Wayan, Made, Ketut, Wayan, Made, Gede…
ist euch auch schon aufgefallen, dass irgendwie alle Balinesen die gleichen Vornamen haben? Dazu haben die meisten auch keinen Familiennamen. Lediglich den Vornamen und manchmal auch einen Nicknamen dazu, wie zum Beispiel „Garut“ oder „Kayan“.
Warum das so ist?
Auf Bali erfolgt die Namensgebung nach der Reihenfolge der Geburt. Es werden aber auch die ungeborenen Kinder der Frau mitgezählt. Es sind Namen für vier Kinder vorgesehen, falls mehr Kinder geboren werden, geht es wieder von vorne los.
Balinesische Namen: Das 1. Kind
a) Wayan (der Älteste)
Basiert auf dem javanischen wayah-an. Wayah = alt, die Endung -an ergibt den Superlativ. Sprich der Name „Wayan„ bedeutet „der Älteste“.
b) Putu (Enkel)
Putu kommt ebenfalls aus dem Javanischen und bedeutet „Enkel“.
c) Gede / Gde (der Größte)
Gede kommt aus dem Balinesischen und bedeutet „groß“ oder „der Größte“. Wird nur für männlichen Nachwuchs benutzt.
d) Luh (kleines Mädchen / Blume)
Der Name Luh dagegen ist ein reiner Mädchenname. Er stammt vom javanischen Wort galuh, was so viel wie „kleines Mädchen“ oder „Blume“ bedeutet.
Balinesische Namen: Das 2. Kind
a) Made (in der Mitte)
Der Ursprung dieses Namens liegt in der Kawi-Sprache, einer alten literarischen Sprache, die auf Java, Bali und Lombok gesprochen wurde und viele Lehnwörter aus dem Sanskrit übernommen hat. Der Name „Made“ geht zurück auf den Ausdruck „Basis Madya“ und bedeutet „In der Mitte“.
b) Nengah (in der Mitte)
Der Ursprung des Namens Nengah geht auf die Bahasa Melayu, der malaiischen Sprache zurück und bedeutet ebenfalls „in der Mitte“. Im Indonesischen bedeutet „tengah“ übrigens „in der Mitte“, was dem Namen Nengah sehr Nahe ist.
c) KADEK (der Zweite)
Kadek kommt ebenfalls aus dem malaiischen und bedeutet „der Zweite“.
Balinesische Namen: Das 3. Kind
a) Nyoman (der Jüngste)
Der Ursprung des Namen Nyoman geht auf das Javanisch Wort „nom-an“ zurück und bedeutet „der Jüngste“.
b) Komang (Baby)
Komang kommt ebenfalls aus dem Javanischen (Kamong) und bedeutet „Baby“ oder „verwöhntes, gehütetes Kind“.
Balinesische Namen: Das 4. Kind
a) Ketut (Gefolgter)
Der Name kommt vom Javanischen Wort „katut“, was so viel heißt, wie „mitgehen“ oder „folgen“. Es wird auch gesagt, dass der vierte Name Ketut „nicht gewollt“ bedeutet. Drei Kinder sollen ideal sein auf Bali – deshalb heisst das zweite übersetzt auch “das Mittlere” oder das dritte Kind „der Jüngste“.
Balinesische Namen: Das 5. Kind
Da gehts dann wieder von vorne los und die meisten fünften Kinder heißen dann wieder Wayan.
Balinesische Namen: Mädchen und Jungen
Die meisten der oben genannten Namen werden sowohl für Frauen, als auch für Männer benutzt.
Man unterscheidet nur, ob Mann oder Frau durch ein vorgesetztes „I“ für männlich und „Ni“ für weiblich. Also „I Wayan“ steht für einen Sohn und „Ni Wayan“ für eine Tochter.
Nur Gede und Luh bilden dabei eine Ausnahme. Sie werden entweder nur für Männer (Gede) oder nur für Frauen (Luh) benutzt.
Manche Familien halten sich natürlich nicht an die oben genannten Regeln und machen ihre eigenen Ausnahmen.
Du wirst auch viele Balinesen kennen lernen, die einen Spitznamen oder einen westlich klingenden Namen haben. Aber trotzdem kann ich dir garantieren, dass du sehr viele Wayans und Mades kennen lernen wirst.
Text: Hella Binder
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8 Kommentare
Immer wieder interessanter lesestoff bei euch. Danke. Auch die nur oberflaechlichen Kenntnisse der sehr komplizierten Bali Sitten und Gebraeuche genuegen noch lange nicht diese Kultur und deren Denken zu verstehen 🙂
Das mit den Namen wird noch viel komplizierter. Das Gesagte betrifft nur die „Gewöhnlichen“ Menschen. Abkömmlinge von Priester- oder Königs-Dynastien haben spezielle Namen wie z.B. Agung, Dewa, Desak etc. etc.
Und obwohl viele heute einen Nik-Name verwenden, in den Familien-Urkunden sind immer noch die „richtigen“ Namen vermerkt.
Spannende Sache! Habe ich mit aufgenommen!
Also die Einheimischen haben mir erklärt, dass der vierte Name „Ketut“ tatsächlich bedeutet: nicht gewollt. Als Ideal gelten drei Kinder – deshalb heisst das zweite übersetzt auch „das Mittlere“ 😉
Bei uns auch so ist muss deutsche Freunde erklärem
Nächste zu den Namen:
Mein balinesischer Yoga Lehrer Kawi hat mich augeklaert, dass diese Familienreihenfolge eine moderne Form sei.
Bis ca. 1900 wurde das Kind nur mit I = männlich oder Ni = weiblich bezeichnet. Dann mit der Namensgebung wie Asana, Yoga usw. wurde das Kind zu I Asana oder Ni Asana. Heute heisst das Kind je nach Geburtsfolge I Wayan Asana usw…..
Wie bereits vorher geschrieben, kaum glaubt man, es zu verstehen, kommen wieder andere Erklärungen.
Ja, es gibt viele Eigenheiten auf Bali. Es wird einem nie langweilig. Und kaum hat man was richtig begriffen, kommen die Ausnahmen. Dann bekommt man zu hören: „ja, das stimmt aber ……
In meiner Familie ist es anders….
In unserem Dorf ist es anders…..
Das ist ja mal interessant. Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht 🙂