Weswegen ich Kinderkleidung sammle
Vor Jahren hat unsere Tochter des öfteren in Kambodscha Englischunterricht gegeben und auch die Feldarbeit für ihre Magisterarbeit dort gemacht. Bei unserem geplanten Besuch hat sie mich gebeten, Kinderkleidung mitzunehmen. Diese Kleidung wurde an wirklich arme Familien und armen Waisenhäusern verteilt.
Bei einem unserer Urlaube auf Bali habe ich wohl mal davon erzählt. Die Reaktion war erstaunlich. Mir wurde gesagt, dass es ebenfalls auf Bali sehr viele arme Familien gäbe und sie sich über Kleidung sehr freuen würden.
Folglich habe ich im Freundeskreis herumgefragt und bekomme jetzt jährlich erstaunlich viele Kartons mit wirklich gut erhaltener Kinderkleidung, Schuhe usw. Da auch viele warme Sachen dazwischen sind, habe ich eine Freundin angesprochen, ob sie vielleicht warme Kleidung für Nepal brauchen könnte. Sie fliegt jährlich einmal nach Nepal.
Folglich teile ich jetzt alle Spenden in Nepal und Indonesien auf.
Mit einem Haufen Kinderkleidung nach Indonesien
Bis aufs letzte Kilo wird das Freigepäck ausgenutzt. Manche Airlines haben auch ein Kontingent für Sozialgepäck aber da muss man eine Bescheinigung eines Waisenhauses oder einer Organisation haben und so etwas habe ich nicht – ich verteile nur privat.
Auf Bali kenne ich einige Familien, die sich über Kinderkleidung sehr freuen und können dadurch ihre Ausgaben reduzieren. Dann bekomme ich immer mal wieder eine Information, welcher Familie es zur Zeit schlecht geht und kein Geld für Kleidung hat. Die Kinder brauchen geschlossene Schuhe für die Schule. Die sind zwar in Indonesien nicht teuer aber Kinderfüße wachsen schnell und auch kleines Geld summiert sich. Außerdem ist die Qualität der westlichen Schuhe einfach besser – sie halten mehrere Kinder aus.
Auf Bali angekommen, sortiere ich die gesamten Sachen nach Größen sowie Mädchen- und Jungskleidung. Die Mädchenkleidung überwiegt stark!
Wenn wir bei unseren Ausflügen auf andere Inseln noch Kilos frei haben, nehmen wir ebenfalls Kinderkleidung mit. Früher hatte ich auch immer noch Werbeluftballons (meistens von Banken) mit aber das lasse ich aus Umweltschutzgründen sein.
Her mit euren BHs und Schminksachen
Von einigen Frauen wurde ich gefragt, ob ich vielleicht auch BH’s hätte. Die indonesischen schneiden anscheinend ein und reißen leicht. Alle zwei Jahre bekomme ich einen ganzen Schwung und kann sie den entsprechenden Frauen geben.
Besonders beliebt sind natürlich auch Schminksachen. Lippenstifte (keine Brauntöne!), Nagellack, Mascara, Lidschatten, Puder – da freuen sich die Frauen! Eine Bekannte hat einen Beautysalon hier in Österreich und gibt mir ab und zu die ganzen Tester von den aus dem Programm genommenen Produkten. Diese Tester gebe ich meistens Tanzgruppen, die ja sehr viel Schminke für ihre Auftritte brauchen.
Kleidung aus Deutschland oder Indonesien?
Politisch ganz Korrekte haben mir einen Vorwurf gemacht, dass ich doch die Kleidung in Indonesien kaufen soll. Sorry, ich bin Rentnerin und nicht mit Reichtum gesegnet. Ich kann es mir einfach nicht leisten, Kleidung für 10 Familien oder mehr zu kaufen.
Ehrlich gesagt, freuen sich die Kinder sehr, wenn es westliche Sachen sind (auch wenn im Label made in Vietnam usw. steht). Hinzu kommt, daß meine Spender froh sind, dass jemand ihre Sachen abnimmt. Das Argument, „bei uns gibt es auch arme Familien“, greift nicht ganz. Das haben meine Spender bereits vorher probiert und sind bei den bedürftigen Familien abgeblitzt. Sie bekamen zu hören „unsere Kinder bekommen keine getragenen Sachen“.
Second Hand ist eh viel besser
OK, das kann ich gar nicht nachvollziehen. Getragene Sachen haben nur Vorteile – die Schadstoffe sind bereits raus gewaschen, sie sind günstig, Kindersachen sind teilweise gerade mal ein paar Mal getragen worden und man kann auch mal wirklich teure Marken zu kleinem Geld erstehen.
Ab und zu bekomme ich auch T-Shirts usw. für Erwachsene. Besonders die ‚Shirts mit Werbeaufdrucken sind sehr beliebt. Sturmmützen fürs Skifahren – ganz beliebt bei den Fischern! Jeans sind leider zu schwer, nehme ich kaum mal eine mit.
Die Freude bei den Familien ist groß und entschädigt mich für die Arbeit und die Schlepperei. Es sind ja doch jedes Mal zwischen 40 und 60 Kilos.
Wie sieht es bei dir aus? Würdest du auch bei deiner nächsten Reise Kleidung mit nach Indonesien nehmen? Ich freue mich über deine Ideen und deine Kritik.
Text und Fotos: Hella Binder
Über die Autorin: Hella, geboren (1949) und aufgewachsen in Norddeutschland ist Hella über Stuttgart und München durch ihre Heirat in Österreich gelandet. Sie hat zwei erwachsene Kinder und ein Enkelkind. Seit der Pension lebt sie zwischen Bali und Österreich und entdeckt jedes Jahr neue Ecken von Indonesien.
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