Langsam und intensiv reisen gehört zu meiner persönlichen Reisephilosophie. Du kannst das Reisen mit dem Bummeln durch die Einkaufsstraßen deiner Stadt vergleichen. Bist du ein Schaufensterbummler und schlenderst gerne von Shop zu Shop und schaust dir das Angebot von außen an? Oder gehst du lieber in die Läden hinein, fasst die Kleider an, probierst sie und lässt dir Zeit das Angebot auf dich wirken zu lassen?
Indonesien ist wie ein bunter Markt voller unterschiedlicher Läden. Jeder Laden ist anders. Und für jeden Laden brauchst du genügend Zeit um das Sortiment richtig kennen zu lernen.
Indonesien ist ein großer Markt. In einem Urlaub kannst du mit Sicherheit nur einen winzigen Bruchteil des Angebots anschauen. Aber lieber in wenige Läden eintauchen, als an allen schnell vorbei zu hetzen. Was meinst du?
So genug von dieser Metapher. Was ich damit sagen will: Ich reise gerne langsam, sehr langsam. Ich bleibe gerne lange an einem einzigen Ort und lasse diesen Ort, die Menschen und deren Kultur auf mich wirken um etwas mitnehmen zu können. Nur dann reise ich wirklich.
Was heißt langsam reisen?
Ich suche mir eine Kos Kosan oder Ferienwohnung an einem Ort, leihe mir einen Roller und lasse mich nieder. Mindestens für einen Monat.
So habe ich bereits für zwei Monate in einer Tauchschule im äußersten Süd-Westen von Lombok, drei Monate in meiner kleinen Kos Kosan in Sanur (Bali), zwei Monate in einem Homestay in Padangbai (Bali) und 3 Monate bei einer Fischerfamilie in Lovina (Bali) gelebt.
Zwischenzeitlich bin ich natürlich auch schnell durch andere Inseln gejagt (ob mit dem Roller quer durch Flores, mit dem Zug quer durch Java oder einmal vom Norden in den Süden Sulawesis).
Aber letztendlich sind mir vor allem jene Zeiten in Erinnerung geblieben, an denen ich sesshaft war.
Ich habe mal darüber nachgedacht, warum ich gerne langsam reise.
5 Gründe für das langsame Reisen
1. Du lebst günstiger
Wenn du dir eine Wohnung in Indonesien monatlich mietest, kommst du mit Sicherheit günstiger weg, als wenn du täglich oder regelmäßig deine Bleibe wechselst. Selbst bei Homestays bekommst du Rabatte, da der Service nicht ständig die Zimmer reinigen muss.
Auch das Roller leihen ist monatlich günstiger als täglich. Wie du sonst noch bei deiner Unterkunft sparen kannst, findest du hier.
Außerdem sparst du dir Transportkosten und du weißt nach einer Zeit, wo du günstig und lecker essen und einkaufen kannst.
2. Du lernst das indonesische Leben besser kennen
Als Reisender ist es verdammt schwer, das „echte“ Leben eines Landes kennen zu lernen. Wie sieht der normale Alltag aus? Worüber grübeln die Menschen deines Alters? Welchen Wert hat der Tourismus an einem bestimmten Ort?
Ich möchte nicht sagen, dass du das indonesische Leben in einem Monat an einem Ort bereits verstehen kannst, aber mit Sicherheit erfährst du einiges mehr, als wenn du ständig von Ort zu Ort ziehst.
Du hast Zeit mit deinen Nachbarn in Kontakt zu kommen. Gespräche werden tiefgründiger, das Vertrauen wächst.
Ein paar Anekdoten von meiner Indonesien-Zeit:
1) Im Norden von Bali habe ich das tägliche Leben einer Fischerfamilie kennen gelernt und diese Zeit hat mich wahnsinnig geprägt. Morgens um 05:00 Uhr wurden die Bananenstämme für die Schweine besorgt. Dann ging es auf den Markt um frisches Gemüse zu kaufen. Es wurde für den gesamten Tag und die Familie gekocht. Die Schweine wurden versorgt. Die Netze geflickt. Die Hähne wurden gefüttert. Das Boot wurde fertig gemacht und auf ging es auf die See bis spät in die Nacht. Paradies? Fehlanzeige. Ein hartes, minimalistisches und oftmals bitteres Leben.
2) In Lombok habe ich die Angestellten der Tauchschule immer besser kennen lernen dürfen. Zu Beginn war die Beziehung sehr oberflächlich und auf die typischen Touristengespräche begrenzt. Nach einigen Wochen wurde ich von Mohlis eingeladen. Bei ihm zuhause versammelte sich das gesamte Dorf, weil sich zuvor noch nie ein „Touri“ hier hin verlaufen hatte. Auch außerhalb der Tauchschule fanden wir Freunde. Wir wurden eingeweiht in die Arbeit auf den Goldgruben. Es ging um Quecksilber, um Krankheiten, Rassismus und Armut – nicht ums Tauchen, am Strand liegen und Spaß haben.
3) In Padangbai lebte ich bei einer balinesischen Familie. Innerhalb von zwei Monate lernte ich einen Haufen über schwarze Magie, Hahnenkämpfe und den Kuta Cowboys und dem Spiel mit den westlichen Mädels. Tagsüber drehte sich alles um Gamelan und den balinesischen Tanz, weil meine Gastschwester Tanzlehrerin war und täglich 20 Kids durch die Bude sprangen und Choreographien lernten. In wenigen Tagen an diesem Ort hätte ich die Erlebnisse, die ich aus dieser Zeit mitgenommen habe, niemals erfahren.
Und so könnte ich ewig weiter machen. Aber ich möchte euch nicht langweilen.
3. Du kannst eine Sache richtig gut lernen
Ob surfen, Tauchen, Balinesisch tanzen oder Fischen lernen: wenn du die Möglichkeit hast, an einem Ort zu sein und ein Hobby auszuführen – tue es!
Wenn du in Uluwatu eine Bude hast, dann kannst du jeden Tag surfen! Jeden verdammten Tag – wochenlang. Was meinst du, wie gut du nach diesem Monat surfen kannst?
Wenn du in Lombok lebst und in einer Tauchschule jobbst, kannst du jeden Tag ins kalte Nass springen und deine Tauch-Skills verbessern. Da sammelst du schnell 100 Tauchgänge in einem Monat. Was meinst du, was du da alles an wunderbaren Geschöpfen unter Wasser sehen wirst?
Wenn du auf den Togian Inseln lebst und deine Ukulele dabei hast und jeden Tag mit den Locals Gitarre spielst und indonesische Liebeslieder singst. Was meinst du wie gut du am Ende Ukulele spielen und Indonesisch singen kannst?
Das ewige umherwandern hemmt einen daran, sich Zeit zu nehmen etwas zu lernen. Dabei haben wir doch gerade das auf Reisen: endlos viel Zeit! Nutze sie, und lerne etwas, was du zuhause nicht lernen kannst.
4. Du kannst etwas bewegen
Ja, Indonesien hat ein Müllproblem. Ja, Indonesien hat ein Korruptionsproblem. Ja, Indonesien hat ein Bildungsproblem. Ja, Indonesien agiert oftmals nicht sehr nachhaltig.
Als Reisender fallen einem einige dieser Probleme vielleicht auf – aber ändern kann man in kurzer Zeit ja eh nichts.
ABER wenn du länger an einem Ort verweilst, kannst du wenigstens ein klitze kleines bisschen dazu beitragen, dass die Welt ein Stückchen besser wird. Ob für eine NGO arbeiten, darüber Werbung machen, spenden oder eine ordentliche Website aufbauen – es gibt viele Möglichkeiten vor Ort etwas zu tun.
5. Du findest Secret Spots
Wenn du nur wenige Tage an einem Ort verbringst, wirst du mit großer Sicherheit auf abgetrampelten Touristenpfaden unterwegs sein. Dir fehlt einfach die Zeit, dich treiben zu lassen oder Menschen kennen zu lernen, die dir ihre Lieblingsecken zeigen können.
Wenn du länger an einem Ort verweilst, wird dich der Nachbar zu seinem Lieblingswarung in der letzten Ecke führen. Das sieht vielleicht herunter gekommen aus, schmeckt aber göttlich.
In Lovina kannten mich die Bewohner nach wenigen Wochen alle beim Namen, luden mich zu sich nach Hause ein, gingen mit mir zu den hippen Spots der Gegend. Dort wurde Fruit Juice getrunken, Gitarre gespielt und Roti Bakar gegessen. Nichts mit Bintang und Live Musik. Diese und viele andere „Secret Spots“ haben sich in meine Erinnerung eingeschweißt.
Dies sind nur einige Gründe, warum ich gerne langsam reise und warum auch du auf deinen Reisen ab und zu etwas auf die Bremse drücken solltest. Erzähle mir deine Erfahrungen, auch wenn diese gegen das langsame Reisen sprechen! Ich bin gespannt!
TRAVEL SLOWLY.
Wenn dir der Beitrag gefallen hat und du mehr über Indonesien erfahren möchtest, folge uns auch auf Facebook oder abonniere unseren Newsletter. Alle wichtigen Infos für deine Reise in Indonesien findest du in dem Beitrag „Alle Tipps für deine Reise nach Indonesien„.
Schreibe einen Kommentar zu Nele Antworten abbrechen