Ein Beitrag von Linda Ringel
Du liebst das Tauchen und wolltest dir schon immer einmal die unglaubliche Unterwasserwelt in Raja Ampat, einer der schönsten Tauchspots der Welt, ansehen? Du möchtest dich aber gleichzeitig auch für die lokale Bevölkerung und den Schutz des Ozeans einsetzen, und dabei von den Leuten vor Ort lernen?
In diesem Beitrag stellen wir dir die Barefoot Conservation vor. Bei dieser Organisation kannst du die oben erwähnten Aspekte verbinden. Unsere Autorin Linda hat das Projekt drei Wochen in Arborek unterstützt und berichtet von ihren Erlebnissen.
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Barefoot Conservation: Gegenseitiges Lernen und Lehren
Die Unterwasserwelt rund um die Inselgruppe Raja Ampat zählt zu einer der schönsten und artenreichsten Lebensräumen der Welt. Raja Ampat ist nicht nur Heimat von 80 Prozent aller Korallenarten der Welt, sondern auch von mehr als 1000 verschiedenen Fischarten, 6 von 7 Schildkrötenarten und 27 verschiedenen Meersesäugetieren.
Im Vergleich zu vielen anderen Orten in Indonesien, in denen die Biodiversität erst wieder aufgebaut werden muss, geht es in Raja Ampat darum, diese bestmöglich zu beschützen und zu erforschen, da die Unterwasserwelt derzeit noch in einem sehr guten Zustand ist.

Genau darum geht es der Barefoot Conservation. Der Brite Simon gründete das Projekt im Sommer 2012, nachdem er jahrelang in einem ähnlichen Projekt in Südamerika gearbeitet hatte. Er wollte daraufhin eine NGO mit einem stärkeren Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit und das gegenseitige Lernen und Lehren mit der lokalen Gemeinschaft ins Leben rufen.
Nach vielen Gesprächen mit den lokalen Communities und Regierungsvertretern, in denen er die Zusammenarbeit und Idee von Barefoot erklärte, konnte er schließlich starten.
Barefoot Conservation steht auf zwei Säulen: Die erste Säule besteht in der Zusammenarbeit mit den Locals – vor allem im Bereich Bildung, Gesundheit und Umwelt. Die zweite Säule stellt das Science Program dar. Freiwillige aus der ganzen Welt können das Projekt in einem beliebigen Zeitraum zwischen 2 Wochen und 6 Monaten kostenpflichtig unterstützen.
Momentan gibt es Barefoot nur auf Arborek. Für die Zukunft ist geplant, ein zweites Basecamp nördlicher in Wayag aufzubauen um dort mit noch abgelegeneren Dörfern zusammen zu arbeiten und die Unterwasserwelt zu erkunden und zu schützen.
Lesetipp: Warum ich mich in die Insel Arborek auf Raja Ampat verliebt habe

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Erforschung und Schutz des Ozeans
Im Sciene Program lernen Freiwillige aus der ganzen Welt alles Wichtige über die lokalen Riffe und Fische, vor allem aber Mantas. Meeresbiologen, die als feste, aber wechselnde Mitarbeiter auf Arborek leben, geben ihr Wissen in kleinen Unterrichtsstunden weiter.
Nach einigen Übungstauchgängen können alle Freiwilligen dabei helfen, die wissenschaftlichen Recherchen (s.u.) unter Wasser durchzuführen. Es besteht auch die Möglichkeit, einen Tauchschein über Barefoot Conservation zu machen.
Lesetipp: 5 Gründe warum du einen Tauchschein machen solltest
In Zukunft soll es auch die Möglichkeit geben, dass Studenten ihre Abschlussarbeit oder ein Rechercheprojekt in Zusammenarbeit mit Barefoot Conservation durchführen können. Die gewonnen Daten werden nicht nur vom Barefoot-Team genutzt, sondern auch an die lokalen Behörden sowie internationale Organisationen (u.a. Manta Trust und CoralWatch) weitergegeben.
Folgende Recherchen werden vor Ort durchgeführt:
- Lokale Manta-Populationen: Jeder Manta hat auf dem Bauch ein spezielles Muster/Farbkombi, ähnlich wie ein Fingerabdruck bei einem Menschen (dadurch kann man sie, neben Größe und Geschlecht, unterscheiden). Ihr Verhalten wird beobachtet und festgehalten um u.a. Infos zu bekommen, wie lange Mantas an einem Ort leben.
- CoralWatch: Die Korallen werden mit einer speziellen „CoralWatch-Karte“ überprüft. Das ist eine Art Farbpalette. Die Farbpalette hält man gegen die Korallen um die hellste und dunkelste Färbung notieren zu können. Diese Ergebnisse werden dann an die Organisation CoralWatch weitergeleitet. Mit den Daten kann man feststellen, wie gesund das Riff ist.
- Lokale Fischpopulation: Die Fischpopulationen und Nudibranches (Nacktschnecken) vor Ort werden gezählt, nach Größe sortiert und dokumentiert.
- Mapping Project: Hier werden die Riffe rund um die Insel dokumentiert, um eine Unterwasser-Karte von Raja Ampat erstellen zu können.
Hinweis: Wozu das Recherche-Material der Fischpopulationen speziell genutzt wird, war uns nach dem Aufenthalt noch nicht 100%ig klar. Wir haken diesbezüglich nochmal genauer nach.


Freiwilligendienst in der lokalen Community
Auf der kleinen Insel Arborek leben – neben den 10 bis 20 Freiwilligen und Teammitgliedern der NGO – 180 Einheimische. Diese bezieht Barefoot Conservation mit in ihr Projekt ein.
Hierbei geht es vor allem darum, voneinander lernen zu können: Als Volunteer lernst du intensiv die lokale Kultur und Mentalität kennen, ob bei gemeinsamen Schnorchel-Ausflügen oder Film-Abenden mit den Kindern oder beim „Tür an Tür wohnen“.
Barefoot Conservation probiert, mithilfe von Beach Clean Ups und mit der Aufklärung über Mülltrennung, ein Bewusstsein für die Umwelt vor Ort zu vermitteln. Damit könnte man dem großen Müllproblem, welches es leider fast überall in Indonesien gibt, wenigstens ein wenig entgegenwirken
Lesetipps: Plastik- und Müllproblem in Indonesien
- Bank Sampah: Eine Müllbank mit gigantischer Vision
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- ecoFin – die erste Surfboard-Finne aus Ozeanmüll
- Wayan, der einsame Ökokrieger: KEEP Bali
- 3 Versuche, den Müll aus Bali zu vertreiben

Außerdem kannst du als Freiwilliger dabei helfen, den Kids in den vier Schulen rund um die Insel Englisch beizubringen und ihr Wissen über den Ozean zu erweitern. Andere Dinge, wie zum Beispiel „richtiges Zähneputzen mit Bürste“ und „Zahnpasta anstatt Sand und Finger“ oder „Fun-Workouts mit den Kindern„, ergeben sich einfach im Alltag.


Alltag im Paradies
Die drei Wochen, die ich in Arborek verbracht habe, kamen meiner Vorstellung von Paradies schon sehr nahe: Jeden Morgen wurde ich vom Geräusch der Wellen aufgeweckt – entweder im Schlafsaal im Hostel-Style, den ich mit sieben anderen Freiwilligen geteilt habe (gegen einen Aufpreis kannst du auch ein Einzelzimmer bekommen) oder direkt am Meer, wenn ich die Nacht mit Matratze und Schlafsack unter dem Sternenhimmel auf dem Steg verbrachte.


Die täglichen Mahlzeiten werden für die Freiwilligen zubereitet. An Sonntagen teilen sich alle im Team ein und man kocht gemeinsam. Aufgrund der Abgeschiedenheit der Insel kann man nur die Zutaten verwenden, die mittwochs in der nächsten Stadt eingekauft und mit dem Schiff nach Arborek gebracht werden. Beim Kochen ist also Kreativität gefragt!
Auf Kekse & Co musst du nicht ganz verzichten, denn es gibt zwei kleine Shops auf der Insel, bei denen du deinen Heißhunger auf Süßes stillen kannst.

An manchen Tagen beginnt der Tag mit einer Unterrichtsstunde in einer der vier Schulen. Du bringst den Kindern, gemeinsam mit anderen Freiwilligen, die Grundlagen in Englisch bei – vor allem durch Lieder und gemeinsame Spiele, die mir mindestens genauso viel Spaß gemacht haben, wie den Kids.
An den anderen Tagen startest du mit einem morgendlichen Tauchgang. Tauchen musst du allerdings nicht zwingend beherrschen, bevor du nach Raja Ampat kommst. Dank der Tauchlehrer, die fester Bestandteil des Teams von Barefoot Conservation sind, habe ich meinen Open Water Kurs und Advanced Open Water Kurs in etwa einer Wochen abschließen können.
Unter der Woche gibt es dann 2 bis 3 Tauchgänge pro Person und Tag, die zu Recherchezwecken durchgeführt werden. Man kann zum Beispiel dabei helfen, die lokale Manta-Population zu dokumentieren, die Fisch-Populationen zu überwachen oder den Zustand der Korallen zu überprüfen.
Samstags ist Fun Dive-Tag. An diesem Tag hast du die Möglichkeit die Umgebung über und auch unter Wasser zu erkunden oder beispielsweise einen Ausflug zu den atemberaubenden Pianemo Islands zu machen.


Freiheit pur
Die Freizeit kannst du dir dann so gestalten, wie du möchtest. Du kannst die Korallen bei einem Schnorchelgang bestaunen und mit Mantas schwimmen (aber niemals anfassen), die manchmal bis an den Steg kommen. Du kannst die Insel „umschwimmen“ oder einfach ein gutes Buch in der Sonne lesen.
Arborek liegt etwa 1,5 Stunden mit dem Speedboat von Waisai entfernt, von dem man wiederum zwei Stunden mit der öffentlichen Fähre nach Sorong braucht. Die Insel kann man also getrost als abgelegene Insel bezeichnen und genau das ist es, was sie so wunderschön macht.
Mit so gut wie keinem Internetsignal kann man hier wunderbar abschalten, sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren und eine kleine Auszeit von der Welt nehmen, umgeben von einer Natur und Unterwasserwelt, die einem immer wieder den Atem raubt.

Die Community der Freiwilligen wächst nach einer Weile zu einer keinen Familie zusammen. Man isst, schläft, taucht, lernt und lebt zusammen auf kleinstem Raum.
Wer nach Arborek kommt, sollte sich allerdings bewusst sein, dass das Leben kein 4-Sterne-Hotel ist: Wäsche gewaschen wird mit Salzwasser und nur mit frischem Wasser nachgespült. Die Dusche funktioniert mit entsalztes Meerwasser, welches im indonesischen Mandi-Stil mit einer Schöpfkelle über den Kof gegossen wird. Alle Freiwilligen packen beim Putzplan mit an und kümmern sich um alles, was noch so im Leben auf einer Insel anfällt.
Im Gegenzug bekommt man das Gefühl der absoluten Freiheit und Unabhängigkeit, weit weg von den Verpflichtungen und dem Druck der Außenwelt und kann mit Sand zwischen den Zehen und Salzwasser auf der Haut das Leben genießen.

Organisieren kannst du dir einen Aufenthalt bei der Barefoot Conservation in Raja Ampat über das Kontaktformular auf deren Website. Hier findest du auch alles Infos zu Anreise-Zeiten und Preisen (leider ist die Freiwilligenarbeit nicht kostenlos, aber es sind alle Vor-Ort-Kosten inklusive und alle Tauchgänge gedeckt).
Ein Dank an die Freiwilligen der Barefoot Conservation dafür, dass sie diese Insel-Momente über und unter Wasser mit der Kamera festgehalten haben und für den Artikel zu Verfügung stellen.
Text und Fotos (falls nicht anders benannt): Linda Ringel

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