Ein Beitrag von Tanja Bartsch von lifeisbetterwithabackpack.com

Auf einem Schiff in Raja Ampat leben. Wie oft habe ich davon geträumt. Und auf einmal sitze ich auf einer kleinen Insel in Indonesien und buche den Flug nach Sorong.
Borneo Reiseplanung: Während ich auf dieser kleinen Insel in Indonesien sitze und meinen Flug nach Sorong buche, beginne ich bereits damit, meine nächsten Abenteuerpläne für eine unvergessliche Reise nach Borneo zu schmieden.
Ankunft in Sorong
Sorong – bisher kannte ich nur Sarong (den balinesischen Rock) – ist eine Küstenstadt in Papua Barat und das Tor zum „letzten Paradies“: Raja Ampat.
Schon die Ankunft in Sorong ist spannend – im Flieger mit 52 Reihen sind wir 5 Gäste. Endlich Beinfreiheit!
Die Gepäckausgabe gestaltet sich schnell: Es gibt nur vier Gepäckstücke, eins davon ist mein Backpack.
Auch wird schnell klar, soviel Touristen gibt es hier nicht. Von uns werden unauffällig Fotos gemacht und die Taxifahrer prügeln sich fast um uns. Wir machen einen guten Deal, 50.000 IDR zu unserem Homestay.
Dort angekommen finden wir ein sauberes Zimmer mit Squattoilette und Hello-Kitty-Tapete an der Wand, aber noch viel wichtiger: eine super herzliche Gastfamilie.
Mit Englisch kommen wir nicht weit, aber zum Glück gibt es ja Google Translate. So erklären wir den Kids des Dorfes die Regeln für UNO und nach zwei Runden Probespielen werden mir schon fleißig +4 Karten auferlegt.
Wir spielen den ganzen Abend. Am nächsten Morgen wache ich auf und es warten schon die ersten Kinder im Vorgarten und singen „Uno, Uno, Uno“.


Auch ohne UNO sind wir eine Attraktion: in Sorong selbst können wir kaum einen Meter laufen, ohne dass man uns anhält und man Fotos mit uns machen möchte.
Roller fahren minutenlang im 5km-Takt neben uns, um uns genauer ansehen zu können, Autos stoppen extra, um ein Selfie zu erhaschen. Es ist ungewohnt, aber fühlt sich nicht komisch an. Nach 2 Tagen und 84 Selfies auf meinem eigenen Telefon werden wir von unseren Guides abgeholt.
Nachdem wir uns vorgestellt haben, wird uns das Boot, die Crew und der Plan erklärt: kleines Frühstück, Tauchen, großes Frühstück, tauchen, Mittagessen, tauchen, Snacks, tauchen, Abendessen, schlafen.
Das klingt nach einem Haufen Essen, aber ich merke später, dass ich zu jeder Mahlzeit hungrig bin, denn Tauchen verbrennt im Durchschnitt 400 kcal!

Ab aufs Deck: Auf dem Liveaboard durch Raja Ampat
Auch das Boot an sich ist beachtlich, nach meinen letzten vier Monaten backpacken könnte der Wandel wohl kaum luxuriöser sein.
Auf dem 32 Meter langen Holzschiff hat man alles was man braucht: eine gemütliche Chillout-Ecke mit Beanbags, ein großes Wohnzimmer/Speisesaal, große Zimmer mit bequemen Betten und ein Oberdeck zum Sterne beobachten.
Wir segeln direkt mittags los zu unserem ersten Ziel: Matan Island. Es wird klar, je weiter wir uns von Sorong entfernen, desto weniger Schiffe begleiten uns. Das Hafenfeeling wandelt sich zu purer Vorfreude, das Wasser wird immer klarer und der Handyempfang weniger.
Nachmittags haben wir den ersten Tauchgang und ich bin überwältigt: die Farben und Intaktheit der Korallen, die Artenvielfalt und Menge der unterschiedlichsten Meeresbewohner – so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen.

Mini-Seepferdchen und Mantaschwärme unter Wasser in Raja Ampat
Unsere Diveguides sind professionell und zeigen uns die kleinsten Meeresbewohner – das Pygmy Seahorse gehört hier zu jedem Tauchgang wie die Schildkröte auf den Gili Inseln.
Nach dem Tauchgang werden wir von der Bootscrew empfangen: mit kuschlig-warmen Handtüchern und frischgepresstem Orangensaft. Das fühlt sich an wie der Himmel nach den letzten Hostelmonaten!
Am nächsten Tag sind wir bei Jerief Island und können schon vom Boot aus riesige Mantaschwärme sehen.
Voller Aufregung gehts in kühle Nass und der Tauchgang wird einer der besten, die ich je hatte. Fünf Riesenmantas ziehen ihre Kreise um eine der Cleaningstations, zwischen 4 und 5 Metern schätze ich die Spannweite.
Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich neben den weißbäuchigen Mantas auch die mit schwarzem Bauch und kann mich nicht entscheiden, welcher der schönere ist.
Die Mantas bleiben mit uns für den gesamten Tauchgang und ohne den Hinweis unserer Guides vergessen wir vor lauter Staunen fast unsere Restluft zu überprüfen.

Nachttauchgänge und spektakuläre Aussichten in Raja Ampat
Auch von den Nachttauchgängen werden wir nicht enttäuscht, wir verbringen unsere Zeit mit Krokodilfischen, Baramundis, Bobtail Tintenfischen und den unterschiedlichsten Nudibranches.
Nach dem Auftauchen bleiben wir noch eine Zeit lang im Wasser treiben: der Ausblick auf den Sternenhimmel ist gigantisch. Wir sind weit entfernt von jeglicher künstlichen Lichtquelle (das Notlicht auf dem Schiff ausgenommen) und ich habe noch nie so viele Sterne gesehen. Auch die Milchstraße ist als dicker, weißer Streifen klar zu sehen.
Kennt ihr die Momente, in denen man manchmal vergisst zu atmen, weil man so beeindruckt ist? Das war definitiv so einer.
Unsere Tour bringt uns über Jerief Island weiter nach Pianemo, die Insel mit einem der weltbesten Viewpoints überhaupt.
Hat man früher hier noch einen abenteuerlichen Aufstieg hinter sich bringen müssen, ist der Weg zum Viewpoint nun mit soliden Treppen wesentlich einfacher.
Oben angekommen sind wir mal wieder überwältigt – es ist live noch schöner, als Bilder es jemals einfangen könnten. Wir haben Glück und ein Regenbogen vollendet die schönste Aussicht, die ich bisher erleben durfte.


Spontanes Treffen mit Raja Ampats Hai-Crew
Danach fahren wir mit dem Beiboot durch das Inselarchipel und springen in das türkise Wasser. Die ganze Bootscrew ist mit dabei und jeder hat super viel Spaß.
Zurück am Schiff ist eigentlich eine kleine Auszeit geplant und ich mache es mir in den Sitzsäcken im ersten Stock bequem, als ich etwas merkwürdiges im Wasser sehe.
Ich stehe auf und mein Herz schlägt höher: Acht Weiß- und Schwarzspitzenriffhaie schwimmen um unser Boot! Innerhalb von Sekunden wird die Auszeit gecancelt und Maske und Schnorchel übergezogen – ab ins Wasser mit uns.
Die nächste halbe Stunde ist einfach nur magisch. Wir versuchen, so wenig wie möglich zu paddeln und die Haie bleiben bei uns. Wir werden umrundet und begutachtet und dürfen die elegantesten Wesen der Unterwasserwelt bestaunen.
Ich weiß gar nicht, wie ich meine ganzen Eindrücke sortieren soll und bin mir sicher, dass der Trip nicht noch besser werden kann.

Es geht hoch hinaus zum Wayag Viewpoint
Doch der nächste Tag schafft es. Es geht zum Viewpoint in Wayag und ich komme locker flockig mit meinen Flipflops ins Beiboot.
Die Crew sagt mir, ich solle richtige Schuhe anziehen und ich finde ihre Vorsicht etwas übertrieben, war der Aufstieg gestern doch ein Kinderspiel. Aber gut. Mit den Sneakern im Gepäck umfahren wir die Inseln um Wayag und halten vor einem Fels.
„Wir sind da“ heißt es, und ich frage mich, wo genau dieser Aufstieg sein soll.
Mit genauerem Blick auf den Felsen erkenne ich: da hängt eine kleine Leiter! Mein Blick wandert nach oben und plötzlich macht die Empfehlung der Crew Sinn.
Das ist kein Trekking, das ist Klettern!

Es ist anstrengend und es ist heiß. Bis wir oben ankommen vergehen gut 30 Minuten und mein Shirt ist vollgeschwitzt. Auch der ein oder andere deutsche Gedanke ala „Was, wenn du einmal falsch greifst und fällst“ kommt des Öfteren auf.
Zuhause wäre so ein Aufstieg nie erlaubt. Aber jeder Zweifel wird bei der Ankunft sofort weggewaschen und mir wird klar, warum man Raja Ampat das letzte Paradies nennt.
Auf der einen Seite das traumhafteste Inselpanorama, auf der anderen Seite das Inselarchipel um Wayag. Ich könnte für immer hier bleiben.
Übrigens, für die weniger abenteuerlustigen ist auch für Programm gesorgt, ein paar der Gäste umfahren alle Wayag-Inseln mit dem Beiboot anstatt den steilen Aufstieg zu wagen.


Alltag auf dem Livababoard in Raja Ampat
Zurück an Boot haben wir uns das Essen redlich verdient. Kulinarisch werden wir hier übrigens bestens verköstigt: verschiedenste Currys, Lasagne, Local Food und Desserts wie Drachenfruchtpanacotta.
Chefkoch Ally macht klar, dass jeder von uns leckeres Essen erhält – und das ist bei einer Kombination aus Europäern, Amerikanern und Asiaten gar nicht so einfach.
Die beiden letzten Tage verbringen wir in Mioskon und auf der Dampier Strait mit dem Fokus auf dem Heimweg.
Unsere Tage sind gefüllt mit Tauchgängen voller Wobbegong-Haie, Mantis Shrimps, dem ein oder anderen Manta und einer einzigartigen Korallenwelt.
Am Abend sitzen wir alle zusammen und die Jungs von der Crew spielen Gitarre und singen den „Mola Mola Song“.
Nicht viel später verstehe ich zwar immer noch nicht, worum es dabei eigentlich geht, singe den Chorus aber glücklich und einwandfrei mit.
Bei einem Bintang auf dem Oberdeck betrachten wir die Sterne und philosophieren über diese einmalige Reise.

Und auf einmal ist er da, der letzte Tag!
Ich könnte für immer bleiben und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es ok ist. Man soll doch immer gehen, wenn es am schönsten ist, oder?
Ich werde melancholisch, wir sitzen alle gemeinsam am Bug des Schiffes, die Beine pendeln Richtung Ozean während das Schiff den Heimweg antritt.
Während die Sonne untergeht und der Horizont in alle denkbaren Farben gefärbt wird, sehen wir etwas im Wasser auftauchen: ein riesiger weißer Manta kommt direkt neben unserem fahrenden Boot zur Oberfläche, so als wollte er sich noch von uns verabschieden.
Wir sind alle für einen Moment sprachlos – und flippen dann vollkommen aus. Den ganzen Abend wird auf dem Bug Gitarre gespielt, getanzt und gesungen.
Schöner hätte es nicht enden können.
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Text und Fotos: Tanja Bartsch von lifeisbetterwithabackpack.com
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