Ein Beitrag von Alex & Jürgen von Scenic-World
Wer nach Rantepao auf Sulawesi fahren will, ist wahrscheinlich dort, um sich eine Tana Toraja-Beerdigung oder ein paar der Felsengräber anzuschauen. Die meisten Reisenden buchen dafür eine Ein- oder Zweitagestour mit Guide und klappern die bekanntesten Sehenswürdigkeiten dabei ab. Wir möchten euch zeigen, wie man die Felsengräber rund um Rantepao auf eigene Faust entdecken kann.
Rantepao liegt wunderschön im Tana Toraja-Hochland inmitten von Reisfeldern und umgeben von einem Karstgebirge. Die Gegend ist deshalb so bekannt, weil hier ein Beerdigungs- und Totenkult zelebriert wird, den es sonst nirgendwo in dieser Form gibt.
Die Torajas stellen eine christliche Minderheit im muslimisch geprägten Indonesien dar, ihr Glauben aber hat animistische Wurzeln. Während der niederländischen Kolonialzeit wurde den christlichen Torajas verboten, die Rituale des Lebens durchzuführen, alleine die Rituale des Todes durften praktiziert werden und blieben bis heute erhalten.
Rituale des Todes

Bei den Torajas dreht sich alles um den Büffel. Für ein ordentliches Beerdigungsritual werden Büffel als Opfergabe benötigt, die die Familie des Toten auf dem Pasar Bolu in Rantepao ersteigert oder als Beerdigungsgeschenk erhalten haben.
Die Beerdigungszeremonien finden in den traditionellen Toraja-Dörfern statt. Die außergewöhnlichen Häuser der Torajas namens Tongkonan fallen alleine schon durch ihre sehr spezielle Bauweise auf, was schon deshalb ein Grund ist, sich einige dieser Dörfer anzuschauen, auch wenn man keiner Beerdigung beiwohnen möchte.
Lesetipp: Schöne Wanderung von Batutumonga nach Rantepao (auf Scenic World)
Nach der mehrtägigen Beerdigung werden die Särge in Grabkammern, die in Felswänden oder riesigen Findlingen gemeißelt wurden, bestattet. Meist befinden sich auch noch Grabhöhlen mit Särgen in der Nähe. Bei den Gräbern trifft man auch auf Tau-Taus. Das sind aus Holz geschnitzte Figuren, die die Kleidung der Toten tragen und nach deren Ebenbild angefertigt wurden.

Da dieser Totenkult schon seit vielen Jahrhunderten existiert, gibt es rund um Rantepao einige dieser Felsengräber. Zu den bedeutendsten und sehr einfach zu erreichenden Grabstätten zählen Kete Kesu, Londa und Lemo.
Etwas schwerer zu erreichen sind die Babygräber von Kambira, die Königsgräber von Suaya, und die Grabhöhlen von Tampangallo. Aber auch Rantepao selber besitzt solch eine Grabstätte, die alle schon wegen ihrer tollen Aussicht sehenswert ist.
Wie kommt man zu den Felsengräbern?
Alle oben genannten Grabstätten befinden sich östlich zwischen Rantepao und Makale. Bloß wie kann man sich jetzt diese hängenden Felsengräber anschauen, wenn man sie auf eigene Faust entdecken möchte? Ganz einfach! Zwischen Rantepao und dem südlicher gelegenen Makale verkehren ununterbrochen Bemos, das sind die kleinen Minibusse.
Wenn man also in Rantepao, südlich des Kreisel Kandean Dulang auf der Jalan Andi Mappanyukki, in ein Bemo steigt, dann zahlt man 5.000 – 10.000 IDR für eine einfache Strecke. Das sind 60 Cent pro Fahrt. Hinzukommt noch der Eintritt zu den Grabstätten, der einheitlich 20.000 IDR beträgt, also 1,20 Euro. Der einzige Haken an der Sache ist, dass man eine kleinere Wegstrecke (1 – 2 km) von der Hauptstraße bis zum Felsengrab zu Fuß zurücklegen muss, wenn man kein Bemo oder Motorradtaxi findet, was gerade dorthin fährt.
Wer es sich zutraut bei Linksverkehr Motorrad zu fahren, der kann sich natürlich auch einen Roller mieten. Eine teurere Option wäre, dass man sich ein Auto samt Fahrer für einen halben oder ganzen Tag mietet. Das bietet sich vor allem an, wenn man nicht alleine unterwegs ist oder zu den etwas abgelegeneren Königsgräbern von Suaya und nach Tampangallo möchte. Hierfür muss man je nach Verhandlungsgeschick mit ca. 300.000 IDR rechnen, also etwas unter 20 Euro.
Damit man immer weiß, wo man gerade ist und wo man dem Fahrer Bescheid sagen kann, dass man aussteigen möchte, bietet es sich an, die Offline-Karte von GoogleMaps für das Gebiet um Rantepao runterzuladen. So kann man auch ohne Datenverbindung zwischen den einzelnen Felsengräbern entspannt navigieren.
Die Felsengräber von Kete Kesu
Das Dorf Kete Kesu mit seinen traditionellen Toraja-Häusern (Tongkonan) und den gegenüberliegenden Reisspeicher-Häuschen (Alang) ist auf der Liste der UNESCO für Toraja-Siedlungen verzeichnet und entsprechend touristisch, da es auch nur knapp 5 km vom Zentrum Rantepaos entfernt liegt.

Über einen schmalen Weg gesäumt von Verkaufsständen gelangt man zu den Hängenden Särgen von Kete Kesu. Hier sieht man schon die ersten Tau-Tau-Puppen vor gemauerten Grabkammern sitzen.

Etwas weiter ragt eine hohe Karstfelswand auf, an der auf Stangen kunstvoll verzierte Särge abgestellt wurden. Da sie dem feuchten-heißem Klima ausgesetzt sind, sind sie entsprechend verwittert. Die darin enthaltenen Knochen und Schädel sind deutlich zu erkennen und fallen von Zeit zu Zeit runter, wo sie dann auf einem Haufen geschichtet werden.


Wenn man die Treppen an der Felswand hochsteigt, kommt man zu einer Grabhöhle (Taschenlampe nicht vergessen!). Ein weiterer beliebter Ort, um Särge aufzubewahren. Da das Karstgestein sehr wasserdurchlässig ist, ist die Höhle entsprechend feucht und glitschig. Durch schmale Gänge kann man sich weiter in den Berg hinein arbeiten. Die Särge wurden hier unterhalb der Höhlendecke auf Querstreben abgestellt .
Lesetipp: Die Felsengräber von Kete Kesu auf eigene Faust (auf Scenic World)

Die Felsengräber von Londa
Wir haben uns am gleichen Tag auch noch die Felsengräber von Londa angeschaut. Dazu sind wir von Kete Kesu über die Berge nach Londa gewandert. Wenn man mal die anfängliche Steigung überwunden hat, ist es ein wunderschöner Spaziergang durch die Karstlandschaft und über die Reisfelder. Man kommt an vielen Toraja-Häusern vorbei und wird überall freundlich begrüßt. Wer lieber fährt, schaut einfach, dass man zur Hauptstraße zurückkehrt und ein Bemo in Richtung Makale anhält.
Londa erreicht man von Rantepao aus kommend, wenn man 5 km in Richtung Makale auf der Hauptstraße fährt. Von dort aus sind es keine 2 km bis zu den sehr alten Felsgräbern, wo wieder ein Eintritt von 20.000 IDR erhoben wird.
Der Grabfelsen liegt sehr idyllisch in einem kleinen Tal und am späten Nachmittag sind kaum Menschen dort anzutreffen und die Felswand wird in ein warmes Licht getaucht.

Auf einem, an die Felswand gemauerten Balkon, sitzen die Tau-Taus und lugen auf einen herunter. Von weitem denkt man, dass da wirkliche Menschen sitzen. Die Särge der weniger gut Betuchten sind am Boden übereinander gestapelt. Die der Adligen wurden weit oben in der Felswand aufgehängt.

Wenn man seine Taschenlampe vergessen haben sollte, dann kann man am Eingang der Grabhöhlen eine Petroleumlampe gegen Bares ausleihen. Auch hier sind die Särge in den Höhlen auf Felsen abgestellt oder unter der Decke befestigt. Manche sind schon ziemlich verwittert und man bekommt einen Einblick auf die Gebeine und die Grabbeigaben (Zigaretten).
Lesetipp: Die Felsengräber von Londa auf eigene Faust erwandert (auf Scenic World)

Die Felsengräber von Lemo
Wie auch schon die oben beschriebenen Felsengräber, erreicht man Lemo über die Straße nach Makale. Nach 10 km biegt man wieder links rein und nach weiteren 2 km hat man schon sein Ziel erreicht. Vorbei an den Souvenir-Ständen erreicht man einen Felsen mit Gräbern. Da er entfernt an eine Limone erinnert, hat er dem Ort seinen Namen verliehen.
Am Fuße der Felswand stehen zwei Reisspeicher im Toraja-Still. Die Felswand selbst ist deshalb so sehenswert, weil in Galerien fast 50 Tau-Taus stehen. Sie blicken mit verschiedenen Mienen und Kleidern auf einen herunter.
Die vielen Grabkammern sind in den rohen Stein gedengelt worden und noch heute kommen neue dazu. Wenn man dem Pfad entlang des Berges ein wenig folgt, kommt man zu einer kleinen Häuseransammlung, wo man dem Tau-Tau-Macher bei der Arbeit zusehen kann.
Lesetipp: Mit dem Bemo zu den Felsengräbern in Lemo (auf Scenic World)

Die Felsengräber von Rantepao
Wenn man in Rantepao vom Cafe Aras die Straße runter zur Mosche läuft, erreicht man auf direktem Wege eine Brücke, die über den Fluss Sadang führt. Nach ca. 500 m in Richtung nordöstlicher Richtung erreicht man die Felsengräber von Rantepao (Objek Wisata Tambolang).

Der Weg zu den Felsengräbern ist gesäumt von Picknickstellen und die Gräber sind jetzt nicht ganz so beeindruckend. Aber wenn man dem Weg, der um den Berg herum führt, weiter folgt, dann erreicht man irgendwann den Gipfel des Karstfelsen und hat einen unglaublich schönen 360° Blick über die Reisfelder und das Karstgebirge rund um Rantepao.
Lesetipp: Die Felsengräber von Rantepao am Ende einer Trekkingtour (auf Scenic World)

Die Babygrabbäume von Kambira
Die Toraja haben einen schönen Brauch für die Bestattung von Säuglingen. Kinder, die noch keine Zähne haben werden in einem speziellen Baum bestattet.
Das Harz des Baumes soll sie nähren und sie somit mit dem Baum wachsen lassen.
Eigentlich ein sehr schöner Brauch und ein tröstlicher Gedanke.
Da die Babygräber von Kambira, die Königsgräber von Suaya und auch die Grabhöhlen von Tampangallo sehr nah bei einander liegen, aber sehr schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind, lohnt es sich hierfür einen Roller oder ein Taxi zu chartern.
Wir haben etwa 300.000 IDR (ca. 20 €) für einen kompletten Nachmittag gezahlt und sogar noch den Patung Tuhan Yesus oder auch Jesus Blessing genannt, auf dem Buntu Burake besucht. Das ist mit ca. 40 Metern die größte stehende Christus-Statue der Welt!
Die Babygräber von Kambira liegen etwas 14 km südlich von Rantepao und dann nochmal 7,5 km nach Osten auf einer sehr schmalen Straße. Damit sind sie viel besser von Makale aus erreichbar.
Lesetipp: Babygräber von Kambira (auf Scenic World)

Die Königsgräber von Suaya
Zu den Königsgräbern von Suaya verirrt sich kaum ein Mensch. Der letzte Nachkomme der Könige von Sangalla wurde 1972 in der Felswand bestattet. Da es von National Geographic damals verfilmt wurde, hat es großes internationales Interesse für den Bestattungskult der Torajas auslöst. Die Zeiten sind aber schon lange vorbei.
Eine Reihe von Tau-Taus äugen von unterschiedlichen Balkonen auf den einsamen Besucher runter. Sie sehen noch sehr ursprünglich aus und sind wahrscheinlich noch die Originale.

Wenn man die steilen Stufen rechts an der Felswand hochklettert, ist man ziemlich schnell von meterhohem Dschungel umgeben. Den Weg kann man sich also sparen. Aber durch die Abgeschiedenheit erfährt man diese Königsgräber auf eine sehr untouristische Art und Weise. Das geht sogar soweit, dass man erst jemanden suchen muss, um den Eintritt zu bezahlen.
Suaya liegt nur 2 km südöstlich der Babygrabbäume von Kambira, ist aber nur mit dem Auto oder Roller erreichbar.
Lesetipp: Die Königsgräber von Suaya (auf Scenic World)

Die Grabhöhlen von Tampangallo
In Laufentfernung von Suaya befinden sich die wirklich sehenswerten Grabhöhlen von Tampangallo. Sie sind so unbekannt, dass man selbst im Nachbarort nur eine grobe Richtung gewiesen bekommt. Hinweisschilder sucht man lange, aber es gibt immer ein paar Kinder, die einem den Weg zu den Höhlen zeigen.
Total unscheinbar liegt die gut getarnte Höhle am Wegesrand. Den Zugang zur Höhle erreicht man vom Reisfeld über einen kleinen Steg, der direkt aus Indiana Jones stammen könnte.

In ihr findet man sehr viele Tau-Taus und von allen Ecken wird man durch leere Augenhöhlen der unzähligen Totenköpfe angeglotzt, die gestapelt in der Grabstätte liegen. Man kommt sich vor wie ein Entdecker und kann die verwunschene Stimmung alleine genießen.
Wenn man dem Weg durch die Höhle folgt, kommt man an vielen kunstvoll verzierten Särgen vorbei und erreicht durch einen schmalen Gang wieder die Außenwelt.
Lesetipp: Die Grabhöhlen von Tampangallo (auf Scenic World)

Christus-Statue auf dem Buntu Burake
Wenn man schon mal in der Gegend ist, dann kann man sich auch gleich die größte Christus-Statue der Welt anschauen. Sie liegt auf dem Weg von Suaya zurück zur Hauptstraße, also direkt nordöstlich von Makale.
Nach dem obligatorischen Eintritt, kann man direkt mit dem Auto hoch fahren und die 40 Meter hohe Statue bewundern. Einen guten Blick auf Makale und einen 360° Blick auf das umliegende Gebirge, hat man ebenso.
Lesetipp: Die größte Christus-Statue der Welt auf dem Buntu Burake (auf Scenic World)

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Wie viel Tage sollte man für die Felsengräber rund um Rantepao einplanen?
Die Kultur der Torja und das Toraja-Hochland haben uns tief beeindruckt. Die Offenheit der Menschen und ihre Hilfsbereitschaft, macht einen Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Das Reisen mit den einheimischen Verkehrsmitteln ist extrem spaßig und auch ohne Sprachkenntnisse möglich. Drei bis vier Tage sollte man auf jeden Fall einplanen, um ein wenig von der Gegend sehen zu können.
Anreise nach Rantepao
Rantepao erreicht man sehr gut, wenn man mit dem Bus von der im Süden gelegenen Provinzhauptstadt Makassar nach Norden fährt.
Wenn man seine Reise im Norden in der Provinzhauptstadt Manado gestartet hat, kommt man von Tentena über Palopa sehr gut nach Rantepao.
Vom Süden her kommend hat man die volle Auswahl. Es gibt sehr bequeme Schlafbusse (10 bis 12 Stunden), man kann auch günstig ein Auto mit Fahrer chartern (8 Stunden) oder man fliegt nach Palopo (unter einer Stunde) und legt die restliche Strecke mit dem Bus/Auto zurück.
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