Indonesien, ein weitläufiger Archipel mit über 17.000 Inseln, ist ein Land von unvergleichlicher Schönheit und beeindruckender Vielfalt. Es ist ein Ort, an dem alte Traditionen auf Moderne treffen und wo der Ruf der Wildnis genauso präsent ist wie das geschäftige Treiben seiner Großstädte. Inmitten der üppigen Regenwälder, der terrassierten Reisfelder und des azurblauen Wassers gibt es Geschichten, die darauf warten, erzählt zu werden – Geschichten von Abenteuer, Entdeckung und persönlicher Verwandlung.
In „Abenteuer Leben in Indonesien: Mit Gunda von aranyani experience“ begleiten wir Gunda, eine leidenschaftliche Reisende und Kulturbegeisterte, auf einer persönlichen Reise. Doch dies ist nicht nur ein Reisebericht; es ist ein tiefer Einblick in das Herz und die Seele eines der faszinierendsten Länder der Welt.
Mina Laura von „Indojunkie“ hatte die Gelegenheit, mit Gunda zu sprechen und ihre einzigartigen Erfahrungen und Eindrücke aus erster Hand zu erfahren. Dieses Interview bietet nicht nur einen frischen Blick auf Indonesien, sondern auch auf die tiefe Verbindung, die Reisende mit dem Land und seinen Menschen eingehen können.
Mina:
Ich bin wieder voll in Not. Danke und freue mich riesig, euch Gunda aus Indonesien vorstellen zu dürfen. Ich habe es schon gleich in den Raum geworfen: Sie lebt in Indonesien. Aber ich glaube, es wäre ganz schön, wenn man sich selber mal kurz vorstellt und etwas zum Hintergrund erzählt. Hallo liebe Gunda.
Gunda:
Hallo liebe Mina, freut mich, dass ich hier sein darf. Und ja, wie du gesagt hast, ich lebe in Indonesien, mittlerweile schon seit sechs Jahren, also schon ziemlich, ziemlich lange. Eigentlich für meine Verhältnisse auch. Und es wird auch, denke ich, so bleiben, weil ich mich hier jetzt so niedergelassen habe, mehr oder weniger. Darüber werden wir bestimmt auch gleich mehr reden, mit Hausbau und Landkauf und so weiter. Und ja, reicht das schon mal?
Mina:
Ja, gerne. Da steckt wahnsinnig viel drin. Sagen wir mal, wie kamst du vor sechs Jahren auf den Entschluss Indonesien? Warum Indonesien?
Gunda:
Also, das hat sich eigentlich eher so zufälligerweise ergeben. In meinem Leben gab es immer ganz viele Zufälle. Ich habe nie große Pläne gemacht. Ich habe mich immer viel träumen lassen, und ich wusste immer, ich will aus Deutschland auswandern. Schon als kleines Kind. Ich bin selber auch halb Deutsche und halb Iranerin. Also ich war auch immer so zwischen zwei Kulturen hin- und hergerissen und wusste einfach immer, dass ich irgendwo am Strand leben will, wo es warm ist. Und ja, mit 18 Jahren bin ich durch meinen ersten Freund, der ein halber Thailänder war, nach Thailand gekommen. Dort war ich hin und weg und das hat das Feuer für Südostasien entfacht. Und dann bin ich irgendwie jedes Jahr immer wieder nach Thailand gereist und bin dann auch länger dort geblieben. Das war 2008. Zunächst habe ich Strandbars betrieben, so ganz klassisch. Damals gab es das Onlinegeschäft noch nicht so. Und dann habe ich in der Hotellerie angefangen. Ich dachte immer, ich könnte da einen Job finden. Aber es ist nicht so leicht für Ausländer, Fuß zu fassen. Dann habe ich mit dem Tauchen begonnen und bin Tauchlehrerin geworden. Ich dachte, so kann ich die Welt bereisen und die schönsten Plätze sehen. Aber ich blieb in Thailand hängen und habe mir fast das ganze Land angeschaut.
Gunda:
Und dann habe ich es mal auf die Malediven geschafft. Das war das einzige Mal, dass ich nicht in Thailand war, und es war ziemlich cool. Aber ich war damals noch Anfang 20 und fühlte mich noch nicht bereit, auf so einer einsamen Insel zu leben. Ich brauchte ein bisschen mehr Action. Und Thailand, wie man es kennt, hat viel Sonne, Party, Bars und so weiter. Aber nach einigen Jahren dachte ich, es muss noch etwas anderes geben. Und dann wurde Indonesien das nächste Ziel, auch weil viele meiner Freunde dorthin gezogen sind. Zuerst bin ich nach Bali und zu den Gili-Inseln gereist. Aber durch einen Kontakt kam ich nach Raja Ampat in West Papua, das ganz im Osten von Indonesien liegt. Taucher kennen diesen Ort, weil es ein Paradies ist. Ich sollte dort bei einem Tauchschulprojekt helfen, aber es gab noch gar nichts. Nach zwei Monaten dort war mein Geld fast alle, aber ich wollte unbedingt wieder dorthin und dort leben. Dann kehrte ich nach Thailand zurück und später nach Deutschland. Ich wusste, dass ich nicht für immer Tauchlehrerin sein wollte. Also habe ich mich in der Hotellerie weitergebildet und einen Job als Tauch-Resort-Managerin in Raja Ampat bekommen. Seitdem bin ich in Indonesien.
Mina:
Weil alles?
Gunda:
Okay. Dann habe ich dort gearbeitet und mich natürlich total wohl gefühlt. Als ich ankam, fühlte ich mich total in meiner Mitte. Perfekt. Ja, und dann macht man halt solche Pläne oder sowas, ohne Rücksicht auf das Schicksal. Ich nenne es jetzt auch einfach mal Schicksal. Natürlich habe ich dort jemanden kennengelernt, obwohl ich eigentlich überhaupt niemanden gebraucht habe in dem Moment und auch überhaupt nicht auf der Suche war, nicht im Geringsten an irgendwas gedacht habe. Aber meistens ist es so, dass es dann passiert. Ja, und dann trifft man jemanden, wo man es am allerwenigsten erwartet hätte. Am anderen Ende der Welt. Ich habe einen Mann aus Java kennengelernt, der da schon länger gearbeitet hat und seit über 20 Jahren bei verschiedenen Resorts war. Er hat sich Hals über Kopf in mich verliebt, und bei mir war es nicht sofort so. Aber mit der Zeit haben wir uns näher kennengelernt. Ich dachte, es kann nicht sein, dass ich am Ende der Welt wirklich jemanden kennenlernen würde. Trotz der großen Unterschiede. Es ist nicht so leicht, wie man denkt. Die Entscheidung war auch nicht einfach, weil er familiäre Verhältnisse in seinem Dorf zu klären hatte. Und ich wusste, dass unsere Beziehung auf der Insel nicht gern gesehen wurde.
Gunda:
Traumjob auf der Insel. Endlich dort, wo man sein will, und dann kommt so was dazwischen. Ich habe es mir gut überlegt.
Mina:
Was sind die Regeln? Was war die Entscheidung? Wie ist die Kultur, gerade in Bezug auf Familie und Heirat?
Gunda:
Das Problem war, dass er zu der Zeit tatsächlich verheiratet war. Er wurde in seinem traditionellen Dorf verheiratet, ohne dass er das wollte. Oft akzeptieren Indonesier diese Entscheidungen aus Respekt vor ihren Eltern und Traditionen. Seine Familie war natürlich nicht glücklich über unsere Beziehung. Wenn er sich für mich entscheidet, stellt er sich nicht nur gegen seine Familie, sondern auch gegen das ganze Dorf. Es war ein großer Kampf für ihn, sich von diesen Bindungen zu befreien. Bei mir war das Problem der Job, auf den ich lange gewartet und hingearbeitet hatte. Aber im Endeffekt bereue ich nichts. Wir sind jetzt seit fast sechs Jahren zusammen, seit fast drei Jahren verheiratet. Die Begegnung hat unser Leben verändert. Wir mussten viele Entscheidungen treffen, besonders in Bezug auf Arbeit und Wohnort. Als Ausländer ist es in Indonesien nicht einfach, Arbeit zu finden. Man braucht spezielle Jobs, die Indonesier nicht machen können. Das führt oft zu viel Papierkram. Das hat mich dann zu meiner Arbeit im Internet gebracht. Ich habe überlegt, was ich tun könnte, und so habe ich mit dem Schreiben angefangen.
Gunda:
Ähm, genau, da war ich noch ein paar Jahre. Das war so kurz nach der Insel, als ich da raus bin. Und ich habe mir gedacht, naja, vielleicht so eine Webseite machen über die Region hier, da gibt es noch gar nichts und so. Bin dann irgendwie in diese Webseitenwelt eingetaucht und habe dann angefangen zu schreiben und bin dann irgendwie, ich weiß gar nicht mehr wie, in Kontakt gekommen, aber es war nie. Ich kannte sie vorher als Blog, weil ich da auch viel nachgelesen habe, wenn ich in Indonesien unterwegs war. Ich habe mir nie gedacht, ich will dafür schreiben, oder? Also das war nie ein Thema. Irgendwie aber kam es dann so, dass Melissa damals gesagt hat: „Hey, hast du nicht Lust? Du lebst da, das ist super, du schreibst toll, möchtest du nicht etwas beitragen?“ Und ja, so hat es angefangen. Genau. Und dann wurde die Zusammenarbeit sehr intensiv.
Mina:
Was waren das für deine ersten Beiträge, die du schreiben konntest? Über was hast du da geschrieben? Kannst du dich da noch erinnern?
Gunda:
Ja, also ich weiß tatsächlich noch die ersten beiden Beiträge. Das allererste war über die Region, genauer gesagt über Oranje. Und die Stadt, das Eingangstor sozusagen, wo alle durchkommen. Da gibt es recht wenige Infos dazu. Und da habe ich auch die Webseite dazu erstellt mit ein paar Infos. Ich habe einen Bericht geschrieben: Wo kann man essen gehen, wo übernachten? Wie ist die Stadt, was kann man dort machen? Und dann das nächste war ein Interview. Da habe ich ein paar Fragen beantwortet: Wie ist das Leben in Papua? Es ist einfach ganz anders. Nicht wie Bali und es ist auch nicht wie das restliche Indonesien, muss ich sagen, weil die Menschen anders aussehen. Es gehört ja auch geografisch zur australischen Seite. Die Menschen haben dunklere Haut und lockiges Haar, alles ist anders. Und die Mentalität ist auch anders. Es gibt im Hochland, im Dschungel, Völker, die ohne Kontakt zur Außenwelt leben. Und ja, sie sind so anders. Es ist unglaublich. Das war natürlich spannend. Also darüber habe ich dann geschrieben. Und danach, ich weiß nicht, es hat sich ergeben, was man noch machen kann. Und ich habe schnell gemerkt, dass mir Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit am Herzen liegen, weil es hier ein großes Thema ist. Es wird zwar immer mehr gemacht, aber leider noch zu wenig.
Gunda:
Und so habe ich über verschiedene Themen wie Palmöl und Korallenbleiche geschrieben. Vor allem als Taucherin ist das Korallenbleichen ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, und natürlich auch das Müllproblem. Das bewegt mich auch sehr. Aber man muss aufpassen, dass man nicht zu kritisch wird, besonders wenn man hier in Indonesien lebt. Aber es könnte noch viel mehr getan werden. Genau. Und dann, während der Kolonialzeit, kam die Corona-Pandemie. Die Zusammenarbeit wurde enger, weil der Blog fast stillstand. Aber ich habe den Newsletter übernommen und mich viel mit den Einreisebestimmungen beschäftigt. Durch meine Kontakte wusste ich immer, wann sich etwas ändert. Und in Indonesien ist es oft unklar, was genau geändert wird. Man muss die Rundschreiben durchgehen, und das habe ich übernommen. Dann, während dieser Zeit, habe ich auch einen Podcast gestartet, weil ich mich gefragt habe, was ich sonst noch tun könnte. Mich hat interessiert, wie andere Auswanderer, vor allem deutschsprachige, in Indonesien leben. Warum und wie sie hier leben.
Gunda:
Deshalb habe ich den Podcast „Coconas Talk“ ins Leben gerufen und regelmäßig Leute interviewt, die hier leben oder in irgendeiner Weise mit Indonesien verbunden sind. Vielleicht haben sie ein kleines Unternehmen gegründet, um vor Ort etwas zu bewegen. Und ich habe auch über meine Erfahrungen berichtet, besonders als wir in den Dschungel gezogen sind. Dann haben wir Workshops gestartet, die wir zweimal abgehalten haben. Aber es war logistisch schwierig, vor allem wegen des Internets. Das hat beim zweiten Workshop nicht funktioniert.
Gunda:
Da haben wir uns gesagt, diese Workshops sind vielleicht nicht die beste Idee. Es war stressig.
Mina:
Ich würde gerne mehr über das Leben in Indonesien erfahren. Wie ist die Umgebung, die Bedingungen? Wie sieht ein typischer Tag aus? Kannst du uns das beschreiben? Von morgens bis abends?
Gunda:
Okay, also erst mal, wir sind jetzt nicht mehr in West Papua, wo wir vorher waren. Wir sind dann irgendwann umgezogen und zwar vor drei Jahren nach Moorezeit. Es liegt in den Nordmolucken. Das ist die nördlichste Insel. Also nach oben hin, da kommen eigentlich nur noch die Philippinen. Also sehr abgelegen und das merkt man auch. Also ja, wirklich so der Wilde Osten, weil hier auch viel irgendwie noch so gemacht wird, wie Sie es denken. Also natürlich gibt es Gesetze und Regeln, aber es ist schon schwer irgendwie, weil sie nicht sehr willkürlich ist. Nicht so das richtige Wort, aber es wird viel noch einfach irgendwie so geregelt. Unfasslich klar. Und warum wir hier sind. Also wir wussten okay, wir möchten ein Haus bauen. Mein Mann selber kommt aus der Baubranche, der hat selber Resorts in Bangkok auch aufgebaut von Grund auf und fand sich auch irgendwie voll super Kombination. Ich wusste ich will irgendwo in der Natur wohnen. Das heißt na ja, also nur einkaufen, im Optimalfall ein Haus bauen, irgendwie fernab. Und da wir jetzt nicht so das mega Budget haben oder hatten, war für uns immer klar, wir müssen auf jeden Fall aufs Geld schauen. Und in Indonesien ist auch mittlerweile alles einfach teuer. Also man kann jetzt nicht hingehen und sich eine schöne Insel suchen, sagen mir da kaufen wir jetzt mal was. Sondern für uns mit unseren Bedingungen, Wo können wir denn überhaupt noch was kaufen? Das war eigentlich tatsächlich der ausschlaggebende Punkt, dass wir hier hergekommen sind, weil wir wussten, hier gibt es erst mal nix. Und dafür ist aber das Land noch sehr, sehr, sehr günstig, also wirklich sehr günstig. Und wir hatten dann einen Freund auf der alten Insel, wo wir vorher gearbeitet haben. Er kommt ursprünglich von hier und hat dann gesagt, er guckt euch das mal an usw Dann haben wir seine Familie hier besucht und wandern erstmal dreimal hier, bevor wir dann gesagt haben, wir ziehen jetzt erst mal hierher und mieten uns ein Haus und dann gucken wir mal, was wir finden und so.
Gunda:
Ähm, genau. Und dann haben wir ziemlich lange gesucht. Nach Land. Im Jahr Fast. Weil das halt alles nicht so einfach ist. Die Insel ist recht groß, aber gerade auch was Internetempfang betrifft. Es gibt einen Hauptort im Süden und dann diese anderen kleinen Dörfer. Die sind zwar irgendwie verbunden, aber man will ja doch auch mit der Außenwelt noch verbunden sein. Nie irgendwo im Dschungel und dann nie wieder was mit irgendwelchen Menschen zu tun haben. Deswegen war klar wir brauchen Internet. Ich wäre am liebsten irgendwo direkt am Wasser, wo man so Strand hat und dann vielleicht am Hügel nach oben um ein Haus bauen kann. Also das war dann schon alles so gut und dann angefangen zu zweifeln. Aber wir haben dann schnell gemerkt, es geht nicht beides. Also direkt am Strand und dann noch irgendwie am Hügel und passt nicht. Und dann musste ich Sonnenuntergang. Ich muss auf jeden Fall nach Westen schauen, weil ich Lebensumland und wir jeden Tag den Sonnenuntergang.
Ja, und dann war mein Mann war die ganze Zeit unterwegs, weil auch klar war, dass ich da nicht mitgehen kann. Sobald Sie natürlich ein Ausländer sehen, sehen Sie Dollarzeichen. Das heißt, er war da die ganze Zeit immer allein unterwegs, jeden Tag. Und dann kannst du da auch nicht so reingehen im Haus und Landnahrung, sondern setzt sich irgendwohin und quatscht halt ein bisschen. Und ja, alles sehr, sehr lange gedauert. Und schließlich haben wir dann hier was gefunden, im Westen der Insel Südwesten. Wir haben ein kleines Dorf ganz vorne an der direkt am Wasser. Das ist ungefähr. Jetzt sehe ich von hier aus in die Richtung ungefähr sieben oder acht Kilometer. Und wir sind denn jetzt ein Stück weiter hinten oben auf dem Berg und auf einer Bergkette eigentlich. Und sehen dann vor uns noch eine große Insel und und dann eigentlich das ganze Meer.
Gunda:
Und das ist auch Richtung Westen ausgerichtet und wir haben hier Land mit richtigen Dschungel auch, also das weiß nicht Land, was schon bepflanzt war mit Landwirtschaft also, sondern wirklich ursprüngliche Dschungel. Und das war so für mich so wow, weil ich gesagt Hey, wie geil wäre es, wenn man einfach nur ein Stück Dschungel kauft, damit es einfach so bleibt, wie es ist und nicht gar nichts, um das irgendwie zu verändern. Weil man sieht halt, wie viel sie hier trotzdem leider kaputt machen. Klar, die Leute brauchen es essen, wir wollen irgendwo Landwirtschaft betreiben oder sie wollen was bauen und dann wählen sie halt die Bäume und der Dschungel verschwindet. Und das haben wir in der Tat zu genüge gesehen. Und mir war einfach klar Boah, am liebsten hab ich irgendwo Dschungel und es bleibt so und wir? Wir machen nur den Bereich sauber, den wir brauchen. So fürs Haus. Und tatsächlich haben wir jetzt hier wir haben erst zwei Hektar gekauft. Das klingt jetzt total viel, aber ich habe schon gesehen, dass das Land sehr günstig, also da kann man das auch machen. Und ein Hektar ungefähr ist wirklich noch ursprünglicher Dschungel und wir haben da auch irgendwie Frieden. Urwald, Baum Also ich weiß nicht, es sind 40 ,50 Meter ist sehr hoch. Also dann sieht man auch von überall her, der kommt so raus aus dieser ganzen Bergkette und das ist so ein Hektar, was auch so bleibt. Und dann haben wir hier jetzt ungefähr ein Hektar, das wir benutzen, wo auch Kokosnüsse und so stehen, wo wir auch schon einiges gepflanzt haben. Und dann haben wir tatsächlich vor ein paar Monaten noch mal fast zwei Hektar dazugekauft, und zwar nebenan. Und das war schon eine Kokosplantage. Das heißt, wir müssen unsere eigenen Kokosnüsse auch noch hier und das ist schon richtig cool kommen natürlich mit unglaublich viel Arbeit daher.
Gunda:
Also wir haben jetzt ein paar Helfer vom Dorf und so, die uns da ab und zu unter die Arme greifen. Ähm, ja, so leben wir. Und vor unser Haus hat mein Mann dann gebaut, aber hat auch sehr, sehr lange gedauert. Sehr, sehr lange. Also das haben wir beide unterschätzt. Wir haben am Anfang sind wir hierher gezogen und haben nur eine kleine Holzhütte, also wirklich nur eine Holzhütte. Wir hatten keine Leiter, kein Bad, keine Küche, nichts, kein fließend Wasser. Die Holzhütte dahinten haben wir so im kleinen Holz als Palette genutzt. Wir haben irgendwo unsere Küche, einen kleinen Gasherd und dann natürlich, wenn wir haben dann nach Wasser gebohrt. Wir hatten dann irgendwann unser Wasserbecken. Ja, so haben wir eigentlich ein ganzes Jahr gelebt und es war richtig, richtig krass. Und ich war auch am Schluss kurz vorm Nervenzusammenbruch, weil es ging dann irgendwann gar nichts mehr und weil es immer schön cool und abenteuerlich und das ist mal cool für ein paar Monate, aber halt nicht für ein ganzes Jahr. Und wenn du nicht einmal eine normale Palette hast und eine Dusche, oder. Also na ja, es ist schon Kurse zwischendurch, aber wir kennen halt auch in anderen Standards und es geht halt nicht auf Dauer. Also ich kann es nicht. Ich kann mal so Urlaub machen und gesagt okay, so ein paar Monate, solange wie der Hausbau dauert, aber wir haben uns halt verschätzt und dann war es halt zum Schluss am Schluss ein ganzes Jahr und.
Mina:
Dann wird es oder? Bitte. Ich wusste in dem Zeitraum nicht, dass es ein Jahr dauern würde. Also es waren vielleicht noch ein paar Wochen, vielleicht drüber.
Gunda:
Mein Mann wusste das auch nicht. Er hat auch gesagt, na ja, so ein Haus bauen, das war schon klar, welches sie wollten. Ich habe das Design selber erstellt, wir haben das dann zusammen gemacht und er sagte na ja, und welche Materialien, und er hat gedacht, es würde vier Monate dauern. Ja, vielleicht, wenn du in der Stadt wohnst, wo du alles kaufen kannst und zuverlässige Mitarbeiter hast, dann dauert es drei, vier Monate. Und ähm, ja, das war der Plan, mit dem wir hierherzogen. Aber wir stellten fest, dass wir weit weg von allem sind. Das bedeutete, dass die Transportwege lange waren. Dann mussten wir uns das Material zusammensuchen, vor allem das Holz. Die meiste Zeit wollten wir nicht, dass Bäume im Dschungel gefällt werden, sondern am besten bereits gefallenes Holz verwenden. Viele Locals, die in den Dschungel gehen, fällen Bäume und verwandeln den Bereich dann in ihre Felder und die meisten verbrennen das Holz. Mein Mann, der auch Schreiner ist, war dann immer entsetzt. Wir konnten einige Bäume „retten“, indem wir den Locals Geld gaben und mein Mann das Holz dann verarbeitete. Das alles war mühsam. Viele Dinge gab es auch nicht auf der Insel. Also, man will gute Qualität bei manchen Dingen haben. Ich habe noch nie ein Haus gebaut.
Gunda:
Für mich war das auch Neuland. Keine Ahnung. Und er war immer so: typisch Indonesisch, „Ach, das ist easy. Das machen wir schon irgendwie.“ Aber dann mussten wir Dinge von anderen Inseln bestellen. Also, teilweise irgendwelche Sachen oder auch diese ganzen Inneneinrichtungen, wie Armaturen, Waschbecken, das kann man hier nicht kaufen. Alles, was es hier gibt, ist sehr einfach und von schlechter Qualität. Das alles hat lange gedauert. Wir mussten oft Sachen von Java bestellen, die per Schiff kamen. Das dauerte dann auch zwei Wochen und kostete entsprechend. Man unterschätzt das alles. Und auch was die Zuverlässigkeit der Arbeiter betrifft: die Menschen hier sind sehr nett, aber ihre Arbeitsmoral ist oft nicht so gut. Mein Mann, der schon viel in Indonesien gearbeitet hat, sagte, dass es hier besonders schwierig war. Das hat alles wirklich verzögert und wir mussten auch ein paar Familienmitglieder aus Java einladen, um uns zu helfen. Sonst wäre das Haus immer noch nicht fertig. Das war die Situation und zusätzlich, wenn du in so einer Hütte lebst, hattest du dann auch noch mit dem Wetter zu kämpfen. Wir hatten letztes Jahr sehr schlechtes Wetter, es regnete ständig und es war sehr ungemütlich. Es war eine harte Zeit, aber wir haben es geschafft und ich glaube, dass es auch zum Teil daran lag, dass…
Gunda:
Mein Vater hat ihn besucht. Das war schon etwas. Wer hat so ewig gewartet, auf heißen Kohlen, dass er uns sehen kann? Und dann hat er irgendwann letztes Jahr gesagt, er muss jetzt seinen Resturlaub nehmen. Ob das im März klappt? Weil er kann es halt nur bis März machen und dann erst im November oder so. Dann sagte ich zu meinem Mann: „Wir müssen jetzt wissen. Klappt es, kann er kommen oder nicht? Denn wenn das Haus nicht fertig ist, wo soll er schlafen? Auf einer Hängematte oder so?“ Na ja, es muss dann fertig sein. „Ja, okay, das schaffen wir.“ Und das war aber wirklich am Schluss. Ich glaube, wir sind eine Woche vorher in das Haus eingezogen, bevor mein Vater kam. Und die Jungs haben so viel Gas gegeben am Schluss, weil es einfach dann sein musste. Und ich glaube fast, dass wir immer noch nicht fertig gewesen wären, wenn er nicht gekommen wäre. Es war jetzt auch gut so mit dem Druck, weil es dann endlich fertig war. Und es ist auch nicht wirklich fertig. Es ist soweit, dass wir hier drin wohnen, wir haben alles, was wir brauchen. Aber es fehlen natürlich noch viele Kleinigkeiten. Unsere Terrasse ist noch gar nicht da. Möbel fehlen auch und andere Feinheiten. Aber das ist glaube ich auch so eine Never-Ending-Story mit einem eigenen Haus. Da fällt einem auch immer wieder etwas ein. Und ja, so viel dazu zum Haus.
Mina:
Genau, das ist alles, was du vorgestellt hast. War das so deine Wunschvorstellung oder war das anders?
Gunda:
Ja. Es ist lustig, weil man hat irgendwie so ein Bild im Kopf und natürlich haben wir Zeichnungen gemacht. Ich wollte ein rundes Haus, kein eckiges Haus, damit die Energien fließen können. „Können wir das Haus rund machen?“ Das habe ich ihm damals schon gesagt. „Egal, was du willst“, hat er geantwortet. Wir haben uns vor ein paar Jahren hingsetzt und Zeichnungen gemacht. Man hat dann auch was im Kopf und ja, obwohl ich aus Österreich komme und er aus den USA, wollten wir ein bestimmtes Bad und andere Sachen. Der Standard hier ist sehr hoch. Und am Ende sieht es doch anders aus, als man sich vorgestellt hat. Es ist spannend, aber super.
Mina:
Weil es bekannt dafür ist. Das ist dann so die Villa im Dorf am Ende der Straße.
Gunda:
Ja, die Leute vom Dorf haben sich daran gewöhnt. Sie können zuerst nicht verstehen, dass wir da wohnen. Es war zuerst ein Feld für sie, kein Wohngebiet. Sie wohnen im Dorf und sind auch sehr abergläubisch. Es kommt selten jemand alleine hierher, besonders nachts. Sie glauben an übernatürliche Kräfte. Aber mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt. Wir sind als Ausländer immer anders, auch wenn wir uns integrieren. Beim Bau des Hauses konnten viele nicht verstehen, dass es ein richtiges Haus werden würde. Sie dachten, es wäre nur eine Hütte. Jetzt, da sie unser Haus sehen, verstehen sie es. Es ist auch wichtig zu sagen, dass wir hier keinen normalen Strom haben. Wir haben eine Solaranlage. Und wir versuchen, möglichst unabhängig zu leben. Wir bauen unser eigenes Gemüse an, auch wenn es schwer ist. Und wir machen viele Dinge selbst, wie Kosmetik oder Zahnpasta. Es ist wichtig für uns, umweltfreundlich zu leben.
Gunda:
Und dann habe ich gesagt: „Na, dann habe ich lieber meinen eigenen Ofen und habe unter Kontrolle, was ich da verbrenne.“ Aber wir versuchen natürlich, so gut wie es geht, auch Müll zu vermeiden. Also, irgendwie Shampoo-Flaschen und so, vieles auch halt neu kaufen. Dann probiere ich diese Shampoo Bars oder habe schon versucht, Shampoo selber zu machen, und man kommt halt auf die verrücktesten Ideen, weil Nachhaltigkeit mir schon auch sehr am Herzen liegt und ich nicht irgendwo in den Dschungel gehen und dann alles schlimmer machen möchte, sondern eigentlich versuchen will, im Einklang mit der Natur zu leben. So abgedroschen das mittlerweile auch klingt, weil es viele benutzen, nicht nur als Slogan. Aber ja, wenn du dann vor Ort bist, das dann auch umzusetzen. Ja, genau.
Mina:
Das klingt richtig toll. Ist dieses in der Sprache? Hast du dann irgendwie recht früh Indonesisch gelernt, oder wie verständigt ihr euch?
Gunda:
Ja, also auch auf Indonesisch. Das ist auch auf Indonesisch. Ich wusste von der Insel; da hatte ich 40 Mitarbeiter unter mir. Und die Chefin hatte damals schon gesagt, da können die wenigsten Englisch. Das heißt, man muss Indonesisch lernen, und das, äh, das heißt, ich habe in Deutschland schon angefangen, die wichtigsten Vokabeln zu lernen, und auf der Insel dann ganz schnell. Mein Mann spricht auch kein Englisch oder nur wirklich sehr dürftig. Bei uns zu Hause wird Indonesisch gesprochen, und es war von Anfang an so, und hier auch auf der Insel kann er Englisch. Also ich spreche in Indonesien mittlerweile ganz fließend, auch wenn es nur dieses dortige Indonesisch ist. Aber ja, ich spreche den ganzen Tag, jeden Tag, und dann geht es halt auch schnell. Ja.
Mina:
Aber das ist auch erst mal irgendwo hinzuziehen und zu wissen, dass auf dem Dorf nochmal ein anderer Dialekt gesprochen wird. Oder vielleicht wird da dieses Dorf in Donezk gesprochen. Also da gehört einiges dazu.
Gunda:
Das auf jeden Fall. Ich muss auch sagen, am Anfang habe ich hier die Leute nicht wirklich verstanden. Jetzt geht es mittlerweile, weil man mal anfängt, jetzt auch schon alle Schichten wegzulassen, weil ich vielleicht sogar ganz gut bin. Aber sonst, ja, ich meine, in Indonesien gibt es so viele Sprachen, auch alleine Javanisch. Also bei ihm im Dorf, das verstehe ich nicht. Es ist wie eine ganz andere Sprache. Es ist nicht nur ein Dialekt, es sind wirklich verschiedene Sprachen. Aber ja, wir nehmen das ganz normale Indonesisch zuhause, und das ist genau die Verständigung.
Mina:
Nun, es gibt Mittel und Wege; es kann immer irgendwie funktionieren, aber es geht.
Gunda:
Ja, es geht schon. Aber wenn ich dazu im Kontext von Beziehungen etwas sagen darf: Es ist natürlich nicht so leicht, und Kommunikation ist ein großes Thema bei uns. Es hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist sicherlich, dass man viel genauer zuhört als man es vielleicht in der gleichen Sprache tun würde, weil man denkt, man versteht eh, was der andere meint. Aber wir sind am Anfang oft darüber gestolpert, dass ich Sachen übersetzt habe, die im Deutschen normal klingen. Aber wenn du das im Indonesischen sagst, hat es einen ganz anderen Klang und es ist dann nicht mehr so angenehm. Plötzlich wurde er immer stiller. Das ist so oft am Anfang passiert. So dass auch Streitereien daraus entstanden. Es gibt da ein paar Wörter und Redewendungen, und wenn es dann ein Missverständnis gibt und du nicht sofort weißt, woran es liegt, dann steigern sich die Emotionen auf beiden Seiten und es kann schnell zu einem größeren Problem werden, bis man sich später beruhigt, sich normal hinsetzt und das Gespräch analysiert und sagt: „Ja, das habe ich so gesagt und das habe ich so gemeint.“ Ich glaube, dass ist der Vorteil: man kommuniziert vorsichtiger und aufmerksamer miteinander, als man es sonst in einer Beziehung nach einigen Jahren tun würde. Und Kommunikation ist in jeder Beziehung ein Thema, nicht nur in interkulturellen Beziehungen. Aber das hat schon seine Zeit gedauert. Und auch sonst sind wir so unterschiedlich aufgewachsen. Ich bin in der Stadt groß.
Gunda:
Du darfst auch gerne mal vorbeikommen. Also, wir haben ja hier auch genug Platz. Wir haben auch gesagt, eventuell machen wir ein Baumhaus hier oder vielleicht einen Bungalow, weil es hier tatsächlich noch Platz gibt und die Region auch bekannt ist. Also, es ist noch so ein Geheimtipp. Viele surfen hier. Wir haben hier während der Saison ziemlich gute Wellen, und da kommen schon einige her, aber es gibt halt noch nicht wirklich viele Unterkünfte. Und wir haben schon gesagt, wer weiß, vielleicht, wenn wir irgendwann Lust haben, machen wir so einen Bungalow, aber das wäre natürlich nicht das Hauptgeschäft, sondern wirklich so, und man hat vielleicht auch mal Gäste da. Man kann sich selber drum kümmern und das gerne auch mal selber in die Hand nehmen.
Mina:
Und es wäre auf jeden Fall gut für diese Hotellerie, und deine Gastbereitschaft ist dann natürlich perfekt. Genau. Vielen, vielen Dank, liebe Gunda, es war richtig schön. Hat mir super viel Spaß gemacht.
Gunda:
Danke auch. Hat mir ebenfalls Freude bereitet. Ja.

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