Heute stelle ich euch Thomas Moog vor, einen bekennenden Indojunkie. Ich gab ihm 10 Fragen und ich erhielt 10 wunderbare Antworten.
Und ihr bekommt einen kleinen Ausschnitt aus einem seiner aktuellen Bücher über Indonesien zum Download. Viel Spaß!
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1. Stelle dich kurz vor, woher kommt dein Interesse für Indonesien?
Genau genommen komme ich ursprünglich von der bildenden Kunst. Diese hat es mir schließlich ermöglicht, ab Vierzig in die Tropen zu übersiedeln und mich, ohne finanzielle Sorgen, meinen Forschungen zu widmen. Dabei war für mich von entscheidender Bedeutung, in einem Bereich zu arbeiten, wo man auch damals noch auf Neuland stoßen konnte.
Nach Indonesien selbst kam ich über Umwege.
2. Wann warst du das erste Mal in Indonesien und warum?
Meinen Plan mit den Tropen hatte ich schon seit dem Abschluss des Gymnasiums. Winter, und so. Nur wohin? Eigentlich sollte es Sri Lanka werden, nur leider erlaubte es die innenpolitische Situation dort plötzlich nicht mehr.
Und so zog ich weiter nach Südostasien: Malaysia, Singapur, Burma, Thailand – und schließlich Indonesien.
Lebensqualität und eine erlernbare Sprache waren für mich wichtige Kriterien, die mich erst nach Sumatra und dann nach Java geführt haben.
Das war Anfang der Achtzigerjahre. Ab diesem Zeitpunkt habe ich begonnen, Indonesisch zu lernen.
3. Ab 1989 hast du zehn Jahre in Indonesien gelebt. Wie sah dein Leben dort aus?
Ich hatte zunächst ein Haus in Yogyakarta, in Zentraljava. Diese Stadt ist so was wie das kulturelle und das Bildungszentrum Indonesiens. Ich war dort ein Jahr lang Gasthörer an der Uni, um die Sprache auf höchstmöglichem Niveau zu erlernen.
Die nächsten fünf Jahre habe ich auf Bali verbracht, in einer tollen Villa in Kuta gelebt. Dabei habe ich kaum Touristen gesehen, denn mein Haus lag in einem damals noch ganz versteckten Teil des Ortes.
Die vielleicht abenteuerlichste Zeit waren dann die folgenden drei Jahre auf Lombok. Dabei geriet ich zum Schluss sogar noch in ziemlich gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen muslimischen, hinduistischen und christlichen Volksgruppen – nicht zu vergessen ist natürlich auch der riesige Finanz-Crash damals.
4. Was waren deine „magischsten Momente“ in Indonesien?
Ganz bestimmt jene, in denen ich außergewöhnlichen Dingen zum ersten Mal begegnet bin. Die erste Nacht in einem balinesischen Tempel, mit all den flackernden Lichtern, dem goldenen Schmuck und Menschen in Trance.
Oder die Entdeckung eines verloren geglaubten Typs traditioneller, silberner Anhänger auf Lombok.
Oder das Betreten der unterirdischen Fluchtkanäle des Sultans von Yogyakarta auf Java.
Aber genauso magisch sind die Momente, in denen ich die Spiegelung der Sonne in den Reisfeldern, das Innere eines Kraters oder ganz einfach einen Gecko sehe.
Dieses Land beschenkt mich immer aufs Neue.
5. Welche Forschungsarbeiten hast du für LIPI getätigt? Hast du Tipps für Studierende, wie man an spannende Forschungsarbeiten in Indonesien kommt?
LIPI (Lembaga Ilmu Pengetahuan Indonesia) wäre etwa mit „Wissenschaftsinstitut“ zu übersetzen, und war so etwas wie die persönliche Erfindung von Präsident Suharto, um Forschern die Arbeit in Indonesien zu erleichtern.
LIPI stand rangmäßig sogar über den Ministerien. Wer demnach von LIPI unterstützt wird, dem stehen in Indonesien alle, aber auch wirklich alle Türen offen.
Bei Behördenkontakten ist das äußerst hilfreich, bei den meisten Recherchen ist man jedoch – klar – auf sich alleine gestellt.
Für Studierende aus Europa ist die Kontaktaufnahme zu LIPI übrigens recht einfach, steht doch meist eine Universität dahinter. Ja, und eine spannende Thematik muss sich natürlich jeder Studierende selber zurechtlegen.
Mit dem Titel „Orang LIPI“ versehen habe ich zwei große Projekte realisiert, eine Art Lexikon über die balinesische Mythologie und ihre Präsentation im Bereich bildender Kunst sowie eine umfassende Monographie über Lombok.
6. Du hast auch Sprachkurse für Indonesisch gegeben. Wie schwer ist es dir gefallen die Sprache zu erlernen? Hast du Tipps für Menschen, die auch vorhaben die Sprache zu lernen?
Viele Menschen, die Indonesien zum ersten Mal besuchen, bekommen den Eindruck, die Sprache sei leicht.
Guten Morgen und Guten Appetit ist schnell erlernt, und die Menschen in Indonesien sind überaus kommunikativ.
Wenn der Besucher dann auch noch erfährt, dass es so lästige Dinge wie Deklination oder Konjugation gar nicht gibt, dann steht schnell die Meinung fest: Indonesisch ist ein Klacks.
Spätestens beim Lernen wird jedoch klar, dass Indonesisch keine Kindersprache ist, sondern alle, auch die kleinsten Nuancen ausdrücken kann.
Das System ist für westliche Menschen völlig fremdartig und ziemlich kompliziert. Dazu kommt noch, dass Assoziationsbrücken zu bereits bekannten Begriffen völlig wegfallen.
Von der deutschen „Tür“ ist es zu „door“ nicht weit, und „porte“ erinnert an „Portal“. Aber wie merkt man sich das indonesische „pintu“?
Auch unsere Grammatik-Schubladen funktionieren so was von gar nicht! So muss eingetaucht werden in eine wirklich andere Sprach- und Gedankenwelt. Das ist äußerst spannend, aber jeder Mensch, der die Sprache erlernen will, muss sich voll auf diese „Reise“ einlassen.
Ich selbst habe zwei Wege eingeschlagen: den über die Uni und den über den Umgang mit den Menschen im Alltag.
→ Indonesisch lernen: Tipps und Tricks
7. Was waren deine Aufgaben als Vizepräsident der Österreichisch-Indonesischen Gesellschaft?
Jede bilaterale Gesellschaft hat eigentlich die gleichen Aufgaben, wie Integrationsförderung, gesellschaftliche und kulturelle Events zu organisieren, und natürlich, falls notwendig, Beratung.
Meine vermutlich größte Aufgabe im Laufe der Jahre war die komplette Betreuung einer Benefiz-Gala zugunsten der Opfer des Tsunami 2004.
Im Jahr darauf gelang es, die Freundschafts-Gesellschaften der betroffenen Länder zusammenzubringen und eine Veranstaltung im Wiener Rathaus auf die Beine zu stellen, zu der fast tausend Leute kamen und finanziell halfen.
2011 musste ich diese Aufgabe leider zurücklegen, um mich wieder verstärkt meinen Publikationen zu widmen.
8. Was sind deiner Meinung nach negative Seiten deines Lebens in Indonesien gewesen?
Nach zehn Jahren in einem außereuropäischen Land und jährlich einigen Monaten dort kann, glaube ich, doch eine wichtige Schlussfolgerung gezogen werden: Das Verhältnis zwischen positiven und negativen Seiten ist hier wie dort das gleiche.
Noch dazu müsste wirklich einmal mit der Irrmeinung aufgeräumt werden, dass Menschen unter Palmen plötzlich keine Probleme mehr haben. Ja, vielleicht kurzfristig, drei Wochen lang.
Kaum kehrt jedoch der Alltag ein, hat der Mensch wieder seine gehabte Disposition. Einen Heilungsprozess persönlicher Probleme darf von den Tropen niemand erwarten.
Und wenn jemand das Leben in Indonesien mehr positiv oder mehr negativ empfindet, dann hängt das mit seinem eigenen inneren Filter zusammen.
9. Was machst du derzeit und was sind deine Zukunftspläne?
Ich habe unlängst einige Semester lang an der Universität Wien unterrichtet und habe anschließend mit meinen Studierenden ein Feldpraktikum auf Bali veranstaltet. Resultat waren spannende Arbeiten der Studierenden, die ich plane, 2014 als Herausgeber zu veröffentlichen.
Naja, und dann gibt es natürlich noch eine ganze Reihe eigener, neuer Buchprojekte, unter anderem über die balinesische Schrift, die ich digitalisiert habe.
Das Wort „Langeweile“ hat sich schon seit geraumer Zeit aus meinem Wortschatz verabschiedet.
10. Was würdest du meinen Lesern mit auf den Weg geben?
Das wäre ein Thema für ein ganzes Buch. Aber vielleicht doch ganz kurz: Wer in dieses Land reist, sollte in der Lage sein, sich auf die völlige Andersartigkeit der Menschen und deren Kultur einzustellen. Und es ist wirklich ALLES anders.
Kaum verlässt eine BesucherIn touristische Trampelpfade, wird das schlagartig sichtbar. Und für mich persönlich ist das wohl Wichtigste, diesen Menschen mit Achtung zu begegnen. Und nicht ständig westliche „Überlegenheit“ raushängen zu lassen.
Wir alle sind und bleiben Gäste dort, und es erfordert ganz bewusste Sensibilität, um sich den Menschen dort zu nähern, und damit vielleicht sogar unvergessliche Erlebnisse zu haben.
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