Flores, die größte der kleinen Sunda-Inseln im Osten Indonesiens liegt fernab des Massentourismus wie man ihn z.B. auf Bali findet. Wer Bali oder andere Orte in Indonesien schonmal bereist hat kennt das Problem mit dem Müll. Es gibt keine für Europäer alltägliche Müllabfuhr, kaum öffentliche Mülleimer und was noch schwerwiegender ist: das Bewusstsein der Meisten, dass Plastik der Umwelt schadet (noch dazu wenn es im Vorgarten verbrannt wird) ist noch sehr unterentwickelt.
Das hat zur Folge, dass der Müll einfach überall entsorgt wird: am Strand, im Vorgarten, im Fluss, am Straßenrand.
Wherever I step my feed I dump my trash.
Flores erreichen zudem beim Wechsel von Sommer- zur Regenzeit Unmengen an Plastik aus dem Meer, was die Strände in weniger romantische Müllhalden verwandelt.
Es gibt bereits einige Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben das Bewusstsein für Waste-Management zu stärken, eine davon ist die „Bank Sampah Flores“ bei Maumere (Bank Sampah bedeutet übersetzt Müllbank).
Die Bank Sampah Flores
Das Prinzip der Waste-Bank ist simpel aber effektiv. Cash for Trash lautet die Devise.
Jeder der möchte und von der Möglichkeit weiss, kann seinen Müll vorbeibringen; dieser wird gewogen und je nach Gewicht wird ein kleiner Betrag ausgezahlt oder auf einem Sparbuch angelegt. Der Betrag ist höher je besser der Müll getrennt und organisiert ist.
Immer samstags wird der Müll von einer Recycling-Firma abgeholt und nach Surabaya auf Java verschifft. Bevor der Müll aber verkauft werden kann muss alles mühsam in langwieriger Handarbeit sortiert, auseinandergenommen und in seine vielzähligen Einzelteile bzw. verschiedene Sorten zerlegt werden.
Die Gründerin Susi arbeitet mit ehrenamtlichen Helfern zusammen, üblicherweise brauchen sie zu dritt zwei Wochen um den Müll vorzubereiten – tatsächlich heißt das aber jeden Tag Müll zu sortieren.
Manchmal gibt es mehr Helfer, meistens sind sie jedoch nur zu dritt. Die wichtigste Aufgabe, nicht zuletzt um die Arbeit eines Tages zu verringern, liegt aber in der Aufklärung der Menschen.
So veranstaltet die Bank Sampah Workshops zu den drei Schlagwörtern
Reduce, Reuse, Recycle
Bei denen macht die Crew zum Einen auf die Dringlichkeit des Themas aufmerksam, zum Anderen geben sie Kurse in denen die Teilnehmer lernen wie sie ihr Plastik wiederverwenden (zum Beispiel als Blumentöpfe, oder als Taschen upcyceln) und wie sie den Müll generell reduzieren können.
Darüber hinaus zeigt sie den Teilnehmern wie sie ihren organischen Müll kompostieren und als reichhaltigen Dünger verwenden können. Schön ist zu sehen, dass bereits einige in der Umgebung mit Taschen aus den Workshops aus recycelten Plastikbechern oder Verpackungen einkaufen gehen.
Ein Geschenk aus dem Meer: 17 Kilo Müll
Seit zwei Jahren gibt es die Bank Sampah. Während der „Musim Barat“, dem Anfang der Regenzeit wenn der Wind aus dem Westen kommt, erhielt Susi ein Geschenk aus dem Meer: 17 Kilo Müll an ihren Strand, in ihrem Garten, vor ihrem Haus. Das war der Punkt an dem Sie entschloss, dass sie etwas verändern muss und so gründete sie die Bank Sampah.
Der erste Kunde kam am nationalen Tag des Mülls „Hari Peduli Sampah Nasional“ – der an ein Ereignis vor 11 Jahren erinnert bei dem ein Müllberg in Java wegen starkem Regen weggespült wurde, und 115 Menschen unter sich begrub.
Susi kommt aus Rowo Senang in Zentral-Java, ein Ort der Preise für seine Sauberkeit gewonnen hat. Als ihr Mann ein neues Jobangebot auf Flores bekommt, machten sie dort zusammen Urlaub um zu schauen ob sie dort leben wollten. Susi hat sich sofort verliebt, in die umwerfende Schönheit der Insel, die Üppigkeit der Natur und in die Gemeinschaft der Menschen. Sie wollte bleiben.
Nun wohnen sie an einem wunderschönen Strand, dem Pantai Paris bei Maumere, mit Blick auf die vorgelagerten Inseln und mit einem Garten voller Upcycling. Seit dem Valentinstag vor zwei Jahren ist es ihr Ziel der Insel Flores die Bedeutung ihres Namens „Kap der Blumen“ wieder zurückzugeben, denn „Wo sind die Blumen?“, fragt sie. „Unter Plastik!“
Waste-Management auf Flores
Von Anfang an hat sie sämtliche regionalen Versammlungen besucht um auf das Thema Waste-Management und auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, und den Anwesenden gleich zu zeigen, was sie tut und wie jeder helfen kann.
Als erstes platzte sie in eine Versammlung von Schuldirektoren aus drei Gemeinden rein. Sie bat um 15 Minuten Aufmerksamkeit, und schließlich bekam sie eine volle Stunde, eine rege, enthusiastische Diskussion und am Ende ging sie mit einigen Einladungen von Schulen nach Hause.
So konnte sie in diesen Gemeinden ihr Pilotprojekt starten, in 7 Gemeinden ihre Trainings abhalten und schließlich wurden in zwei Subdistricts mit sieben Gemeinden bereits Büros der Bank Sampah eröffnet. Inzwischen sind schon 9 Subdistricts mit dabei.
Der Versuch die lokale Politik miteinzubeziehen scheiterte an einem schlichten: „Das ist nicht unser Problem“.
Also ist Susi weiterhin auf Mundpropaganda und eigene Aufklärungsarbeit angewiesen um ein Umdenken in der Bevölkerung anzuzetteln.
Für unsere Kinder-Kreativ-Werkstatt haben wir uns bereits zu einem Workshop mit anschließendem Beach-Cleanup verabredet – die Bank Sampah stellt ein Training, Schulungsmaterial, Müllsäcke, Handschuhe, Mundschutz und eine Waage zur Verfügung. Es zeigt sich dass solche Veranstaltungen immer hilfreich sind, um mehr Leute ins Boot zu holen. Die Bank Sampah arbeitet rein ehrenamtlich, sie bekommen kein Geld von Nirgendwo.
Ihr Konzept ist Aktion, tätig sein, aufklären.
Susi glaubt fest daran, dass die Arbeit, die sie macht den Leuten zeigt dass Tatkraft notwendig ist, um eine Veränderung herbeizuführen. Deshalb war es lange kein Thema sich offiziell anerkannt zu organisieren – „I believe in work“ sagt sie.
Momentan befindet sich die Bank Sampah im NGO Gründungsprozess. Zu Beginn finanzierte Susis Mann noch zu großen Teilen die Versorgung der Volunteers und deren Transport. Da er aber nicht mehr arbeitet, wird die Suche nach anderen Einnahmequellen notwendig – was als non-profit Organisation eben nur über Spenden funktioniert.
Über Kinderbücher und Workshops
Abgesehen von Geld gibt es vielerlei Aufgaben die jemand übernehmen muss. Ein Kinderbuch soll geschrieben, gestaltet und gedruckt werden. Um eine größere Reichweite zu erreichen bedarf es jeder Menge engagierter Menschen die in die Dörfer fahren und Workshops abhalten.
Momentan läuft noch vieles über Susis privaten Facebook Account. Wenn ein Transport ansteht fragt sie zunächst auf Facebook nach Hilfe, nach jemandem der ein Auto hat und bereit ist Säcke abzuholen, Leute zu transportieren oder anderweitig auszuhelfen.
Ihre Strategie ist nach zwei Jahren immernoch die Gleiche. Einfach in Versammlungen platzen und um Gehör bitten. Auf diese Weise hat sie innerhalb von zwei Jahren schon viel erreicht.
Dennoch bedeutet das für sie jeden Tag mit eigentlich nur zwei Freiwilligen von morgens bis Abends Müll sortieren und auseinanderzunehmen. Zwischendurch kommen noch Kunden vorbei die ihren Müll vorbeibringen, der gewogen werden muss und je nach dem entweder ausgezahlt oder im Sparbuch vermerkt werden.
Ein monströses Ziel
Inzwischen führt die Bank Sampah 1400 Kunden. Geld kann aber nur der erste Anreiz bleiben sich mit dem Thema zu befassen. Um sich aber wieder besser auf die eigentliche Arbeit, die Aufklärung konzentrieren zu können, werden zukünftig nur bereits fertig sortierte und auseinandergenommene Mülldonations akzeptiert.
Es ist bewundernswert daß Susi jeden Tag von morgens bis Abends ihre komplette Zeit in diese Aufgabe steckt mit dem einzigen, aber monströsen Ziel in den Köpfen der Menschen eine Veränderung zu bewirken. Und sie wird jeden Tag daran erinnert, dass das nur Schritt für Schritt geht.
Waste-Management ist natürlich kein echtes Urlaubsthema, will man doch vor allem Abenteuer erleben oder sich einfach komplett entspannen. Diejenigen die allerdings bereits in Indonesien unterwegs waren wissen: so mancher Strand lädt nicht wirklich zum ausgedehnten Sonnenbaden ein. Dennoch, besucht die Bank Sampah, helft Susi und erzählt allen Locals von der Initiative. Und vor allem, sammelt euren Müll ein.
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