Für uns Westeuropäer ist Ramadan zwar ein Begriff, aber was genau während des Fastenmonats vor sich geht – und vor allem wie man sich als Reisender während dieser Zeit am Besten verhält – erfährst du in diesem Beitrag.
Ramadan Indonesien: Alles was du wissen musst
Der Ramadan ist der wichtigste Monat im muslimischen Glauben und wird nach dem Mondkalender berechnet, der 11 Tage kürzer als unser gregorianische Kalender ist und somit nur 350 Tage hat. Dadurch ist der Ramadan auch jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt. Genau 30 Tage lang wird gefastet, aufgeteilt in drei Blöcke: Die ersten 10 Tage wird für Segen gebetet, die nächsten 10 Tage betet man um Vergebung und die letzten 10 Tage betet man um dem Höllenfeuer fern zu bleiben.
Ramadan Indonesien: Der Tagesablauf
In Indonesien beginnen die Muslime den Ramadan mit dem Tarawih Shalat, einem nur in diesem Monat typischen Gebet. Etwa gegen 8 Uhr abends folgen sie dem Azaan, dem Gebetsruf, und beten in der Regel aus 11 bzw. 21 Einheiten, in dem die Gläubigen ihre typische Gebetshaltungen einnehmen und diese durchlaufen.
Danach geht man zu Bett, um dann, im Kreise der Familie, das Frühstück (Sahur) zu sich zu nehmen – meist Huhn mit Reis, also ein leichtes Gericht. Gerne werden auch noch Vitamine supplementiert, denn das Fasten fordert den Körper. Diese Mahlzeit wird sehr früh morgens zu sich genommen, meist zwischen 3 Uhr und 4.30 morgens. Das hat zur Folge, dass es um diese Uhrzeit in den Häusern schon sehr geschäftig zugeht, dafür sind die Straßen dann noch frei.
Kurz darauf zum Sonnenaufgang tönt der nächste Gebetsruf zum Subuh. Ab diesem Zeitpunkt ist es nicht mehr erlaubt, Essen und Trinken zu sich zu nehmen. Auch ist sexuelle Enthaltsamkeit während des Tages angeraten, Ruhe und Geduld, keine Streitereien und böse Gedanken.
Nun läuft der Tag normal ab, die festen Gebetszeiten werden aber häufiger eingehalten (Subuh, Dzuhur, Ashar , Maghrib und Isya).
Nach Sonnenuntergang und dem Magribgebet wird das Fasten traditionell mit einer Dattel gebrochen. Danach wird meist inbrünstig geschlemmt, zu Hause oder im Restaurant. Es ist also nicht verwunderlich dass einige Muslime während des Ramadans sogar zunehmen.
Ramadan Indonesien: Idul Fitri
An Idul Fitri (beziehungsweise Lebaran), dem wichtigsten muslimischen und auch nationalen indonesischen Feiertag, wird das Fasten beendet. Man bekommt sogar ein gesetzlich vorgeschriebenen Bonus, das heißt also (für Indonesier recht seltenen) bezahlten Urlaub.
In Deutschland nennt man das Fest auch „Zuckerfest“, da die Kinder sehr viele Süßigkeiten geschenkt bekommen. Man kann es ein wenig mit Weihnachten vergleichen. An Idul Fitri werden vor allem Geldgeschenke und neue Klamotten verteilt. Kurz vor und während des Lebaran sind die Einkaufszentren überfüllt, denn es ist Tradition, sich nun mit neuer Kleidung einzudecken. Gefragt sind Schuhe, Kopfbedeckungen und Muslimische Gewandungen.
Der Feiertag selbst beginnt mit dem traditionellen gemeinschaftlichem Beten unter freiem Himmel und gilt als letzte Aktivität des Ramadan. Die meisten Indonesier begeben sich schon zwei Tage zuvor auf zu ihrer Familie und nutzen die Feiertage für einen kurzen Urlaub. Während Idul Fitri sind die Städte meist ziemlich leer und die Dörfer bevölkert und viele können es gar nicht abwarten, mit den Liebsten zu feiern. Dafür herrscht kurz vor Idul Fitri und kurz danach in den Städten dichter Stau.
Traditionell wünscht man allen einen frohen Eid Mubarak (Selamat Idul Fitri) und bittet dann seine Liebsten um Verzeihung (Mohon maaf lahir dan bati) für seine emotionalen und physisch begangenen Fehler. Nun besucht man auch die Gräber der Verwandten.

Wie auch an Weihnachten wird natürlich auch besonders viel und lecker gegessen, gebetet und Musik gespielt. In der Nacht vor Idul Fitri, namens Takbiran, finden zudem oftmals quirlige Straßenparaden, inklusive Feuerwerk, statt.
Ramadan Indonesien: Verhaltenshinweise für Reisende
Der Ramadan ist für Reisende einerseits eine Herausforderung, aber bietet andererseits einen spannenden Einblick in die Kultur und Religion des Landes. Mit einigen wenigen Tipps wird dein Aufenthalt in Indonesien während des Ramadan-Monats sicherlich ein unvergesslicher Trip.
Prinzipiell ticken die Uhren in diesem Monat langsamer, denn das Fasten ermüdet den Körper schneller, weshalb versucht wird, seine Energie zu sparen. Zudem ist es ein wichtiger Teil des Fastens, psychisch im Reinen zu sein, keinen Groll zu hegen und nicht zu streiten.
Für Reisende gilt deshalb: Geduld und Verständnis. Legt den Terminkalender beiseite und lasst euch treiben, frei von Druck und Hetzerei. Dafür werdet ihr sehr freundlichen und äußerst hilfsbereiten Indonesiern begegnen, die für jede gute Tat dankbar sein werden.
Der Lautstärkepegel hebt sich während des Ramadans, gerade am Morgen, wenn die Moscheen nun viel länger zum Gebet rufen und die Menschen schon in der Morgendämmerung durch die Straßen ziehen. Hier gilt: Ohrenstöpsel einpacken und sich nicht beschweren, da dies als extrem unhöflich gilt. Bei der Buchung eurer Unterkunft fragt am besten direkt nach, ob sich in der Nachbarschaft eine Moschee befindet und ob die Fenster schallisoliert sind (eher nur bei teureren Unterkünften). So könnt ihr unangenehme Überraschungen am Morgen vermeiden.
In den Städten ist man gut damit beraten, zwischen 4 und 6 Uhr abends den Verkehr zu vermeiden, da hier die Hauptgebetszeiten sind und die Menschen vor Fastenbrechen schon etwas früher nach Hause dürfen, um bei ihrer Familie zu sein. Der Verkehr ist meist unberechenbar zu dieser Zeit.
Ein guter Tipp ist es, sich in dieser Zeit einfach zu Fuß auf Erkundungstour zu begeben und vielleicht sogar einen Markt zu suchen, denn nach Fastenbrechen ist es dort meist wie auf einem Volksfest: Die unterschiedlichsten Essens – und Verkaufsstände warten auf euch und viele nun muntere Indonesier werden mit euch das Fastenbrechen zelebrieren.
Während des Lebaran fährt das ganze Land zu seinen Familien. Das bedeutet viel Stau und volle Züge. Die Tickets dafür sind meist schon einige Monate vorher ausgebucht, deswegen empfiehlt es sich, für diesen Zeitraum seine Reiseplanung schon im Kopf zu haben und so gut wie es geht den Trip per Auto zu vermeiden.
Plant ihr euch einen Fahrer zu mieten, bietet ihm regelmäßige Pausen an und versucht, ihn vor Fastenbrechen nach Hause zu entlassen. Sollte dies nicht klappen, empfiehlt es sich, ihm Zeit zum Magribgebet zu geben und mit euch dann zusammen Fasten zu brechen.
Seit ihr zu Idul Fitri unterwegs, grüßt die euch begegnenden Indonesier mit den typischen Grüßen, ihr werdet sehen, wie sehr dies euer Gegenüber erfreut.
Ramadan Indonesien: Wie sieht es nun mit Essen aus?
Grade die ersten drei Tage des Ramadans sind viele Restaurants und Essenstände geschlossen. Während dieser Zeit kann man sich tagsüber selbst versorgen. Während des restlichen Monats ziehen sich die Straßenverkäufer tagsüber zurück, viele Restaurants aber sind dann wieder geöffnet. Es werden lediglich die Fenster mit Vorhängen verhüllt, um die Fastenden nicht zu brüskieren. Alkohol wird fast gar nicht ausgeschenkt. Nichts falsch machen kann man mit dem Essen in Shopping Malls und Fast Food Ketten. Die gängigen Supermarktketten wie Indomaret bleiben 24/7 geöffnet und bieten auch Getränke und Essen. Die Supermärkte sind vor allem kurz vor Fastenbrechen sehr geschäftig und voll, da die Menschen nach besonderen Leckereien schauen.
Wenn ihr abends in ein Restaurant wollt, dann schnappt euch am Besten einen Tisch kurz vor Fastenbrechen (in Indonesien meist 6 Uhr abends) – denn danach ist ganz Indonesien am Essen und es wird schwer noch einen Platz zu bekommen. Mittags solltet ihr aber keine Probleme haben.
Prinzipiell gilt während des Ramadans tagsüber Vorsicht und Respekt gegenüber den Muslimen.
Es kommt natürlich auch ganz darauf an wo ihr gerade unterwegs seid. Aceh ist doch recht streng, während man beispielsweise auf Bali den Ramadan kaum spürt. Gerade in Aceh, Süd Sumatra und in Teilen von West Java solltet ihr vorbereitet sein. Versucht einfach so gut wie es geht das Essen und Trinken vor Fastenden zu vermeiden, auch wenn man als Ausländer viele Freiräume hat.
Auch wichtig zu wissen: Die Lebensmittelpreise sind während des Ramadans höher und steigen nochmal drastisch vor den Feiertagen an.
Zu Idul Fitri gibt es dann viele ungewöhnliche Leckereien, wie Ketupat (Eine Teigtasche in Bananenblätter gewickelt), Opor Ayam, Sambal Goreng Ati und Lemang (Klebreisteig in Bamboo gekocht).
Prinzipiell kann man sagen, dass man mit der richtigen Planung und genügend Respekt eine wunderbare und besinnliche Zeit während des Ramadans in Indonesien erleben kann. Wer weiß, wenn ihr Glück habt werdet ihr sogar während des Fastenbrechens eingeladen und könnt die Stimmung am eigenen Leib miterleben.
Text und Fotos: Eva
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