In Taucherkreisen eines der besten Unterwasserreviere der Welt, eröffnet sich der 1991 gegründete Bunaken Marine Nationalpark visierten Seekajakfahrern von einer neuen Perspektive.
Während in den Monaten September bis Ende November der Stille Ozean seinem Namen gerecht wird, ist er im Januar und Februar das ganze Gegenteil davon.
Heftige Regenschauer, die rasch aufziehen, Wellen bis zu drei Meter Höhe und starke Strömungen zwischen den fünf Inseln im Bunaken Marine Nationalpark lassen die Inselüberfahrten abenteuerlich werden.
Trekking auf Manado Tua
Doch bevor wir lospaddeln, erforschen wir mit dem Fischer Ronny das Inselinnere, welches durch riesige Kokosnusspalmen und dichten Regenwald geprägt ist.
Was kaum einer weiß, hier leben auch die schwarzen, schwanzlosen Schopfmakaken und der kleinste Primat der Welt, der Sulawesi-Koboldmaki.
Während sich fast alle Nord Sulawesi Besucher im Tangkoko Nationalpark auf die Suche nach den Affen machen, trekken wir über schmale und steile Urwaldpfade den 806 Meter hohen Gipfel des bereits lange erloschen Vulkans Manado Tuas entgegen.
Unweit von uns entferent, tobt eine Horde Makaken durch die Baumwipfel, während die Koboldmakis, die in Familienverbänden leben, uns neugierig mit ihren großen Augen aus ihren Baumverstecken beobachten.
An einem Rastplatz noch unterhalb des Gipfels können wir zu den Inseln Bunaken, Montehage, Nain und Siladen blicken. In der Ferne erspähen wir sogar den Bangka Archipel.
Das letzte Stück bis zum Gipfel ist recht schweißtreibend. Neben Tee aus der Thermosflasche bietet uns Ronny einen Gipfelschnaps an. Cap Tikus heißt der aus Palmwein destillierte Brand. Dazu reicht er uns frittierte Süßkartoffeln (ubi goreng).
Das Seekajakabenteuer beginnt
Während Taucher aus allen Herren Länder sich durch die Strömungen an Steilwänden entlang treiben lassen und große Schwämme, endlose Steinkorallenfelder, überdimensionale Mördermuscheln, bunte Korallenfische und stationäre Makrelen-, Füsilieren- und Fledermausfischschwärmen bewundern, gleiten wir mit unseren Seekajaks über das glasklare Wasser.
Allein vom Cockpit aus entdecken wir im seichten Wasser Seesterne, Seeigelkolonien und Fische in allen nur erdenklich kräftigen Farben.
Kurs Nordost. Wir peilen mit dem Bordkompass die nördliche Westspitze der Insel Bunaken an. Nach dem weitläufigen Riffbereich tanzen unsere Kajaks über die Wellen hinweg. Immer wieder müssen wir den Kurs neu korrigieren, denn die relativ starke Strömung zwischen den beiden Inseln lässt unseren Kurs nicht so einfach halten. Fischerboote flitzen an uns vorbei in Richtung offener See.
Nach einer bewegten Überfahrt erreichen wir schließlich den Mangrovengürtel im Norden der Insel Bunaken. Trotz einer relativ großen Dichte an Tauchresorts auf dieser Insel ist dieser Bereich ursprünglich und unangetastet geblieben.
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Lebenskünstler zwischen Land und Meer
Diese Mangrovenwälder zählen zu den ältesten der Welt. Seit hunderten von Jahren strotzen sie dem Salzwasser, der sengenden Tropensonne und sind täglich Ebbe und Flut ausgeliefert. Sie schützen die Ufer vor Erosion und bieten vielen Lebewesen ein Biotop. Im Schutze der im Salzwasser resistenten Vegetation paddeln wir gemächlich durch ein Baumlabyrinth mit Luftwurzeln und unter einem dichten Blätterdach weiter gen Osten.
Ziel ist die kleine Koralleninsel Siladen mit ihren herrlichen Sandstränden und einem artenreichen Hausriff, das zum ausgiebigen Schnorcheln einlädt.
Die einsetzende Flut zwingt uns dazu die Mangroven zu verlassen und weiter über das Meer die Fahrt fortzusetzen. Hohe, hereinbrechende Wellen machen das Hinausfahren nicht einfach. Wir müssen auf den geeigneten Moment warten, der nur wenige Sekunden anhält, um mit vereinten Paddelschlägen durch die Wellen zu schießen um in die ruhigeren Bereiche des Pazifiks zu gelangen.
Auf Kurs Siladen
Der Kompass an der Spitze der Kajaks zeigt jetzt genau gen Osten. In der Ferne leuchtet der helle Sand von Siladen. Bunte Farbkleckse stellen sich beim Näherkommen als Auslegerboote der Fischer heraus.
Zwischen Bunaken und Siladen herrscht eine starke Strömung. Ständig müssen wir unseren Kurs korrigieren, um ein Abtriften hinaus in die Celebes-See zu verhindern. Doch schließlich schieben sich die Kajaks nach einem vereinten, letzten kräftigen Paddelschlag auf den Sandstrand.
Hier wollen wir bleiben und bauen unsere Zelte am Strand der Koralleninsel auf. Neugierige Kinder begrüßen uns mit „Hello Mister, how are you?“. Neben unserem Camp fertigt ein Fischer in mühseliger Handarbeit ein Auslegerkanu an.
35°C Lufttemperatur und nur etwas Schatten unter den vereinzelt stehenden Bäumen. Es ist Zeit im Pazifik unterzutauchen.
Vor uns liegt eines der schönsten inselnahen Riffe im Bunaken Marine Nationalpark. Es ist wie wenn man durch ein riesiges Meeresaquarium schwimmt. Glasklares Wasser, unzählige farbenfrohe Fische, bunte Korallenstöcke – eine Unterwasserwelt die seinesgleichen sucht.
Es ist Nebensaison und die Resortbetreiber nutzen die ruhigere Zeit um ihre Bungalows und Anlagen zu verschönern und zu erweitern. Doch im Onong-Resort, dass von Celebes Divers betrieben wird, bekommen wir ein herrlich kaltes Bier.
Acht Monate im Jahr herrscht emsiges Treiben. Taucher aus aller Welt zieht es von April bis November hierher um von kleinen Tauchschiffen aus eine Vielzahl von Tauchspots anzulaufen.
Highlights sind immer wieder Begegnungen mit Delphin- und Baracudaschwärmen, Grauen- und Schwarzspitzen-Riffhaien, Riesenmantas und -muränen, Meeresschildkröten und ab und an durchschwimmen auch Orcas und Pottwale den Marine Nationalpark.
Am Abend genießen wir die traumhafte Stimmung am Lagerfeuer und blicken dem bevorstehenden Paddeltag entgegen. Heftige Regenschauer zwingen uns zu fortgeschrittener Stunde in die Zelte.
Nach einem typischen Fischerfrühstück – gegrilltem Fisch mit einem Berg von weißem Reis und reichlich Dabu-dabu, einem teuflisch scharfen Relish, beladen wir die Kajaks und paddeln entlang der Küste in südliche Richtung.
Noch ist die See relativ ruhig und wir nutzen die Zeit der Stunde um die zwei Kilometer entfernte Insel Bunaken anzulaufen.
Relikt aus der Urzeit
Kaum vorstellbar, dass zwischen dem Festland von Nord Sulawesi und der Insel Bunaken eine Meerestiefe von über 1,8 Kilometern gemessen wurde. Dies ist der Lebensraum einer längst ausgestorben gehaltenen Fischart, dem Quastenflosser, der seine Blütezeit während der Kreideepoche zusammen mit den Dinosauriern, hatte.
Die Entdeckung dieses neuzeitlichen Fossils verdanken wir dem indonesischen Fischer Justinus Lahama, dem ein 130 cm großes Exemplar im Mai 2007 ins Netz gegangen ist.
Arnaz und Dr. Mark Erdmann, namhafte Meeresbiologen, gaben im selben Jahr diesem Quastenflosser den wissenschaftlichen Namen „Latimeria menadoensis – Manado-Quastenflosser“ und er wird auch seitdem als eigene Art, was auf Grund von genetischen und morphologischen Analysen zurückzuführen ist, gelistet. Sein nächster noch lebender Verwandter wurde in den Gewässern rund um die Komoren im Indischen Ozean 1938 entdecket.
Nationalpark mit 97% Wasser
Sven und Ester haben uns zu einem Frühstück in ihrem Panorama-Tauchresort eingeladen. Von hier aus haben wir eine unbeschreibliche Sicht auf den Westpazifik und einem großen Teil des Bunaken Marine Nationalparks. Der Kaffee schmeckt so gut, dass wir das Frühstück etwas hinauszögern.
Obwohl der Bunaken Marine Nationalpark bereits 1991 gegründet wurde, erlang er erst sieben Jahre danach den offiziellen Schutzstatus für Tiere und Natur. Mit dem anerkannten British Airways Award „Tourism for Tomorrow“ wurde er 2003 ausgezeichnet.
Er nimmt eine Gesamtfläche von etwa 110 Fußballfeldern ein. Während sich der südliche Teil entlang der Küsten südlich von Manado erstreckt, nimmt der nördliche Teil alle fünf Inseln, die 3% der Fläche des Parks darstellen, mit ein. In 22 Dörfern wohnen um die 35.000 Insulaner, die von der Landwirtschaft, dem Fischfang und in den letzten Jahren auch immer mehr vom Tauchtourismus leben.
70% aller im Indopazifik lebenden Fischarten sind in diesem Marine Nationalpark anzutreffen.
Letzte Etappe Manado Tua
Nach all den beeindruckenden Informationen über diesen Teilbereich der Celebes-See setzen wir die Fahrt in unseren Kajaks fort. Dabei haben wir unser Ziel, den Vulkankegel Manado Tua, der zugleich auch Ausgangspunkt war, stets vor Augen.
An der Südwestspitze von Bunaken erleben wir ein weiteres Mal uralte Mangrovenwälder, deren alte Baumbestände wir mit langsamen Paddelschlägen durchfahren. Unsere Blicke schweifen in die Wipfel der Mangroven. Die nachtaktive, schwarz-gelb gestreifte Mangrovennachtbaumnatter bekommen wir leider nicht zu Gesicht. Vielleicht auch besser so, denn diese Trugnatter zählt zu den wenigen Giftschlangen auf Sulawesi.
Wir verlassen die Mangroven und den geschützten Küstenstreifen von Bunaken und steuern das Dort Negeri, eines der acht Dörfer auf Manado Tua, an. Trotz der relativ starken Strömung gen Norden, die uns versucht vom Kurs abzubringen, dauert die zwei Kilometer lange Überfahrt keine 30 Minuten.
Am weißen Sandstrand von Negeri winken uns Kinder freundlich zu. Jetzt können wir bereits sagen, dass dies nicht das letzte Seekajakabenteuer in Nord Sulawesi war.
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Tipps für eine Kayak Tour
Beste Reisezeit: Die Monate Mai bis November sind perfekt für Seekajaktouren im Marine Nationalpark. Wassertemperatur schwankt zwischen 27°C bis 29 °C.
Anreise: Zum Beispiel von Deutschland aus nach Manado mit Singapur Airlines und Silkair. Mit Emirates / Ethiad / Turkish Airlines und Lionair / Garuda. Manado ist internationaler Flughafen. Günstige Tickets für Inlandsflüge findest du auf tiket.com.
Zeitzone für Sulawesi: Zentralindonesische Zeit: MEZ +7 Std. (MESZ +6 Stunden): Bali, Sulawesi, Nusa Tenggara, Ostkalimantan, Südkalimantan
Geld, Karten, Wechselstuben: Wir empfehlen die Bargeldmitnahme in Euro-Scheinen oder US-Dollar-Scheinen, alle in gutem Zustand zum Tausch in Wechselstuben (Money-Changern) oder in Banken. In Manado kann man problemlos Bargeld mit deiner Kreditkarte über Geldautomaten (ATM) beziehen. Entsprechende Gebühren werden von den jeweiligen Banken erhoben. Gängige Karten: EC, Maestro, Cirrus, VISA, Mastercard. Nicht überall auf den Inseln kann mit Kreditkarte bezahlt werden. Mitnahme von ausreichend Bargeld ist dringend zu empfehlen. Reiseschecks werden in Manado nicht mehr akzeptiert! Ein- und Ausfuhr der Landeswährung bis 5 Mio IDR ist gestattet. Die Landeswährung kann bei der Ausreise zurückgewechselt werden, wenn Umtauschbelege vorliegen.
Kajakverleih: Verleih von Seekajaks an erfahrene Fahrer und geführte Touren im Bunaken Marine Nationalpark bei Archipelago Adventure.
Verpflegung: Warungs (Art Imbiss) und Restaurants gibt es auf den Inseln nicht. Dafür besteht aber die Möglichkeiten in den Resorts zu essen. In kleinen Kiosken kann man Mineralwasser, Cola, Sprite, Kekse, Zigaretten, etc. erstehen.
Text & Fotos (außer speziell markierte Fotos): Michael Leitzinger
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