Oft ist Jakarta das erste Ziel einer Indonesien Reise. Jakarta ist ‚anders als die anderen asiatischen Städte‘.
Erst mal angekommen braucht man ein wenig Eingewöhnungszeit. Wenn man allerdings schon das Geld für das Flugticket ausgibt, und wenn Jakarta einfach die Stadt ist, in der man den Jetlag bewältigen und in Indonesien ankommen will, sollte man trotz aller Schwierigkeiten (z.B. die drei Stunden Stau bis zur Unterkunft) das Beste daraus machen und Jakarta eine Chance geben sich von der nicht-verschmutzten, alternativen, kunterbunten und kultivierten Seite zu zeigen.
Ganz wichtig am Anfang: Cool bleiben und keine Panik in Anbetracht dieser doch überfordernd scheinenden Stadt.
Bangkok und Jakarta sind beides spannende Städte, aber haben auf mich komplett unterschiedlich gewirkt: eine andere Art des Reisens, und des Entdeckens.
In diesem Artikel versuche ich dir einen Eindruck davon zu geben, warum ich denke, dass Jakarta für abenteuerlustige Backpacker eine interessantere Stadt als Bangkok ist.
Du wirst merken, dass es mir vor allem darum geht Jakarta vorzustellen und eins klar zu machen: man kann immer das Beste aus einer Stadt machen, selbst wenn es unmöglich erscheint.
Lesetipp: Bangkok Stopover: Programm für einen knackigen Aufenthalt
Unterkunftstipps für Jakarta
1) Fraser Residence: zentral, im Skyscraper gelegen mit schöner Aussicht, Selbstversorger-Appartements mit viel Platz
2) ARTOTEL Thamrin: schon gelegen in der Menteng-Region, recht internationale Gäste
3) Liberta Hotel: ganz im Süden in Kemang gelegen, schönes Design und sehr günstig
4) All Seasons Hotel: direkt bei der deutschen Botschaft, Grand Indo und Plaza Indonesia liegen um die Ecke, also beste Lage, dafür noch recht günstig
5) Swiss-Belinn Airport: nur 20 Minuten vom internationalen Flughafen Jakarta entfernt, kostenlosen Flughafentransfer
Noch mehr Unterkunfttipps findest du in unserem Beitrag: Top 10 Budget Unterkünfte in Jakarta.
1. Jakarta zu erkunden ist ein Abenteuer, keine Bequemlichkeit
Offensichtlichster Grund: Ein wahrer Backpacker, der die Motivation hat, den wahren Kern einer Stadt zu entdecken, wird beim ersten Eindruck in Bangkok NICHT auf seine Kosten kommen: Volles Touri Programm, Tuc-Tuc-Abzocken, durch die überlaufenen Tempelanlagen Bangkoks hetzen und mit romantischer Curry-Wurst den Tag ausklingen lassen.
Mein Empfinden war, dass es in Bangkok relativ schwierig ist, den Massen aus dem Weg zu gehen, die sogar in der Nebensaison zuhauf vorhanden waren. In Jakarta muss man richtig suchen, um endlich mal auch nur einem ausländischen Touristen zu begegnen- du bist gefühlt die erste ‚weiße Person‘ (in Indonesien auch liebevoll ‚Bule‚ genannt), die diese Stadt betreten hat (außer du hängst nur in Monas oder Kemang ab).
Klar, es ist eine Sache der Bequemlichkeit, da wo Touristen sind und eine ordentliche Infrastruktur gebaut wurde, ist es eindeutig leichter zu reisen (beispielsweise gibt es bis jetzt noch keine U-Bahn in Jakarta, aber die Bauarbeiten haben schon begonnen). Aber ist Bequemlichkeit wirklich das was wir auf Reisen suchen?
Die Folge aus dieser Bequemlichkeit ist, dass Reisen in den letzten Jahren so viel leichter geworden ist und weniger zu einer Herausforderung: In Jakarta kann (oder sogar muss) man aus seiner Komfortzone herauskommen: Hinter der nächsten Kreuzung lauert gewiss ein untouristisches Abenteuer auf dich.
→ Erfahre hier 15 spannende Jakarta Sehenswürdigkeiten
2. Jakarta ist ursprünglicher
Man lässt den Blick schweifen: Gewaltige Hochhäuser, auf einmal ein Loch im Horizont. Der Blick fällt nach unten und man erkennt die traditionell geprägten Häuser und Gegenden, zum Teil auch die Slums. Ein absurdes Bild, das die Menschen zwischen den Riesen zusammengepfercht abgeben.
Dass man nicht in Bangkok ist, merkt man daran, dass dir bei den täglichen Streunereien durch Jakarta viele Blicke folgen, zum Teil sogar physisch. Es gibt Menschen, die dir etwas zurufen (Hey Mister, Mister!) und die Mutigen sogar ein Bild von dir wollen. Ein ungemeines Interesse an deiner Person, vor allem an deiner Hautfarbe, zeichnet sich in dem Verhalten von – vor allem jungen Menschen – ab.
Wenn man den subtilen Rassismus übersehen kann, merkt man, dass man damit in einer Stadt wie Jakarta ein ungemeines Privileg hat: Du wirst nicht in der Masse untergehen, wie du es vielleicht in Bangkok gehen würdest. Du wirst, im Gegenteil, als etwas Besonderes behandelt und fängst dir immer ein Lächeln und ein Gespräch ein, das dann oft mit einer Einladung zum Kaffee oder sogar zur nächsten Familienfeier enden kann.
3. Die Abzockgefahr ist in Jakarta geringer
Wie auch auf Bali, sehen leider viele Einwohner Bangkoks Touristen einzig als Einnahmequelle und verkaufen ihre Kultur, um den höchstmöglichen Profit herauszuschlagen. Dies ist eine Sache, die sich in den letzten Jahren immer mehr zur Normalität und fast schon Routine entwickelt hat. Dies passiert in Jakarta freilich auch, aber hier ist diese Mentalität noch nicht so verbreitet.
Auch im Kontext der Tatsache, dass es nicht so viele ‚Bule‘ (weiße Touristen) in Jakarta gibt, werden die meisten so erfreut und interessiert sein dich kennenzulernen, dass sie das Geld für einen Moment vergessen und die Gefahr für dich persönlich verringert wird, abgezockt zu werden (was das Leben in Jakarta echt ziemlich angenehm macht).
4. Jakarta ist ein ‚Fest der Kulturen‘
Jakarta zählt unter Indonesiern als ‚Arbeitsstadt‘, zu der viele Indonesier aus den umliegenden Inseln hinziehen, um Geld zu machen und zu arbeiten. Dies hat wiederum für uns Backpacker einen Vorteil: Viele Menschen aus unterschiedlichsten Ecken und Kulturen Indonesiens kommen in dieser Stadt zusammen, um sich Seite an Seite ein neues Leben aufzubauen, außerhalb der Reisfelder und Teeplantagen – ein wahrer Clash der Kulturen.
Dies macht Jakarta zu einer dynamischen, pulsierenden Stadt, die Menschen aus aller Welt anzieht und zusammen zu einem bunten Haufen vermischt.
5. Die Stadt Jakarta fordert ihre eigene Ästhetik
Der indonesische Künstler Erik Prasetya sagte einst über Jakarta:
„Contemporary Jakarta demands its own aesthetics“.
Er begründet dies damit, dass Jakarta nicht das zu bieten habe, was viele andere Städte hätten: eine Altstadt, öffentliche Parks, die Präsenz von Geschichte. Stattdessen liege der Charme von Jakarta in der Bewegung der Einwohner, ihrer Aktivitäten und Begegnungen miteinander – und in der ästhetischen Banalität des Alltags.
Jakarta muss man anders begegnen, als beispielsweise Bangkok. Man muss sich mithilfe einer persönlichen, angepassten Angehensweise an die Stadt herantasten, sonst kann es gut passieren, dass man in ihr untergeht oder zumindest kein gutes Bild von ihr im Kopf hat.
Jakarta zu genießen ist Einstellungssache und nicht gerade einfach. Aber meiner Meinung nach werden am Ende alle Anstrengungen reich belohnt.
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6. Du wirst in Jakarta gezwungen, dich an die Locals anzupassen
Jakarta hat Unmengen an Verkehr (if you can drive in Jakarta, you can drive everywhere…). Wenn du es geschafft hast, über den Verkehr hinwegzublicken und keine Angst mehr vor ihm hast, liegt dir die Stadt zu Füßen.
Denn es ist wirklich so: Erstaunlicherweise habe ich mich ziemlich sicher gefühlt in Jakarta. Obwohl der normale Fahrer rücksichtslos bei Grün aufs Gas drückt, wird sofort abgebremst oder ein großer Bogen gemacht, sobald ein Fußgänger in den Weg kommt. Ich verstehe auch nicht, wie das funktioniert, aber es klappt!
Aber so wirklich empfehlenswert ist Laufen trotzdem nicht. Du musst dir einen Roller ausleihen oder Ojek (Motorradtaxi) fahren, um diese Stadt zu bewältigen. Dies zieht mit sich, dass du einerseits sofort in die Kultur abtauchst, weil du dich genau wie alle anderen Jakartaner fortbewegst. Andererseits wirst du die Stadt auf einmal genießen können, du wirst es sehen!
Eine richtige Herausforderung ist es sicherlich, sich das erste Mal auf die Straße zu trauen. Der Trick ist einfach allen anderen hinterher zu fahren, dann kann eigentlich nichts passieren. Motorradfahren ist fast wie Fahrradfahren.
Am aller Praktischsten ist es natürlich, wenn deine Bekanntschaft, die du in Jakarta kennengelernt hast, dich ein bisschen rumkutschiert. Auf diese Weise lernst du die Stadt durch die Augen deines Freundes oder deiner Freundin kennen, die es ja auch irgendwie geschafft hat, sich in dieser Stadt zu arrangieren. Somit kann es viel Spaß machen einfach durch die Straßen Jakartas zu cruisen, anstatt drei Stunden in Central im Stau zu stehen.
Meine Erfahrung war, dass sich alle Jakartaner total freuen, wenn man ihrer Stadt eine Chance gibt. In Bangkok bleibt stets der Komfort erhalten, weil es so viele ‚einfachere‘ Lösungen, wie Taxis oder Tuc Tucs gibt.
Eine ebenso tolle und sogar billigere Art sich in Jakarta fortzubewegen ist Transjakarta oder Angkot fahren. Beim Transjakarta ist der Vorteil, dass die Busse eine extra Fahrbahn haben und somit einigermaßen schnell von A nach B kommen. Angkots sind eine eigene Welt für sich. Du sitzt in diesem Bus, der in Deutschland sicherlich nicht mehr als fahrtüchtig durchgehen würde, der Fahrer quatscht mit den Gästen und zählt nebenbei sein Geld, und auch hier kommst du mit den Menschen im Bus wunderbar ins Gespräch.
Selten fühlt man sich heimischer und Teil der Locals, wenn man mit dem Angkot durch Jakarta reist. Und du wirst richtig stolz sein, wenn du das Angkot System durchschaut hast (was gar nicht so schwer ist, denn das Ziel steht meistens auf den Bussen drauf).
7. Lerne durch die jakartanische Lebensweise ein neues (Zeit)gefühl kennen
‚Jam karet‘ oder ‚rubber time‘ ist eine Bezeichnung für das, was automatisches Zuspätkommen der Einwohner Jakartas impliziert. Wenn du 15 Minuten nach dem ausgemachten Zeitpunkt erscheinst, kommst du zusammen mit den anderen ‚frühen Vögeln‘ an…
Wie schrecklich für jemanden, der frisch aus dem überpünktlichen Deutschland angekommen ist! Aber gleichzeitig was für eine schöne Abwechslung.
Auch gab es für mich zum Teil nichts Spannenderes als im Stau zu stehen und die Menschen und Umwelt zu beobachten. Klar, das ist auf Dauer schon nicht das Wahre. Aber man lernt ein neues Zeitgefühl kennen. Man wird dazu gezwungen, sich Zeit zu nehmen, nicht von Termin zu Termin (oder Touristenviertel zu Touristenviertel) zu eilen, nicht panisch zu werden, wenn man unvermeidbarerweise den Zug verpasst.
Der Verkehr in Jakarta ist manchmal wie eine bleierne Mauer. Da sitzt man schon mal locker zwei Stunden in der Hitze im Stau. Aber wie perfekt kann man diese Langsamkeit nutzen, um Details zu finden, die man sonst nicht bemerkt hätte.
8. Jakarta’s Flair: kein einziges romantischen Gässchen
Nachdem du schon wie die Locals in Jakarta auf den Straßen unterwegs bist, wird sich auch alles andere schnell an die Lebensweisen dort anpassen.
Der Trick für mich in Jakarta ist mit Einwohnern zu leben. Ich stelle es mir furchtbar ungemütlich vor, als Tourist nach Jakarta zu kommen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was diese Stadt antreibt. Der Verkehr überwältigt, der Gestank, die Müllverbrennungen, die Umweltverschmutzung, kein einziges romantisches Gässchen.
Viele Menschen verlassen Jakarta mit den Gedanken: nie wieder!
Aber es ist trotzdem eine Großstadt, die Hauptstadt. In Indonesien. Dem größten Inselreich der Welt. Es ist trotzdem Teil der indonesischen Kultur. Es leben geschätzt 20 bis 30 Millionen Menschen in dieser Stadt, aus den unterschiedlichsten Bereichen Indonesiens.
Jakarta ist die Stadt, in der man Bahasa Indonesia am leichtesten lernen kann, weil sie hier am häufigsten gesprochen wird. Habt keine Angst vor der Sprache, sie ist relativ leicht und hat kaum Grammatik. Indonesisch lernen lohnt sich.
Man muss nur wissen, wo man hingeht, und dann wird man allmählich von dem Rausch dieser Stadt gefangen und kann sich schwer wieder von ihr trennen.
Für mich war der größte Reiz, genau das geschafft zu haben: Einen Überblick über Jakarta zu haben und die Stadt – ansatzweise – verstanden zu haben. Durch die Gässchen fahren, meine Lieblingsplätze in Jakarta zu entdecken, mit den Menschen reden, Sprachfetzen aufschnappen, die coolsten Kulturzentren kennenlernen, Es teh manis (süßer Eistee) trinken, Abendessen mit Freunden an traditionellen Essenständen.
Das kann man alles in Jakarta machen, und das Beste dabei: Du bist ein kleiner Marco Polo!
Geführte Touren durch Jakarta auf Get Your Guide
Text und Fotos: Clara Thompson
Über die Autorin: Clara kennt Jakarta auch nicht wie ihre Seitentasche auswendig – das ist wahrscheinlich bei 30 Millionen Einwohnern auch unmöglich. Ihr Praktikum dort und die anschließende Reise durch Java-Bali-Lombok stellte ein so großes Highlight in ihrem Jahr zwischen Abitur und Studium dar, dass sie nach der Ankunft in Deutschland sofort wieder zurück wollte. (Immerhin war ihre Haut in Indonesien auch nicht so vor Kälte und Trockenheit verschrumpelt.) Jetzt versucht sie sich anderweitig weiterzubilden und über ihre Erfahrungen zu schreiben – und nicht die Energie zu verlieren, die man durchs Reisen gewinnt.
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