Ich habe ein längeres Interview mit Dr. Thomas Ly geführt. Er ist Infektiologe und Tropenmediziner und beruflich sehr oft in Indonesien unterwegs.
In dem heutigen Artikel geht es über Impfungen für Indonesien.
Welche Impfungen empfehlen Sie für einen Aufenthalt in Indonesien?
> DR THOMAS LY: Die klassischen Grundimpfungen (meist schon in der Kindheit erhalten) sollten gegeben sein und Tetanus sollte nicht älter als 9 Jahre sein.
Daneben kann man sich gegen viele Krankheiten zusätzlich impfen lassen, aber ob es sinnvoll ist, muss man ganz individuell als Reisender für sich entscheiden. Dies ist u.a. vom individuellen Verhalten, den Aktivitäten vor Ort, Risikofaktoren wie Vorerkrankungen, sowie der Region und Jahreszeit abhängig.
Bei der saisonalen Influenza-Impfung muss zudem bedacht werden, dass es für die nördliche und südliche Hemisphäre jeweils verschiedene Impfstoffe gibt.
Ich selbst gönne mir neben dem eben erwähnten Grundimpfschutz stets noch eine Typhusimpfung (alle 3 Jahre). Ansonsten sollte man einen Schutz gegen Hepatitis A & B haben.
Alles in allem ist die Grundprophylaxe für Fernreisende somit dieselbe, wie sie für jeden anderen auch empfohlen ist.
→ Impfungen Bali: Empfohlener Reiseschutz für die Insel (+ Infografik)
Besteht eine Tollwut Gefahr in Indonesien?
> DR THOMAS LY: Wer in Indonesien von einem Tier gebissen wird, hat irgendetwas falsch gemacht. Gesunde, wie auch kranke Tiere haben kein Interesse, einen Menschen einfach mal anzugreifen.
Hunde spielen in Indonesien eine wichtige Rolle in der Rattenbekämpfung, daneben gelten Hunde in vielen Regionen Indonesiens auch als Delikatesse. Der in den letzten 10 Jahren von europäischen Besuchern nach Indonesien getragene Hundetrend hat leider auch viele negative Folgen mit sich gebracht. So konnte beispielsweise die vor Jahren von der Insel Flores nach Bali eingeschleppte Tollwut-Epidemie bis heute nicht effektiv eingedämmt werden.
Neben den Hunden sind es u.a. aber auch Affen, Eichhörnchen und Katzen, die das Tollwutvirus übertragen können. Diese Gefahr besteht besonders in Affenparks oder in Tempelanlagen, wo die Tiere auf Touristen dressiert wurden, denen sie Nahrung abverlangen.
Selbstverständlich sollte man der Versuchung widerstehen, Tiere zu füttern – egal wie niedlich sie sein mögen oder wie sehr man auch von den Verkäufern gedrängt wird. Wird man aber doch gebissen, dann bedeutet dies: „Jetzt ist der Urlaub SOFORT beendet!“
Was tun, wenn man von einem Tier gebissen wurde?
> DR THOMAS LY: Sofort sollte die Wunde für mindestens 10 Minuten mit Wasser und ein wenig Seife ausgewaschen und ausgespült werden und dann geht es sofort ins nächstgelegene Krankenhaus.
Hier sollte man auf Tollwut hinweisen und die Ärzte werden dann die Wunde nochmals gründlich reinigen und desinfizieren, den Impfstatus nach Tollwut und Tetanus abfragen und dann die nächsten Schritte einleiten.
1) Wer eine aktive Tollwutimpfung hat und eine Tetanusimpfung in den letzten 9 Jahren bekam, wird dann lediglich mit einem Antibiotikum und einer entsprechenden Tollwutimpfung versorgt.
2) Wer KEINE aktive Tollwutimpfung hat und eine Tetanusimpfung in den letzten 9 Jahren bekam, wird dann mit einem Antibiotikum und einem anderen, entsprechenden Tollwutimpfstoff versorgt.
3) Wer KEINEN Tetanusschutz mehr besitzen sollte, wird neben dem Antibiotikum und der entsprechenden Tollwutimpfung, auch noch gegen Tetanus geimpft.
Im Rahmen der ärztlichen Behandlung wird dann auch erst entschieden, wie es mit dem Urlaub weiter geht, also ob man im Krankenhaus bleiben muss, ob man nach Hause fliegen sollte oder ob es mit dem Urlaub mit kleinen Einschränkungen weitergehen kann.
Wie sinnvoll eine Tollwutimpfung für eine Indonesienreise ist, darf nun jeder für sich selbst entscheiden. Sinnvoll ist auf alle Fälle eine Auslandskrankenversicherung.
Lesetipps:
- Impfungen Bali: Empfohlener Reiseschutz für die Insel (+ Infografik)
- Malaria und Dengue in Indonesien
- Reisekrankheiten in Indonesien
Über den Interview-Partner Dr. Thomas Ly
Nach meiner Ausbildung bei Militär ging ich für die medizinische Weiterbildung in den Südostasiatischen Raum, wo ich u.a. 2 Jahre im östlichen Indonesien auf der Insel Flores lebte, forschte und arbeitete. Dort waren meine Patienten jedoch vornehmlich sehr jung und hatten Grunderkrankungen wie Polio, Lepra oder Tuberkulose. Eine kurze Unterbrechung meiner Asienzeit machte ich als Protokollarzt auf der Weltausstellung EXPO2000 in Deutschland, wo meine „Patienten“ plötzlich nur noch aus VIP’s wie Könige, Staatspräsidenten und Regierungschefs, bestanden. Ich bin anschließend aber sofort wieder zurück an die Basis nach Singapore und Malaysia gegangen, ehe ich für einige Jahre dann wieder in Europa für eine Raumfahrtagentur arbeitete. Seit 2010 agiere ich unabhängig mit einem eigenen Team auf dem Gebiet der medizinischen Behandlungsqualität und Patientensicherheit. Das bringt mich rund um die Welt und ich genieße diesen stetigen Kultur- und Wissensaustausch. Die vielen Stunden in Flugzeugen haben nun dazu geführt, dass ich mit einem Kollegen ein Kompendium aller menschlichen Infektionskrankheiten geschrieben habe, welches als deutsche Ausgabe im Dezember 2014 unter dem Titel „Der Kleine Infektiologe“ erscheinen wird.“


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