Ein Beitrag von Kaspar Anderegg
Papua? Denjenigen, denen das Wort etwas sagt, stellen sich eine wilde, unberührte, vielleicht sogar gefährliche Region vor.
Tatsächlich ist Papua, das ganz im Osten Indonesiens liegt, eine der wildesten Gegenden der Welt.
Hier finden sich die artenreichsten Riffe, der zweitgrösste Dschungel, der grösste Mangrovenwald weltweit, und im riesigen Jayawijaya-Gebirge sogar der einzige Gletscher Südostasiens und der Südsee.
Doch für Reisende am anziehendsten sind wohl die über 300 Ureinwohnerstämme mit ihren exotischen Bräuchen.
Papuas Wildheit fasziniert. Und ist gleichzeitig der Grund, warum es nur sehr wenige Reisende in die ferne und weltfremde Region verschlägt.

Biak: Der schönste (und einfachsten) Einstieg in Indonesiens wildeste Region
Biak ist eine paradiesische Insel im Norden von Papuas Festland und der perfekte Einstieg in Indonesiens wildeste Region.
Auf Biak lassen sich die kaum besuchten Naturwunder der Insel bequem über gut befahrbare Strassen erreichen, und die Infrastruktur ist für indonesische Verhältnisse auf einem sehr guten Niveau.
Die Kriminalitätsrate ist sehr gering.
Auf Biak reist du zum Teil sicherer, als in den massentouristischen Orten Balis. Hier wirst du nicht von aufdringlichen Verkäufern gestört, sondern von Locals, die unbedingt den exotischen Gast kennenlernen wollen.

Doch wie komme ich nach Biak?
Das Papua „light“ ist von Bali oder Jakarta aus mit einem Zwischenstopp in Makassar erreichbar.
Fast alle indonesischen Airlines wie Garuda, Sriwijaya oder Lion Air fliegen die Insel an. Die Preise und Flugzeiten kannst du u.a auf tiket.com vergleichen.
Leider sind fast alle Flüge nach Papua in der Nacht, und es muss mit einem längeren Zwischenstopp in Makassar gerechnet werden. Auch mit Verspätungen muss gerechnet werden.
Doch der Sonnenaufgang mit Blick auf die vielen Trauminseln der Molukken weit unter dir, und die Landung im Paradies entschädigen für alles.
Für die ganz harten Oldschool-Reisenden gibt es natürlich auch die Möglichkeit mit einem grossen Schiff der indonesischen Schifffahrtsgesellschaft Pelni nach Biak zu kommen. Dies nimmt allerdings etwa eine Woche in Anspruch, die zwar sehr lokal, aber auch sehr unbequem „ausgehalten“ werden muss – zu einem Preis, der nicht mehr viel günstiger ist, als ein Flug mit Traumlandung.

Erste Schritte auf Biak
Am kleinen Flughafen findest du immer ein Taxi in eines der recht gut ausgestatteten Hotels Biaks. Die für Indo-Verhältnisse hoch erscheinenden Preise sind dabei keine Abzocke, sondern normales Papua-Preisniveau.
Wegen der Abgeschiedenheit ist hier alles um einiges teurer, als sonst im günstigen Indonesien.
Mein persönlicher Favorit zum Übernachten ist das Hotel Padaido mit dem superfreundlichen Management, dem Meerblick und den sehr sauberen Zimmern. Wifi gibt es hier nicht, doch für Facebook geht man auch nicht nach Papua, oder? Wer sehr lieb fragt, kann die Küche zum Kochen benutzen, und sich im Hadi-Supermarkt sogar mit westlichen kulinarischen Genüssen wie Pesto, Wein und Käse eindecken.
Ansonsten findest du in Biak die typische, wohlschmeckende, traditionelle Indo-Küche vor. Neugierige können Papuas Hauptgericht „Papeda“ probieren. Oder einen gegrillten Fisch mit den für Papua typischen, sehr scharfen, aber auch genauso köstlichen Chilisossen.
Im Furama Restaurant, das von den meisten Hotels aus bequem zu Fuss erreichbar ist, werden einige wenige westliche Gerichte angeboten.
Grundsätzlich ist auf Biak alles überschaubar. Sowohl die Märkte, als auch die Souvenirshops, und die lokalen Warungs, sind bequem zu Fuss erreichbar.

Die Suche nach einem Guide
Jetzt hast du ein Hotel, wohl köstlich gegessen und bist nach dem freundlichen Empfang hochmotiviert zum Erkunden der Insel.
Die Suche nach einem Guide, kann sich allerdings etwas schwierig gestalten.
Auf Biak sprechen nur wenige Locals Englisch, und der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen.
Lesetipp: Du willst Indonesisch lernen? Hier gibt’s 7 Tipps!
Einen Motorradverleih gibt es nicht, und auch die Suche nach einem Mietauto kann sich schwierig gestalten.
Es gibt einige wenige Guides, und eine Tauchschule.
Am besten bittest du für deine Wünsche, einfach die Hotelrezeption um Hilfe, oder fragst einen der neugierigen Locals, die du bestimmt schon kennengelernt hast.
Die Menschen Biaks sind sehr hilfsbereit und aufgeschlossen, und helfen dir gerne dabei, deine Traumreise auf deine Art zu verwirklichen.
Mit etwas Glück wirst du sogar für eine persönliche Erkundung der Insel eingeladen.

Was gibt es auf Biak zu sehen?
Natürlich echte Traumstrände!
Hier sind die Strände zumeist noch sauber, das Meer glitzert in den schönsten Blautönen, und von den für das perfekte Postkartenmotiv zwingend nötigen Kokospalmen gibt es mehr als genug.
Gerne holt dir ein Local für ein kleines Entgelt für den perfekten Strandgenuss eine Kokosnuss direkt vom Baum.
Biak bietet auch viele sehr schöne Wasserfälle, mehrere Höhlen, einen glasklaren Dschungelsee, spektakuläre Klippen, und den exotischten Surfspot Indonesiens.
Einige Naturwunder sind noch so unberührt, dass nur wenige Locals sie kennen.
Herumfragen und Erkunden lohnt sich unbedingt!
Neben unzähligen Naturwundern erlebt man auf Biak natürlich auch eine faszinierende Papua-Kultur.
Schon beim Ankommen, wirst du merken, dass hier alles ein bisschen anders ist, als sonst in Indonesien.
Die Menschen sehen anders aus, strahlen die für Papua typische, ansteckende, fast extreme Relaxtheit aus, und sind äußerst begeisterungsfähig.
Die Kultur fühlt sich ein wenig an wie eine Mischung aus Asien und Afrika. Ureinwohner gibt es auf der Insel zwar nicht mehr, doch die indigene Vergangenheit und die stolze Geschichte Biaks steht den Menschen ins Gesicht geschrieben.
Für das besonders exotische Flair, kannst du ein Photoshooting in traditioneller Kleidung machen, oder dich dem jährlich stattfindenden (zumeist im Juli) Ureinwohnerfestivel anschliessen.

Die Reiseziele auf Biak sind kaum bekannt.
In der folgenden Liste findest du meine persönliche Empfehlung für die schönsten Orte und Naturwunder, damit du für deine Reise-Recherche nicht zum Journalist werden musst.
1) Padaido-Archipel
Das nicht weit gelegene, traumhaft schöne Padaido-Archipel mit vielen kleinen, oft unbewohnten Inseln, lädt zum Campieren, Schnorcheln oder Tauchen ein.
2) Goa Jepang
Diese Höhle ist nur 6 Kilometer vom Flughafen entfernt und ist nicht nur ein superschöner Ort für Fotos, sondern auch ein Stück Geschichte.
Die Goa Jepang war im zweiten Weltkrieg eine geheime japanische Basis. Im kleinen Museum neben der Höhle kannst du mehr über dieses unbekannte Stück Weltgeschichte erfahren.

3) Pantai Anggopi
Mein persönliches Highlight auf Biak ist der Strand Anggopi, der eine gute Fahrstunde vom Flughafen entfernt liegt.
Anggopi ist mehr, als nur eine perfekte Postkartenidylle. Direkt neben dem Strand findet sich ein Teich, umgeben von tropischer Vegetation, der nicht nur zum Schwimmen einlädt, sondern auch ein wunderbares Fotomotiv ist.
Von hier aus findest du einen Pfad, der dich in etwa zehn Minuten zu einem völlig unberührten Strand führt.
Früher war hier ein kleines Dorf, doch ein Tsunami hat die Ortschaft zerstört. Seitdem verschlägt es nicht einmal mehr die Locals an den Strand, der ein absolutes Paradies ist.
Im Hintergrund der Dschungel, im Vordergrund das blaue Meer, und dazwischen du und dein persönlicher Traumstrand – perfekt um die Hängematte aufzuhängen!
Etwa hundert Meter vom Strand entfernt, gibt es eine Riffwand mit vielen Fischen. Auch Meeresschildkröten sind hier häufig anzutreffen. Die Riffwand erstreckt sich über etwa zwei Kilometer. Die Strömung führt genau am Riff entlang, zurück zum Anggopi-Strand und macht das Schnorcheln hier besonders bequem.
Wagemutige können den kleinen Dschungel erkunden, mit echten Baumriesen, und Resten der alten Ortschaft wie unbewohnte Hütten und ein kleiner Friedhof.

4) Goa Kali Biru
Lust auf einen Sprung ins glasklare, kühle Wasser einer Höhle?
Das Höhlensystem Kali Biru liegt unter Wasser und ist nur für Höhlentaucher erreichbar. Die Höhle ist aber zwischen tropischer Vegetation wunderschön gelegen, und das Wasser ist so klar, dass man bis auf den Grund sehen kann.
Von der Stadt Biak ist die Goa Kali Biru in einer Stunde erreichbar. Dafür musst du der Hauptstrasse in Richtung Osten der Insel folgen. Wie viele Spots auf Biak ist die Kali Biru recht versteckt und nicht für Touristen gekennzeichnet. Am besten fragst du die Locals auf dem Weg!

5) Goa Mokmer
Die Mokmerhöhle ist über ein 20-minütiges Trekking zu erreichen und liegt im Dschungel.
Das Höhlensystem lädt zum Erkunden ein, und besteht aus mehreren Gängen, Höhlen, mit Tropfsteinen und Dschungel dazwischen.
Traumhaft schön!
Auch diese Höhle war im zweiten Weltkrieg eine geheime japanische Basis. Wer genau sucht, findet vielleicht noch das ein oder andere Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg, wie eine Schnapsflasche oder Gewehrpatrone.
Den Ureinwohnern Biaks galt die Höhle als heilig. Wegen der Kämpfe im zweiten Weltkrieg, wurden nach Meinung der Locals die „mystischen Kräfte“ des Ortes aber zerstört.
Auch die Goa Mokmer ist über die Hauptstrasse in Richtung Osten mit dem Auto erreichbar.

6) Telaga Biru
Der Telaga Biru ist nicht einfach zu erreichen. Er liegt ganz im Norden der Insel und die Strasse ist vor allem in der Regenzeit eine abfällige Schlammpiste mit zum Teil riesigen Schlaglöchern.
Wer am Telaga Biru ankommt, kann die schwierige Hinfahrt aber kaum bereuen. Nur 15 Minuten vom Parkplatz entfernt und über einen ausgebauten Weg erreichbar, liegt mitten im Primärdschungel der wunderschöne kleine See Telaga Biru.
Umgeben von Baumriesen, mit den Geräuschen von Papageien und Dschungel im Ohr, ist ein Sprung in den glasklaren See ein unvergessliches Erlebnis. Das Wasser ist so klar, dass man bis auf den Grund sehen kann.
Falls ihr Glück habt, werdet ihr von einem lokalen Buben begleitet, der die Vögel im Dschungel so perfekt nachmachen kann, dass diese für euch zurücksingen und ein kleines Lied anstimmen.

7) Pantai Samares
Direkt neben dem Telaga Biru liegt der unberührte Strand Samares. Die Wellen können hier recht hoch sein, weshalb sich der Strand eher zum Surfen, als zum Schwimmen eignet.
Als Photospot oder zum Relaxen ist Samares aber absolut perfekt und wunderschön gelegen.

8) Batu Pica
Wer nicht bei Batu Pica war, hat Biak nicht gesehen. So sagen es die Locals, und in dem Falle haben sie absolut recht.
Das Batu Pica Kliff ist wildromantisch, wenn die bis zu 7 Meter hohen Wellen an die Felsen schlagen, mit Meer, Strand und Palmen im Hintergrund.
Rechts vom Kliff ist ein Loch im Fels, wo das Meerwasser mit hohem Druck hineingepresst wird. Eine Fontäne entsteht.
Vermutlich ist es der einzige (falsche) Geysir Indonesiens!
Hier ist aber Vorsicht geboten: Wer sich dem Loch zu sehr nähert kann hineingesogen werden!

9) Air Terjun Warsa
Warse oder Air Terjun Warsa ist ein Wasserfall im Norden Biaks. Die lokalen Kinder lieben es, vom Wasserfall in das tiefe Wasserbecken zu springen.
Vielleicht willst du es ihnen nachmachen?
Oberhalb des Wasserfalls liegt eine ganz kleine Höhle. Von hier aus, kannst du über ein abenteuerliches Dschungeltrekking weitere Wasserfälle und wunderschöne Tropenlandschaften entdecken.

10) Air Terjun Karmon
Karmon ist unweit vom Wasserfall Warsa gelegen.
Die zwei Wasserfälle und das Batu Pica Kliff lassen sich perfekt als langen Tagestrip einplanen.

11) Hutan Mati
„Hutan“ bedeutet „Wald“ auf Indonesisch. Und „Mati“ bedeutet „tot“.
Das im Boden liegende Erdöl hat alle Bäume getötet. Ein kleiner See ist entstanden. Der tote Wald ist ein Ort von bizarrer Schönheit und bietet besonders bei Dämmerung bezaubernde Lichtverhältnisse für ganz spezielle Fotos.
Zum Sonnenaufgang finden sich hier viele Vögel wie Reiher und Pelikane ein.
12) Hafen BMJ
Dieser direkt neben Biaks Stadt gelegene kleine Hafen ist nicht nur sehr schön zum Sonnenuntergang, sondern bietet für erfahrene Schnorchler auch 3 Wracks in geringer Tiefe, die von der Regierung versenkt wurden.

12) Raja Tiga
Die Felsen bei Raja Tiga sind Biaks Antwort auf Raja Ampat. Nicht ganz so spektakulär, aber besonders bei Sonnenuntergang immer noch absolut traumhafter Ort.
Die kleine Insel lässt sich mit Boot, oder bei Ebbe auch zu Fuss oder schwimmend erreichen.
13) Supiori
Eigentlich ist Supiori eine eigene Insel, die mit Biak über eine Brücke verbunden ist.
Supiori ist als kaum bekannter Surfspot vor allem für abenteuerliche Surfer interessant, und bietet eine rudimentäre Infrastruktur mit simplen Bungalows.

Was macht Biak besonders speziell?
Die reiche Geschichte.
Biak scheint weltfremd zu sein. Tatsächlich wurde hier aber ein (kleines) Stück Weltgeschichte geschrieben.
Im zweiten Weltkrieg fanden hier wichtige Kämpfe zwischen den Japanern und den USA statt. Nur Mithilfe der Einwohner Biaks, konnten die USA einen wichtigen Sieg im Pazifikkrieg erringen, und die japanischen Militärbasen in den versteckten Höhlen Biaks zerstören.
In der unweit der Stadt gelegenen Höhle „Goa Jepang“ mit dem kleinen Museum daneben, kannst du tiefer in die Geschichte Biaks eintauchen.
Doch auch viele andere, verstecktere Orte und Höhlen sind Zeugen dieser Geschichte. Noch immer liegen viele Kampfflugzeuge aus dieser Zeit verschollen im Meer.
Früher war der Flughafen Biaks der wichtigste internationale Flughafen Indonesiens, noch vor Jakarta. Viele Flüge zwischen Südostasien und den USA mussten hier eine Zwischenlandung einlegen. Von dieser Zeit kündet unter anderem noch das Asana Hotel, das von der Fluggesellschaft KLM gebaut wurde, und als Crewunterkunft diente.
Heute steht Biak im Gespräch für eine russische Landestation für Weltraumfähren.
Auch die Geschichte der Ureinwohner Biaks, die ein Kriegerstamm waren, ist sehr interessant. Die Verbundenheit mit dem Westen hat Biak nicht nur zu einer der wohlhabenderen Gegenden Indonesiens gemacht, sondern die Einwohner auch besonders weltoffen, unabhängig und stolz gemacht.

Wir hoffen, wir konnten dir mit diesem Artikel deine Fragen zu Biak auf Papua beantworten. Wenn du noch Fragen hast, her damit in den Kommentaren. Wenn wir was vergessen haben, kommentiere den Beitrag gerne mit Ergänzungen.
Text: Kaspar Anderegg
Fotos: Hugo Chavez Papare
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