Es ist Hobby, Sucht und Lebensinhalt für viele balinesische Männer. Viele Europäer bezeichnen es als moralisch fragwürdig. Es ist jedoch ein uraltes Ritual, welches bis heute in hohem Maße auf Bali praktiziert wird: Hahnenkämpfe.
Was passiert bei einem Hahnenkampf?
Zwei Hähne kämpfen in provisorisch erstellten Kampfplätzen, oder dauerhaften Arenen (Wantilan), gegeneinander.
Dabei spielt ihr natürliches Revierverhalten eine große Rolle. Denn Hähne dulden keinerlei männliche Konkurrenz in ihrer Nähe. Durch ein zusätzlich angebrachtes Hilfsmittel, ein scharfes Messer am Fuß des Hahns, wird nach dem Zusammentreffen zweier Hähne gekämpft bis zum bitteren Ende eines, oder manchmal beider Hähne.
Es reicht jedoch auch aus, wenn eines der Tiere so verletzt ist, dass es freiwillig den Kampf aufgibt. Hierbei finden mehrere Kämpfe an einem Tag statt. Vor jedem Kampf wird mit Geld um den Gewinner gewettet. Der Gewinner bekommt einen Teil des Wettgewinns und den erlegten Hahn des Gegners.
Dieser wird nach dem Kampf in einer Suppe verzehrt. Viele Balinesen glauben dabei, dass beim Verzehren der Suppe die Kraft des Gewinners auf den Menschen übergehen kann. Der Ursprung dieses Rituals bestand eigentlich darin, böse Geister mit Hahnenblut vor bestehenden Zeremonien zu besänftigen damit diese die kommenden Zeremonien nicht stören. Daher sieht man auch häufig Kämpfe hinter Tempelmauern.
Diese rituellen Kämpfe sind offiziell als legal erklärt. Heutzutage muss man jedoch sagen, dass die meisten Kämpfe ohne religiösen Hintergrund stattfinden, sondern lediglich die Wettleidenschaften der Balinesen befriedigen. Legal sind diese Kämpfe nicht. Sie werden jedoch mit einem zugedrückten Auge von der lokalen Polizei toleriert.
Was sind die Wettregeln?
Du setzt eine bestimmte Summe (z.B. 50.000 Rupiah) auf den Hahn, welcher – deiner Meinung nach – gewinnen wird. Wenn du auf den falschen Hahn gesetzt hast, ist das Geld weg. Wenn du gewonnen hast, bekommst du 40.000 Rupiah zusätzlich.
Denn ein kleiner Anteil geht an den „Veranstalter“ und an den Besitzer des Gewinnerhähnchens. Demnach wird bei einem Gewinn der Einsatz knapp verdoppelt. Beim Wetten setzen die Männer meist unverhältnismäßig hohe Summen. Es gibt viele balinesische Männer, welche sich durch die häufige Teilnahme an diesem Ritual sehr hoch verschuldet haben.
Manche wetten nach dem Mondkalender. Es wird beispielsweise besagt, dass Hähne mit grauen Füßen nur an bestimmten Tagen des balinesischen Mondkalenders gewinnen können.
Ansonsten urteilt man nach dem Aussehen (groß und stark) des Hähnchen, nach dessen aggressiven Auftreten vor dem Kampf oder der bisherigen „Kampfkarriere“.
Die Kampf-Arena
Manchmal finden die Kämpfe in einem privaten Vorhof statt, manchmal innerhalb eines Tempels oder mitten im Nirgendwo. Manchmal zahlst du eine Art Eintritt, Sitzplatzgebühr oder Ähnliches. Manchmal nicht.
Du siehst nur Männer im Publikum. Frauen verkaufen lediglich Getränke, wie „Kopi“ oder Snacks. Nach und nach trudeln sie ein, die stolzen Hahnenbesitzer mit ihren Kampfgeschöpfen in Säcken oder den typisch glockenförmig geflochtenen Körben, welche du auch überall an den Straßenrändern Balis sehen kannst.
Das Krähen der Hähne vermischt sich mit dem balinesischen Gemurmel der Männer. Die Hähne werden gegeneinander aufgespielt um Aggression und Adrenalin in den Geschöpfen zu erzeugen. Es herrscht ein lautes Treiben in der kleinen Arena. Bis der Kampf anfängt vertreiben sich die Männer die Zeit mit anderen Wettspielen.
Wenn die Arena soweit voll ist, fangen die ersten Kämpfe an. Geldscheine werden in die Luft gehalten und es wird laut geschrieen und angefeuert. Wenn jemand das Geld ausgegangen ist, leiht der Nachbar einem Nachschub. Das Publikum ist bunt gemischt. Steinalte Balinesen ohne Zähne und sogar Kinder wetten mit. Die Männer sind so konzentriert auf die Kämpfe, fast schon besessen. Es ist eine Stimmung wie in deutschen Stadien bei Fußballspielen.
Hähne im Alltag der Balinesen
Das laute Krähen der meist wunderschönen Tiere kann man den ganzen Tag über überall auf der Insel vernehmen. Der Wert eines Hahns hängt von seiner bisherigen Karriere, seines Aussehens, seiner Größe und seiner Herkunft ab.
Hähne sind in Bali Statussymbol, Hauptgesprächsthema bei Männern und reiner Zeitvertreib. Balinesische Männer könnten stundenlang da sitzen, ihre Hähne gegenseitig begutachten, darüber reden, sie auf den Arm nehmen, streicheln, massieren und hätscheln oder kleine „Übungskämpfe“ einlegen.
Der Hahnenkampf bleibt eine moralisch fragwürdige Tradition, aber es bleibt genauso ein uraltes Ritual.
Titelbild: ToanNguyen
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