Franzi entschied sich Anfang des Jahres eine Auszeit von ihrem Job zu nehmen, um zu reisen und sich für die Umwelt zu engagieren.
Insbesondere das Thema Plastik hatte sie stark beschäftigt. Da Indonesien der weltweit zweitgrößte Verursacher von Plastik im Meer ist, wusste Franzi sofort, dass sie genau dorthin reisen würde.
Damals wusste sie noch nicht, dass aus dieser Reise ihr eigenes Modelabel für Sarongs „Baliefs“ entstehen würde.
Ich traf Franzi am Strand bei einer Kokosnuss und wollte alles über ihre persönliche Reise und ihr Business auf Bali erfahren.

Was hat dich dazu inspiriert, ein Label für Sarongs zu starten?
Auf Bali habe ich mich viel mit der Plastiksituation vor Ort beschäftigt und bin durch die Sustainable Fashion Week auf das Thema Arbeitsbedingungen in Indonesien gestoßen.
Leider ist es trotz arbeitsrechtlicher Vorgaben und globaler Marken, die hier ihre Ware fertigen lassen, kein Standard, den Arbeitern an Wochenenden frei zu geben, ausreichende Löhne für den Unterhalt zu zahlen oder für angemessene Arbeitsbedingungen zu sorgen.
Der Wille, in größerem Maße etwas beitragen zu wollen, in Kombination mit der unternehmerischen Energie in Canggu, hat mich dazu angespornt, etwas eigenes auf die Beine zu stellen.
Durch den Verkauf von Baliefs Sarongs soll die lokale Community unterstützt werden und zugleich Gutes für die Umwelt getan werden.

Was sind eigentlich Sarongs?
Sarongs sind große Tücher, die ich auf meiner Reise als praktische Helfer lieben gelernt habe.
Jeder, der schonmal in Südostasien unterwegs war, kam sicher nicht drumherum zu bemerken, dass die Sarongs nicht nur am Strand von Touristen getragen werden, sondern auch kulturell von hoher Bedeutung sind.
Auf Bali werden sie viel als Wickelrock für Zeremonien und Tempelbesuche getragen.
Sie lassen sich aber auch als Kleid, Tasche, Oberteil, Decke, Sonnenschutz, Schal und vieles mehr nutzen.
Mit Sarong im Gepäck ist man für alles gewappnet.
https://www.instagram.com/p/B0ibr1vlwZ-/
Zusätzlich sind Baliefs Sarongs ein authentisch-indonesisches Produkt.
Sie sind nach der traditionellen Batikmethode (UNESCO Kulturerbe) von Hand gestempelt – das heißt, dass mit einem Muster-Stempel Wachs auf den Stoff aufgetragen wird, der im anschließenden Färbeprozess dafür sorgt, dass die bedruckten Stellen in der ursprünglichen Farbe bleiben.
So entstehen wunderschöne Muster, die meist auch eine kulturelle Bedeutung haben.

Was sind deine größten Herausforderungen?
Meine ursprüngliche Hoffnung war es, eine nachhaltige Marke aufzubauen.
Allerdings musste ich schnell lernen, dass die Fashion Branche extrem intransparent ist und Nachhaltigkeit eher ein Ziel ist, nachdem man streben kann.
Oft macht man sogar einen Schritt zurück und muss eine neue Alternative finden.
Letztendlich geht es für mich darum, bewusst und bestmöglich zu handeln: Im Moment spiegelt sich das bei Baliefs in Form von
- plastikfreier Verpackung
- klimaneutralem Versand
- und der Vermeidung von Ausschussmaterialien bei der Verarbeitung
wider.

Wie hast du deine Produzenten vor Ort gefunden?
Die Produzenten zu finden war gar nicht leicht, weil viele, gerade kleine Produzenten, keine Internetpräsenz haben.
Dennoch habe ich mit Internetrecherche gestartet und dort ein paar hilfreiche Seiten gefunden, wie z.B. Bali Bible.
Ich habe die Hersteller besucht und dadurch etwas besser verstanden, was ich konkret brauche, um eine Zusammenarbeit zu starten.
Außerdem waren Facebookgruppen in diesem Schritt ein wichtiger Anhaltspunkt.
Meine Favoriten:
- Canggu Nomad Girls
- Conscious Babes Canggu
- Canggu E-Commerce Babes
Auch hilfreiche Gruppen:
- Bali Women in Business
- Canggu Entrepreneurs & Digital Nomads
- Digital Nomad Community
Mein größtes Glück war allerdings, dass die Sustainable Fashion Week genau stattgefunden hat, als mein Business entstand. Dadurch habe ich sehr wertvolle Kontakte knüpfen können.
Am Ende waren es auch jene Kontakte, die mich zu meinem Produzenten geführt haben.

Du arbeitest mit einer gemeinnützigen Organisation zusammen, wie genau unterstützt Du sie?
Mit jedem verkauften Sarong wird die R.O.L.E. Foundation mit 10% des Verkaufspreises unterstützt.
Die NGO hat zwei Programme, die mir sehr am Herzen liegen:
- Das „Zero Waste to Oceans“ Programm, das dazu beiträgt, dass weniger landbasierte Abfälle in den Ozean gelangen.
- Das „Bali Wise“ Programm, das Frauen unterhalb der Armutsgrenze eine Bildung schenkt und damit die Chance auf einen fair bezahlten Job steigert.
Letztes Wochenende war die Abschlussfeier des 39. Jahrgangs und knapp die Hälfte der Mädchen hat es geschafft sogar noch vor Ausbildungsende einen Job zu erhalten. Ich bin sehr stolz auf sie!
Wenn auch Du etwas beitragen möchtest, kannst Du die Organisationen natürlich auch direkt unterstützen!

Was sind deine Aufgabengebiete bei Baliefs? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Der größte Unterschied zum Angestelltendasein für mich ist, dass es keinen typischen Arbeitstag mehr gibt!
Mal stehen die Produktthemen im Vordergrund, wie z.B. ein Besuch bei der Herstellung der Sarongs, Labels drucken oder Grußkarten schreiben.
Mal kümmere ich mich um Optimierungen z.B. auf der Webseite, in der Produktverpackung oder der gesamten Logistik.
Der mit Abstand größte Teil der Arbeit ist allerdings das Marketing. Die Marke Baliefs bekannt zu machen und unsere Message zu verbreiten, erfordert ständige Social Media Präsenz, den Ausbau an Kooperationen und neuen Content in visueller sowie schriftlicher Form.
Und dann kommen meist noch Themen, mit denen man nicht gerechnet hat, z.B. wenn plötzlich die Sarongs zu einem anderen Zeitpunkt produziert werden, als geplant.
Ein eigenes Unternehmen ist eine aufregende Schule, in der täglich neue Skills, kleine Erfolge und Herausforderungen auf einen warten.
Es gibt Tage, an denen ich viel arbeite und Tage, an denen ich fast nichts mache.
Meine Arbeitstage müssen nicht zwingend von Montag bis Freitag sein. ich bin selbstbestimmt in allem was ich tue und diesen Luxus schätze ich sehr.

Hast du Tipps für angehende Social Entrepreneurs?
Just Do it!
Oder wie die Indonesier mir häufig ans Herz legen:
„Never try never know!“
Man fragt sich manchmal: „Bin ich gut genug? Habe ich die Fähigkeiten?“.
Die Antwort ist: „Das wirst Du Dir entlang des Weges aneignen.“
Zu Beginn meines Sabbaticals hatte ich gehofft, dass ich persönlich wachsen werde. Niemals hätte ich erwartet, dass ich so schnell so dermaßen weit aus meiner Komfortzone gehe und dabei auch noch so viel Spaß haben werde.
Außerdem glaube ich daran, dass man sich gegenseitig inspirieren und helfen kann.
Wenn Du also Rat brauchst, kontaktiere mich gern ([email protected]). Ich freue mich weiteren bewussten Unternehmen beim Aufbau ihrer Marke oder Idee zu helfen!

Was hast du noch für Pläne?
Ich könnte mir vorstellen neben Sarongs zukünftig auch weitere Batikprodukte anzubieten.
Gerade in meiner Zeit auf Java wurde ich sehr inspiriert. Es gibt so viele Möglichkeiten mit Stoffen, Farben und Batiktechniken zu spielen, ich bin schon jetzt absolut verliebt.
Neben neuen Produkten möchte ich mein Engagement ausbauen. Derzeit unterstütze ich mit Baliefs lokale Projekte, an die ich glaube, da Baliefs für mich mehr als der Selbstzweck der Profitabilität ist.
Ich möchte zukünftig noch stärker auf die Themen Nachhaltigkeit, ethisch faire Produktion und Frauenförderung eingehen.
Eine Idee ist es, Events zu den Themen zu organisieren, mit weiteren Marken und Künstlern zu kooperieren und eine Community aufzubauen.
Es geht nicht darum einen dogmatischen Ansatz durchzusetzen, sondern mit kleinen Maßnahmen mehr Aufmerksamkeit auf nachhaltige Themen zu bringen und sich gegenseitig zu bestärken und zu inspirieren.

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