Ein Beitrag von Collin Key
1619 errichtete die Niederländische Ostindien-Kompanie einen Handelsposten an der Mündung eines kleinen Flusses namens Ciliwung an der Nordküste Javas.
Sie nannten den Ort Batavia.
Heute ist dies der Teil von Jakarta, der als Kota Tua (übersetzt: Altstadt) bezeichnet wird.
Ich möchte euch auf einen kleinen Fotospaziergang durch diesen Stadtteil mitnehmen, der bis heute das Flair der holländischen Kolonialzeit bewahrt.

Eine kurze Geschichte zur Kuta Tua Jakarta
Als die Portugiesen im Jahre 1522 im heutigen Jakarta ankamen, lag an der Mündung des Flusses Ciliwung schon eine geschäftige Hafenstadt namens Sunda Kelapa („Kokosnuss von Sunda“), die vom hinduistischen Königreich Sunda regiert wurde.
1527 eroberten die Truppen zweier muslimischer Sultanate unter dem Kommando von Fatahillah die Stadt. Die inzwischen ansässigen Portugiesen wurden vertrieben, und der Ort umbenannt in Jayakarta („die siegreiche Stadt“).
Im frühen 17. Jahrhundert kamen niederländische und englische Händler nach Jayakarta, die beide Lagerhäuser entlang des Flusses errichteten.
Die Spannungen zwischen den beiden angehenden Kolonialmächten wuchsen sich zu einem Krieg aus und 1619 griff der niederländische Kommandant Jan Pieterszoon Coen mit Unterstützung des Sultanats von Banten Jayakarta an und brannte es nieder.
Später gründeten die Holländer dann eine neue Stadt, die sie Batavia nannten.
Batavia wurde die Hauptstadt der niederländischen Kolonie Ostindien.

Und wie sieht Kota Tua Jakarta heute aus?
Vor dem Bahnhof Jakarta Kota wird man von einer Armada grün gekleideter Ojek Fahrer begrüßt, die auf Kunden warten. Die asiatischen Varianten von Uber – Gojek und Grab – haben offensichtlich die Herrschaft über die Straßen übernommen.
Vom Bahnhof sind es nur etwa 100 Meter die Straße hinunter zum Fatahillah-Platz, dem Zentrum von Kota Tua.
Benannt ist der Platz nach dem oben erwähnten General Fatahillah, der einst die Stadt eroberte und in Jayakarta umbenannte. Er wird in Indonesien bis heute als Held verehrt.

Der Platz ist ordentlich renoviert von hübschen Gebäuden umsäumt, darunter einigen Museen.
Das Sejarah Jakarta („Museum der Stadtgeschichte“) befindet sich auf der Südseite, links daneben das Wayang („Puppen“) Museum. Fröhlich bunte Fahrräder erwarten die Touristen, und dazu gibt es auch gleich noch Sonnenhüte in passenden Farben.
Ich selbst machte diese Tour an einem Montagmorgen, weshalb alle Museen geschlossen waren. Das hatte aber den Vorteil, dass ich so ziemlich der einzige Ausländer auf dem Platz war und die Gebäude ganz in Ruhe fotografieren konnte, ohne zuvor die Touristen verscheuchen zu müssen.

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In der nordwestlichen Ecke des Fatahillah Platzes befindet sich das Café Batavia.
Ein schöner Ort, um sich in kolonialem Ambiente von der Hitze zu erholen (falls man sich die ziemlich hohen Preise leisten mag).

Am gegenüberliegenden Ufer des Kali Krukut Kanals entdeckte ich ein sehr malerisches Gebäude.
Jemand erklärte mir, dass das Gebäude an die Balinesische Architektur erinnert. Ich konnte das Haus nicht auf Google Maps finden, also nehme ich an, dass es eine ziemlich junge Konstruktion ist.
So oder so ist dieses Haus ein echter Hingucker, oder nicht?

Nicht weit entfernt steht eines der ältesten Häuser Jakartas, der Toko Merah (übersetzt: Roter Laden), der 1730 erbaut wurde.
Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich immer ohne Reiseführer unterwegs bin und mir deswegen dieser historischen Tatsache nicht bewusst war – weswegen ich euch nun nur die Hälfte des Toko Merah zeigen kann.

Eine weitere Attraktion befindet sich am nördlichen Ende des Kali Krutuk Kanals, nämlich die Kota Intan Bridge, eine alte holländische Zugbrücke aus dem Jahr 1628.
Die Brücke wurde im Jahr 2018 renoviert.

Der Verfall von Kuta Tua
Viele historische Gebäude von Kota Tua sind heute leider in keinem besonders guten Zustand.
Wenn du dich etwas abseits vom Fatahillah-Platz bewegst, findest du viele verfallene Häuser, die dringend eine Restauration benötigen würden.
Diesen Gebäuden sieht man das Alter leider deutlich an.

Der Niedergang von Batavia begann im 18. Jahrhundert.
Ein Problem war sicher die Gesundheitssituation, die sich wahrscheinlich bedingt durch das stehende Wasser in den Kanälen in Kombination mit dem heißen und feuchten Klima verschlechterte.
Ausbrüche tropischer Krankheiten wie Malaria bedrohten die Menschen. Wer es sich leisten konnte, wich auf ein neu gegründetes und etwas höher gelegenes Anwesen im Süden namens Weltevreden aus (den heutigen Bezirken Gambir und Sawah Besar).
Das alte Batavia begann zu verfallen.


Die Behörden einigten sich 2004 auf einen Plan zur Belebung der Altstadt. Unter Gouverneur Joko Widodo wurden 2014 sechzehn historische Gebäude vor Ort restauriert.
Aber es muss noch viel mehr getan werden. Das wird deutlich, je weiter man sich vom zentralen Fatahillah-Platz entfernt.


Sunda Kelapa: Jakartas alter Hafen
Nach der Unabhängigkeit erhielt Batavia seinen alten Namen Jakarta zurück. Der historische Hafen aber heißt bis heute Sunda Kelapa.
Man erreicht ihn, wenn man von der Kota Intan Brücke aus entlang der Jalan Tongkol nach Norden läuft, durch ein Viertel der Zeltmacher und anderer kleiner Manufakturen.
Obwohl er nach dem Bau des neuen Hafens Tanjung Priok im Jahre 1885 an Bedeutung verlor, ist der alte Hafen Sunda Kelapa immer noch in Betrieb.

Sunda Kelapa ist heute die Anlegestelle der traditionellen indonesischen Pinisi-Schiffe. Vor dem Aufstieg der europäischen Kolonialmächte beherrschte das Volk der Bugis mit diesen beeindruckenden Seglern die Meere des indonesischen Archipels.
Auf dem zweiten Bild dieses Beitrags sind die Pinisi-Boote und die historische Hafenanlage schön zu sehen.
Pinisi-Schiffe werden auch heute noch an den Stränden rund um Bira in Süd-Sulawesi von den Experten der Bugis gebaut.
Im Hafen von Sunda Kelapa versammeln sich die Pinisi-Schiffe in einer beeindruckenden Reihe von Booten und beweisen ihre Nützlichkeit auch heute noch.



Hinweis zu meinem Kota Tua Spaziergang
Vom Bahnhof (kreuz und) quer durch die Altstadt bis hinauf zum Hafen und wieder zurück waren es zehn lange und heiße Kilometer.
Wem das zu viel ist, der sollte sich an der Kota Intan Brücke ein Taxi zum Sunda Kelapa Hafen nehmen, und eventuell auch wieder zurück zur Kota Tua.
Entlang der Bahngleise zwischen Kota Tua und Sunda Kelapa gibt es eine Reihe von Slums, in denen die Menschen unter ärmlichsten Bedingungen leben. Obwohl einige der oben gezeigten Fotos direkt neben den Slums entstanden, habe ich es nicht bemerkt – die Armut ist gut versteckt.
Am nächsten Tag ging ich aber selbst in die Slums, und zwar mit Jakarta Hidden Tour, einer Führung, die die wahren Verhältnisse der Stadt bewusst machen will, indem sie Besucher mit den Menschen in den Slums zusammen bringt. Meine Erfahrung davon könnt ihr in einem weiteren Blog-Beitrag hier nachlesen.

Text und Fotos: Collin Key

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