Warum alle Surfer nur noch auf Holzbrettern surfen sollten und was das Problem mit den konventionellen Surfbrettern ist, erfährst du hier im Interview mit Vince von Vince Tierny Surfboards und Petr von green-books.org.
Wir haben von den wahren Worten von Vince Gänsehaut bekommen. Diese Welt benötigt mehr Menschen, wie ihn.
Surf Bali ist der erste umfassende Reiseführer rund um das Surfen auf Bali. Dieses Buch ist der perfekte Begleiter, um die schönsten Ecken und Surfspots der Insel zu entdecken. Zu jedem Ort findest du surfbare Wellen sowie viele Informationen zu Unterkünften, Restaurants und Sehenswürdigkeiten. So ist dieses Buch nicht nur für Surfer, sondern auch für Abenteurer geeignet, die zum ersten Mal auf dem Brett stehen möchten.
Hi Vince, erzähle doch ein paar Worte über deinen Werdegang.
Vince: Vor 40 Jahren kam ich als Austauschstudent nach Indonesien. Später arbeitete ich als Ingenieur in der Luftfahrttechnik in einem großen Konzern in Bandung, auf der indonesischen Insel Java.
Vor 15 Jahre entschied ich mich dann dazu meinen Lifestyle komplett zu ändern. Während meiner Arbeit in der Luftfahrttechnik verbrachte ich fast 200 Tage im Jahr im Flugzeug. Heute fliege ich gar nicht mehr. Das ist schön.
Zu jener Zeit begann ich damit Surfboards aus Holz zu designen – lediglich aus Spaß an der Freude. Vor zehn Jahren hörte plötzlich Rip Curl von meiner Arbeit. Sie kauften ein paar Boards von mir. Und plötzlich entwickelte sich daraus ein stetig wachsendes Business.
Zu jener Zeit gab es vielleicht fünf bis zehn Produzenten für Holz-Surfboards in der ganzen Welt. Mittlerweile gibt es Hunderte, was natürlich eine schöne Entwicklung ist.
Was ist deine Rolle bei der Produktion der Surfboards aus Holz?
Vince: Ich fasse die Bretter mittlerweile nicht mehr selber an. Ich bin nicht der Macher, ich bin eher der Dirigent bzw. der Leiter. Denn unsere Handwerker sind um einiges talentierter mit ihren Händen, als ich.
Manche Surfer sagen, dass auch der Shaper, also der Handwerker, ein Surfer sein muss um vernünftige Surfbretter produzieren zu können. Da bin ich anderer Meinung. Immerhin ist der Ingenieur, der Flugzeuge konstruiert, doch auch kein Pilot, oder?
Woher bezieht ihr das Holz für die Surfbretter?
Vince: Wir arbeiten mit Balsabäumen. Diese Baumart kommt aus Südamerika und wächst äußerst schnell. Diese Eigenschaft macht Balsabäume zu einem nachhaltigen Baumaterial. Balsabäume können sich zudem besonders gut an das indonesische Klima anpassen.
Auf Bali ist es schwierig Land zum Anbau unseres Holzes zu finden. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass noch mehr Reisfelder auf der Insel verschwinden. Wir züchten hier lediglich die Balsabaum-Setzlinge, die prächtig auf unserem Kompost-Boden gedeihen. Der Kompost besteht übrigens aus den Resten der späteren Holzboard-Produktion.
Dann bringen wir die Setzlinge in die Bergregionen von Java, wo das Klima optimal für das Balsaholz ist. Einige unserer Bäume befinden sich beispielsweise rund um den Bromo Vulkan im Osten von Java.
Wir vergeben die Setzlinge an die Landwirte vor Ort. Diese können dann selbstständig entscheiden, wo auf ihrem Land sie die Bäume pflanzen möchten. Die Landwirte bekommen die Setzlinge umsonst.
Später, wenn die Bäume groß genug sind, kaufen wir sie wieder von den Landwirten ab. Dieser Prozess dauert ca. vier Jahre.
Wieviel von einem Baum wird am Ende wirklich verwendet für ein Surfboard?
Vince: Am Ende landet nur ca. 5% des Holzes im Surfbrett selber. Der Rest ist eigentlich “Müll”. Denn bei der Boardproduktion wird der größte Teil des Holzes ausgekratzt. Den Rest schmeißen wir jedoch nicht weg, sondern nutzen ihn für den Kompostboden unserer Baumschule.
Die Reste von normalen Surfboards kannst du natürlich nicht als Kompost nutzen. Der Abfall von konventionellen Surfboards ist umweltschädlich, und schadet Mensch und Natur.
Wenn du ein günstiges Surfbrett kaufst, unterstützt du diese Umweltverschmutzung. Diesen Teufelskreis versuchen wir durch unser Konzept zu durchbrechen. Deswegen geben wir auch Lebensgarantie auf unsere Surfboards. Wenn du mit deinem Surfboard gut umgehst, wirst du 20 bis 30 Jahre Freude daran haben können – oder sogar länger.
Was ist das Problem mit den konventionellen Surfboards?
Vince: Normale Boards bestehen zum größten Teil aus Styropor. Dieses Material ist verdammt schlecht für die Natur. Bei der Produktion werden viele Schadstoffe freigesetzt. Am Ende landen zudem die Mikropartikel des Styropors im Ozean. Jene Partikel werden sich niemals komplett auflösen. Sie werden lediglich immer kleiner und landen in der Nahrungskette der Meeresbewohner. Demnach ist Styropor ein Material, worauf wir dringend verzichten müssen.
Um ein Surfboard zu produzieren wird verdammt viel nicht abbaubarer Müll produziert. Du kannst dir sicher sein, dass am Ende ein großer Teil eines konventionellen Surfboards in der Natur landen wird. Wenn du die Materialien von Surfboards verbrennst entstehen krebserregende Gase. Für die Produktion von Surfboards wird zudem Polyester benutzt, welches zum einen den Handwerkern gesundheitlich schadet und natürlich für die Umwelt katastrophal ist.
Heutzutage ist es normal “Einweg-Boards” zu kaufen, zu nutzen und dann einfach wegzuwerfen ohne groß darüber nachzudenken. Die Surfboards halten vielleicht zwei bis drei Jahre, brechen dann bei einer starken Welle, woraufhin eben wieder ein Neues gekauft wird. Das ist ökologisch und ökonomisch gesehen eigentlich total bescheuert.
Viele Surfer sagen, dass unsere Boards zu teuer sind. Ich frage dann immer, wofür ein Surfboard da ist. Zum Surfen, richtig? Um Wellen zu erwischen, richtig? Wie viele Wellen kannst du mit einem konventionellen Board erwischen? Und wie viele mit einem nachhaltigen Holzboard? Am Ende wirst du feststellen müssen, dass die Kosten pro Welle bei einem Holzboard um einiges geringer sind, als bei einem Plastik-Board.
Es ist doch das gleiche mit Plastikgeschirr und Keramikgeschirr.
Das Problem ist einfach, dass nur wenige Surfer wissen, wir sehr die Produktion von Surfboards die Umwelt schadet. Aber zum Glück bekommt diese Thematik immer mehr an Aufmerksamkeit in der Surf-Szene.
Mehr Infos zu Wooden Surf auf: facebook.com/woodensurf
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