Ein Beitrag von Jonas von childaidpapua.com
Raja Ampat – noch vor wenigen Jahren kannte niemand ausser ein paar wenigen Wissenschaftlern diesen abgelegenen Ort im tiefen Osten von Indonesien.
Heute steht Raja Ampat auf der „must visit“-Liste vieler Taucher und verzaubert die Welt mit seinen hunderten von Riffen und einer aussergewöhnlichen biologischen Vielfalt.
Das Tourismusdepartment von Indonesien unternimmt derzeit alles, um möglichst viele Touristen nach Raja Ampat zu bringen. Dieser schnelle Wandel birgt viele Chancen aber vor allem auch Gefahren, welche Auswirkungen auf das Leben der Einheimischen, deren Mitwelt aber auch sämtliche Weltmeere haben werden.
Raja Ampat ist demnach weit mehr als ein atemberaubender, mariner Spielplatz. Nein, Raja Ampat ist von grosser ökologischer Bedeutung für die Gesundheit unseres Planeten.

Raja Ampat: Das letzte Paradies?
Raja Ampat ist ein Kronjuwel im Korallendreieck und das Epizentrum der globalen biologischen Vielfalt der Meere.
Die Gegend erstreckt sich über 40.000 km² – geprägt von Inseln und Lagunen, wie man es sich nur erträumen kann.
Egal, wo man in Raja Ampat ins Wasser springt, der Kontrast zwischen hier und irgendwo anderswo ist bereits nach wenigen Minuten im Wasser unübersehbar. Die Vielfalt der Fische und Korallenarten überwältigen Forscher und Taucher weltweit innerhalb kürzester Zeit.
Zusammen mit den atemberaubenden Kalkstein-Formationen, puderweißen Sandstränden und palmenumsäumten Inseln wird Raja Ampat als „das letzte Paradies auf Erden“ bezeichnet.
Neuste Erkenntnisse von Forschern sollen ergeben haben, dass die Korallen rund um Raja Ampat viel weniger anfällig auf Schwankungen (z.B. Wassertemperatur) reagieren. Dieses seltene Phänomen versuchen die Wissenschaftler zurzeit zu erforschen. Denn weltweit leiden Korallenriffe unter natürlichen sowie vom Menschen verursachten Umweltveränderungen.
Die enorme Vielfalt an Leben in den Gewässern von Raja Ampat aber auch die späte „Entdeckung“ werden vermutlich die Hauptgründe für dieses starke Bestehen sein.

“Too big to fail“
Eine solche einmalige Vielfalt, wie wir sie in Raja Ampat vorfinden, hat eine grosse ökologische Bedeutung und einen Einfluss auf die marine Gesundheit der ganzen Welt.
Bei negativer Entwicklung, z.B. dem Ausbleichen der Korallen und der Meeresverschmutzung durch Plastikmüll, werden sich die Auswirkungen zuletzt nicht „nur“ auf die Ozeane beschränken, sondern auch drastische Auswirkungen auf den ganzen Planeten und unser tägliches Leben haben.
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Wäre Raja Ampat eine Bank und die Korallenriffe kapitalisierte Börsenprodukte, so würde Raja Ampat als Systemrelevant und als „too big to fail“ bezeichnet werden.
Bekannterweise ist es leider für den Menschen schwer verständlich, wenn man etwas nicht in Dollar beziffern kann und die Konsequenzen nicht direkt sichtbar sind. So passiert in Raja Ampat leider zurzeit das Gegenteil, von dem, was eigentlich ökonomisch sinnvoll wäre. Denn ein gesundes Riff würde viel mehr Profit generieren als ein kaputtes.
In jedem anderen Business unternimmt die Geschäftsführung alles, um ihr Produkt nachhaltig zu schützen und verkaufen zu können. Doch das Produkt von Raja Ampat, die Korallenriffe, werden durch das negative Verhalten vieler Touristen, Locals und unprofessionellen Reiseanbietern stark herausgefordert.
Leider hat diese Entwicklung in den letzten Jahren stark zugenommen. Solange man den Korallenriffen rund um Raja Ampat in der „Weltbilanz“ keinen finanziellen Wert zubuchen möchte, bleibt das Verständnis des Wertes von Raja Ampat den meisten Menschen leider verborgen und die Ausbeutung von Mensch und Natur wird ungehindert voranschreiten.
Was lehrt uns das Schicksal vom Great Barrier Reef?
Starke Meeresströmungen und tiefe Gräben ermöglichen die enorme Biodiversität rund um Raja Ampat. Des Weiteren dient Raja Ampat als wichtiger Korridor zwischen dem Pazifischen- und Indischen Ozean.
Was mit Raja Ampat zukünftig passiert, wird Auswirkungen auf Korallenriffe weltweit haben. Dies zu verstehen und Raja Ampat entsprechend zu schützen, ist eine grosse Herausforderung – für die Regierung, für lokale und internationale NGOs aber vor allem auch für die rund 40.000 Einheimischen von Raja Ampat.
Es gab genug andere Orte, ähnlich wie Raja Ampat, welche wegen ihrer grossen Fragilität und der Rücksichtslosigkeit vieler Menschen innerhalb weniger Jahre zerstört wurden (z.B. das Great Barrier Reef).
Mit dem zunehmenden Tourismus, der Entwicklung der Region in Raja Ampat und dem vom Menschen verursachten Klimawandel ist es unerlässlich und höchste Zeit, ein System für nachhaltigen Tourismus in Raja Ampat zu implementieren.
Der Tourismus ist fūr die Region hier eine grosse Chance, aber vermutlich eine noch größere Gefahr – vor allem, wenn dieser nicht aktiv reguliert wird.

Tourismus in Raja Ampat – eine Gratwanderung
Um den Marinepark Raja Ampat zu bereisen, muss jeder Tourist ca. 60 Euro Eintrittsgebühr bezahlen. Diese Gelder werden gemäß offizieller Beschreibung in die Bildung der Einheimischen sowie in den Naturschutz investiert. Wo diese Gelder aber seit mehr als drei Jahren wirklich hinfließen, ist leider nicht bekannt. Eine ähnliche Intransparenz kann man im Bunaken Marine Nationalpark auf Sulawesi erkennen.
Weder Naturschutz, noch Bildungsprojekte wurden in Raja Ampat mit den Geldern umgesetzt. Dies zeigt sich auch deutlich im exponentiell zunehmenden Plastikabfall sowie in den zerstörten Korallenriffen vor Ort.
Da die Geldverteilung des Marinepark nicht funktioniert, haben viele Einheimische begonnen, ihre eigene Gebühr fūr gewissen „Attraktionen“ zu erheben – sei dies ein toller Aussichtspunkt (z.B. die Pianemo Sternlagune), eine Höhle oder ein schönes Riff zum Schnorcheln oder Tauchen.
Der Tourismus in Raja Ampat wurde fūr viele Einheimische zur Goldgrube. So sind unzählige Homestays in den letzten zwei Jahren aus dem Boden geschossen. Dies mag den Wohlstand dieser Menschen für eine kurze Zeit stark angehoben und das tägliche Leben positiv verändert haben.
Der Tourismus, wie wir ihn zurzeit in Raja Ampat erleben, hat demnach gute sowie auch schlechte Seiten und ist damit eine ständige Gratwanderung.

Das Erfolgsmodel Homestay?
Seitdem die Regierung in Zusammenarbeit mit internationalen NGOs die MPA (Marine Protected Area) erstellt hat, sind die Zahlen von Haifischen wieder gestiegen. Heute hat man im Schnitt eine 75-prozentige Wahrscheinlichkeit, während dem Schnorcheln in Raja Ampat einen Riffhai zu sehen – an gewissen Korallenriffen sogar noch mehr. Ein Grund dafür könnte sein, dass viele Einheimische durch ihre Homestays genug Geld verdienen, und dadurch nicht mehr Haifische fangen und deren Flossen verkaufen müssen.
Das Businessmodell Homestay beschränkt sich jedoch nur auf ein kleines Gebiet von Raja Ampat. Sobald man die Dampier Strait verlässt, kann man den Unterschied zwischen den vom Tourismus berührten Dörfern und den „anderen“ sofort erkennen.
Die Menschen außerhalb der touristischen Zonen wenden oftmals noch die altbewährten und zum Teil destruktiven Fischfangmethoden (Langleinen, Netze und Dynamitfischen) an. Übel nehmen kann man das den Menschen (bis auf das Dynamitfischen) selbstverständlich nicht, denn der Zustand ist ein Resultat aus der nicht funktionierenden Geldverteilung des Marinepark Raja Ampat.
Raja Ampat zu bereisen und dabei in einem Homestay zu wohnen ist gut, weil das Geld direkt an die lokalen Familien geht. Nur leider verursachen auch die Homestays in Raja Ampat mehr und mehr Abfall und ein Konzept zur Entsorgung gibt es (noch) nicht. So landet der meiste Abfall direkt oder indirekt im Meer.
Als Reisender in Raja Ampat solltest du deinen Abfall am besten gleich wieder mit nach Hause nehmen.
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Die Korallenriffe – das Kapital der Einheimischen
Vielen Touristen fehlt das Wissen und die Wertschätzung gegenüber den sensiblen Korallenriffen. So laufen Reisende bei Ebbe über das Riff und zerstören dabei tausende von neuwachsenden Korallen und riskieren zudem, von einem Stein- oder Skorpionfisch gestochen zu werden. Im schlimmsten Fall ist so ein Stich fūr den Menschen tödlich.
Auch beim Schnorcheln und Tauchen benehmen sich viele Touristen rücksichtslos und zerstören vorsätzlich oder auch unwissentlich die Korallen. Dabei müssen wir uns bewusst sein, dass die Korallenriffe das Kapital der Einheimischen darstellen.
So wie wir zu Hause ein Haus, eine Wohnung, ein Auto und ein Bankkonto haben, haben diese Menschen hier eben Korallenriffe.
Für das Schnorcheln und Tauchen in Raja Ampat legen wir dir folgende Hinweise ans Herz:
# 1 Sonnenschutz: Trage ein langes Shirt und eine Shorts / Leggings. Sonnencreme schadet Korallen!
# 2 Don’t touch: Du kannst die Unterwasserwelt bewundern, aber nichts (!) anfassen – auch nicht mit den Flossen! Suche zum Nachjustieren deines Equipment immer nur freie Sandflächen.
# 3 Nachhaltige Anbieter: Wähle für dein Schnorchel- oder Tauchtrip nachhaltige Anbieter, die darauf achten die Anker nicht in Korallen zu werfen und Boote niemals in zu flache Gewässer zu lenken.
Dringende und notwendige Schritte zum Erhalt der Biodiversität in Raja Ampat
Raja Ampat ist bereits heute das grösste „Shark- and Ray Sanctury“ in ganz Indonesien. Das ist toll. Doch aufgrund der Einmaligkeit von Raja Ampat reicht dies bei Weitem nicht, wenn man die enorme Biodiversität wirklich nachhaltig schützen möchte.
Folgende wichtige Schritte sind absolut unumgänglich, wenn man das Paradies hier in Raja Ampat erhalten möchte:
- Ähnlich wie in Palau sollten dringend Kontingente eingeführt werden, wieviele Touristen jedes Jahr das Archipel in Raja Ampat besuchen dürfen.
- Es muss ein System zum aktiven Patrouillieren seitens NGOs und Behörden eingeführt werden. Dabei müssen Fischfangmethoden, aber auch Touristenboote, Tauchspots und das Verhalten von Touristen und deren Guides kontrolliert werden.
- Es muss ein nachhaltiges Abfallmanagement aufgebaut werden.
- Die Einheimischen vor Ort müssen in Themen Umwelt und Nachhaltigkeit ausgebildet werden.

Bildung als Schlüsselfaktor zum Umweltschutz
Der Tourismus in Raja Ampat boomt wie kaum anderswo in Indonesien. Vor rund 15 Jahren segelten und ruderten die Menschen noch fast ausschliesslich in selbstgemachten Baumbooten von Insel zu Insel. Die Einheimischen hatten kaum Berührung mit der Aussenwelt.
Heute rasen tagtäglich Schnellboote zwischen den Inseln umher. Raja Ampat wurde innerhalb kurzer Zeit von der modernen Welt und Selfiesticks überrollt.
Die Regierung investiert viel Geld in diese Gegend, doch die Bildung bleibt dabei auf der Strecke. Die Infrastruktur der Schulen ist sehr schlecht und oftmals gibt es keine Lehrer im Dorf. So bleibt das Wichtigste für die Kinder und Jugendliche fast unerreichbar – gute Bildung.
Das man die Menschen in den Dörfern dieses Archipels entsprechend ausbildet und sie für den weitergehenden Tourismusboom rüstet, müsste eigentlich das A und O sein.
Genau dies ist die Mission von Child Aid Papua hier in Raja Ampat. Durch das vor Ort ansässige Umwelt- und Bildungszentrum werden die Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene auf die Gefahren, Herausforderungen sowie auch Chancen der Region hingewiesen und entsprechend darauf vorbereitet.

Die Kinder lernen, wie man ein Abfallmanagement aufbaut, Korallenriffe schützt, Bojen errichtet und Englisch spricht. Sie sollen die ökologischen Zusammenhänge ihrer Heimat verstehen – damit Raja Ampat vor aktuellen und zukünftigen Bedrohungen geschützt werden kann und das schönste und wertvollste Ökosystem der Welt noch lange erhalten werden kann.
Damit wir unsere Arbeit weiterhin erfolgreich führen können, brauchen wir jedoch dringend ein neues Umwelt- und Bildungszentrum. Schaut und hört euch die Nachricht von unserem 14-jährigen Schüler Edy an, er hat eine ganz wichtige Botschaft für dich.
In der folgenden Karte sind alle Dörfer markiert, welche von der Umsetzung des Projekt profitieren. Beim Anklicken der blauen Markierung ist der Name des Dorfes, sowie die Anzahl Kinder und deren Schulstufe ersichtlich.
Jeder Tourist muss Eigenverantwortung übernehmen
Zu guter letzt muss jeder einzelne Tourist Eigenverantwortung übernehmen.
Eigentlich sind die Preise in Raja Ampat zu günstig. Als umweltbewusster Reisende sollte man Homestays, Tauchbasen oder Resorts aussuchen, welche einen Beitrag für Mensch und Umwelt leisten.
Außerdem sollte jeder Tourist den verursachten Abfall wieder mit nach Hause nehmen.
Und auch als Reisender kann man einen Beitrag für die Ausbildung der Kinder vor Ort leisten, indem man die Aktivitäten der Child Aid Papua Foundation mit einem kleinen Beitrag unterstützt.
Mehr Informationen dazu findet man auf der Homepage www.makeadifference.ch oder auf Facebook @Child Aid Papua Foundation.
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