Ein Beitrag von Anne-Katrin Schulz. Der Beitrag ist in Kooperation mit BDAE Consult entstanden.
Der Zustand von Indonesiens Gesundheitssystem ist in vielerlei Hinsicht kritisch. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass über etliche Jahre viel zu wenig in diesen Sektor investiert wurde. Die indonesische Regierung ist aber gewillt, sowohl das Gesundheits- als auch das Sozialversicherungssystem zu reformieren.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung am 1. Januar 2014.
Bis 2020 soll jeder Bürger Indonesiens darüber versichert sein und kostenfreien Zugang zu Basis-Gesundheitsleistungen haben.
Experten zufolge sind derzeit maximal 170 Millionen Personen erfasst und eine Quote von 85 bis 90 Prozent wäre ein großer Erfolg.
Zu wenige Kliniken im ganzen Land
Weil durch diese Maßnahme immer mehr Menschen auf eine staatlich finanzierte Krankenversorgung zurückgreifen können, mangelt es derzeit vor allem an Krankenhäusern. Laut der Unternehmensberatung EY fehlen noch gut 500.000 Krankenhausbetten. Des Weiteren besteht ein Bedarf an 150.000 bis 170.000 Ärzten.
Sollte Indonesien den ASEAN-Durchschnitt (Association of Southeast Asian Nations) anpeilen, sind es sogar 840.000 zusätzliche Betten und 210.000 neue Ärzte, die dringend benötigt werden. Nach offiziellen Angaben zufolge stieg zwischen 2012 und 2014 die Anzahl der Privatkliniken auf mehr als 800 an. Zu gering verlief der Anstieg im staatlichen Sektor, wo lediglich ein Zuwachs von vier Prozent auf 1.600 Hospitäler zu verzeichnen war.
Damit muss eine Klinik momentan rund 100.000 Einwohner versorgen.
Nur Barzahlung vor der Behandlung
Krankenhäuser, die dem westlichen Niveau entsprechen und Englisch sprechendes medizinisches Personal sind derzeit nur in Java (vor allem in Jakarta) und Bali zu finden.
Sämtliche Hospitäler haben in punkto Tropenkrankheiten einen guten Ruf und sind entsprechend adäquat ausgestattet.
Ausländer sollten wissen, dass die ambulante Behandlung meistens bar bezahlt werden muss und dass Krankenhäuser vor der Behandlung oftmals eine Sicherheitsleistung (Deposit) fordern.
Es empfiehlt sich außerdem im Krankheitsfall auf ein Einbettzimmer zu bestehen, da es in Indonesien nicht immer Zweibettzimmer gibt. Stattdessen werden Patienten manchmal in Mehrbettzimmern untergebracht, die Schlafsälen gleichen.
Lesetipp: Krankenhausaufenthalt Indonesien: Alles was du wissen musst
Langzeitreisende, Expats oder digitale Nomaden in Indonesien sollten sich über eine langfristig gültige Auslandskrankenversicherung informieren, damit sie Kosten für alle Behandlungen und Medikamente zurückerstattet bekommen. Was bei einer international gültigen Krankenversicherung zu beachten ist, lest ihr im Infokasten am Ende dieses Beitrags.
Sozialversicherungssystem noch rudimentär
Ebenso ausbaufähig wie der Gesundheitsmarkt ist auf der gesamten südostasiatischen Inselgruppe das System der sozialen Sicherheit. Umfangreiche Reformarbeiten laufen bereits. Ziel ist es, allen Indonesiern Zugang zu den Bereichen „Alter“, „Arbeitsunfähigkeit“ und „Tod“ zu bieten. Im Juli 2015 hat die Regierung mit der Social Security Manpower Agency (BPJS Ketenagakarjaan) das alte unter dem Namen Jamsostek bekannte System ersetzt.
Unternehmen mit mindestens zehn Angestellten oder einem Gesamtgehaltsvolumen von mindestens 1 Million Rupiah (rund 70 Euro) müssen diese darin versichern. Die Kosten für die soziale Absicherung übernimmt der Arbeitgeber. Dies gilt für die Krankenversicherung, für die Rentenversicherung und für die Arbeitslosenabsicherung sowie für die Lebensversicherung eines Mitarbeiters.
Lediglich bei der Rentenversicherung müssen auch Arbeitnehmer einen kleineren Teil beisteuern. Bei der Arbeitslosen- und Rentenversicherung gibt es keine Beitragsbemessungsgrenzen, als Grundlage dient das Grundgehalt (ohne 13. Monatslohn, Zuschüsse und Boni). Derzeit arbeitet die Regierung an einer weiteren Rentenversicherung, die nach Angaben des Arbeitsministeriums acht Prozent des Bruttobeitrags betragen und je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen werden soll.
Weil viele Indonesier „informell“ arbeiten, haben Schätzungen zufolge derzeit etwa 83 Prozent aller Arbeitenden keinen Zugang zu Sozialversicherungsleistungen.
Ein Sozialversicherungsabkommen zwischen Deutschland und Indonesien besteht nicht. Seit 2004 müssen jedoch auch fest angestellte Ausländer im Sozialversicherungsprogramm angemeldet werden und entsprechende Beiträge abführen, sofern sie nicht einen vergleichbaren Schutz vorweisen können. Die allermeisten Expats werden über den entsendenden Arbeitgeber mit einer privaten Auslandskrankenversicherung sowie alternativen Absicherungsprodukten ausgestattet.
Tipps zur Absicherung von digitalen Nomaden in Indonesien
Immer wieder ist zu lesen, dass digitale Nomaden, die sich nur wenige Monate im Ausland aufhalten, über eine günstige Reisekrankenversicherung versichert sind. Dies ist nur eingeschränkt empfehlenswert. Solche Versicherungen sind nur für den „Urlaub“ gedacht. Sie sind in der Regel für Notfälle konzipiert, so dass beispielsweise Vorsorge-Untersuchungen, Zahnersatz oder Schwangerschaft und Entbindung oftmals nicht abgesichert sind.
Hinzu kommt, dass die meisten Anbieter im Krankheitsfall nicht zahlen, wenn der Aufenthalt berufsbedingt war. Zugegeben, bei digitalen Nomaden kann es sich um einen Graubereich handeln, denn Freizeit und Job wechseln sich praktisch stündlich ab.
Wer sich mehr im Ausland, als in Deutschland aufhält und auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte lieber eine „richtige“ Auslandskrankenversicherung abschließen, die auch bei beruflich motivierten Aufenthalten im Ausland leistet.
Unabhängig davon wollen viele Reisekrankenversicherer, dass ein deutscher Wohnsitz besteht und die Versicherung aus Deutschland heraus abgeschlossen wird. Viele digitale Nomaden können diesen jedoch nicht vorweisen.
Lesetipp: Coworking auf Bali: Der Guide für Digitale Nomaden
Viel „Kleingedrucktes“ bei ausländischen und lokalen Versicherern
Um Kosten zu sparen, wählen viele Expats und manchmal auch digitale Nomaden einen lokalen Versicherer im Aufenthaltsland. Dies kann jedoch zwei entscheidende Nachteile mit sich bringen.
Insbesondere Anbieter nach dem angelsächsischen Modell limitieren ihre Versicherungssumme für Schäden („gedeckelte“ Versicherungen). Indem sie beispielsweise Leistungen auf ein Maximum von 100.000 Euro begrenzen, halten sie die Beiträge niedrig. Übersteigt ein Versicherungsschaden allerdings diese Summe muss der Versicherte die Differenz selbst bezahlen.
Der zweite Nachteil beim angelsächsischen Modell: Der Versicherungsschutz muss jedes Jahr erneuert („renewal“) werden. Das bedeutet, dass Ausländer stets einen neuen Antrag stellen müssen und die Versicherung prüft, ob er oder sie weiterhin „lukrativ“ ist oder nicht. Wer in der Zwischenzeit ein paar Mal krank gewesen ist, könnte unter Umständen nicht mehr so attraktiv sein und als Kunde abgelehnt werden.
Risiko Terror- und Kriegsgefahr
Eine weitere Kostenfalle, in die Weltreisende tappen können, ist das passive Kriegsrisiko – angesichts der Tatsache, dass Indonesien bereits mehrfach Opfer von Terroranschlägen war. Was bedeutet das für den Versicherungsschutz von Freelancern, Expats und Nomaden?
Es ist üblich, dass die Anbieter grundsätzlich nicht für Gesundheitsschäden aufkommen, wenn Versicherte aktiv an einem Kriegsgeschehen oder beispielsweise an einer gewalttätigen Demonstration teilgenommen haben. Dabei handelt es sich um Risiken, die nicht kalkulierbar sind. Manche Versicherer zahlen aber auch dann nicht, wenn lediglich ein passives Risiko besteht. Es kann allerdings schnell passieren, dass man auf Reisen unfreiwillig und unwissentlich in Ausschreitungen gerät und in der Folge verletzt wird.
Vorkasse ist bei allen üblich
Was allen privaten Krankenversicherungs-Anbietern gemein ist, dass die Versicherten im Ausland Kosten zunächst verauslagen müssen – man geht also in Vorkasse. Bei teuren Krankenhausaufenthalten besteht aber für gewöhnlich die Möglichkeit, dass der Versicherer die Aufwendungen direkt mit dem Krankenhaus abwickelt.
Und noch etwas: Die Bandbreite hinsichtlich der zu zahlenden Versicherungsbreite ist wirklich groß. Dabei gilt: Je mehr Leistungen man in Anspruch nehmen möchte, desto teurer wird es für gewöhnlich.
Problem des fehlenden Wohnsitzes
Es gibt einige langfristige Auslandskrankenversicherungen von deutschen Anbietern, die keinen Wohnsitz in Deutschland verlangen und auch kein Problem damit haben, wenn der Versicherungsschutz aus dem Ausland heraus abgeschlossen wird.
Die Leistungen sind auf die Bedürfnisse der flexiblen „Nomaden-Zielgruppe“ abgestimmt. So stehen oftmals etwa eine 24-Stunden-Notfall-Hotline und sogar Dolmetscherservices zur Verfügung. Der Krankenrücktransport ins Heimatland ist eingeschlossen und man wird im Notfall sogar aus Krisenregionen evakuiert.
Die Police ist manchmal tagesaktuell und oftmals flexibel monatlich kündbar. Diese Anbieter haben meistens kein Problem mit ausländischen Arzt- und Krankenhausrechnungen und können Empfehlungen für Klinken weltweit aussprechen, da sie mit vielen Kooperationen abgeschlossen haben.
Wichtige Fragen für Expats und digitale Nomaden
Einige wichtige Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du dich für eine mittel- bzw. langfristige Versicherung entscheidest, findest du in folgendem Infokasten:
CHECKLISTE AUSLANDSKRANKENVERSICHERUNG
Werden bestimmte Berufsgruppen vom Versicherungsschutz ausgenommen?
Sind die Versicherungsbeiträge an das Alter gekoppelt (steigt der Beitrag mit zunehmendem Alter)?
Gibt es eine Leistungsgrenze, bis zu welcher der Versicherer Schäden zahlt?
Ist der Geltungsbereich der Versicherung weltweit oder auf bestimmte Länder begrenzt?
Kann die Police auch noch abgeschlossen werden, wenn sich der Expat bereits im Ausland aufhält?
Kann der Versicherungsschutz bei Bedarf problemlos verlängert werden?
Sind Heimataufenthalte mitversichert?
Leistet die Versicherung auch in Kriegs- und Krisengebieten?
Wie lange darf man sich maximal im Ausland aufhalten (gibt es eine Befristung)?
Leistet die Versicherung auch in Ländern mit Seuchengefahr (z.B. aktuell bei Ebola)?
Sind Vorerkrankungen und bestehender Behandlungsbedarf mitversichert?
Zahlt der Anbieter auch bei Schwangerschaft und Entbindung?
Gibt es für bestimmte Eingriffe (z.B. Zahnersatz) eine Wartezeit?
Sind Assistance-Leistungen (zum Beispiel Rücktransport nach Hause, 24-h-Hotline) in den Versicherungsschutz integriert?
Sind die Kosten für den Rücktransport limitiert?
Wie lange können Versicherte Arzt- und Arzneimittelrechnungen einreichen?
Hat der Versicherer eine eigene Abteilung für die Schadenregulierung und kennt sich mit ausländischen Rechnungen aus?
Der Beitrag ist in Kooperation mit BDAE Consult entstanden.
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Quellen:
- BDAE Consult
- gtai
- www.ssa.gov
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