Ein Beitrag von Klara Weidemann
Das Dorf Soppeng in Südsulawesi ist eigentlich recht überschaubar.
Im Zentrum befindet sich ein altes, niederländisches Kolonialhaus, das einem Horrorfilm entsprungen zu sein scheint. Daneben liegt der Taman Kalong, ein Park, der dafür bekannt ist, dass auf seinen Bäumen Hunderte von Fledermäusen leben.
Abgesehen davon: Nichts wirklich sehenswertes.
Für Touristen ist die Stadt ziemlich uninteressant, typisch indonesische Kleinstadt halt.
Zwischen Reisfeldern und schwer passierbaren Bergen reihen sich traditionelle Häuser neben wenige Cafés und Warungs.
Die ethnische Gruppe der Bugis lebt hier, deren Sprache, Bahasa Bugis, wird lediglich von rund 5 Millionen Menschen auf der Welt gesprochen.
Während die Nachbarprovinz Rappang als Reiskammer Indonesiens bekannt ist, sagen selbst Einwohner Soppengs: Diese Stadt fällt durch nichts besonders auf.
Nur selten verirren sich Ausländer hier her, am ehesten vielleicht noch Filmteams, die die Gruselstimmung des Dorfzentrums einfangen wollen.
Manchmal halten Reisende auf dem Weg nach Toraja jedoch kurz an und bemerken häufig erstaunt eine Besonderheit: Die ganze Stadt ist voller Vespas.
Es ist keine besondere Überraschung, dass Motorroller den Verkehr in Indonesien dominieren. Dass jedoch fast alle Einwohner nur ein Modell fahren und die meisten Roller auch noch original retro sind, fällt dann doch irgendwie auf.
Wer die klassischen Postkartenbilder aus Kuba mit seinen Oldtimern kennt, kann sich vorstellen, wie Soppengs Straßen aussehen.

Das Kuba von Sulawesi
Als ich verwundert nachfrage, wieso sich die Bürger hier denn für Vintage-Modelle einer italienischen Rollerfirma begeistern, werde ich an Nursalin Mandong verwiesen.
Der 47-Jährige ist Chef der “Soppeng Scooter Solidarity”, eines Clubs für Vespa-Fahrer.
Bei einem Kaffee erklärt er mir genauer, was es damit auf sich hat. Wir sitzen auf Plastikhockern neben der Straße. Während des Gesprächs rauschen ununterbrochen Vespas an uns vorbei.

Warum sehe ich hier überall alte Vespas und was hast Du damit zu tun?
Soppeng ist die Heimat des Clubs “Soppeng Scooter Solidarity”. Wir sind eine offizielle, bei der Regierung gemeldete Organisation – und ich bin ihr Leiter.
Vespas sind unser Hobby.
Inzwischen haben wir rund 400 Mitglieder. Wahrscheinlich gibt es in der Stadt um die 600 Vespas, ich selber besitze 11.

Was genau macht Ihr in eurem Club denn?
Hauptsächlich Touring.
Dann treffen wir uns in Gruppen von bis zu 50 Leuten und machen einen Ausflug. Einmal sind wir knapp 1500 Kilometer bis nach Manado gefahren, das hat eine Woche gedauert.
Außerdem unterstützen wir soziale Projekte, fördern beispielsweise Aufklärung zu sicherem Fahren.
Und sogar politisch engagieren wir uns manchmal, vielleicht hast du die Plakate überall in der Stadt gesehen, auf denen wir Jokowi gratulieren ( = Joko Widodo, der wieder gewählte Präsident von Indonesien)?
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Warum ausgerechnet Vespas?
Die Vespa ist einfach zeitlos, hat eine lange Tradition in meiner Familie und ist ein gutes Investment.
Meine erste habe ich für 700.000 IDR gekauft (ca. 43 Euro), sie steigt im Preis aber immer weiter.
Je älter, desto wertvoller.
Reizt es Dich nicht, auch mal ein anderes Modell zu fahren? Eine Harley oder so?
Überhaupt nicht. Die Vespa hat in ganz Indonesien einen guten Ruf, auf ihr erfährt man im ganzen Land Solidarität.
Leute, die Vespa fahren, werden sich immer gegenseitig helfen, das verbindet auch völlig fremde Menschen.

Warum habt Ihr den Club gestartet?
Weil wir Lust darauf hatten.
Das war im Jahr 2000, damals waren wir nur sieben Leute. Das Interesse war dann so groß, dass wir uns nach acht Jahren in fünf Clubs aufgeteilt haben.
Wie genau wird man Mitglied bei Euch?
Niemand muss fragen, ob er mitmachen darf – oder sich bewerben. Wenn man eine Vespa-Maschine hat, ist man dabei.
Jeder ist willkommen, wir haben Richter, Politiker oder einfach nur Jugendliche als Mitglieder.
Auch Frauen?
Offiziell sind, glaube ich, nur um die fünf Frauen dabei.
Zu unseren Touren bringen aber immer alle ihre Freundinnen, Ehefrauen oder Kinder mit.
Danke für das Gespräch. Jetzt ist Zeit für eine Spritztour, oder nicht?
Ayo, let’s go!

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