Ein Rolltop-Rucksack, der aus versunkenen Meeresplastik von Indonesien besteht? Wie soll das gehen? Was (und wer) steckt hinter der Marke GOT BAG? Wir haben viele Fragen gestellt und spannende Antworten erhalten. Hast du am Ende noch unbeantwortete Fragezeichen im Kopf, her damit in den Kommentaren unter diesem Beitrag.

Wie kam die Idee zu GOT BAG?
Vor drei Jahren sind die beiden Freunde Benjamin Mandos und Roman Ruster auf dem Heimweg von einem Videodreh in den Alpen gewesen. Während der langen Autofahrt blieb reichlich Zeit, sich über Gott und die Welt Gedanken zu machen. Seit frühester Kindheit verbindet die beiden die Nähe zum Meer. Roman ist passionierter Surfer und Benny liebt das Segeln. Benny erzählte von einer Reise nach Thailand – und dass die Strände dort voll mit Plastik gewesen sind.
Nachdem sie von den Umweltauswirkungen des Plastikmülls auf die Meere gehört hatten, beschlossen Benjamin und Roman, etwas zu unternehmen. Sie begannen, sich intensiv mit nachhaltigen Lösungen für Wassersportausrüstung auseinanderzusetzen. Ihr Engagement führte zur Gründung eines Unternehmens, das sich auf umweltfreundliche Schnorchel Vollmasken spezialisiert hat. Jetzt, drei Jahre später, haben sie nicht nur einen erfolgreichen Schnorchel Vollmaske Test durchgeführt, sondern auch dazu beigetragen, die Ozeane sauberer zu halten und die Meeresumwelt zu schützen.
Beide stellten fest, dass sie nicht länger hinsehen konnten. Denn rund neun Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in unseren Meeren. Für sie war es Zeit zu handeln. Den beiden kam die Idee, aus Kunststoffabfällen einen hochwertigen Reiserucksack herzustellen und das Plastik aus dem Ozean auf eine neue und nachhaltige Reise zu schicken. Nach einer mehrjährigen Recherchephase haben sie den weltweit ersten Rucksack aus Ocean Impact Plastic* entwickelt. Seit 2016 ist aus diesem Herzensprojekt ein junges Start-Up gewachsen und das Projekt nennt sich seitdem GOT BAG.
Mit unserer Vision wollen wir das Bewusstsein für die Verunreinigung unserer Meere schärfen und aktiv gegen diese vorgehen.
Benjamin & Roman, Gründer von GOT BAG
Wie ist Ocean Impact Plastic?
Das Start-Up hat 2016 begonnen, Plastik aus dem Meer zu sammeln, zu recyceln und zu Rucksäcken aufzubereiten. Die Kapazität des Clean-up-Programms (und damit auch die Plastikmengen, die monatlich gesammelt werden können), konnte das Team hinter GOT BAG immer weiter ausbauen.
Auch darüber hinaus steigert GOT BAG ihren Impact kontinuierlich: Durch wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen vor Ort wissen sie, dass es mindestens genauso wichtig ist, unsachgemäß entsorgten Plastikmüll von vornherein zu verhindern, sodass er gar nicht erst ins Meer gelangen kann.
Deswegen sprechen sie mittlerweile nur noch von Rucksäcken aus Ocean Impact Plastic. Den Begriff Ocean Impact Plastic steht als Symbol dafür, dass es von nun an nie wieder eine Bedrohung für den Ozean darstellen wird.
Ocean Impact Plastic setzt sich aus Plastik zusammen, das aktiv aus dem Meer und in unmittelbarer Nähe der Sammelstellen von GOT BAG gesammelt wird – beispielsweise aus Mangrovengebieten, aus Flüssen oder auch direkt nachdem es verwendet wurde. So verhindert das Start-Up, dass es aufgrund mangelnder Entsorgungsstrukturen im Meer landet.

Woher kommt der Müll für den GOT BAG Rucksack? Welche Wege muss er zurücklegen? Und ist das am Ende überhaupt noch nachhaltig?
Indonesien ist als eines der Epizentren der Plastikverschmutzung bekannt. In Demak auf Java leitet Teamkollege Max das Clean-Up-Programm.
Mit der vereinten Kraft eines Netzwerks aus lokalen Fischern und weiteren Partnern, wird u. a. Meeresplastik von Fischern als Beifang gesammelt und an eine Sammelstelle gebracht, gereinigt und zu Pellets geschreddert.
Durch die lokale Nähe und der 40-jährigen Erfahrung als weltweit führender Textilhersteller, werden die Pellets daraufhin zu unserer Produktionsstätte in China transportiert.
Der PET-Anteil wird für die Herstellung eines hochwertigen Garns verwendet und der restliche Plastikmüll wird über die vorgesehene Recyclingkette entsorgt.
Aus diesem Garn entsteht das Gewebe für die Produktion unserer hochspezialisierten Reisebegleiter.
Mit der Verwendung einer speziell entwickelten BIO-PU Beschichtung, können wir die Verunreinigung unseres Grundwassers verhindern.
Wir sind davon überzeugt, dass nur ein langlebiges Produkt wirklich nachhaltig ist. Über unser Kreislaufsystem wollen wir sicherstellen, dass Ressourcen nicht unnötig verschwendet werden und vor allem, dass das Meeresplastik nie wieder in unseren Ozeanen landet.
Sicherlich sind wir auf Transportwege angewiesen, jedoch setzen wir dabei, soweit wie möglich, auf Züge als Transportmittel.



Ihr pflanzt für jeden Rucksack eine Koralle. Wie können wir uns das vorstellen?
Der Klimawandel und Plastikmüll, besonders die Mikroplastikteilchen, setzen den Korallenriffen zu und tragen zu ihrem Sterben bei.
Sie bedecken zwar weniger als 1 Prozent unserer Ozeane, sind aber die Heimat von 25 Prozent der bekannten Meereslebewesen, darunter Clownfisch, Seepferdchen und Meeresschildkröten.
Korallenriffe produzieren 2/3 des Sauerstoffs, den wir atmen. Was Regenwälder für die Erdoberfläche unseres Planeten bedeuten, sind Korallenriffe für die Ozeane.
Ohne konkrete Maßnahmen, besteht die Gefahr, dass bis 2050 alle Korallenriffe verschwunden sind.
Jede gepflanzte Koralle hilft unseren Ozeanen widerstandsfähiger zu werden und unsere marinen Ökosysteme wieder zu regulieren.
Im Zeitraum vom 24.11. bis 06.12.2019 haben wir eine Korallenaktion gestartet, mit der wir das Bewusstsein für die Zerstörung der Korallenriffe und deren immensen Wert für uns alle schärfen wollten.
Mit jedem verkauften Rucksack wird so nicht nur Meeresplastik geborgen, sondern auch dem Meer etwas zurückgegeben.
Jeder Leser kann bereits mit einem Like unseres Double Tap To Plant a Coral – Post ein Statement setzen und mit uns und den @coralgardeners Korallen pflanzen. Die Coral Gardeners sind ein Restaurierungs- und Erhaltungsprogramm für Korallenriffe in Tahiti Französisch-Polynesien.
Wir haben diese Aktion als Anti-Black-Friday-Kampagne gestartet, um das Bewusstsein für die Zerstörung von Korallenriffen und Verunreinigung unserer Meere zu schärfen. Sei mit dabei!



Ihr habt mittlerweile neue Produkte im Sortiment. Was ist eure Vision? Wohin soll die Reise nach gehen?
Nach der Entwicklung unseres ersten Rucksacks aus Meeresplastik, haben wir mittlerweile neue Produkte in unser Sortiment aufgenommen und arbeiten an der Entwicklung weiterer Reisebegleiter.
Wir haben es uns zur Vision gemacht, noch mehr Plastik aus unseren Ozeanen zu holen. Das Sortiment soll aber nicht allzu groß werden, da für uns nur ein langlebiges Produkt wirklich nachhaltig ist.
Hierfür setzen wir auf ein regeneratives Kreislaufsystem, so dass wir unsere globalen Ressourcen erhalten, fördern und die Auswirkungen auf unser marines Ökosystem minimieren können.
Mit unseren Kooperationspartnern wollen wir noch einen Schritt weiter gehen, in dem wir die Müllentsorgung ganzheitlicher betrachten und an einer Einbindung aller Plastiksorten in eine neue Wertschöpfungskette arbeiten.

Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?
Nach und nach kommt jeder in unserem Mainzer Office an. Hier sitzen wir zusammen und überlegen uns Tag für Tag, was im Umgang mit Kunststoffabfällen anders laufen sollte und wie wir unsere Meere wieder davon bereinigen können.
Dafür gibt uns unser Teamkollege und Projektmanager unseres Clean-Ups Max regelmäßig ein Update zu den bereits geborgenen Plastikmengen und gemeinsam planen wir die nächsten organisatorischen Schritten per Videokonferenz.
Parallel sind wir in regem Kontakt mit unserer Produktionsstätte in China und unseren Kunden, gestalten unsere Verpackungen, bearbeiten logistische Anfragen und planen unsere Social Media Inhalte.
Wenn wir nicht gerade zu aktuellen Umweltthemen recherchieren, laden wir unsere Energiereserven gerne mit veganer Kokosschokolade und mediterranen Köstlichkeiten wieder auf und schauen in unserem Lager nach dem aktuellen Stand.
Die in Start-Up Kreisen übliche Tischtennisplatte haben wir nicht. Allerdings kann es passieren, dass gerade unser Meetingtisch mit Meeresplastik überfüllt ist. Wir verwenden dieses für den Eigenbau unseres Standes einer nachhaltigen Messe.

Max kenne ich noch aus dem Studium. Er ist gerade in Indonesien für euch unterwegs. Was ist seine genaue Aufgabe dort?
Unsere Reise beginnt in den Küstenregionen Demak und Gunung Kidul auf der indonesischen Insel Java. Max ist der Projektleiter unseres dortigen Clean-Ups.
Er ist in Regionen unterwegs, in denen die Einheimischen überwiegend vom Fischfang leben und sonst keinerlei Einkommensquellen haben.
Da ein Abfallentsorgungssystem nicht vorhanden ist, bleibt der Müll liegen, wird nach draußen gestellt, landet in den Flüssen und dann im Meer. In den Flussbetten setzt sich das Plastik ab, sodass die Tiere keine Plätze zum Brüten und Eier legen haben.
Mit Gesprächen auf Augenhöhe und Trainingssessions zur Mülltrennung, arbeitet Max im engen Kontakt mit der Bevölkerung und lokalen Fischern, um das Bewusstsein für die Auswirkungen zu schärfen und eine positive Veränderung zu bewirken.
Über die Weitergabe der Informationen, entsteht mit jedem Einheimischen, der von der Mülltrennung erzählt, ein Multiplikator, der einen Teil zur Aufklärungsarbeit beiträgt.


Ihr beschäftigt euch vermutlich viel mit Umweltthemen. Kennt ihr das Gefühl von Weltschmerz? Wie geht ihr damit um?
Das Gefühl von Weltschmerz begegnet uns immer wieder bei eigenen Reisen. Wir setzen uns viel mit der aktuellen Lage unserer marinen Ökosysteme auseinander und können die Augen vor den verheerenden Eindrücken und Aufnahmen der Kunststoffabfälle nicht verschließen.
Diese lassen uns zweifeln, treiben uns aber auch gleichzeitig an.
Wir beschäftigen uns immer wieder mit der Frage, wie wir an einer positiven Veränderung aktiv beteiligt sein können und glauben, dass wir das gemeinsam getreu unseres Slogan „Create an Impact” schaffen können.

Ihr habt in den letzten Monaten ziemlich Gas gegeben. Woher nehmt ihr eure Energie für eure Projekte?
Wir schöpfen unsere Energie und Motivation besonders durch die Nachhaltigkeit in unserer Arbeit. Eine sinnstiftende Tätigkeit mit den eigenen Fähigkeiten zu verbinden und zu einer positiven Veränderung der Welt beitragen, ist sehr motivierend.
Noch dazu ein Team aus jungen visionären Köpfen mit ähnlichen Werten und Tatendrang – das schweißt zusammen und lässt uns vorwärts bewegen.
Und das vor allem, da wir immer mehr sehen, wie groß das Problem mit der Kunststoffverschmutzung tatsächlich ist.

Wenn ihr die Chance hättet, unsere Leser um eine Sache zu bitten. Was wäre das?
Mit unserer Vision wollen wir Menschen aus aller Welt, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität oder Glauben, zu einer großen Familie vereinen.
Gemeinsam lässt sich mehr bewegen als alleine.
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