Ein Beitrag von Kathi
Wer mich und meine Geschichte der letzten zwei Jahre kennt, weiß, dass ich bisher unbekümmert mit meinem indonesischen Freund, Joe durch Indonesien gereist bin.
Nie haben wir darüber nachgedacht, getrennte Zimmer in unseren Unterkünften zu buchen oder das Personal zu fragen, ob wir als unverheiratetes Paar besondere Regeln zu beachten haben.
Diese unbeschwerte Art des Reisens wurde jedoch durch meine letzte Erfahrung in der Nacht zum Valentinstag in Makassar, im Süden von Sulawesi etwas getrübt. Aber lest selbst.

Eine ganz besondere Valentinstags-Überraschung
Am 13.02.2020, gegen 23:00 Uhr klopfte es an unserer Zimmertür. Da ich bereits im Bett lag, öffnete Joe sie vorsichtig einen Spalt weit. Ein bewaffneter Polizist mit grimmiger Miene stellte seinen Fuß in die Tür und verlangte unsere Papiere.
Joe gab ihm seinen Ausweis und beantwortete wahrheitsgemäß die Fragen:
- Wie lange wir in Makassar bleiben?
- Für wie lange wir hier im Hotel eingecheckt haben?
- In welcher Verbindung wir zueinanderstehen?
Danach forderte er meinen Pass ein und mich gleichzeitig auf, mir etwas Langärmliges überzuziehen, da wir jetzt mit zum Polizeichef müssten.
Vor der Tür standen weitere bewaffnete Polizisten und forderten weitere Gäste auf, ihnen zu folgen, wobei ich unter den insgesamt 20 Leuten die einzige Europäerin war.
Vor dem Hotel standen hunderte Menschen, um uns dabei zu filmen, wie wir in den Polizei-Großtransporter verfrachtet wurden sowie weitere dutzende Polizisten, die meine Fragen, wo das Problem ist und warum wir mitten in der Nacht ohne Erklärung zum Polizeichef müssten, nicht beantworten wollten.
Im Großtransporter musste jeder sein Telefon abgeben und langsam wurde mir klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Zum Glück blieb Joe total gelassen und erklärte mir, was er bis dahin aufschnappen konnte.
Razzia gegen vorehelichen Sex und Prostitution
Die Polizei hat gezielt mehrere Unterkünfte gestürmt, um vorehelichen Sex und Prostitution aufzudecken.
Verfolgt von der Presse und etlichen Schaulustigen wurden wir gefühlt durch die ganze Stadt gefahren, um überall kurz anzuhalten und uns als Mahnmal der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Ich fand die Stimmung im offenen Transporter sehr beängstigend und bedrückend, zumal mich auch nur traurige oder verständnislose Gesichter im Inneren anschauten.
Nach einer 40-minütigen Irrfahrt, erreichten wir die nur fünf Minuten entfernte Hauptzentrale der Polizei und sofort mussten alle Männer unter den Blicken der Schaulustigen und 50 Polizisten aussteigen.
Nachdem alle Männer den Transporter verlassen haben, wurde mir als Einzige eine Jacke gereicht, um mein Gesicht vor den Kameras verbergen zu können und wies mich an auszusteigen.


Ich wurde sofort in das Büro des Polizeichefs gebracht und zum Glück schauten mich dort zwei vertraute Augen an und gaben mir sofort das Gefühl, „Mach dir keine Sorgen, alles wird gut“.
Auf dem Schreibtisch lag bereits mein aufgeschlagener Passport und der Chef fragte mich, was die eingetragenen Daten zu bedeuten haben. Die Daten in meinem Visum wiesen zum einen das Beantragungsdatum in Deutschland und das Datum für den letzten Tag der Einreise bzw. der Inanspruchnahme aus. In meinem Fall war dies der 20.01.2020.
Der Polizeichef nickte zustimmend, da er zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass seinem Team ein Fehler beim Lesen des Visums unterlaufen ist. Nach deren Einschätzung, hätte ich am 20.01.2020 spätestens das Land verlassen oder das Visum verlängern müssen. Tatsächlich läuft mein 60-tägiges Visum jedoch erst am 23.02.2020 ab, gerechnet von meiner Einreise am 26.12.2019.
Der Polizeichef und sein Vertreter entschuldigten sich vielmals für dieses Versehen, boten uns Getränke an und wollten sich nun über das zweite Problem für unsere Gefangennahme unterhalten.
Er befragte uns nach unserer Beziehung, warum wir uns unverheiratet ein Zimmer teilen und solch ein günstiges Hotel gewählt haben. Wir erklärten, dass wir bereits einige Monate zusammen reisen, Joe aus Lombok kommt und es bis dato nie Probleme gab, unverheiratet eine Unterkunft zu beziehen und wir seit zwei Jahren eine Fernbeziehung führen an deren erster Stelle das Zusammenwachsen steht.
Seine Frage, ob wir bald heiraten, haben wir mit unserer Antwort, dass meine Familie uns demnächst in Indonesien besuchen wird, um alles weitere zu besprechen, zwar nicht wirklich beantwortet, aber ihn damit zumindest besänftigt.
Nun beantwortete er aber unsere Fragen und es stellte sich heraus, dass das Hotel in dem wir untergekommen sind, u.a. von Prostituierten gebucht wird, die dann in den Zimmern auf ihre Freier warten, welche sie vorab über eine bestimmte App gebucht haben.
Daher konfiszierten sie auch alle Telefone, um zu sehen, wer von den gefangen genommenen Personen eine solche App installiert hat und für heute gebucht hat oder gebucht wurde. Für den Chef war es daher anfangs nicht nachvollziehbar, warum wir in ein so günstiges Hotel einchecken. Wer jedoch länger reist, schaut auch aufs Geld und schließlich dienen die Unterkünfte nur zum Schlafen und nicht zum längeren Aufenthalt.
Zu guter Letzt folgten weitere Entschuldigungen und Erklärungen, dass sie von ganz oben angewiesen sind, dieses Prozedere jedes Jahr am Valentinstag durchzuführen. Es seien die gängigen Regeln in Makassar, schließlich trifft man nicht nur Prostituierte an diesen Tagen vermehrt in günstigen Hotels an, auch junge Paare, die die Zweisamkeit und Lust genießen wollen und das wolle man unbedingt verhindern bzw. eindämmen.
Es besteht große Sorge um die Moral und Beschmutzung der Ehre, was vorehelicher Sex in den Augen der Behörden ist.
Nach einer sog. Moralpredigt beteuerten wir die Absicht ebenfalls bald den Bund der Ehe, nur eben nicht in Indonesien, einzugehen. Daraufhin beglückwünschten sie uns und gaben uns die Dokumente und Telefone wieder.
Um jedoch sein aufrichtige Bedauern für diese Unannehmlichkeiten zum Ausdruck zu bringen, brachte er uns noch zwei kühle Bier, Tee und Wasser, welche wir mit ins Hotel nehmen sollten und gab uns seine Telefonnummer und das Versprechen, dass wir uns jederzeit bei ihm melden könnten, sollten etwaige Razzien nochmal durchgeführt werden und wir abermals involviert sein.
Dann wurden wir ganz freundlich verabschiedet, zum Hintereingang gebracht und mit einem Chauffeur zum Hotel zurückgefahren. Auf diesen Schock gab es dann erstmal ein kühles Bier und eine schlaflose Nacht, um das Erlebte zu verarbeiten, welches sich nur schwer beschreiben lässt.
Im folgenden Video siehst du am Ende, wie Joe und Ich aus dem Transporter aussteigen.
Was passierte mit den anderen Verhafteten?
Am nächsten Morgen erfuhren wir auch, was mit den anderen Verhafteten passiert ist. Die tatsächlichen Paare erhielten die ganze Nacht über Vorträge und Predigten zu ihrem unsittlichen Verhalten und durften gebeutelt am Morgen ins Hotel zurückkehren.
Die Frauen, die auf ihre Freier warteten, werden die nächste Tage in sog. Besserungsanstalten verbringen, um wieder zu lernen, die Kultur und Moral zu ehren.
Abschließend möchte ich festhalten, dass Joe und ich auch weiterhin unverheiratet durch Indonesien reisen.
Wir achten nur jetzt etwas mehr auf die Lage unserer Unterkünfte und informieren uns vorab, ob es solche Vorfälle in den jeweiligen Reisezielen/-orten bereits gegeben hat.
Bisher war mir nämlich nur bekannt, dass man sich in Banda Aceh keinesfalls unverheiratet ein Zimmer teilen oder sich öffentlich als Paar zu erkennen geben sollte, da dort die Scharia-Gesetze gelten.
Im Nachhinein habe ich jedoch erfahren, dass dies auch in Makassar gilt, obwohl dort, die Scharia-„Gesetze“ anders als in Banda Aceh nicht so restriktiv angewendet werden.
Wenn beide Partner „bule“ (westliche Ausländer) sind, wird so oder so vermutlich ein Auge zugedrückt.
Hast du schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Her damit in den Kommentaren!

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