Dieses Jahr hatten bereits mehrere Vulkanausbrüche in Indonesien für Flugausfälle auf den touristischen Inseln Java, Bali und Lombok gesorgt. Ein verständliches Ärgernis für Urlauber, die ein- bzw. ausreisen mussten. Freude jedoch bereiteten sie allen Naturfotografen, die kurzerhand sich ein Ticket kauften und über Umwege zu den beeindruckenden Naturschauplätzen reisten.
Im Inselarchipel jedoch gibt es derzeit zwei sehr aktive Vulkane, welche man relativ sicher aus aller nächster Nähe beobachten kann. Das ist zum Einen der 748 Meter hohe Batu Tara auf der Insel Komba, die nördlich vor der Kleinen Sundainsel Lembata aus dem Meer ragt und zum Anderen der Ibu in West Halmahera – Molukken, worüber dieser Artikel handelt.
Daten, Fakten, Zahlen
- Position: 1.48° N, 127.63° E
- Lage: Insel Halmahera, Unterbezirk Ibu, Grafschaft Nord Molukken, Provinz Nord Molukken, Indonesien
- Höhe: 1325 Meter
- Art: Stratovulkan
- Typ: Inselbogen Vulkanismus
- Petrografie: Andesit
- Ausbruchsart: Strombolianisch, vulcanisch, Dom
- Ausbrüche: 1911, 1998-1999, 2001, 2004-2005, 2008, 2009, 2012 bis heute anhaltend

Der Aufstieg: Wiegende Palmen, exotische Vögel und jede Menge Schweißvergiessen
Vom beschaulichen und christlich geprägten Dorf Duono (108 m.ü.d.M.), das inmitten eines grünen und langgestreckten Tales liegt, umgeben vom Vulkan Ibu im Osten und vom erloschenen Vulkan Lolodatolimaadu im Westen, beginnt der Trek zum Kraterrand.
Zunächst folgen wir einem Pfad, der entlang von Weideflächen zahlreicher Rinder führt. Eine weitläufige Kokospalmenplantage reicht bis an den Fuß des Ibu-Massivs. Bauern produzieren Kopra, aus dem schließlich Kokosöl gewonnen wird.
Frauen mit geschulterten Paludis (traditionelle Tragekörbe aus der Sagopalme gefertigt) begleiten uns bis zu ihren Gärten, wo sie Muskatnüsse ernten. Die Gärten liegen auf einer Höhe um die 600 Meter und schmiegen sich an die Flanken des Massivs. Durch den mineralreichen, vulkanischen Boden wächst und gedeit hier alles im Überfluss.

Auf 900 Metern befindet sich ein überschaubarer Rastplatz mit Baumstammbänken zum Verschnaufen. Urwaldriesen mit ausgedehnten Wipfeln spenden Schatten.
211 Vogelarten wurden bis jetzt auf der Insel Halmahera aufgezeichnet. Darunter befinden sich 24 endemische Arten von denen einige stark gefährdet sind.
Zu Gesicht aber leider nicht vor die Linse bekamen wir während unseres Aufstiegs zum Bascamp mehrere Papuajahrvögel (Aceros plicatus), eine Nashornvogelart, den in Indonesien weit verbreiteten Halsbandliest (Todiramphus chloris), der zur Familie der Eisvögel zählt, ein Pärchen Rotkopfpapageien (Geoffroyus geoffroyi) und einen auf einem abgestorbenen Baum sitzenden Wanderfalken (Falco peregrinus).
Die letzten 300 Meter bis zum Basecamp (1250 m.ü.d.M.) am Kraterrand sind am Schweißtreibendsten. Es geht nur noch steil empor. Umgeben von dichter, schier undurchdringlicher Schilf- und Farnvegetation. Nach 3 ½ Stunden haben wir es geschafft. Wir blicken geradewegs auf eine wüstenartige Landschaft, gepägt von drei Vulkanen, Geröllhalden, erkalteten Lavazungen und Bomben.
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Wie kahle Zahnstocher stehen vereinzelt Bäume auf dem Hauptkraterrand. Die Ausbrüche 1998-1999 forderten ihre schützende Rinde und das Blattwerk.
Schmetterlinge flattern einher, Skinke huschen über den Boden und Schwalben segeln über unseren Köpfen hinweg. Wendet man sich dem Vulkan ab und dreht sich um 180°, erblickt man die westliche Küstenlinie Halmaheras mit ihren vorgelagerten Inseln Kahatola, Sindang und Sosota. Im Norden ragt der 1185 Meter hohe Dukono Vulkan empor, ein weitere sehr aktiver Vulkan auf dieser Molukkeninsel.

Am Puls der Erde
Soll man fasziniert sein oder Angst haben?
Wie sicher ist man als kleines Individuum in einer „Landschaft vor unserer Zeit“?
Was nützen Helm und Schutzbrille, wenn Bomben aus dem Schlot schleudern?
Fragen über Fragen stellen sich uns.
Die drei Krater sind quasi wie Vulkane im Vulkan, die vom früheren Hauptkrater, wie ein sehr langsam aufgehender Hefekuchen, in die Höhe wachsen. Vor 20 Jahren noch von oben betrachtbar, ragen sie nun schon über den umgebenden Hauptkrater des Ibu-Massivs hinaus.
Immer wieder rollen Steinlawinen die Flanken hinab. Im Norden befindet sich ein großer Einschnitt durch den zungenartig, ein an der Oberfläche erstarrter Lavastrom seinen Weg in Richtung Dorf Goin bahnt. Alle 10 bis 15 Minuten steigen mehr oder weniger gewaltige, asche- und säurehaltige Wasserdämpfe auf.
Die beiden dicht aneinander liegenden Krater Ibu timur (östliche Ibu) und Ibu utara (nördliche Ibu) liefern sich einen wahrlichen Wettkampf, wer die höchsten und dunkelsten Rauchschwaden in den Himmel bläst und dies mit ohrenbetäubenden Geräuschen, die an startende und landende Kampfflugzeuge erinnern: bis zu sechs mal in der Stunde, jeden Tag und jede Nacht, von Nebel gespenstisch verhüllt und von der Sonne wie im Rampenlicht erhellt, seit drei Jahren unaufhörlich.

Der dritte im Bunde, Ibu selatan (südliche Ibu), wird wohl allmählich wieder seine Aktivität aufnehmen. Aufsteigende Dämpfe wurden in den letzten Tagen schon wieder beobachtet. In seiner Vulkangeschichte, hatte dieser die heftigsten Eruptionen.

Besonders nachts und bei Vollmond, den wir in seiner Vollendung auf unserer Tour hatten, sind die Feuereruptionen am Beeindruckensten. Lavafontänen schiessen in den Sternenhimmel, glühendes Gestein rollt die steilen Flanken hinab und dicke Rauchschwaden verdunkeln minutenweise das Sternengebilde des Orions am Himmelsäquator.

Der Luis Trenker von Halmahera
Das ist in Person Pak Arnold, 62 Jahre, Vater von fünf erwachsenen Kindern und der erfahrenste Träger im Ort Duono. Er ist der unumstrittene Wächter und Experte des Berges. Es war im Jahr 1999, als er das erste Mal vor einem ausbrechenden Vulkan stand, seinem Hausberg, dem Ibu.
Die Bewohner in den Dörfern rund um den Feuerberg nennen ihn Tabaru, was soviel wie Göttin heißt, erzählt er uns.
Seit diesem Zeitpunkt hat sich Pak Arnold zur Aufgabe gemacht, interessierte Touristen und Vulkanologen zu begleiten. Seine ersten Gäste kamen aus Japan und Holland. Wie oft er den Pfad auf- und abgestiegen ist, den er mühevoll mit seinem Buschmesser frei geschlagen hat, weiss er nicht mehr. Irgendwann hat er aufgehört zu zählen.
Seine Knie tun ihm schon weh, weshalb sein Sohn Amyosilas mitlerweile die schweren Gepäckstücke schleppt. Doch an ein Aufhören denkt er in keinster Weise. Zu sehr fasziniert ihn das Naturschauspiel. Stundenlang sitzt er auf einem Baumstamm am Kraterrand, genüsslich an seinen Nelkenzigaretten ziehend und den Blick auf die ausbrechenden Krater gerichtet.
Eines bereitet ihm jedoch Angst, wenn der dritte Krater, der Ibu selatan, seine frühere Aktivität wieder aufnehmen wird. Dann, so sagt er mit fester Stimme, ist unser Dorf betroffen.
Text: Michael Leitzinger
Über den Autor: Michael ist Resortmanager der Montain View Resorts in Tomohon, Expeditionsleiter und so oft es geht in der Natur unterwegs. Neben Tauchen, Kochen und Bergsteigen erforscht er gerne unbekannte Inseln, undurchdringliche Regenwälder und Naturvölker. Für namhafte Fernsehsender organisiert er Drehs und ist seit 1990 vom Indonesien-Virus befallen.
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Fotos: Martin Rietze
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