Ein Beitrag von Lisa Scheffold
Blaues Feuer, Schwefelabbau und giftiger Schwefeldampf. Selten bietet sich die Möglichkeit dieses gigantische Naturwunder zu bestaunen.
Besser gesagt: Nur in Indonesien, auf der Hauptinsel Java, hast du auf dem Vulkan Ijen die Möglichkeit, das blaue Feuerwunder zu sehen.
Im Juni sind wir nach Java um genau dieses Naturwunder zu bestaunen. Von Bali aus sind wir mit dem Roller nach Gilimanuk um von dort mit der Fähre nach Java zu fahren.
Die Fahrt ist relativ anstrengend, weshalb wir bereits einen Tag vorher los gefahren sind, um in Banyuwangi noch eine Nacht schlafen zu können – denn der Aufstieg zum Vulkan Ijen beginnt bereits um ein Uhr nachts und die Gegend hat noch eine Menge mehr zu bieten.
Achtung: Die Zeit wird auf Java umgestellt!
Homestay-Tipp
Das Puri Amalia Guesthouse in Banyuwangi ist zwar sehr einfach, aber dafür arbeiten hier super liebe Menschen, es gibt ein leckeres Frühstück und das Team hilft dir bei deiner Besteigung auf den Ijen (auf booking.com ansehen)
Der Eigentümer des Osing Vacation Homestay in Banyuwangi ist ein super Typ, der dir einen sehr günstigen Ijen-Guide organisieren kann. Der Eigentümer war wohl früher selber einmal Schwefel-Träger (auf booking.com ansehen)

Ijen Besteigung: Die Vorbereitungen
Im Vorfeld hatten wir bereits mit unserem Guide, den Freunde uns empfohlen haben, den Treffpunkt und die Uhrzeit vereinbart. Es ist unbedingt empfehlenswert, sich im Vorfeld über einen Guide zu informieren und alles zu vereinbaren.
Der einfachste Weg ist vor Ort in Banyuwangi zu wohnen (siehe Unterkunfttipps weiter oben) und dann mit einem Guide von der Unterkunft loszuziehen.
Wenn du eine Tour im Voraus von Bali aus buchst, wird es um einiges teurer!
Geführte Touren zum Ijen Vulkan
Aber was macht den Vulkan Ijen überhaupt so besonders?
Der Vulkan Ijen ist einer der 38 Vulkane auf Java.
Aber nicht nur das einmalige blaue Feuer macht den Vulkan Ijen so besonders. Genauso beeindruckend ist der intensive Schwefelabbau vor Ort und der Krater selber.
Der Kratersee (Kawah Ijen) wird von Experten als das größte Säurefass der Welt bezeichnet. Das Wasser ist schwefelhaltig und zeigt, wie aktiv der Vulkan ist.
Der Schwefel tritt zuerst gasförmig aus dem Kawah Ijen aus.
In Rohren (siehe Foto unten) wird der Schwefel abgekühlt. Später lagert er sich an der Erdoberfläche ab. Im Anschluss können Schwefelarbeiter große Schwefel-Brocken aus dem Gestein hauen, die sie dann in ihren Körben abtragen.

Für den Ijen Vulkan lohnt sich das frühe Aufstehen
Das blaue Feuer ist nur nachts zu sehen, weshalb du unbedingt nachts auf den Ijen Vulkan steigen solltest.
Fälschlicherweise wird es manchmal als blaue Lava bezeichnet.
Es sind jedoch die Gase und der Schwefel selber, der sich an der Luft entzündet.

Die letzten Eruptionen des Ijen
Die letzten Eruptionen des Vulkan Ijen mit giftigen Gasausbrüchen waren 1993, 1994, 1997 und 1999.
Im Jahr 1976 erstickten dort 49 von insgesamt 50 Gasarbeitern.
Das Abenteuer beginnt: Der Aufstieg zum Kawah Ijen
Um ein Uhr morgens wurden wir von unserem Guide und einem Fahrer an unserem Hotel abgeholt. Am Abend zuvor hatten wir uns mit Proviant eingedeckt, den wir im Endeffekt aber überhaupt nicht gebraucht haben.
Also überleg dir gut, wie viel du essen möchtest und nimm nicht zu viel unnötigen Ballast in deinem Rucksack mit.
An den warmen Klamotten darfst du allerdings nicht sparen. In der Nacht kann es auf dem Ijen relativ kalt werden.
Im Schein der Taschenlampe und tausenden Sternen
Nach einer etwas 45-minütigen Autofahrt, beginnt der Aufstieg.
Wir waren zu zweit mit unserem Guide, dadurch konnten wir unser Tempo bestimmen und Pause machen, wenn wir eine brauchten.
Der Anstieg ist sehr anstrengend. Dazu kommt, dass man nur etwa zwei Meter Sicht hat, genau so weit, wie der Schein der Taschenlampe reicht. Auf dem sandigen Boden muss man aber vorsichtig sein, um nicht wegzurutschen.
Doch schon beim Aufstieg waren meine Freundin und ich uns einig, dass sich die Anstrengungen lohnen. Wir wurden belohnt mit einem wunderschönen Sternenhimmel und einer sehr deutlich sichtbaren Milchstraße.
In der Ferne sieht man außerdem eine rote Lavawolke, vom Nachbarvulkan Raung.
Wir sind etwa anderthalb Stunden die drei Kilometer zum oberen Kraterrand gelaufen. Von oben konnten wir bereits das blaue Feuer sehen, das unten im Kraterinnern brennt. Dieses Spektakel wollten wir aus dem Nahen betrachten und wir sind den steinigen Weg in der Dunkelheit nach unten geklettert.

Hati-Hati auf dem Weg in den Krater
Das Wort Klettern passt hier wohl am besten, denn der Weg in den Krater des Ijen Vulkan besteht hauptsächlich aus Steinen und Felsen.
Gutes Schuhwerk und insgesamt die Ausrüstung ist deshalb sehr wichtig!

Schwefelabbau – einer der härtesten Jobs der Welt
Auf dem Weg in den Krater begegnen dir bereits einige Schwefelarbeiter. Diese Schwefelarbeiter steigen täglich bis zu zwei Mal in den Krater, um dort Schwefel abzubauen und nach unten zu transportieren.
Bezahlt werden die Schwefelarbeiter pro Kilo Schwefel, allerdings sehr schlecht (900 indonesische Rupiah, also ein paar Cent pro Kilo).
Da vor allem der Weg in den Krater sehr steinig ist, müssen die Arbeiter ihre Körbe auf den Schultern tragen. Unvorstellbar für uns!
Die Körbe wiegen bis zu 100 Kilogramm! Und ich fand den Aufstieg schon mit meinem kleinen leichten Rucksack sehr anstrengend.

Hinzu kommt, dass die Arbeiter den Schwefel teilweise ohne Maske in dem giftigen Schwefeldampf abbauen.
Auf lange Sicht kann das die Ursache für ernsthafte Krankheiten sein. Wir hatten Gasmasken dabei. Der Dampf ist sehr unangenehm in den Augen und verursacht Hustenreiz.
Die Bewohner von Banyuwangi, wo die meisten Schwefelarbeiter wohnen, suchen sich diesen Beruf nicht aus.
Wenn der Vater Schwefel abbaut, ist seit der Kindheit klar, dass der Sohn diesen Job auch machen wird. Der älteste Schwefelarbeiter, der immer noch täglich einmal auf den Vulkan steigt, ist über 70 Jahre alt.
Folgende Doku zeigt ein Portrait eines Guides vom Ijen, dessen Vision es ist, seine Familie alternative Einkommensquellen zu verschaffen – und sie somit vom Mining verschonen zu können.
Einmaliger Ausblick vom Gipfel
Bevor wir wieder nach unten gingen, wollten wir noch einmal den Krater von oben sehen und sind bis an den Gipfel des Ijen gelaufen.
Von dort oben hatten wir eine einmalige Sicht auf den Kawah Ijen – den Kratersee und den Schwefeldampf.
Und bevor du dich an den genauso anstrengenden Abstieg machst: Genieße den überwältigenden Ausblick und einmaligen Moment auf 2800 Meter.


Text und Fotos: Lisa Scheffold
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