließen. Wir sprachen den Bungalowbesitzer darauf an. Jeder kannte den Jungen aus dem Dorf.
Wenn man jedoch einen Menschen in Indonesien zum Diebstahl beschuldigt, kann das ziemlich fiese Folgen für den vermeintlichen Dieb haben. Es ist eine Schande für die Eltern. Also sei dir dessen bewusst und beschuldige erst dann jemandes des Diebstahls, wenn du dir wirklich sicher bist!
Trotz allem gingen wir das Risiko ein, weil wir uns ziemlich sicher waren. Ein diskretes Treffen fand mit den Eltern des Jungen statt. Sie versprachen uns nach dem Handy zu suchen.
Die Familie des Jungen erklärte dem Resort-Besitzer, wo das Handy zu finden sei. Da lag es dann wirklich! Die Familie hatte das gestohlene Handy an eine bestimmte Stelle platziert, aber wollten nicht direkt überführt werden.
Beim Durchsehen der Handy-Fotos am nächsten Tag fanden wir ein Selfie des Jungen. Ironie des Schicksals nennt man das wohl.
Es gibt noch einige mehr Erfahrungen, die ich auf Reisen gemacht habe. Aber all jene Erfahrungen halten mich nicht davon ab immer wieder zurück zu gehen. Denn all diese Dinge können überall auf der Welt passieren.
Was für Erfahrungen musstest du auf Reisen machen? Manchmal hilft es darüber zu sprechen um andere Reisende vor der gleichen Situation zu bewahren…
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