Reiseveranstalter werden: So gründest du dein eigenes Reiseunternehmen

Christine liebt Sumatra. Sie war schon unzählige Male vor Ort, hat sich in Bukit Lawang verliebt und ist mittlerweile als Reiseveranstalterin für Indonesien tätig.

Wir wollten von der Sumatra-Expertin wissen, wie man als Reiseveranstalter/in in Indonesien durchstarten kann und welche Herausforderungen die Arbeit mit sich bringt.

Viel Spaß beim Interview und wenn du noch Fragen an Christine rund um Sumatra oder die Arbeit als Reiseveranstalter/in hast, nutze die Kommentarfunktion unter dem Beitrag.

Wie kam dir die Idee, ein Reiseunternehmen für Sumatra zu gründen?

Ich habe auf meiner Langzeitreise viel Zeit auf Sumatra verbracht und mich in Land und Leute verliebt.

Sumatra war immer so wie ich mir die restlichen Länder in Südostasien vorgestellt habe – unberührt, schwer zu bereisen, kaum jemand springt Englisch, dazu die tolle Natur und Tierwelt, das leckere Essen. Ich liebe es bis heute.

Ende 2018, während meiner Langzeitreise, schrieben mich zwei sehr gute Freunde an, dass sie mich gern auf Sumatra besuchen kommen würden. Ich war komplett aus dem Häuschen. Sie waren beide noch nie in Südostasien gewesen und ich machte mich daran eine Sumatra Reiseroute für uns zusammenzustellen inklusive Fahrer, Unterkünften und Aktivitäten.

Dabei merkte ich, wie viel Spaß mir das eigentlich macht. Ich muss dazu sagen, ich liebe es auch immer meine eigenen Reisen zu planen. Ich verliere mich regelmäßig in Flugsuchmaschinen oder Hotelportalen auf der Suche nach den besten Schnäppchen.

Meinen Freunden hat es dann letztendlich auf Sumatra auch sehr gut gefallen und sie meinten nach unserer gemeinsam Zeit, dass sie es ohne mich nie gemacht hätten. Die Insel ist zugegebenermaßen auch nicht so leicht zu bereisen wie bspw. Thailand. Da kam mir der Gedanke, ob es nicht auch andere Reisende gibt, die gern nach Sumatra wollen, sich aber nicht trauen.

Das war der erste Babyschritt in Richtung eigenes Reiseunternehmen für Sumatra.

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Mein Besuch in Sumatra und somit irgendwie auch Testkandidaten für meinen eigenes Reiseunternehmen

Was sind die einzelnen Schritte auf dem Weg zum Reiseveranstalter?

Nach den ersten Gedankenspielen habe ich mich mit vielen Themen rund um die Gründung eines Reiseunternehmens beschäftigt. Dabei stellte ich mit Freuden fest, dass es gar nicht so kompliziert ist wie man vielleicht denkt.

Ein Reiseveranstalter zählt zu den überwachungspflichtigen Gewerben und Bedarf einer Gewerbeanmeldung. Diese kann man heutzutage tatsächlich auch online tätigen.

Ich hatte jedoch für meine Freiberuflichkeit schon eine und musste diese nur um den Reiseveranstalter erweitern. Dazu muss man ein polizeiliches Führungszeugnis sowie ein Auszug aus dem Gewerbezentralregister einreichen.

Einziges Problem war, da ich mich noch auf Reisen befand, dass man das Führungszeugnis und den Auszug nur persönlich beim Bürgeramt beantragen kann. Daher musste ich warten, bis ich wieder in Deutschland war, um das alles abzuschließen.

Außerdem benötigst du noch ein paar Versicherungen. Dazu später mehr.

Danach geht es ins Eingemachte:

Bürokratiearbeit erledigen (siehe oben)
Erstes Programm zusammenstellen (hier findest du meins)
Ein Team an Guides und Fahrern zusammenstellen
Webseite erstellen (z.B. über WordPress)
Marketingplan erstellen (z.B. Facebook Ads, Google Ads, Blogger-Kooperationen, SEO, Freunde etc.)
Unterkünfte buchen und das Team briefen für die Touren

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Als Reiseveranstalter/in durchstarten: Es ist nicht einfach, aber absolut machbar

Wie sollte man sich als Reiseveranstalter versichern?

Als Reiseveranstalter ist man verpflichtet, eine Insolvenzversicherung abzuschließen, wenn man Zahlungen des Reisenden vor Beendigung der Pauschalreise annimmt.

Dazu ist es ratsam eine Reiseveranstalter-Haftpflicht anzuschließen für den Fall, dass den Gästen auf der Reise etwas zustößt oder das Gepäck verloren geht.

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Als Reiseveranstalter benötigst du eine Insolvenzversicherung und Reiseveranstalter-Haftpflicht

Wie viel Startkapital sollte man für den Start als Reiseveranstalter mitbringen?

Das Startkapital rund um die Gründung eines Reiseveranstalters hält sich in Grenzen. Gewerbeanmeldung, Führungszeugnis und Gewerberegister-Auszug kosten eine geringe Gebühr und daneben muss man nur eine Webseite und das Hosting bezahlen und aufsetzen (→ Blog erstellen mit WordPress in 12 Schritten).

Darüber hinaus hat man keine direkten Kosten. Diese entstehen erst, wenn ein Kunde bucht. Ich nehme hierfür eine Anzahlung von 30 Prozent, um schon mal die Hotels zu buchen.

Die Restzahlung erfolgt dann drei Wochen vorher, mit denen ich die Guides und Fahrer vor Ort bezahle.

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Tatsächlich braucht man kein hohes Startkapital um als Reiseveranstalter zu arbeiten

Was sollten heutzutage Reiseveranstalter mitbringen?

Neben der Leidenschaft fürs Reisen, würde ich immer zu einer Nische raten – ein Land oder sogar ein Landesteil oder eine Insel, bei der man sich gut auskennt. Bei mir ist das Sumatra.

Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn man die Sprache ein wenig spricht, und, sollte man nicht vor Ort leben, Locals zu haben, denen man zu 100 Prozent vertraut.

Und was ich immer wieder merke, was meinen Gästen gefällt, ist die Erreichbarkeit und die Möglichkeit mich jederzeit anzusprechen. Viele Reisende sind unsicher und wollen einfach die eigenen Fragen beantwortet haben, anstatt stundenlang Foren mit teils veralteten Infos zu durchforsten oder bei den großen Reiseveranstaltern vergebens auf eine Antwort zu warten.

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Insiderwissen, Erreichbarkeit und Nischenfokus zahlen sich als Reiseveranstalter früher oder später aus

Wer nimmt die Angebote von Reiseveranstaltern wahr?

Bei mir ist es bunt gemischt – von der 25-jährigen Alleinreisenden, zu jungen Paaren, Rentnern oder Familien mit Kindern.

Die Gründe zum Reisen mit einem Reiseveranstalter sind dabei vielfältig. Viele haben keine Lust und Zeit die Reise alleine zu planen, denn nicht jeder plant so gerne wie ich.

Andere haben einfach ein wenig Respekt vor Sumatra und wollen „an die Hand genommen werden“.

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Auch heutzutage wollen viele Reisende an die Hand genommen werden

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?


Jeder Tag sieht bei mir anders aus. Ich checke morgens meine Mails und schaue, ob neue Buchungen, Mails oder Rückfragen reingekommen sind.

Da ich jede Rundreise individuell zusammenstelle, ist auch viel Recherchearbeit von Nöten, da die Anfragen sehr unterschiedlich sind oder andere Anforderungen mit sich bringen.

Wenn beispielsweise eine Gruppe von zehn Leuten eine Rundreise machen möchte, sieht die Vorbereitung ganz anders aus, als bei einem alleinreisendem Paar. Welche Transportmittel nehmen wir? Welche Unterkünfte können so viele Gäste beherbergen? Welche Aktivitäten eignen sich in der Gruppengröße?

Oder eine Familie mit einem 3-jährigen Kind und der 80-jährigen Oma wollen ein Dschungeltrekking im Gunung Leuser Nationalpark machen – ist das machbar?

Hier stimme ich mich immer eng mit meinem Partner Safrol vor Ort ab und schließe auch Kooperationen mit Hotels und Touranbietern in anderen Regionen außerhalb von Bukit Lawang.

Dann muss ich noch bevorstehende Rundreisen koordinieren, Flugzeiten abfragen, Rechnungen versenden und Geldeingänge prüfen.

Und wenn mal ein bisschen Luft ist, arbeite ich noch an neuen Texten für meine Webseite.

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Langweilig wird einem als Reiseveranstalter sicherlich nicht

Welche Fehler hast du selber gemacht? 


Bisher lief eigentlich alles ganz gut. Nur bei einer Reisenden gab es ein kleines Flugmalheur. Sie hatte eine Rundreise inkl. eine Woche auf der Insel Pulau Weh gebucht. Da die Flüge in meinen Reisen nicht inkludiert sind, bat ich sie, den Flug von Medan nach Banda Aceh selbst zu buchen.

Ich hatte aber vergessen, ihr die Zeiten für die Fähre auf die Insel durchzugeben. Ihr gebuchter Flug wäre zu spät gelandet. Sie war aber so entgegenkommend und hat einen neuen Flug am Morgen gebucht, mit dem sie die Fähre problemlos bekommen hat.

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Fehler können natürlich immer passieren, aber man findet eigentlich immer irgendwie eine Lösung

Was willst du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?


Kommt alle nach Sumatra. Es ist traumhaft!

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Orang-Utans im Gunung Leuser Nationalpark

Danke für das Interview Christine. Hast du noch Fragen an die Sumatra-Expertin von Discover Sumatra? Dann her damit in den Kommentaren?

Fotos: Caroline Ebersoll, Christine Volpert

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Comments

5 Antworten zu „Reiseveranstalter werden: So gründest du dein eigenes Reiseunternehmen“

  1. Avatar von
    Anonymous

    Hallo Christine,

    Vielen Dank für den interessanten Artikel. Tatsächlich wirft das Interview bei mir viele Fragen auf. Jeder kann offensichtlich Reiseveranstalter werden ohne besondere Vorkenntnisse, wenn ich das richtig verstehe. Einheimische führen dann die tatsächliche Reisedienstleistung durch. Und tatsächlich ist meine Erfahrung, dass Einheimische ihr Land am besten kennen. Also sind in meinem Verständnis Ihre Aufgaben:
    Kunden akquirieren, Reiseroute planen und organisieren (Durchführung erfolgt dann von Einheimischen, wo Sie evtl. als Qualitätsprüferin mitfahren), Rechnungen schreiben, Abrechnung.

    Und hier meine Fragen:

    Können sie damit Ihren Lebensunterhalt verdienen (auch wenn Indonesien ein sehr günstiges Land ist), es gibt doch massenhaft lokale und internationale Tourenanbieter als Konkurrenz? Es sind kein besonderer Fachabschluss bzw. Spezialkenntnisse nötig wie es z. B. Hersteller von E-Autos oder Hightech-Produkten usw. brauchen.

    Wie behaupten Sie sich an dem riesigen Reisemarkt bzw. was ist Ihr besonderes Merkmal wovon Sie sich von anderen Branchenkollegen abheben? Indonesien ist meiner Meinung nach nicht wirklich eine touristische Nische. Ich war individuell auf Sulawesi, weil alle indonesischen Airlines auf der roten Liste standen und zu der Zeit Reiseveranstalter aus Versicherungsgründen auf Inlandflüge dorthin verzichteten?

    Wie überzeugen Sie Reisende davon, zusätzlich Geld an Sie als „Vermittlerin“ zu bezahlen für die Vermittlung an lokale Reiseveranstalter*innen, da auch Langstreckenflüge in Ihren Reisepaketen ausgeschlossen sind?

    Wie schaffen Sie es Reisende davon zu überzeugen, eben nicht genauso zu reisen, wie Sie früher, eben individuell, was meiner Meinung nach viel günstiger und flexibler ist, sondern lieber organisiert mit Ihnen? Sind schon einmal mit deutschen Reiseveranstaltern in Sumatra oder auch woanders unterwegs gewesen?

    Wie werden Sie von potenziellen Kunden gefunden bzw. mit welchen Kosten ist für ein gutes Marketing zu rechnen?

    Viele Reiseveranstalter haben sich mit großem Aufwand einen treuen Kundenstamm aufgebaut. Der Markt ist riesig. Indonesien als Reiseziel bieten viele große und bekannte Reiseveranstalter an und das sogar inklusiv aller Flüge von Deutschland aus. Einige verfolgen sogar die Strategie: “ Wir holen Sie an der Haustür ab“, Flughäfen dürfen nicht weit sein usw. Wie schaffen sie es, konkurrenzfähig zu sein?

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so einfach ist. Meiner Meinung nach gehört mehr dazu, als einfach eine längere Reise in das Land der Wahl zu unternehmen, dort Kontakte zu machen und Leute kennenzulernen, einen WordPress-Blog zu eröffnen, ein Gewerbe anzumelden und loszugehen. Wie heißt es so schön: Ein Unternehmen zu gründen ist einfach. Die Herausforderung besteht darin es offenzuhalten.

    Ich habe Individual- und Langzeitreisende aus vielen Nationen getroffen. Reisen ist einfach und das können alle. Aber eine Leistung, die jede Person kann und die keine besonderen Fähigkeiten erfordert, werden oft schlecht bezahlt. Ich denke da nur an Frisör*innen, Verkäufer*innen, Fotograf*innen, Reiseleiter*innen usw., außer sie sind sehr gut auf einem Spezialgebiet (z. B. Bergsteigerfotograf*innen, evtl. Immobilienmakler mit sehr guten Fachkenntnissen usw.). Was ist Ihr Spezialgebiet? Was macht Sie so attraktiv, wo Kunden bereit sind, Sie zusätzlich zu bezahlen, anstatt selbst nach Medan zu fliegen und sich dort direkt einen einheimischen Tourguide zu suchen, der sie herumfährt? Das funktioniert meiner Meinung nach super gut und sehr viele, die ich kenne machen es so.

    Das Internet wird immer mehr von unseriösen Betrügern beherrscht. Kunden werden immer vorsichtiger beim Onlinekauf, so nehme ich es zumindest wahr bei Bekannten. Ich habe das Gefühl, dass Kunden entweder nur bei bekannten Reiseveranstaltern (mit guten persönlichen Erfahrungen bzw. Empfehlungen von Freunden) buchen, also keine Experimente machen, oder eben direkt im Büro vor Ort. Wie gewinnen sie das Vertrauen Ihrer Neukunden?

    Wie ist die rechtliche Absicherung über die Insolvenzversicherung hinaus? Zum Beispiel sind
    die Cookie-Consent-Banner auf indojunkie.com und auch auf discover-sumatra.com nicht DSGVO-konform und bergen das Risiko einer Abmahnung, da von den Seitenbenutzern keine aktive Zustimmung von Cookies von Drittparteien eingefordert wird. Ein „Okay, ich habe es verstanden“-Button oder ähnliches reicht nicht mehr aus, wenn Sie Cookies von z. B. Google Analytics verwenden, oder nicht? Ich würde das sofort ändern.

    Ich freue mich auf Ihre Antworten.

    Viele Grüße
    Martin

  2. Avatar von Romina
    Romina

    Vielen Dank für die ausführliche Herangehensweise. Wie lang dauerte die Bearbeitungszeit der Gewerbeanmeldung? Im Internet habe ich erfahren, dass es beim Reisegewerbe bis zu drei Monate dauern kann. LG Romina

  3. Avatar von Marc
    Marc

    Für mich wäre interessant wie das ganze Rechtlich aussieht. Ist es einfach so möglich über ein deutsches Gewerbe Touren/Ausflüge in Asien anzubieten? Oder wird dies über einen local vor Ort abgewickelt?
    Ein Gewerbe vor Ort scheint ja für einen Ausländer nicht möglich.
    Danke

    1. Avatar von
      Anonymous

      Das würde mich auch sehr interessieren!

      LG

      Eugen

    2. Avatar von Christine

      Hi, in meinem Fall wird es von einem Local mit Gewerbe vor Ort organisiert, der mir für die deutsche Steuer auch eine Rechnung ausstellt. Daneben habe ich auch Kooperationen mit Hotels vor Ort, von denen ich ebenfalls Rechnungen erhalte. Letztere können mir auch Touren und Transport organisieren.

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