Ein Beitrag von Kathi und Romeo von sommertage.com
Kennt ihr diese Momente, die euer Herz selbst nach Monaten noch höher schlagen lassen? Momente, die so wunderschön sind, dass ihr der ganzen Welt davon erzählen möchtet? Momente, von denen ihr so dankbar seid, dass ihr sie erleben dürft?
Kennt ihr das, wenn ihr mit eurer Euphorie alle anstecken möchtet, aber Angst habt, dass ihr mit Worten nicht im geringsten das wiedergeben könnt, was ihr emotional erlebt habt? Heute möchten wir euch von einem solchen Moment erzählen. Nun, eigentlich sind es sogar mehrere.
Ein Zettel und eine Adresse
Wir waren gerade auf der Insel Java in Indonesien unterwegs. Etwas erschöpft und übermüdet von der vorangegangenen Nacht (die eiskalte Nacht am Vulkan-Kraterrand Ijen und der Weckruf um 03:30 trugen dazu bei) bezogen wir unser Zimmer in Banyuwangi, Der Ort dient den meisten Reisenden als Zwischenstopp auf ihrem Weg nach Bali. So hatten wir es eigentlich ebenfalls geplant. Doch im Hinterkopf war da dieser Zettel mit einer Adresse, den uns eine indonesische Lehrerin in Borobudur in die Hand gedrückt hatte.
Kurzer Rückblick
Inmitten von kreischenden Schülerinnen und Schülern hatten wir in Borobudur Rina, eine Englisch-Lehrerin kennengelernt. Sie hatte uns von der Schule erzählt, an der sie unterrichtet und uns auch gleich die Adresse aufgeschrieben.
Maybe you want to visit us!
Hm, öhm, ja, schaun wir mal! Jetzt waren wir also tatsächlich an diesem Ort, vermutlich keine fünf Minuten von der Schule entfernt. Und die Gedanken kreisten. Und da wussten wir: wir wollen dorthin!
Auf der Suche nach Rina
Wir ließen uns vom Hotel ein Taxi rufen. Ob wir die Adresse der Schule haben? Nein, aber den Namen wissen wir: SMAN 1. Es folgten unzählige Telefonate und Diskussionen zwischen den Hotelmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, denn eigentlich war keinem so recht klar, wo sich diese Schule denn befinden sollte.
This is not a school.
Hatten wir da was falsch verstanden?
S-M-A-N? – Don’t know! Not here!
Öhm, nicht?
AHH, now I know!
der sichtlich erleichterte Mitarbeiter brachte uns zum Taxi und versuchte dem Fahrer den Weg dorthin zu erklären – mit Händen und Füßen. Wild gestikulierend. Ob das gut geht?
Da saßen wir nun in dem Taxi, hinter einem Taxifahrer, der kein Wort Englisch sprach, und in unseren Köpfen schlugen unsere Emotionen Purzelbäume. Verwirrt, neugierig, aufgeregt.
Als wir durch das große Tor der Schule fuhren, waren wir uns immer noch nicht sicher, ob wir hier denn richtig waren. Aus dem Taxi ausgestiegen, wurden uns sofort neugierige Blicke zugeworfen.
Binnen kürzester Zeit galt die gesamte Aufmerksamkeit der Menschen unserer Anwesenheit. Wir erklärten, dass wir auf der Suche nach Rina sind. Und dann, dann wurden wir zum Headmaster gebracht.
Thank you God, you heard my voice
Diese Situation, wir beide in diesem Kämmerchen, vom Direktor der Schule von oben bis unten gemustert, von ihm angelacht, ja angestrahlt – diese Situation, die werden wir nie vergessen. Ich glaube, noch nie zuvor hatte uns ein Mensch derart herzlich empfangen wie dieser Direktor. Er verschwand kurz und holte drei euphorisch grinsende Schülerinnern in den Raum.
Practice your English!
lautete die Anordnung des Headmasters. Und dann war die kuriose Situation perfekt: Uns gegenüber drei kichernde Schulmädchen, die uns, verlegen und doch bestimmt, mit großen Augen anstarrten. Da war er, dieser Moment. Ihr wisst schon, Glücksgefühl. Wie – bitte verratet es uns – ist es möglich, dass Menschen so viel Herzlichkeit ausstrahlen?
Nach einiger Zeit ging die Tür auf. Erst einen kleinen Spalt, und dann ganz schwungvoll.
Thank you God, you heard my voice.
Das verrückte an der Sache war, dass sich unsere Mitmenschen noch mehr freuten als wir selbst. Wie kann das sein?
“ was afraid something happened to you!
Und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, ob sie sich überhaupt an uns erinnern kann. Darauf erneut begeisterte Worte des Headmasters über unsere Anwesenheit. Es klingt ein bisschen seltsam, aber diese überschwängliche Freude war uns fast schon unheimlich und ein wenig unangenehm.
Please talk to my students! Please! Please teach them English.
Rina ist so liebenswert naiv. Na gut, machen wir. Morgen dann. Es war nämlich bereits 12 Uhr und die Burschen knieten bereits betend in der Moschee. Rina hatte schon Pläne für den Nachmittag geschmiedet: zunächst wollte sie ihre Kinder aus der Schule abholen, uns dann ihren Eltern vorstellen, uns deren Haus zeigen, dann das ihre und uns anschließend zum Essen in ein Restaurant ausführen. Hatten wir schon erwähnt, dass wir sie zu diesem Zeitpunkt noch kaum kannten und uns diese außergewöhnliche Zuneigung verstörte?
Achja, die Einladung, in ihrem Haus zu übernachten, hatten wir dann noch abgeschlagen. Kulturelle Differenzen sind faszinierend!
Tee und Kekse mit Omi
Gut 15 Minuten später saßen wir bereits in einem kargen Wohnzimmer, einer indonesischen Omi gegenüber, die uns mit klebrig-süßem Tee und leckeren Keksen vollstopfte.
Breites Grinsen in allen Gesichtern um uns herum. Wir nippten am Tee und griffen verlegen nach den Keksen. Wir wurden den Enkerln vorgestellt und den Nachbarn. Im Restaurant wurde für uns die komplette Speisekarte bestellt. Zwei mal.
Im Klassenzimmer Walzer tanzen
Die Eindrücke des darauffolgenden Tages lassen sich schwer in Worte fassen. Wir haben unheimlich, unheimlich viele Schülerinnen und Schüler getroffen, haben indonesische Tänze und Walzer getanzt, haben traditionelle, javanesische Musik vom Schulchor gehört und auf einem Klavier, das per Lautsprecher den gesamten Schulhof beschallt, den Flohwalzer gespielt.
Wir wurden gefühlt tausend Mal um Fotos gebeten und haben in den seltsamsten Posen posiert. Wir haben uns als Englisch-Lehrer bzw. Lehrerin versucht und gemerkt, dass es ganz schön anstrengend ist. Wir hatten unglaublich interessierte junge Schülerinnen und Schüler und solche, die sich wohl gefragt haben, was wir zwei Kasperln da bitteschön machen.
Eine Pilgerreise durch die Schule
Ja, was haben wir eigentlich gemacht? Rina wollte, dass wir mit so vielen Schülerinnen und Schülern wie nur möglich Kontakt haben. Daher sind wir von Klasse zu Klasse gepilgert und haben versucht, mit den Jugendlichen so gut es ging Gespräche auf Englisch zu führen: Über Österreich und Indonesien, über Schnee und Berge und über die Frage, wie man denn unser Verhältnis zueinander bezeichnen kann.
Dass wir nicht verheiratet sind, haben alle, auch die Lehrerinnen und Lehrer, gut aufgefasst (das ist hier ja nicht üblich) und wir mussten versprechen, alle zu unserer Hochzeit einzuladen.
Unsere Herzen tanzten
Und unser Herz? Das hat den ganzen Tag getanzt. Vor Freude, weil es ungewohnt schön ist, wenn sich Menschen über deine Anwesenheit derart freuen.
Vor Glück, so viele strahlende Gesichter zu sehen. Und ein klein wenig aus Wehmut, diesen idyllisch schönen Platz auf dieser Welt, irgendwann einmal verlassen zu müssen…
Text und Fotos: Kathi und Romeo von sommertage.com
Über die Autoren: Hey, wir sind Kathi und Romeo. Mitte 20, WienerIn, journalistisch interessiert. Wir lieben das Reisen, das Abenteuer, das Leben. Wir reisen mit Leidenschaft. Wir versuchen, alles, alle Erlebnisse, Gerüche, Situationen, Begegnungen aufzusaugen. Reisen macht uns glücklich, zeigt uns neue Wege – Wege zu uns selbst. Sommertage ist unser persönlicher Blog. Es ist ein Ort für Inspiration, für Leidenschaft für Meinungen und Gedanken. Und für gute Fotos. Komm, und reise mit uns!
Wenn dir der Beitrag gefallen hat und du mehr über Indonesien erfahren möchtest, folge uns auch auf Facebook oder abonniere unseren Newsletter. Alle wichtigen Infos für deine Reise in Indonesien findest du in dem Beitrag „Alle Tipps für deine Reise nach Indonesien„.
Schreibe einen Kommentar