Digitale Nomaden sind egoistische Steuervermeider und Klimasünder. Die meisten von ihnen versuchen sich mit Blogs, Instagram oder Youtube über Wasser zu halten.
Digitale Nomaden sind dem Hamsterrad entkommen und haben dem traditionellen „9 to 5 Job“ den Rücken gekehrt. Sie sind das ganze Jahr über in der Weltgeschichte unterwegs und rund um die Uhr glücklich und frei.
Rund um Digitale Nomaden gibt es ziemlich viele Vorurteile und Klischees, die ich in diesem Beitrag kommentieren möchte. Habe ich was vergessen? Her damit in den Kommentaren!

1. „Digitaler Nomade“ ist ein Beruf
Wie kann ich Digitaler Nomade werden?
Eine gängige Frage, die man immer wieder zu Ohren bekommt.
Genauso könntest du fragen: Wie kann ich Schichtarbeiter werden?
Denn „Digitaler Nomade“ ist kein Beruf. Es ist lediglich die Bezeichnung dafür, dass jemand seinen Job ortsunabhängig am Laptop ausführen kann.
Sowas wie Homeoffice. Nur das dein Zuhause die Welt ist.
Und dabei sind die Berufe von Digitalen Nomaden so vielseitig, wie die Berufswelt im Allgemeinen. Ich durfte in den vergangenen Jahren unglaublich spannende Menschen kennenlernen, die online und ortsunabhängig ihr Geld verdient haben.
Die gängigsten Berufe, die Digitale Nomaden ausführen, sind u.a. Programmierer, Webentwickler, Online-Händler, Blogger, Redakteur, Journalist, Fotograf, Buchhalter, Headhunter, Lektor, Trader, Architekt, Illustrator, Designer, Lehrer, Coach, Berater, Autor, Texter, Übersetzter, Sales Manager, Virtueller Assistent, Kundensupport-Mitarbeiter, Online-Marketer oder aber Youtuber, Influencer oder Podcaster.
Aber da ist noch so viel mehr.
In Marokko traf ich Alex, der Bildungsvideos für die New York Times animiert und gestaltet oder Brittany, die Englischunterricht für chinesische Kids online hält.
Auf den Lofoten traf ich den Architekten Stian, der Boote ortsunabhängig entwarf und Hanna, die im Bereich IT-Security für einen US-Giganten arbeitete.
Und da wäre Thomas, der zukünftige Programmierer in seinem Coding Bootcamp ausbildet und Johannes, der weltweit Brettspiele entwickelt und illustriert. Oder Micha, der professionellen Triathleten von unterwegs Trainingspläne erstellt.
Und da wären wir, die u.a. Reiseführer schreiben, gestalten und verlegen.
Manche Digitale Nomaden sind festangestellt in Teilzeit oder Vollzeit. Ein großer Teil arbeitet als Freelancer oder Dienstleister für Kunden. Andere wiederum sind komplett selbstständige Online-Unternehmer, die unabhängig von Kunden arbeiten. Wir zählen zu Letzterem. Dazu später mehr.



2. Digitale Nomaden sind dem Hamsterrad entflohen
Digitale Nomaden haben dem traditionellen Hamsterrad und den „9 to 5 Jobs“ den Rücken gekehrt.
Das stimmt nicht so ganz.
Denn nicht alle digitale Nomaden sind selbstständig und ihr eigener Chef. Es gibt viele ortsunabhängige Angestellte, die weiterhin „9 to 5“ arbeiten (abhängig von der Zeitzone auch mal „5 to 1“) – nur eben von wo sie wollen.
Selbstständige Nomaden haben es vor allem in der Anfangszeit nicht immer so einfach und müssen oftmals sogar mehr als acht Stunden am Tag an ihrem Business arbeiten, um über die Runden zu kommen. Viele Online-Unternehmen kreieren sich dadurch ihr eigenes digitales Hamsterrad. Zwar müssen sie nicht mehr von „9 to 5“ im Büro ihre Zeit absitzen, dafür arbeiten sie 24/7 und nehmen ihre Projekte mit ins Bett.
If you do what you love, you’ll never work a day in your life.
Wenn die Arbeit Spaß macht, dann fühlt sich Arbeit nicht mehr wie Arbeit an. Freizeit und Arbeit verschwimmen. Das ist bis zu einem bestimmten Maß wunderbar. Trotzdem kann diese Art des Arbeitens auch ungesund werden und zu psychischen und physischen Probleme führen.
Ich finde es super wichtig, dass man trotzdem noch eine Grenze zwischen Arbeit und privatem Leben zieht – egal wie viel Freude der Job bereitet. Gerade bei Personal Brands ist die Gefahr groß, dass man sich irgendwann so sehr mit seinem Projekt identifiziert, dass man seine Laune vom Erfolg des Business abhängig macht und keine klaren Grenzen mehr ziehen kann.
Vor allem Digitale Nomaden, die ihr Geld mit Social Media (vor allem Youtube und Instagram) verdienen, müssen ständig präsent sein und Inhalte liefern, was auf Dauer für viele Influencer zu einem Burnout geführt hat.
Auch ich haben einige Jahre zu viel gearbeitet und mir nicht genügend Ruhepausen gegönnt, weswegen ich regelmäßig an Herzrasen litt. 2019 habe ich dann endlich auf die Bremse gedrückt und meine Prioritäten verändert. Denn auch ich hatte mir ein digitales Hamsterrad geschaffen. Mittlerweile habe ich einen gesunden Mittelweg gefunden, wofür ich sehr dankbar bin.
Viele Digitale Nomaden fühlen sich irgendwann überfordert. Denn neben den eigenen Projekten, die das Geld reinbringen, muss man sich als selbstständiger und ortsunabhängiger Unternehmer auch mit Dingen wie privater Altersvorsorge, Existenzängsten, Reisegestaltung, Weiterbildung & Co. beschäftigen, was viel Kraft und Energie ziehen kann.
Ich habe das Glück, dass ich mir nicht allzu große Sorgen um meine finanzielle Zukunft mache, da ich ein sehr minimalistische, entspannte Einstellung dazu habe und viel eher im Hier und Jetzt lebe, aber damit bin ich eher in der Unterzahl.
https://www.instagram.com/p/B6p2r6jHMDY/
3. Digitale Nomaden reisen das ganze Jahr über in der Weltgeschichte herum
Heute Bali. Morgen Thailand. Übermorgen Südafrika.
Wenn man sich die Instagramprofile vieler Digitaler Nomaden anschaut, wird einem schon mal schwindelig.
Das Problem: Man sieht am meisten von den Nomaden, die am lautesten schreien.
Selbstverständlich gibt es Digitale Nomaden, die alle zwei Wochen ihren Aufenthaltsort (und vielleicht sogar das Land) wechseln.
Aber dann gibt es jene Nomaden, die mindestens zwei bis drei Monate (oder auch länger) an einem Ort verweilen, und somit „lediglich“ in vier verschiedenen Ländern pro Jahr leben.
Denn viele und schnelle Ortswechsel sind auf Dauer keine Lösung. In der Honeymoon-Phase kann es aufregend sein, ständig unterwegs zu sein. Aber langfristig leidet das eigene Business sowie die eigene Gesundheit an dem Dauer-Unterwegssein.
Ich habe das Gefühl, dass die „älteren Hasen“ in der Digitalen-Nomaden-Welt kaum noch richtig reisen. Viele sind übersättigt und müde vom Reisen. Viele Nomaden suchen nach einer Weile eher nach Orten, wo sie einen normalen Alltag führen können, um vernünftig an ihren Projekten zu arbeiten und ein paar Routinen zu entwickeln.
Andere Nomaden haben gar keine Wahl, da sie fest angestellt sind und ihre 40 Stunden rocken müssen, da wäre das Dauerreisen überhaupt nicht möglich. Gleiches gilt für Dienstleister und Berater, die z.B. viele Kundengespräche führen müssen.
Und tatsächlich gibt es auch Nomaden, die einen ortsgebundenen Partner oder Familie haben, und somit nur phasenweise in der Weltgeschichte unterwegs sein können (und wollen).
Eine wundervolle Erfindung für Digitale Nomaden sind Coliving Spaces, eine Mischung aus Unternehmer-WG und Büro. Diese Digital Nomad WGs gibt es mittlerweile überall auf der Welt. Sie sind eine großartige Möglichkeit, an schönen Orten zu leben und zu arbeiten und auf andere interessante ortsunabhängige Menschen zu treffen. Es ist wie ein gemachtes Nest für Online-Unternehmer. Und die Interessen deiner Mitbewohner sind oftmals die gleichen: Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen.
Bei mir hat sich in den letzten Jahren folgender Rhythmus als optimal herauskristallisiert: Die ersten drei Monate im Jahr lebe ich meistens in einem Coliving Space, um produktiv ins neue Jahr zu starten. Danach besuche ich Familie und Freunde in Deutschland. Daraufhin geht es nach Indonesien, um an meinem Blog und unseren Reiseführern zu arbeiten. Den Sommer über bin ich gerne in Deutschland (z.B. Berlin), um viel Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Und im Herbst ziehe ich mit meinem Minicamper durch Europa – zum Arbeiten und Surfen.
Es gibt sogar viele Digitale Nomaden, die das Unterwegssein komplett an den Nagel gehängt haben und lieber wieder an einem Ort leben – so ganz normal. Sie könnten, wenn sie denn wollen würden, jederzeit von überall auf der Welt arbeiten, aber sie wollen es eben nicht (mehr). Denn für ziemlich viele Menschen ist es auf Dauer nicht so einfach, keine Heimat, keine Wohnung und kein Zuhause zu haben.
Außerdem ist das Thema „Klimakrise“ selbstverständlich auch ein großes Thema unter Digitalen Nomaden geworden. Und da steht das Reduzieren von Flügen eben ganz oben auf der Liste. Dazu später mehr.



4. Digitale Nomaden zahlen keine Steuern
Digitale Nomaden sind egoistische Steuervermeider.
Ja und Nein.
Es gibt viele Digitale Nomaden, die ihre Ortsunabhängigkeit nutzen, und ihre Unternehmen in Ländern anmelden, wo die Steuerbelastung relativ gering ist.
Es gibt aber auch genügend „normale“ Unternehmen, die das genauso machen.
Und genauso gibt es viele Digitale Nomaden, die brav ihre Steuern in Deutschland zahlen, so wie wir.
Viele Digitale Nomaden verbringen kaum noch Zeit in ihrer Heimat, wodurch sie sich abmelden und somit auch keine Steuern zahlen müssen.
Ich kenne jedoch genügend selbstständige, ortsunabhängige Online-Unternehmer, die ihre „Base“ weiterhin in Deutschland haben und bewusst Steuern zahlen WOLLEN (ja, das gibt es tatsächlich), und einfach nur ihre Freiheit genießen, dass sie jederzeit im Ausland arbeiten könnten, wenn sie denn wollen würden.
Ich persönlich zahle gerne meine Steuern. Denn ich habe in meiner Vergangenheit auch sehr stark von ehemaligen Steuergeldern profitiert.
Ich habe fast sieben Jahre lang den Höchstsatz Bafög erhalten, wofür ich unglaublich dankbar bin. Jetzt darf ich etwas zurückgeben und einen Beitrag für zukünftige Bafög-Empfänger leisten. Ich würde nicht im Traum daran denken, Deutschland sofort den Rücken zu kehren, wo ich jetzt endlich mal was in die Staatskasse zahlen darf.
Noch dazu komme ich aus einer Familie, die hauptsächlich von Hartz IV leben musste (alleinerziehende und schwer herzkranke Mutter). Mir hat es in meiner Kindheit und Jugend an nichts gefehlt und mir standen alle Türen offen, was in vielen anderen Ländern (vor allem Ländern mit geringen Steuern) vermutlich nicht der Fall gewesen wäre.
Jetzt kann ich mich endlich revanchieren. Und deswegen zahle ich GERNE Steuern. Und diese Meinung vertrete nicht nur ich.
Deswegen ist es bei Digitalen Nomaden wie bei Unternehmern im Allgemeinen. Du hast gleichermaßen Steuervermeider und Steuerzahler.



5. Digitale Nomaden sind glücklich, frei und unabhängig
Du sitzt im grauen Wuppertal und scrollst durch Instagram.
Dort siehst du Bilder von schönen Menschen, die mit ihren Laptops an tropischen Orten sitzen und lachend in die Kamera strahlen. Nach dem Feierabend geht es für eine Sunset-Surf-Session ins Meer. Die Mittagspause reicht für eine wohltuende Massage und ein köstliches Mittagessen mit Blick aufs Reisfeld.
Was für ein Leben das sein muss.
So glücklich. So frei. So unabhängig.
Ja. Und Nein.
Wie immer.
Rein objektiv betrachtet, scheinen viele Digitale Nomaden das Traumleben schlechthin zu führen. Und in der Honeymoon-Phase sind die meisten Digitalen Nomaden wirklich super glücklich, genießen ihre Freiheit und Unabhängigkeit in vollen Zügen und wollen ihr (neues) Leben mit der ganzen Menschheit teilen.
In der Honeymoon-Phase schreien die frisch gebackenen Digitalen Nomaden oftmals am lautesten. Aber was kommt nach der Phase, wo Digitale Nomaden mit der rosaroten Brille durch die Welt ziehen?
Ich bin seit mehr als zehn Jahren wohnungslos. Seit sechs Jahren leben ich von ortsunabhängigen Jobs. Seit vier Jahren kann ich von meinem Blog und meinen Büchern leben. Und ich habe viele Nomaden in den letzten Jahren kennenlernen dürfen. Und viele der Nomaden (die oftmals am lautesten geschrien haben), waren nicht immer glücklich und frei und unabhängig.
Niemand ist immer glücklich und zufrieden.
Auch Palmen, ausschlafen, surfen und Bali Bowls machen einen auf Dauer nicht glücklich.
Zufriedenheit kommt von innen, nicht von außen.
Wer unzufrieden losgezogen ist, wird unter Umständen nach einer Weile auch im Paradies anfangen zu nörgeln.
Das Problem von vielen Digitalen Nomaden: Einmal losgerissen vom normalen Alltag und System, beginnt man alles in Frage zu stellen. Und das führt bei vielen Menschen zu einem Gefühl des „Verlorenseins“. Denn man hat nichts mehr, woran man sich festhalten kann.
Viele Digitale Nomaden sind Dauersuchende und Daueroptimierende.
Ich kenne viele Nomaden, die sich ziemlich verloren fühlen, die unter Dauerstress leiden, nahe dem Burnout sind oder von Existenzängsten zerfressen werden.
Genauso kenne ich viele Nomaden, die das Leben mit ganz viel Leichtigkeit leben und jeden Tag genießen und nicht alles so Ernst nehmen und wirklich frei, unabhängig und glücklich scheinen.
Denn letztendlich sind Digitale Nomaden einfach nur Menschen. Und da gibt es halt jene und jene.
Ich selber war schon immer ein sehr positiver Mensch, der im Leben mehr Chancen als Hindernisse gesehen hat. Schon vor meiner Digitalen Nomadenzeit. Das Reisen und Unterwegssein liegt mir irgendwie in den Genen und es fühlt sich für mich einfach nur natürlich an. Ich bin vor nichts weggelaufen, habe noch nie einen tradtionellen Job gehabt und war schon immer irgendwie anders gewesen.
Mit 19 war der erste Satz, den ich auf meinem Blog niedergeschrieben habe (ja ich hatte damals schon einen Blog für mein Auslandssemester in Korea gestartet, den verrate ich aber nicht):
Glückskinder haben den Mut, unbekannte Wege zu gehen. Sie verlassen regelmäßig ihre „Komfortzone“ – den Bereich, in dem sie sich gut auskennen, sich sicher fühlen. Denn Wachstum zum Glück findet außerhalb dieser Zone statt.
Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich diesen Satz lese. Ich habe damals (im Juli 2010) schon von „Komfortzone“ gesprochen? Ich habe in jener Zeit keine Ratgeberbücher gelesen oder Kongresse besucht. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, woher ich diesen Satz habe. Vielleicht habe ich ihn gegoogelt. Oder ihn in irgendeinen Film aufgeschnappt. Zumindest weiß ich tief in mir drinnen, dass das nomadische Leben, das heute sogar einen Namen trägt, mein Leben ist. Es passt einfach zu mir.
Ich bin (meistens) zufrieden. Fühle mich frei und unabhängig. Aber das habe ich auch schon vor meinem Digitalen Nomadenleben.
Um diesen Punkt abzuschließen: Es gibt selbstverständlich viele Digitale Nomaden, die sehr zufrieden sind, denn der Lifestyle kann sehr erfüllend sein. Es gibt jedoch genauso viele Nomaden, die alles andere als zufrieden sind, denn dieser Lifestyle ist einfach nicht für jeden das Richtige.



6. Digitale Nomaden reisen nur mit Handgepäck (und sind radikale Minimalisten)
Digitale Nomaden reisen nur noch mit optimiertem Handgepäck. Sie haben keine Wohnung mehr, keine Fixkosten, keine Verantwortung. Ihre Habseligkeiten passen in zwei Umzugskisten, eine für den Sommer und eine für den Winter. Die wichtigsten Utensilien sind der brandneue MacBook, zwei Powerbanks und das Smartphone.
Das trifft in der Anfangsphase oftmals auch zu. Nach dem Entschluss, als Digitale Nomaden zu leben, wird die Wohnung gekündigt, alles Unnötige verkauft, ein Reiserucksack gekauft und los geht’s.
Nach ein paar Monaten (oder Jahren) häufen sich die Habseligkeiten jedoch wieder.
Da gibt es die Programmierer (oder Fotografen), die mit einem riesigen Technik-Koffer reisen, da sie nur noch mit externem Bildschirm (oder mit 10 unterschiedlichen Kameraobjektiven Objektiven) arbeiten können.
Oder jene spirituelle Nomaden, die mit Yogamatte, Harmonium und 1 Liter Sesamöl (zum Ölziehen) von Bali nach Koh Phangan fliegen.
Oder die Digitalen Nomaden, die das Surfen für sich entdeckt haben, und mit einer unglaublich unpraktischen, schweren und nervigen Surfboardbag reisen. Wenn ich mit meinem Freund von A nach B ziehe, fühle ich mich nicht gerade minimalistisch.
Und dann wäre da noch mein Minicamper Jonathan, der auf mich in Deutschland wartet. Denn ein eigener Van ist gerade ein ganz heißer Trend unter Digitalen Nomaden. Für mich persönlich war das Auto die teuerste Anschaffung in meinem bisherigen Leben, obwohl ich eher minimalistisch vorgegangen bin, da ich mich für die günstigste und kleinste Van-Version entschieden habe: einem umgebauten Dacia Dokker!
Zusammenfassend kann man sagen: Viele der Dinge, die Digitale Nomaden mit sich rumschleppen oder benutzen, sind nützliche Gebrauchsgegenstände, die einem das Leben versüßen.
Demnach stimmt es vermutlich, dass Digitale Nomaden regelmäßiger ausmisten und im Großen und Ganzen weniger besitzen als jene Menschen, die in einem großen Haus wohnen, das mit (zum Teil unnötigen) Gegenständen gefüllt werden muss.


7. Digitale Nomaden sind absolute Klimasünder
Digitale Nomaden, die alle zwei Wochen in ein anderes Land fliegen, sind Klimasünder. Vermutlich.
Aber nicht alle Digitale Nomaden sind ständig unterwegs. Manche Nomaden fliegen nicht mehr als viele „normale“ Berufstätige, die sich zwei Mal im Jahr in den wohl verdienten Urlaub aufmachen. Dies liegt vor allem daran, dass viele Digitale Nomaden länger an einem Ort bleiben und dann eher One-Way-Flüge wahrnehmen.
Viele Nomaden besitzen kein Auto, und müssen nicht täglich zur Arbeit pendeln. Dafür gönnen sie sich irgendwann einen eigenen Van, mit dem sie 20.000 Kilometer pro Jahr durch Europa ziehen.
Viele Nomaden besitzen keiner Häuser, die beheizt werden müssen. Dafür mieten sie sich in den Tropen ein, um 24/7 die Klimaanlage laufen zu lassen.
Viele Nomaden sind Veganer und kaufen Kleidung hauptsächlich Second Hand. Denn viele haben die Missstände der Welt mit den eigenen Augen gesehen (den Müll an den Stränden, den Rauch durch Waldbrände oder kilometerweite Palmölplantagen). Dafür gibt es jedes Jahr das neuste Technik-Gadget.
Vermutlich sind viele Digitale Nomaden keine Paradebeispiele in Sachen klimaneutrales Leben. Aber ob sie letztendlich einen größeren ökologischen Fußabdruck als andere „ortsgebundene“ Menschen haben, ist fraglich.


8. Digitale Nomaden können immer ausschlafen
Jeden Tag aufstehen, wann man will. Keinen Wecker stellen müssen. Nie. Den Körper aufstehen lassen, wann immer er möchte. Das klingt großartig, oder nicht?
Lustigerweise gibt es super viele Digitale Nomaden, die trotzdem super früh aufstehen – um ihre Morgenroutine zu vollziehen oder schon vor dem Frühstück einige Projekte zu erledigen.
Der Unterschied besteht lediglich darin, dass viele selbstständige Nomaden nicht früh aufstehen MÜSSEN, sondern WOLLEN.
Angestellte Nomaden müssen unter Umständen früh aufstehen, da sie während bestimmter Uhrzeiten erreichbar sein sollten. Andere Nomaden haben vielleicht Kids, die für die Schule fertig gemacht werden müssen, da der Partner berufstätig ist.
Ein großer Zeitfaktor am frühen Morgen ist jedoch vor allem der Weg zu Arbeit, den man sich als Digitaler Nomade meistens spart. Es sei denn, man hat sich in ein Coworking Space am anderen Ende der Stadt eingemietet. Mein aktueller Weg zu Arbeit besteht aus wenigen Sekunden, denn ich wohne quasi unter dem Büro in einem Coliving Space.
Ich persönlich habe die Freiheit, aufzustehen, wann ich will. Und dafür bin ich ziemlich dankbar. Ich bin (in allem, was ich tue) ein Phasenmensch. Es gibt Tage, da stehe ich schon um 7 Uhr morgens auf, um vor dem Frühstück schon ein paar Zeilen zu schreiben und E-Mails zu beantworten. Und es gibt Tage, da schlafe ich aus. Dafür gab es viele, viele Wochen, in denen ich bis spät in der Nacht noch am Laptop saß.



9. Digitale Nomaden leben von passivem Einkommen
Spätestens seit dem Buch Die 4 Stunden Woche von Tim Ferriss, gibt es den Mythos des passiven Einkommens.
Ich kenne jedoch nur wenige Nomaden, die von einem komplett passivem Einkommen leben, wie es z.B. Privatiere tun, wenn sie ihr Geld für sich arbeiten lassen.
Viele Nomaden tauschen jedoch nicht direkt Zeit gegen Geld (also werden pro Stunde bzw. pro Monat bezahlt), sondern bekommen ihr „Gehalt“ z.B. durch den Verkauf ihrer Produkte.
Einige wenige Digitale Nomaden haben ihr Unternehmen soweit automatisiert, dass sie wirklich nur noch vier Stunden die Woche arbeiten müssen. Aber die meisten Online-Unternehmer arbeiten eher vier Stunden jeden Morgen…
Wir verdienen unser Geld zeitversetzt. Bei unserem Verlag recherchieren wir im Voraus und arbeiten ca. ein Jahr an einem Buch, welches wir dann zwei Jahre lang verkaufen können, bis wir es wieder updaten müssen. In dem Fall heißt es: Erst wird gearbeitet, und dann im Anschluss werden die Lorbeeren gepflückt.
10. Digitale Nomaden arbeiten vom Strand aus
Das ist mit Sicherheit das gängigste Klischee rund um Digitale Nomaden. Aber ich kann dir eins sagen: Die wenigsten Online-Unternehmer arbeiten vom Strand aus.
Es gibt nichts Schlimmeres als in der Sonne zu arbeiten. Du siehst nichts am Bildschirm. Du musst ständig die Augen zusammenkneifen, wodurch du irgendwann fiese Falten kriegst. Du kriegst Kopfweh und am Ende leidest du und deine Arbeit an dem ungeeigneten Arbeitsplatz.
Wenn du langfristig als Digitaler Nomade (über)leben willst, muss du dir ein vernünftiges Arbeitsumfeld schaffen. In meiner Anfangsphase habe ich hauptsächlich von Cafés gearbeitet. Später bin ich auf Coworking Spaces umgestiegen.
Heute ist es eine Mischung aus Café, Zuhause, Coworking Space und Coliving Space.



Habe ich ein Klischee vergessen? Welche Vorurteile hast du über Digitale Nomaden? Bist du selber Digitaler Nomade und hast das Gefühl, dass ich einen wichtigen Punkt noch erwähnen sollte? Her damit in den Kommentaren!
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